MATTHÄUS
Studienanmerkungen zu Kapitel 1
Matthäus: Der griechische Name, der in Deutsch mit „Matthäus“ wiedergegeben wird, ist wahrscheinlich eine Kurzform des hebräischen Namens Mattithja (1Ch 15:18), der „Geschenk Jehovas“ bedeutet.
Nach Matthäus: Die Evangelienschreiber gaben sich in ihren Berichten nicht selbst als Schreiber zu erkennen und die Originaltexte hatten offensichtlich auch keinen Titel. In einigen Abschriften des Matthäusevangeliums erscheint jedoch der Titel Euaggélion katá Maththáion („Gute Botschaft [Evangelium] nach Matthäus“); in anderen Abschriften wird der kürzere Titel Katá Maththáion („Nach Matthäus“) verwendet. Es ist nicht bekannt, wann genau diese Überschriften hinzugefügt wurden bzw. in Gebrauch kamen. Möglicherweise geschah dies im 2. Jh. u. Z., denn der lange Titel erscheint in Handschriften, die auf das späte 2. Jh. oder frühe 3. Jh. datiert werden. Wie einige Bibelwissenschaftler annehmen, könnten die ersten Worte im Bibelbuch Markus („Anfang der guten Botschaft über Jesus Christus, den Sohn Gottes“) der Grund gewesen sein, warum der Ausdruck „Evangelium“ (wtl. „gute Botschaft“) für diese Berichte in Gebrauch kam. Wahrscheinlich wurde es aus praktischen Gründen üblich, den Namen des Schreibers im Titel zu nennen; so hatte man für jedes der Bücher eine eindeutige Bezeichnung.
Buch über die Geschichte: Die Anfangsworte im Bibelbuch Matthäus lauten auf Griechisch Bíblos genéseōs (abgeleitet von génesis) und können auch mit „Geschichtsbericht“, „Abstammungsverzeichnis“ oder „Geschlechtsregister“ übersetzt werden. génesis bedeutet wtl. „Ursprung“, „Entstehung“, „Geburt“ oder „Abstammungslinie“. In der Septuaginta wird damit das hebräische Wort tōle·dhṓth wiedergegeben, das etwa die gleiche Grundbedeutung hat. In 1. Mose wird tōle·dhṓth an den meisten Stellen mit „Geschichte“ übersetzt (1Mo 5:1; 6:9; 10:1; 11:10, 27; 25:12, 19; 36:1, 9; 37:2).
Geschichte von Jesus Christus: Im Bibelbuch Matthäus führt Jesu Abstammungslinie über Davids Sohn Salomo, bei Lukas dagegen führt sie über Nathan, einen anderen Sohn Davids (Mat 1:6, 7; Luk 3:31). Matthäus belegt durch die Linie von Joseph – der vom rechtlichen Standpunkt aus Jesu Vater war –, dass Jesus als ein Nachkomme Salomos Rechtsanspruch auf den Thron Davids besitzt. Lukas gibt offensichtlich die Abstammungslinie Marias an und macht dadurch Jesu biologische Abstammung von David deutlich.
Christus: Dieser Titel ist von dem griechischen Wort Christós abgeleitet und entspricht dem Titel „Messias“ (von hebräisch maschíach). Beides bedeutet „Gesalbter“. In biblischer Zeit war es üblich, einen Regenten bei seiner Amtseinsetzung mit Öl zu salben.
Sohn: In biblischen Abstammungslisten kann sich das Wort „Sohn“ sowohl auf einen direkten Sohn beziehen als auch auf einen Enkel oder einen späteren Nachkommen.
Sohn Davids: Weist darauf hin, dass Jesus der Erbe des Königreichsbundes ist, den Jehova mit David schloss und der durch einen Nachkommen Davids erfüllt werden sollte (2Sa 7:11-16; Ps 89:3, 4).
Sohn Abrahams: Die Juden kannten Gottes Versprechen, dass durch Abrahams Nachkommen alle Völker der Erde gesegnet würden. Mit seinen jüdischen Lesern im Sinn leitete Matthäus Jesu rechtliche Abstammungslinie damit ein, dass er ihn als den Nachkommen Abrahams und somit als rechtmäßigen Erben dieses Versprechens kenntlich machte.
Vater: In der Wendung wurde der Vater von (wtl. „zeugte“, „brachte hervor“) kann sich „Vater“ sowohl auf den leiblichen Vater beziehen als auch auf den Großvater oder einen entfernteren Vorfahren (Mat 1:8, 11).
Tamar: Die erste von fünf Frauen, die in der von Matthäus erstellten Abstammungsliste des Messias erwähnt werden. Die anderen sind Rahab und Ruth, beide keine Israelitinnen (V. 5), Bathseba, „die Frau Urias“ (V. 6), und Maria (V. 16). Diese Frauen wurden vermutlich deshalb in eine ansonsten rein männliche Abstammungsliste aufgenommen, weil sie durch besondere Umstände Vorfahrinnen von Jesus wurden.
David, dem König: David ist nicht der einzige König in dieser Abstammungsliste, doch nur er wird darin als „König“ betitelt. Mit David begann eine Königsdynastie, die auch als „das Haus Davids“ bezeichnet wurde (1Kö 12:19, 20). Dadurch, dass Matthäus Jesus in Vers 1 „Sohn Davids“ nennt, rückt er das Thema Königreich in den Mittelpunkt und macht Jesus als den Erben des Königtums kenntlich, um das es in dem Bund mit David geht (2Sa 7:11-16).
die Frau Urias: Gemeint ist Bathseba, die mit dem Hethiter Uria verheiratet war, einem der ausländischen Krieger Davids (2Sa 11:3; 23:8, 39).
Joram wurde der Vater von Usija: „Vater“ wird hier im Sinne von „Vorfahr“ gebraucht, was in biblischen Abstammungslisten nicht unüblich ist. Wie ein Vergleich mit 1Ch 3:11, 12 zeigt, wurden in der Linie Davids zwischen Joram und Usija (auch Asarja genannt) drei schlechte Könige (Ahasja, Joas und Amazja) ausgelassen.
Vater: In diesem Vers wird „Vater“ im Sinne von „Großvater“ verwendet. Josia war eigentlich der Vater von Jojakim, und dieser war der Vater von Jechonja (auch Jojachin oder Konja genannt) (2Kö 24:6; 1Ch 3:15-17; Est 2:6; Jer 22:24).
Schealtiel wurde der Vater von Serubbabel: An vielen Stellen wird Schealtiel als Vater von Serubbabel angegeben (Esr 3:2, 8; 5:2; Ne 12:1; Hag 1:1, 12, 14; 2:2, 23; Luk 3:27), doch an einer Stelle wird Schealtiels Bruder Pedaja als Serubbabels Vater bezeichnet (1Ch 3:19). Vermutlich war Pedaja der leibliche Vater von Serubbabel, aber rechtlich galt offenbar Schealtiel als sein Vater. (Siehe Anm. zu Luk 3:27.)
Joseph: Im Bericht von Matthäus steht nicht: „Joseph wurde der Vater von Jesus.“ (Siehe Anm. zu Mat 1:2.) Es heißt lediglich, Joseph sei der Mann Marias, die Jesus, genannt Christus, zur Welt brachte. Das mit „die“ übersetzte Pronomen ist im Griechischen weiblich und kann sich nur auf Maria beziehen. Die Abstammungslinie im Matthäusevangelium zeigt somit, dass Jesus zwar nicht Josephs leiblicher Sohn war, aber als dessen Adoptivsohn ein gesetzlicher Erbe Davids. Die Abstammungslinie im Lukasevangelium dagegen macht deutlich, dass Jesus durch seine Mutter Maria der leibliche Erbe von David war.
Christus: Siehe Anm. zu Mat 1:1 und Worterklärungen.
verlobt: Oder „zur Ehe versprochen“. Bei den Juden galt eine Verlobung als bindend. Sie betrachteten die Verlobten so, als seien sie bereits verheiratet, auch wenn die beiden erst als Mann und Frau zusammenlebten, wenn sämtliche Heiratsformalitäten abgeschlossen waren.
Geist: Die erste Stelle, an der das griechische Wort pneuma in den Christlichen Griechischen Schriften erscheint. Es bezieht sich hier auf Gottes aktive Kraft. (Siehe Worterklärungen.)
Mann … scheiden: Da ein verlobtes Paar so angesehen wurde, als sei es bereits verheiratet, konnte Joseph zu Recht als Marias Mann und Maria als Josephs Frau bezeichnet werden (Mat 1:20). Um die Verlobung zu lösen, war eine Scheidung nötig.
plötzlich: Das griechische Wort idoú, hier mit „plötzlich“ wiedergegeben, bedeutet wtl. „siehe“ oder „seht“. Es wird oft verwendet, um auf etwas aufmerksam zu machen, was gleich folgt: Der Leser soll sich etwas vorstellen oder auf ein Detail in einer Erzählung hingewiesen werden. idoú wird auch gebraucht, um etwas Wichtiges hervorzuheben oder um etwas Neues bzw. Überraschendes anzukündigen. In den Christlichen Griechischen Schriften erscheint das Wort am häufigsten im Matthäus- und im Lukasevangelium sowie in der Offenbarung. In den Hebräischen Schriften kommt an vielen Stellen ein vergleichbarer Begriff vor.
Jehovas: Die erste von 237 Stellen in dieser Bibelübersetzung, wo in den Christlichen Griechischen Schriften der Gottesname Jehova im Haupttext steht. (Siehe Anh. C.)
Jehovas Engel: In den Hebräischen Schriften erscheint diese Wendung häufig, das erste Mal in 1Mo 16:7. In frühen Abschriften der Septuaginta folgt an diesen Stellen nach dem griechischen Wort ággelos (sprich: ángelos; „Engel“, „Bote“) der Name Gottes in hebräischen Buchstaben. So z. B. in einer Abschrift, die im Nachal Chever (Israel) gefunden wurde und zwischen 50 v. u. Z. und 50 u. Z. datiert wird; dort erscheint die Wendung in Sach 3:5, 6. (Siehe Anh. C.) Eine Reihe von Bibelübersetzungen hat den Gottesnamen in Mat 1:20 in der Formulierung „Jehovas Engel“ beibehalten. (Siehe Anh. A5 und Anh. C3, Einleitung, Mat 1:20.)
Sohn Davids: Dadurch, dass der Engel Joseph mit „Sohn Davids“ anredete, erinnerte er ihn an den Bund mit David und bereitete ihn auf das vor, was er ihm gleich mitteilen würde. (Siehe Anm. zu Mat 1:1, 6.)
deine Frau Maria zu dir nach Hause zu holen: Nach jüdischer Tradition begann die Eheschließung bereits mit der Verlobung, und die Heiratsformalitäten waren abgeschlossen, wenn der Bräutigam die Braut in sein Haus führte. Dadurch erklärte er öffentlich, dass er sie zu seiner Frau nahm. Dieses Ereignis fand üblicherweise an einem festgelegten Tag statt und wurde gefeiert. Damit war die Eheschließung offiziell und wurde allgemein anerkannt; sie wurde schriftlich festgehalten und galt als bindend (1Mo 24:67; siehe Anm. zu Mat 1:18, 19).
gezeugt: Wtl. auch „hervorgebracht“. Oder „was sie empfangen hat“. Dasselbe griechische Wort wird in Vers 16 mit „zur Welt brachte“ wiedergegeben und in Vers 2-16 mit „wurde der Vater von“. (Siehe Anm. zu Mat 1:2.)
Jesus: Entspricht dem hebräischen Namen Jeschua oder Josua (eine Kurzform von Jehoschua) und bedeutet „Jehova ist Rettung“.
damit sich erfüllte, was Jehova durch seinen Propheten angekündigt hatte: Diese und ähnliche Formulierungen kommen im Matthäusevangelium oft vor, offensichtlich um den jüdischen Lesern vor Augen zu führen, dass Jesus der angekündigte Messias ist (Mat 2:15, 23; 4:14; 8:17; 12:17; 13:35; 21:4; 26:56; 27:9).
Jehova: Das anschließende Zitat in Vers 23 stammt aus Jes 7:14, wo es heißt, dass Jehova das Zeichen gibt. (Siehe Anh. C3, Einleitung, Mat 1:22.) An dieser Stelle zitiert Matthäus zum ersten Mal aus den Hebräischen Schriften.
Jungfrau: Matthäus zitiert hier Jes 7:14 aus der Septuaginta. Dort wird das Wort parthénos verwendet, womit „eine junge, noch nicht verheiratete und damit zugleich noch jungfräuliche Frau“ gemeint ist. parthénos gibt den breiteren hebräischen Begriff ʽalmáh wieder, der „Jungfrau“ oder einfach nur „junge Frau“ bedeuten kann. Matthäus wendet unter Inspiration den griechischen Begriff für „Jungfrau“ auf die Mutter von Jesus an.
Immanuel: Ein hebräischer Name, der in Jes 7:14; 8:8, 10 erscheint. Immanuel ist einer der prophetischen Namen und zugleich Titel, die den Messias kenntlich machen würden.
Jehovas: Siehe Anm. zu Mat 1:20 und Anh. C3, Einleitung, Mat 1:24.
hatte er keine sexuellen Beziehungen mit ihr: Wtl. „er erkannte sie nicht“. Im biblischen Griechisch kann das Verb „erkennen“ verhüllend für sexuelle Beziehungen stehen. Dasselbe gilt für das hebräische Verb für „erkennen“. In 1Mo 4:1 beispielsweise wird es mit „sexuelle Beziehungen haben“ wiedergegeben und in 1Sa 1:19 wurde es „mit jemandem schlafen“ übersetzt.