6A Jesus — ein Göttlicher; göttlich
Joh 1:1: „und das WORT war ein Gott [göttlich]“
Gr.: καὶ θεὸς ἦν ὁ λόγος (kai theós ēn ho lógos)
1896 |
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Curt Stage, Das Neue Testament, Leipzig.. |
1910 |
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Rudolf Böhmer, Das Neue Testament verdeutscht, Stuttgart. |
1924 |
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Heinrich Wiese, Das Neue Testament, Stuttgart.. |
1926 |
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Oskar Holtzmann, Das Neue Testament, Gießen. |
1949 |
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Hermann Menge, Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, 11. Aufl., Stuttgart. |
1949 |
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Ludwig Thimme, Das Neue Testament, Stuttgart. |
1963 |
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Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften, Brooklyn (USA) (New World Translation of the Christian Greek Scriptures, Brooklyn [USA] 1950). |
1972 |
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Ludwig Albrecht, Das Neue Testament, 10. Aufl., Gießen u. Basel. |
1975 |
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Siegfried Schulz, Das Evangelium nach Johannes, Das Neue Testament Deutsch, „Neues Göttinger Bibelwerk“, 2. Aufl. der neuen Fassung, Göttingen. |
1978 |
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Johannes Schneider, Das Evangelium nach Johannes, „Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament“, Berlin. |
1979 |
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Jürgen Becker, Das Evangelium nach Johannes, „Ökumenischer Taschenbuchkommentar zum Neuen Testament“, Gütersloh u. Würzburg. |
1980 |
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Ernst Haenchen, Das Johannesevangelium, Tübingen. |
Da das griechische Wort θεός (theós) ein singularisches Prädikatsnomen ist, das vor dem Verb ohne vorangehenden bestimmten Artikel erscheint, benutzen die obigen Übersetzungen als Wiedergabe z. B. „ein Gott“ oder „göttlich“. Es handelt sich also dabei um ein artikelloses theós. Der Gott, bei dem das Wort oder der Logos ursprünglich war, wird hier mit dem griechischen Ausdruck ὁ θεός bezeichnet, also mit theós, dem der bestimmte Artikel ho vorangestellt ist. Diese Konstruktion des Substantivs mit dem bestimmten Artikel weist auf eine Persönlichkeit, eine Person, hin, wohingegen ein singularisches artikelloses Prädikatsnomen, das dem Verb vorangeht, auf eine Eigenschaft hinweist, die jemand hat. Folglich bedeutet die Aussage des Johannes, daß das Wort oder der Logos „ein Gott“ oder „göttlich“ war, nicht, daß er der Gott war, bei dem er war. Vielmehr wird dadurch eine gewisse Eigenschaft des Wortes oder des Logos zum Ausdruck gebracht; er wird aber nicht als derselbe wie Gott ausgewiesen.
Im griechischen Text finden sich viele Fälle eines singularischen artikellosen Prädikatsnomens, das dem Verb vorangeht, so in Mar 6:49; 11:32; Joh 4:19; 6:70; 8:44; 9:17; 10:1, 13, 33; 12:6. An diesen Stellen fügen die Übersetzer den unbestimmten Artikel „ein“ vor dem Prädikatsnomen ein, um damit die Eigenschaft oder das Charakteristische des Subjekts zum Ausdruck zu bringen. Da der unbestimmte Artikel in diesen Texten vor dem Prädikatsnomen eingefügt wird, wird mit der gleichen Berechtigung der unbestimmte Artikel „ein“ vor dem artikellosen θεός im Prädikat von Johannes 1:1 eingefügt, und so entsteht die Lesart „ein Gott“. Die Heilige Schrift bestätigt die Richtigkeit dieser Wiedergabe.
In der Grammatik des neutestamentlichen Sprachidioms von G. B. Winer, 7. Aufl., Leipzig 1867, wird hierzu auf S. 116 folgendes bemerkt: „Jo. 1, 1. θεὸς ἦν ὁ λόγος [theós ēn ho lógos] hätte der Art. nicht weggelassen werden dürfen, wenn Joh. den λόγος [lógos] als ὁ θεός [ho theós] bezeichnen wollte, weil in diesem Nexus [Zusammenhang] das blosse θεός [theós] zweideutig war. Dass aber Joh. absichtlich schrieb θεός, lehrt theils der bestimmte Gegensatz des πρὸς τὸν θεόν [pros ton theón, „bei dem Gott“] v. 1. 2., theils die ganze Charakterisirung des λόγος [lógos].“ In seinem Artikel „Qualitative Anarthrous Predicate Nouns: Mark 15:39 and John 1:1 [Artikellose Prädikatsnomina als Eigenschaftsbezeichnungen: Markus 15:39 und Johannes 1:1]“, veröffentlicht im Journal of Biblical Literature, Bd. 92, Philadelphia (USA) 1973, sagt Philip B. Harner auf S. 85, daß derartige Nebensätze, wie der in Joh 1:1, „mit einem artikellosen Prädikat vor dem Verb in erster Linie eine Eigenschaftsbezeichnung darstellen. Sie zeigen, daß der logos die Natur des theos hat. Es gibt keine Grundlage dafür, das Prädikat theos als bestimmt aufzufassen.“ Auf S. 87 seines Artikels kommt Harner zu folgendem Schluß: „Ich denke, daß in Joh 1:1 die qualitative Aussagekraft des Prädikats so hervorragend ist, daß das Substantiv nicht als bestimmt aufgefaßt werden kann.“
Nachstehend findet sich eine Aufstellung von Beispielen aus den Evangelien von Markus und Johannes, wo die verschiedenen Übersetzer singularische artikellose Prädikatsnomina, die vor dem Verb stehen, mit einem unbestimmten Artikel wiedergegeben haben, um den unbestimmten und qualitativen Zustand des Subjekts zu kennzeichnen:
Schrifttext |
Neue-Welt-Übersetzung |
Einheitsübersetzung |
Die Bibel in heutigem Deutsch |
Lutherbibel, revidierter Text 1984 |
Revidierte Elberfelder Übersetzung |
Zürcher Bibel |
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eine Erscheinung |
ein Gespenst |
ein Gespenst |
ein Gespenst |
ein Gespenst |
ein Gespenst |
|
ein Prophet |
ein Prophet |
ein Prophet |
einen Propheten |
ein Prophet |
ein Prophet |
|
ein Prophet |
ein Prophet |
ein Prophet |
ein Prophet |
ein Prophet |
ein Prophet |
|
ein Verleumder |
ein Teufel |
ein Teufel |
ein Teufel |
ein Teufel |
ein Teufel |
|
ein Totschläger |
ein Mörder |
ein Mörder |
ein Mörder |
ein Menschenmörder |
ein Menschenmörder |
|
ein Lügner |
ein Lügner |
ein Lügner |
ein Lügner |
ein Lügner |
ein Lügner |
|
ein Prophet |
ein Prophet |
ein Prophet |
ein Prophet |
ein Prophet |
ein Prophet |
|
ein Dieb |
ein Dieb |
ein Dieb |
ein Dieb |
ein Dieb |
ein Dieb |
|
ein Lohnarbeiter |
ein bezahlter Knecht |
(gegen Lohn hütet) |
ein Mietling |
ein Mietling |
ein Mietling |
|
ein Mensch |
ein Mensch |
ein Mensch |
ein Mensch |
ein Mensch |
ein Mensch |
|
ein Dieb |
ein Dieb |
ein Dieb |
ein Dieb |
ein Dieb |
ein Dieb |