6D „Gott, der über allen ist“
Rö 9:5, gr.: καὶ ἐξ ὧν ὁ χριστὸς τὸ κατὰ σάρκα, ὁ ὢν ἐπὶ πάντων, θεὸς εὐλογητὸς εἰς τοὺς αἰῶνας· ἀμήν
(kai ex hōn ho christós to katá sárka, ho ōn epí pántōn, theós eulogētós eis tous aiṓnas; amḗn)
1931/42 |
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Zürcher Bibel, Zürich. |
1949 |
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Ludwig Thimme, Das Neue Testament, Stuttgart. |
1963 |
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Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften, Brooklyn (USA) (New World Translation of the Christian Greek Scriptures, Brooklyn [USA] 1950). |
1982 |
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Die Bibel in heutigem Deutsch, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. |
Die obigen Übersetzungen betrachten ὁ ὤν (ho ōn) als den Anfang eines unabhängigen Satzes oder Nebensatzes, der sich auf Gott bezieht, um über ihn einen Segen für die Vorkehrungen, die er getroffen hat, auszusprechen. Hier und in Ps 67:19, LXX erscheint das Prädikat εὐλογητός (eulogētós, „gesegnet“) nach dem Subjekt θεός (theós, „Gott“). (Siehe Ps 68:19, Fn.)
In seinem Werk Grammatik des neutestamentlichen Sprachidioms, 7. Aufl., Leipzig 1867, S. 513 sagt G. B. Winer: „Denn wo das Subj[ekt] die Hauptvorstellung bildet, namentl[ich] wo es einem andern Subject gegenübertritt, kann und wird das Prädicat nur nachstehen vgl. Ps. 67, 20. LXX. Und so ist auch Rö. 9, 5., wenn die Worte ὁ ὢν ἐπὶ πάντων θεὸς εὐλογητός cet. [ho ōn epí pántōn theós eulogētós usw.] auf Gott bezogen werden, die Wortstellung eine ganz angemessene, ja nothwendige.“
In The Authorship of the Fourth Gospel and Other Critical Essays von Ezra Abbot, Boston (USA) 1888, findet sich auf S. 332—438 eine detaillierte Studie zu der Konstruktion in Rö 9:5. Auf S. 345, 346 und 432 sagt er: „Hier wird jedoch ὁ ὤν [ho ōn] von ὁ χριστός [ho christós] durch τὸ κατὰ σάρκα [to katá sárka] getrennt, dem beim Lesen eine Pause folgen muß — eine Pause, die durch die besondere Betonung von κατὰ σάρκα [katá sárka] durch das τό [to] ausgedehnt wird; und der vorausgehende Satz ist in sich selbst grammatisch vollständig und bedarf logischerweise keiner weiteren Hinzufügung; denn es war nur dem Fleische nach, daß Christus von den Juden abstammte. Wie wir andererseits gesehen haben (S. 334), legt die Aufzählung von unmittelbar vorausgehenden Segnungen, die durch den unschätzbaren Segen des Kommens Christi gekrönt werden, natürlicherweise nahe, Gott als demjenigen, der über alles herrscht, Lobpreis und Dank darzubringen; während ebenso eine Doxologie durch das ’Αμήν [Amḗn] am Ende des Satzes angezeigt wird. Von jedem Gesichtspunkt aus scheint daher die Wortkonstruktion, die die Doxologie betrifft, als einfach und natürlich. . . . Die Natürlichkeit einer Pause nach σάρκα [sárka] wird weiter durch die Tatsache angezeigt, daß wir nach diesem Wort in allen unseren ältesten Hss., die diesen Fall bezeugen, einen Punkt finden, nämlich in A, B, C, L. . . . Ich kann nun, neben den Unzialen A, B, C, L, . . . wenigstens sechsundzwanzig Kursivhss. nennen, die eine Pause nach σάρκα machen, im allgemeinen dieselbe, wie sie sie nach αἰῶνας [aiṓnas] oder ’Αμήν [Amḗn] haben.“ Im ThBNT, Bd. 1, S. 606 wird über Rö 9:5 folgendes gesagt: „Es liegt nahe und ist sprachlich durchaus möglich, die Aussage auf Christus zu beziehen. Aber auch dann wäre Christus nicht unbedingt Gott gleichgesetzt, sondern nur als ein Wesen göttlicher Art gekennzeichnet; denn das Wort θεός [theọs] steht ohne Artikel. Doch kommt diese Hoheitsbezeichnung bei Paulus sonst nicht vor, so daß die Erklärung sehr viel wahrscheinlicher ist, daß hier eine Doxologie auf Gott vorliegt.“
Rö 9:5 schreibt demnach Lobpreis und Dank Gott zu. Diese Schriftstelle setzt somit Jehova Gott nicht mit Jesus Christus gleich.