LUKAS
Studienanmerkungen zu Kapitel 21
Schatzkästen: Siehe Anm. zu Mar 12:41.
bedürftige: Oder „arme“. Das griechische Wort penichrós kann eine Person bezeichnen, der es an dem Lebensnotwendigen fehlt oder für die das Leben ein einziger Kampf ist. Es kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier vor.
zwei kleine Münzen von ganz geringem Wert: Wtl. „2 Lepta“. Hier steht die Pluralform des griechischen Wortes leptón, das etwas Kleines, Dünnes bezeichnet. Ein Lepton entsprach 1/128 eines Denars und war die kleinste Kupfer- oder Bronzemünze, die in Israel in Umlauf war. (Siehe Worterklärungen zu „Lepton“ und Anh. B14.)
alles …, was sie zum Leben hatte: Wie die Anm. zu Luk 21:2 erklärt, warf die Witwe 2 Lepta in den Schatzkasten. 2 Lepta entsprachen 1/64 eines Tagelohns (oder dem Lohn für knapp 12 Minuten Arbeit). Das Lepton war die kleinste Münze, die damals in Israel in Umlauf war. Gemäß Mat 10:29 konnte man für ein Assarion – oder 8 Lepta – zwei Spatzen kaufen. Spatzen waren die billigsten Vögel, die zum Verzehr verkauft wurden. Die Witwe besaß somit lediglich die Hälfte von dem, was ein Spatz kostete – kaum genug für eine einzige Mahlzeit.
kein einziger Stein auf dem anderen bleiben: Siehe Anm. zu Mat 24:2.
Ich bin es: Siehe Anm. zu Mar 13:6.
Unruhen: Oder „Aufständen“. Das griechische Wort akatastasía vermittelt den Grundgedanken von Widerspenstigkeit oder Unkontrollierbarkeit. Es kann aber auch Widerstand gegen die bestehende Ordnung, Aufruhr oder politisch motivierte Krawalle bezeichnen. In 2Ko 6:5, wo es ebenfalls mit „Unruhen“ wiedergegeben wird, beschreibt es gewaltbereite Menschenmengen, denen sich Paulus gegenübersah.
das Ende: Oder „das vollständige Ende“, „das endgültige Ende“. (Siehe Anm. zu Mat 24:6.)
Volk: Siehe Anm. zu Mat 24:7.
sich … erheben: Siehe Anm. zu Mat 24:7.
Seuchen: Oder „weitverbreitete Krankheiten“, „Epidemien“. Jesu umfassende Prophezeiung über die Zeit des Endes wurde von drei Evangelisten festgehalten, doch nur Lukas erwähnt, dass Seuchen ein Bestandteil des kombinierten Zeichens sind (Luk 21:7; Mat 24:3, 7; Mar 13:4, 8). Die drei Berichte ergänzen sich. Das griechische Wort für „Seuche“ kommt sonst nur noch in Apg 24:5 vor, wo es bildlich gebraucht wird. Dort wird eine Person als „eine Plage“ bezeichnet, also als jemand, der Unruhe stiftet, Probleme macht oder eine Bedrohung für die Öffentlichkeit darstellt.
erschreckende Anblicke: Das entsprechende griechische Wort ist von dem Verb phobéō („sich fürchten“) abgeleitet. In den Christlichen Griechischen Schriften erscheint es nur in diesem Vers. Es beschreibt offensichtlich Furcht einflößende Ereignisse.
Worte: Oder „eine kraftvolle Sprache“. Wtl. „Mund“. Das griechische Wort stóma wird synonym für die Sprache oder die Fähigkeit zu sprechen verwendet.
euch wird nicht einmal ein Haar gekrümmt: Durch diese Hyperbel garantierte Jesus seinen Nachfolgern, dass sie beschützt würden, auch wenn „alle Menschen … [sie] hassen“ (Luk 21:17). Wie aus dem Kontext hervorgeht, sprach Jesus hier nicht so sehr von Schutz vor physischem Schaden (Luk 21:16). Vielmehr würden seine Nachfolger davor bewahrt werden, ihren Glauben und ihre Aussicht auf ewiges Leben zu verlieren. Sie erwarten daher nicht, dass sie durch ein Wunder vor Misshandlungen oder dem Tod beschützt werden. Sie können jedoch voll und ganz darauf vertrauen, dass Jehova sie wieder auferwecken kann (Mat 10:39). Im Griechischen ist hier das Verb doppelt verneint. Damit wird angezeigt, dass Jesu Versprechen absolut verlässlich ist. Eine ähnliche Bedeutung haben Jesu Worte: „Sogar die Haare auf eurem Kopf sind alle gezählt“ (Luk 12:7). Auch diese Formulierung drückt Gottes großes Interesse an Jesu Nachfolgern aus. (Siehe Anm. zu Mat 10:30.)
ausharrt: Oder „durchhaltet“. Im Griechischen steht hier das Substantiv hypomonḗ. In der Bibel bezeichnet es mutiges, standhaftes oder geduldiges Ausharren, ohne angesichts von Hindernissen, Verfolgungen, Prüfungen oder Versuchungen die Hoffnung zu verlieren. Das verwandte Verb hypoménō („ausharren“) bedeutet wtl. „unter etwas bleiben“. Oft wird es im Sinn von „bleiben statt fliehen“, „standhalten“, „durchhalten“ oder „standhaft bleiben“ gebraucht (Mat 10:22; Rö 12:12; Heb 10:32; Jak 5:11).
euer Leben retten: Oder „euer Leben (eure Seele) erwerben (gewinnen)“. Die Bedeutung des griechischen Wortes psychḗ, traditionell mit „Seele“ wiedergegeben, lässt sich aus dem jeweiligen Zusammenhang erschließen. (Siehe Worterklärungen zu „Seele“.) Oft bezieht es sich auf das gegenwärtige oder zukünftige Leben eines Menschen. Diese Textstelle lässt sich auch mit „euer zukünftiges Leben“ oder „euer wirkliches Leben“ übersetzen.
Judäa: Gemeint ist die römische Provinz Judäa.
in die Berge: Laut dem Geschichtsschreiber Eusebius (4. Jh. u. Z.) flohen Christen aus Jerusalem und aus Judäa über den Jordan nach Pella, einer Stadt in einer bergigen Gegend im Gebiet der Dekapolis. (Siehe Anh. B10.)
das ist eine Zeit, in der für Gerechtigkeit gesorgt wird: Oder „das sind Tage der Rache“, d. h. der göttlichen Rache oder des göttlichen Strafgerichts. In der Synagoge von Nazareth hatte Jesus einmal eine Passage aus der Prophezeiung Jesajas zitiert (Jes 61:1, 2) und auf sich angewandt. Der Bibelbericht sagt jedoch nichts darüber, dass er auch den Teil mit dem „Tag der Rache unseres Gottes“ vorlas (Luk 4:16-21). Doch jetzt kündigte er „Tage der Rache“ an: Jerusalem würde von Heeren umlagert werden. Dass Gott Rache üben würde, stand schon in den Hebräischen Schriften. Das griechische Wort, das hier mit „für Gerechtigkeit sorgen“ bzw. „Rache“ übersetzt wurde, erscheint in der Septuaginta als Übersetzung für die hebräischen Wörter für „Rache“ und „Abrechnung“ (5Mo 32:35; Jer 46:10 [26:10, LXX]; Hos 9:7).
festgelegten Zeiten der anderen Völker: Oder „Zeiten der Heiden“, „bestimmten Zeiten der Nationen“. Das griechische Wort kairós (hier wird der Plural mit „festgelegte Zeiten“ wiedergegeben) kann sich auf einen Zeitpunkt, auf eine festgelegte oder konkrete Zeitspanne oder auf eine Saison, z. B. eine Erntezeit, beziehen (Mat 13:30; 21:34; Mar 11:13). kairós bezeichnet „die festgelegte Zeit“, zu der Jesu Dienst begann (Mar 1:15, Anm.), sowie „die festgelegte Zeit“ seines Todes (Mat 26:18, Fn.). Das Wort wird außerdem für zukünftige Zeiten oder Zeitabschnitte in Gottes Zeitplan gebraucht, vor allem wenn sie mit Christi Gegenwart und seinem Königreich zu tun haben (Apg 1:7; 3:19; 1Th 5:1). Berücksichtigt man, wie kairós in der Bibel verwendet wird, bezieht es sich hier offensichtlich nicht auf eine vage oder unbestimmte Zeit, sondern auf eine bestimmte Zeitspanne mit einem Anfang und einem Ende. Die Begriffe „Völker“, „Heiden“ und „Nationen“ geben den Plural des griechischen Wortes éthnos wieder. Die Bibelschreiber gebrauchten es oft speziell für die nicht jüdischen Völker.
bewohnte Erde: Das entsprechende griechische Wort oikouménē bezieht sich im erweiterten Sinn auf die Erde als Wohnort der Menschen (Luk 4:5; Apg 17:31; Rö 10:18; Off 12:9; 16:14).
Menschensohn: Siehe Anm. zu Mat 8:20.
in einer Wolke: Siehe Anm. zu Mat 24:30.
sehen: Siehe Anm. zu Mat 24:30.
Vergleich: Oder „Lektion“. (Siehe Anm. zu Mat 13:3.)
Himmel und Erde werden vergehen: Siehe Anm. zu Mat 24:35.
meine Worte werden auf keinen Fall vergehen: Siehe Anm. zu Mat 24:35.
vor … stehen: In der Bibel ist mit diesem Ausdruck manchmal gemeint, dass eine Einzelperson oder eine Gruppe die Gunst oder Anerkennung eines Höhergestellten genießt (Ps 1:5, Fn.; 5:5; Spr 22:29; Luk 1:19). In der Offenbarung heißt es beispielsweise von einer großen Volksmenge: „[Sie] standen … vor dem Thron und vor dem Lamm“ (Off 7:9, 15). Das zeigt an, dass sie vor Gott und Jesus in einer begünstigten Stellung stehen.
übernachtete auf dem sogenannten Ölberg: In den letzten vier Tagen vor seinem Tod hielt sich Jesus tagsüber in Jerusalem auf. Abends verließ er mit seinen Jüngern die Stadt und ging nach Bethanien, einem Dorf am O-Hang des Ölbergs. Dort übernachteten sie zweifellos bei Martha, Maria und Lazarus (Mat 21:17; Mar 11:11).