Frieden im Fernen Osten — wann?
DIE KONGRESSE „FRIEDE AUF ERDEN“ GEBEN DIE ANTWORT
IN VIELEN Ländern des Fernen Ostens herrscht nicht geringe Unruhe wegen sozialer Fragen. Moderne Auffassungen und alte Traditionen prallen aufeinander. Der Materialismus und die materialistische Lebensweise locken Millionen der einfachen Landbevölkerung in die Großstädte. Mit der Ungestörtheit, deren sich die Bevölkerung der asiatischen Länder jahrhundertelang erfreut hat, ist es offenbar vorbei.
Zu dem Wandel auf sozialem Gebiet kommen politische Spannungen, die Angst und Sorgen hervorrufen. In den meisten Staaten gibt es irgendwelche Unruhen. In einigen brechen von Zeit zu Zeit blutige Stammesfehden aus. Und alles fürchtet sich vor der wachsenden Gefahr, die China als Atommacht darstellt.
Können der Friede und eine friedfertige Lebensauffassung in diesem Teil der Welt die Oberhand gewinnen? Gibt es für die Angehörigen dieser Völker und Stämme eine gemeinsame Hoffnung, die so stark ist, daß sie alles, was sie jetzt trennt, zu überwinden vermag? Können diese Menschen zusammenkommen und mit gutem Grund einander vertrauen und einander auf dem Weg zum Frieden vorwärtshelfen?
Gegen Ende des Jahres 1969 hatten viele Bewohner fernöstlicher Länder Grund zur Hoffnung, daß diese Fragen mit einem Ja zu beantworten sind. Wieso? Wegen des Eindrucks, den die von Jehovas Zeugen durchgeführten internationalen Kongresse „Friede auf Erden“ auf die Bevölkerung vieler Großstädte Asiens gemacht haben. Aus allen Kongreßstädten wurde berichtet, wie groß das Interesse der Bevölkerung war, ja daß viele staunten, die bisher Jehovas Zeugen kaum beachtet hatten. Wenn man erfährt, was sich in diesen Kongreßstädten zugetragen hat, kann man diese Entwicklung besser begreifen.
Südkorea erfährt die Botschaft von einem dauerhaften Frieden
Eine der Kongreßstädte war Seoul, die Hauptstadt Südkoreas. Am Nachmittag des ersten Kongreßtages hörten die 14 500 Anwesenden den Vortrag „Treue Verteidiger des Wortes Gottes“. Sie freuten sich, als der Redner am Schluß seiner Ausführungen die koreanische Ausgabe des Buches Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes? freigab.
Der Redner betonte folgenden Gedanken, der auch im Buch enthalten ist: „Nicht das in der Bibel wurzelnde Christentum ist schuld daran, daß Millionen Menschen ein Vorurteil gegen die Bibel haben, sondern die Christenheit mit ihren gegensätzlichen Kirchen“, und dieses Vorurteil hindert zahllose Menschen daran, in ein friedliches Verhältnis zu Gott zu gelangen. Dieser Frieden bildet die Voraussetzung für wahren Frieden zwischen den einzelnen Menschen und den Völkern.
Wie auf allen diesen Kongressen im pazifischen Raum, so steigerte die Anwesenheit eines oder zweier Vertreter des Hauptsitzes der Watch Tower Society in Brooklyn und ihre Teilnahme am Programm auch hier das Interesse der Kongreßdelegierten.
Die Delegierten erzählten manche interessante Erlebnisse. Ein Zeuge Jehovas berichtete zum Beispiel, daß er zum erstenmal von der biblischen Botschaft des Friedens gehört habe, als er als Soldat der südkoreanischen Armee in den Vereinigten Staaten an Raketen ausgebildet worden sei. Anstatt todbringende Raketen auf Ballungsräume zu richten, tritt er nun für Frieden unter den Angehörigen aller Völker und Rassen ein.
Am Montagnachmittag bildete der Vortrag „Frieden mit Gott inmitten der ,großen Drangsal‘“ den Höhepunkt. In dieser Welt ohne Frieden ist es eine absolute Notwendigkeit, Frieden mit Gott zu haben! Die aufmerksamen Zuhörer erfuhren, daß jetzt eine ganz besonders günstige Zeit sei, um Gott, der ein ewiger Gott sei und den Namen Jehova trage, kennenzulernen. Gott zu kennen ist der Schlüssel, nicht zu einem scheinbaren Weltfrieden, sondern zu einem dauerhaften Frieden unter den Menschen.
Auf diesem Kongreß wurden 1 511 Personen als Jünger des „Friedefürsten“ getauft — 15 Prozent der Gesamtzahl der Zeugen Jehovas in Korea! Wenn man am Abhang oberhalb des Teiches stand, in dem die Taufe durchgeführt wurde, konnte man, ein Stück von dieser friedlichen Szene entfernt, einen Truppenübungsplatz sehen, auf dem Soldaten gedrillt wurden. Welch ein Gegensatz!
Im Jahre 1949 gab es in Korea nur acht Zeugen Jehovas, heute beträgt ihre Zahl mehr als 10 000. Sie haben Frieden mit Gott erlangt. Die meisten Südkoreaner leben ständig in Furcht wegen der Angriffe auf die Nordgrenze, der Infiltrierungen und Schießereien, die immer wieder Opfer fordern, doch auf diesem Kongreß wurde auf die Wichtigkeit des Glaubens an Gottes Wort und auf den Quell des Friedens hingewiesen, für den es eintritt.
Boten des Friedens in Japan
Noch bevor der Kongreß in Seoul zu Ende ging, begann ein weiterer Kongreß in der Korakuen-Radrennbahn in Tokio. Auf allen Kongressen „Friede auf Erden“ wurde das gleiche Programm geboten. Wenn man bedenkt, daß es in Japan insgesamt 7 843 Zeugen Jehovas gibt, ist es erstaunlich, daß auf dem Kongreß in Tokio meist 10 000 bis 12 000 Personen anwesend waren. Noch bemerkenswerter ist die Tatsache, daß von den japanischen Zeugen Jehovas 1 200 ihre berufliche Tätigkeit als zweitrangig betrachten und jeden Monat mindestens hundert Stunden aufwenden, um in Japan die biblische Botschaft des Friedens zu verkündigen.
Alle waren auch hocherfreut, zu sehen, daß 798 Personen sich taufen ließen — unter ihnen befand sich ein Zehnjähriger und ein Professor, der an einer der japanischen Universitäten lehrt. Der zehnjährige Junge — der einzige von seiner Familie, der den Wunsch hatte, die Bibel zu studieren — erklärte, er habe von seinen Eltern und von seinem Lehrer die Erlaubnis bekommen, den Kongreß in Tokio zu besuchen.
Auf diesem Kongreß war auch eine junge Zeugin Jehovas, die von ihren ungläubigen Eltern so verfolgt worden war, daß sie ihr Elternhaus verlassen und in einer anderen Stadt Arbeit angenommen hatte. Als ihre Mutter hörte, daß in Tokio ein Kongreß stattfinden würde, beschloß sie, hinzugehen, um ihre Tochter zu suchen. Sie war von dem, was sie auf dem Kongreß sah und hörte, so beeindruckt, daß sie ihren Mann bewegen konnte, sie am nächsten Tag dorthin zu begleiten. Die beiden fanden ihre Tochter und äußerten dann den Wunsch, die Bibel kennenzulernen und Frieden mit Gott zu erlangen.
In den Schlußworten wurde bekanntgegeben, daß bald begonnen würde, die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften ins Japanische zu übersetzen. Diese Bekanntgabe löste große Freude aus. Warum waren die Kongreßteilnehmer so erfreut? Weil es den Japanern dann möglich sein würde, Gottes Wort in einer klaren, verständlichen Sprache zu lesen und so den Weg zum Frieden mit dem erhabenen Urheber dieses Buches kennenzulernen. Begeisterte Aufnahme fand auch die Ankündigung, daß man vorhabe, außerhalb der Stadt ein größeres Zweigbüro zu bauen, da das jetzige Zweigbüro der Gesellschaft in Tokio schon zu klein geworden sei.
Dieser Kongreß verlief außerordentlich friedlich — das fiel besonders deshalb auf, weil nur zwei Tage später in Tokio Unruhen ausbrachen, durch die das öffentliche Verkehrssystem lahmgelegt wurde und bei denen sechzig Personen verletzt und 1 500 Tumultuanten verhaftet wurden. Für viele war es ein Trost, zu erfahren, daß der Gott der Bibel, dessen Verheißungen nie unerfüllt bleiben, eine tausendjährige Friedensherrschaft in Aussicht gestellt hat.
Taiwan hört die gute Botschaft des Friedens
Der Schauplatz des Geschehens ist nun der Versammlungssaal des Kunstzentrums von Taiwan in Taipeh. Nun sollte auch diese Inselfestung der Nationalchinesen durch den internationalen Kongreß, der vom 18. bis 21. Oktober in der Hauptstadt stattfinden würde, die Botschaft vom „Frieden auf Erden“ hören.
Die Zeugen Jehovas sind auf dieser Insel nicht so bekannt wie in anderen Gebieten des Fernen Ostens. Dieser internationale Kongreß bewirkte jedoch, daß die Bevölkerung einen viel besseren Begriff von der Organisation der Zeugen Jehovas erhielt. Außer den einheimischen Delegierten, die sich aus den drei wichtigsten Volksgruppen — Chinesen, Taiwaner und Ami — zusammensetzten, wurde der Kongreß auch von Delegierten aus acht anderen Ländern besucht. Südostasien war gut vertreten: Singapur, Indonesien, Malaysia und die Philippinen.
Auf diesem Kongreß wurde die chinesische Ausgabe des Buches „Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß“ freigegeben. Das Buch behandelt das Thema: Gottes inspiriertes Wort ist für die Organisation der wahren Gottesanbeter wegweisend für ihren organisatorischen Aufbau und ihre Tätigkeit. Nur auf diesem Weg kann etwas in Frieden und Eintracht getan werden. Dieses Buch wurde auf Taiwan gedruckt und nur achtundvierzig Stunden bevor es den dankbaren Kongreßdelegierten freigegeben wurde, auf dem Kongreßgelände abgeliefert.
Dann folgte das biblische Bühnenstück „Stärkt euch, um eure Lauterkeit zu bewahren“. Das Stück wurde ausdrucksvoll und mit tiefer Empfindung gespielt. Es zeigte, daß jeder Bestandteil der geistigen Waffenrüstung, die in Epheser, Kapitel 6 beschrieben wird, notwendig ist, möchte man dem Gott des Friedens treu bleiben und sein Wohlgefallen erlangen. Alle waren Jehova dankbar für diesen friedlichen und erbauenden Kongreß, der ihnen einen Vorgeschmack von dem gab, was kommen sollte — einer Zeit, in der die ganze Erde, auch Taiwan, Frieden haben würde —, und das in einem Land, das durch schwere politische Gegensätze an den Rand des Ruins gebracht worden ist!
Die gute Botschaft wird in Hongkong verkündigt
In der britischen Kronkolonie Hongkong trafen am 17. Oktober die ersten Kongreßteilnehmer ein. Hongkong mit seinen Hochhäusern und der gewaltigen Bevölkerung liegt an der südchinesischen Küste und somit dem kommunistischen China gefährlich nahe. Die einheimischen Zeugen Jehovas begannen den internationalen Charakter des Kongresses zu verspüren, als fünfunddreißig Delegierte aus Singapur und Malaysia auf dem Flughafen Kai Tak eintrafen. Sie wurden abgeholt und direkt zur Wohnung ihrer geistigen Brüder und Schwestern in Hongkong gefahren, bei denen sie zu Gast sein sollten.
Am zweiten Tag wurde der öffentliche Vortrag gehalten. Die bisher höchste Zahl von Zuhörern bei solchen Veranstaltungen betrug 303. Doch den öffentlichen Vortrag „Tausend Jahre Frieden nahen!“ hörten 678 Personen. Das bedeutete, daß anderthalbmal mehr Personen anwesend waren, als es Zeugen Jehovas in Hongkong gibt, Personen, denen daran gelegen war, zu erfahren, wie Gott „Frieden auf Erden“ herbeiführen würde!
Am Montag wurde die englische Ausgabe des Buches Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes? freigegeben; über dieses Buch freuten sich die Kongreßteilnehmer außerordentlich. War es nicht großartig, ein Buch zu haben, das sich mit Einwänden auseinandersetzt, die von Wissenschaftlern, Historikern und Bibelkritikern erhoben werden? Die überzeugenden Beweise dafür, daß die Bibel göttlichen Ursprungs ist, lassen noch deutlicher die Notwendigkeit erkennen, sich nach den vernünftigen Grundsätzen der Bibel auszurichten, um Frieden und Einheit zu erlangen.
Für die Kongreßdelegierten aus dem Westen war eine Tour an die kommunistische Grenze vorgesehen, um ihnen den Bambusvorhang zu zeigen. Die Grenze wird von einem schmalen Fluß gebildet und ist mit einem Drahtzaun befestigt. Ob die biblische Botschaft des Friedens jemals in jenem Land Eingang finden wird? Wenn es Jehovas Wille ist, wird das möglich sein, denn die ganze Erde gehört Gott, und er wird bald auf seine Weise einen dauerhaften Frieden und gerechte Verhältnisse herbeiführen.
Der Kongreß „Friede auf Erden“ öffnete vielen Bewohnern Hongkongs die Augen. Die Eintracht und der Frieden, ein auffallendes Merkmal der Anbeter Jehovas, das jedoch unter der Bevölkerung im großen und ganzen fehlt, haben ohne Zweifel viele demütige Bewohner Hongkongs tief beeindruckt.
Auch die Filipinos hören von der Hoffnung
Wie fast in allen Ländern der Welt, so herrschen auch auf den Philippinen von Zeit zu Zeit Unruhen. Vor den Wahlen kommt es fast immer zu blutigen Ausschreitungen. Das Polizeipräsidium in Manila meldete, daß in den acht Wochen vor den November-Wahlen neunundfünfzig Personen getötet und sechzig verletzt wurden.
War es daher nicht angebracht, in Manila den Kongreß der Zeugen Jehovas „Friede auf Erden“ vom 22. bis 26. Oktober durchzuführen? Aber ein einziges Stadion hätte für die vielen Kongreßteilnehmer, die zu erwarten waren, nicht ausgereicht. Die Zahl der Zeugen Jehovas auf den Philippinen war nämlich in den vergangenen zehn Jahren von 30 077 auf 49 257 gestiegen! Daher wurde mit der Verwaltung der Rizal-Sportanlagen, zu denen ein Fußballstadion, das 30 000, und ein Baseballstadion, das 20 000 Personen faßt, gehören, ein Vertrag abgeschlossen. Diese beiden Stadien eigneten sich sehr gut für den Kongreß, denn in dem kleineren Stadion konnten sich die Kongreßteilnehmer, die Tagalog sprachen, versammeln, und im Fußballstadion konnte eine doppelte Bühne aufgestellt werden — eine für die Kongreßteilnehmer, die Iloko sprachen, und die andere für die, die Cebuano sprachen. Außerdem fanden Zusammenkünfte in folgenden Sprachen statt: Hiligaynon, Pangasinan, Bikol und Samar-Leyte.
Am Samstagmorgen wurde eine Ansprache gehalten, in der nachdrücklich hervorgehoben wurde, daß man sich als erstes Jehova Gott rückhaltlos hingeben sollte, möchte man mit ihm Frieden haben; darauf ließen sich 1 835 Personen vor vielen Zeugen taufen. Dabei hatten sich schon in dem Jahr, das mit dem 31. August 1969 endete, auf den Philippinen 6 381 Personen taufen lassen.
Am Sonntagvormittag waren auf dem Kongreß über 40 000 Personen anwesend. Im Laufe des Nachmittags begannen sich dann die Stadien zu füllen. Als jeder Platz besetzt war, strömten weitere Besucher, die auf der Straße gewartet hatten, herein und nahmen auf dem Rasen vor der Bühne Platz. Es war eine gewaltige Menge Menschen, die die beiden Stadien füllte. Sie hatten offenbar den Wunsch, etwas über die Tausendjahrherrschaft des Friedens zu erfahren, die Gott durch sein Königreich unter Christus errichten wird und unter der Menschen leben werden, die dieser Herrschaft würdig sind. Die Zählung ergab, daß bei diesem Vortrag 64 715 Personen anwesend waren — weit mehr, als man erwartet hatte!
In der Presse konnte man viele wohlwollende Kommentare über diesen Kongreß lesen. Die Zeitung Evening News (Manila) vom 24. Oktober schrieb zum Beispiel: „Wir haben in unserem Land noch nie einen Kongreß erlebt, der so ruhig verlief und einen solchen Eindruck machte wie der Kongreß der Zeugen Jehovas, der gegenwärtig stattfindet. ... Im Gegensatz zu dem sattsam bekannten Benehmen der Teilnehmer politischer Kongresse zeichnen sich diese Delegierten durch Anstand und Sittsamkeit aus; sie hören ihren Rednern aufmerksam zu, die sie ermahnen, inmitten der Umwälzungen in dieser Welt den Glauben zu bewahren.“
Dieser Kongreß war eine Ehre für den Namen Jehovas. Er glich einer großen Stadt, die fünf Tage lang bewohnt war, einer Stadt, in der es weder Konkurrenzkampf noch Ruhestörungen, noch Streitereien gab. Die Bevölkerung von Manila erhielt einen Vorgeschmack von dem „Frieden auf Erden“, der nach der Verheißung der Bibel unter der Tausendjahrherrschaft Christi bald Wirklichkeit werden soll.
Friedliche Invasion in Papua
Mitten im Urwald, etwa zwanzig Kilometer von Port Moresby entfernt, mußte ein ganzes Dorf gebaut werden, damit dort ein Kongreß abgehalten werden konnte. Eingeborene beschafften Holz, das in Fülle vorhanden war, und bald waren die Pläne verwirklicht.
Auf offenen Feuern wurden während des viertägigen Kongresses 6 500 Mahlzeiten für die Delegierten zubereitet. Außenstehende staunten, daß Angehörige von 64 verschiedenen Sprachgruppen friedlich miteinander essen, leben und Gott anbeten konnten. Die Freude und der Friede unter den Kongreßteilnehmern war einmalig. Vor kurzem veranstaltete man in Papua eine Woche der Wettkämpfe für das Gebiet der Südsee und baute zu diesem Zweck Hütten für die Besucher aus Neuguinea und anderen Orten. Doch diese Hütten wurden kaum benutzt, weil die Angehörigen der verschiedenen Stämme einander fürchteten und mißtrauten.
Das Kongreßprogramm wurde in Englisch, Melanesisch-Pidgin und Motu dargeboten. Die Presse brachte ausgezeichnete Berichte. An jedem Tag wurde der Kongreß von etwa 1 000 Personen besucht. Viele Bewohner Papuas sowie anderer Inseln waren begierig, etwas über den „Frieden auf Erden“ zu erfahren, den die Bibel verheißt, und darüber, wie dieser Friede herbeigeführt werden wird, der sie von aller Furcht und von ihren Schwierigkeiten befreien wird.
Man kann sich kaum vorstellen, daß es im Jahre 1952 in dem ganzen Gebiet, das dem Zweigbüro der Watch Tower Society in Papua untersteht, nur einen einzigen Zeugen Jehovas gab, wenn man erfährt, daß im vergangenen Jahr in diesem Gebiet 1 481 Zeugen tätig waren. Dieser Kongreß bildete ein ausgezeichnetes Sprungbrett, um im Südseegebiet die Botschaft von einem ewigen Frieden unter Gottes Königreich noch weiter zu verbreiten.
Australien hört die Botschaft der Hoffnung
Der 26. Oktober war ein einzigartiger Tag in Verbindung mit den Kongressen „Friede auf Erden“, die im pazifischen Raum durchgeführt wurden. An diesem Tag ging der Kongreß in Manila zu Ende, dann war es der zweitletzte Tag des Kongresses in Port Moresby, und schließlich war es der Eröffnungstag des sechstägigen Kongresses, der auf dem Ausstellungsgelände der Stadt Melbourne in Australien abgehalten wurde. Zu dem Kongreß in Melbourne strömten die Besucher aus dem ganzen Land herbei; manche von ihnen hatten Entfernungen von 4 000 bis 5 000 Kilometern zurückzulegen. Außerdem waren Hunderte von Delegierten aus dem Ausland anwesend.
Der Kongreß war so international, daß Zusammenkünfte in folgenden Sprachen durchgeführt werden mußten: Finnisch, Griechisch, Deutsch, Italienisch, Polnisch und Kroatisch. Die Sprachenschranke hinderte die Kongreßdelegierten, die diesen verschiedenen Nationen angehörten, nicht, in Frieden und Eintracht beisammen zu sein. Für die Besucher aus westlichen Ländern wurden zwei besondere Zusammenkünfte veranstaltet, um ihnen durch Vorträge, Erfahrungen und Dias einen Begriff von der Entwicklung des Königreichswerkes in Australien von Anfang an zu vermitteln.
Besonderes Interesse erregte die Tatsache, daß die Verkündiger der guten Botschaft des Friedens in diesem Land ungeheure Entfernungen überwinden müssen, um die Bevölkerung in den dünnbesiedelten Gebieten zu erreichen. Ein Vollzeitprediger legte in den vergangenen dreieinhalb Jahren mit seinem Campingwagen rund 160 000 Kilometer zurück. Sein Gebiet ist 800 000 Quadratkilometer groß. Vielerorts stößt er auf Australier, das heißt Ureinwohner dieses Landes. Er führt immer Dias und Buntbilder mit, weil viele nicht lesen und schreiben können, und erklärt diesen aufrichtigen Eingeborenen, wie auch sie mit dem allmächtigen Schöpfer Frieden haben können.
Bei der Schlußansprache des Kongresses in Melbourne waren über 25 000 Personen zugegen. Der Redner erwähnte, daß auf diesem und auf allen übrigen internationalen Kongressen, die Jehovas Zeugen dieses Jahr veranstaltet hätten, Frieden geherrscht habe. Ohne Zweifel war das die Folge der einigenden Macht des Wortes Gottes, der diese aufrichtigen Menschen ihr Herz erschlossen hatten. Ferner war es der Überzeugung zuzuschreiben, daß Gottes Verheißung, auf der ganzen Erde Frieden zu schaffen, bald in Erfüllung gehen würde. Als sich die Kongreßteilnehmer auf den Heimweg machten — für manche von ihnen war es ein sehr langer Heimweg —, stand ein Gedanke bei ihnen allen im Vordergrund: nach Frieden miteinander und mit allen anderen Menschen, vor allem aber mit Jehova, ihrem Gott, zu streben und diesen Frieden auch zu bewahren.
Die Botschaft des Friedens für Neuseeland
Gewöhnlich ist die Alexandra-Park-Rennbahn in Auckland mit einer ungeduldigen Zuschauermenge gefüllt — Menschen, die nur darauf aus sind, Wetten zu gewinnen, und die mit der größten Selbstverständlichkeit Abfälle überall hinwerfen. Am 4. November war diese Rennbahn jedoch mit andersgearteten Menschen gefüllt. Es gab kein Gedränge, man hörte kein Schreien, und niemand rauchte. Der internationale Kongreß der Zeugen Jehovas „Friede auf Erden“ fand in diesem Stadion statt.
Der größte Teil der Bevölkerung von Neuseeland ist europäischer Abstammung, weit weniger als 10 Prozent sind Maori, das heißt Polynesier. Viele Neuseeländer, ganz gleich, welcher Abstammung sie sind, anerkennen bereitwillig Gottes Wort als Grundlage für ihren Glauben, und sie freuen sich über die Hoffnung, daß durch Gottes Königreich ewiger Friede einkehren wird. Am ersten Kongreßtag trafen viele Delegierte mit Privatautos und Autobussen ein, so daß die Zahl der Zuhörer beim Nachmittagsprogramm 7 115 betrug — das waren bereits tausend Besucher mehr als beim letzten internationalen Kongreß im Jahre 1963.
Auf einem Blumenbeet vor der Bühne konnte man in Blumenschrift die Worte lesen HAERE MAI, Maori für willkommen. Vor vielen Jahren wurde die Mehrzahl der Maori zum „Christentum“ bekehrt, viele halten jedoch immer noch an heidnischen Sitten fest, so z. B. an ihren Tabus. Nun sind aber viele von ihnen eifrige Erforscher der Bibel geworden und beteiligen sich regelmäßig als Zeugen Jehovas am Verbreiten der Botschaft des Friedens. Als ein solcher Maori auf der Bühne interviewt wurde, erzählte er, von seinen zweihundert Verwandten, die Zeugen Jehovas seien, seien 193 hier anwesend.
Am Freitagmorgen wurde der Vortrag gehalten „Gottes Wohlgefallen zu erlangen suchen“. Dieser Vortrag wies allen, die mit Gott Frieden haben möchten, den Weg: Hingabe an Gott. Viele weitere Neuseeländer und auch andere hatten sich Gott hingegeben, denn nach dieser Ansprache bestiegen 421 Taufanwärter die Busse, mit denen man sie zu dem großen geheizten „Mount Eden Pool“ fuhr, wo sie getauft wurden.
Die paradiesische Schönheit dieser Inseln ließ einen an die Zeit denken, in der das erste Menschenpaar im Edenparadies Frieden mit Gott hatte. So war der Titel des weit und breit bekanntgemachten öffentlichen Vortrages, der auf diesem Kongreß gehalten wurde, sehr passend — „Der Weg zurück zum Frieden im Paradies“! Die 8 400 Zuhörer waren begeistert, als der Redner ihnen einen Bibeltext um den anderen erklärte, um zu zeigen, wie und wann diese paradiesischen Verhältnisse wiederhergestellt würden!
Die friedliche Umgebung, das erbauende Programm und der Umstand, daß der Kongreß so gut organisiert war, trugen viel dazu bei, daß sich die Kongreßteilnehmer miteinander und mit der Versammlung Gottes in der ganzen Welt enger verbunden fühlten — das Gefühl der Verbundenheit entstand vor allem dadurch, daß sie Zeugen Jehovas aus vielen anderen Ländern kennenlernten und sie ihre Erlebnisse erzählen hörten. Alle waren noch überzeugter als bisher, daß Jehova sein Volk mit Frieden und einer Fülle von geistiger Speise segnet. Sie fühlten sich ermutigt und gestärkt, die gute Botschaft des Friedens weiteren aufrichtigen Menschen zu bringen, die sehnsüchtig darauf warten, daß Gottes Königreich den Weltfrieden herbeiführe.
Die Inseln können sich freuen
„Mögen sich freuen die vielen Inseln“, diese Aufforderung, die wir in der Bibel finden, kann heute mit noch größerem Nachdruck wiederholt werden. (Ps. 97:1) Die fernen Inseln im Stillen Ozean konnten dieser Aufforderung in der Zeit vom 9. bis 12. November 1969 gewiß nachkommen, denn an diesen Tagen wurden in Suva (Fidschiinseln) und in Papeete (Tahiti) Kongresse abgehalten. Auf dem Kongreß in Suva wurde hauptsächlich Englisch gesprochen, auf dem Kongreß in Papeete dagegen Französisch und Tahitisch.
Man erwartet, daß die Bevölkerung dieser Inseln glücklich und zufrieden sei. Doch das ist nicht so. Besonders auf den Fidschiinseln herrschen gewisse Rassenvorurteile. Die eingewanderten Inder und die Eingeborenen mißtrauen einander. Diejenigen aber, die mit Gott Frieden geschlossen haben, sind geeint; sie predigen gemeinsam die gute Botschaft des Friedens und sind dabei glücklich. Die Atmosphäre, die bei diesen Zusammenkünften herrschte, spiegelte diesen Frieden und dieses Glück wider.
In Suva hörten 1 621 Personen den öffentlichen Vortrag, der in Verbindung mit dem Kongreß gehalten wurde; sie freuten sich, zu erfahren, daß Gottes Vorhaben, auf der ganzen Erde Frieden zu schaffen, bald ausgeführt wird. Den Kongreßbesuchern gefielen auch die Darbietungen der drei Chöre: von den Fidschiinseln, den Samoainseln und den Tongainseln, und alle Sänger und Sängerinnen trugen ihre Landestracht. Wie erhebend war es, diese talentierten Eingeborenen zum Lobe Jehovas, des Gottes des Friedens, der allein würdig ist, Lob zu empfangen, singen zu hören!
Wie sich dieser Kongreß auf die Teilnehmer auswirkte, drückte ein Fidschiinsulaner, der den ganzen Kongreß erlebt hatte, folgendermaßen aus: „Meine Notizblöcke sind vollgeschrieben, und mein Herz ist so voll von allem, was ich auf diesem Kongreß gehört und gesehen habe, daß ich bald anfangen muß, anderen davon zu erzählen, sonst halte ich es nicht mehr aus!“
Der Kongreß „Friede auf Erden“, der in Papeete (Tahiti) abgehalten wurde, war nicht nur für die einheimischen Zeugen, sondern auch für die Bewohner im allgemeinen ein Ereignis. Es war der erste internationale Kongreß, den Jehovas Zeugen hier veranstalteten, und es war der erste Kongreß, der so groß war, daß ein Königreichssaal nicht mehr ausreichte. Daher mietete man den „Salle de Basket“ im Fautaua-Stadion. Die Zahl der ausländischen Delegierten war weit größer als die Zahl der einheimischen Zeugen Jehovas. Die Presse schrieb in ihrem Bericht über den Kongreß, daß Delegierte aus zwölf Ländern zum Kongreß gekommen seien, und fügte dann erklärend hinzu: „Jehovas Zeugen sehen ihre vornehmste Aufgabe darin, zu beweisen, daß die Bibel im täglichen Leben des einzelnen anwendbar ist, und zwar sowohl für die Kinder als auch für die Eltern. ... Gemäß der biblischen Chronologie wird das Millennium des Friedens [das Thema des öffentlichen Vortrages] — Frieden zwischen den Menschen und auch zwischen den Menschen und den Tieren — schon in wenigen Jahren anbrechen. Wer möchte nicht an den Frieden glauben?“
Die biblischen Bühnenstücke fanden großen Anklang, denn als das Bühnenstück „Stärkt euch, um eure Lauterkeit zu bewahren“ aufgeführt wurde, zählte man 610 Zuschauer. Durch die verschiedenfarbige Beleuchtung wirkten die Darbietungen viel realistischer. Die Zuschauer lernten, wie wichtig es ist, alle Vorkehrungen für das Pflegen christlicher Gemeinschaft und das Bibelstudium zu nützen, um dann die innere Kraft zu haben, inmitten einer gesetzlosen Welt den Frieden mit Gott zu bewahren.
Ein Angestellter des Flughafens, der es gewohnt ist, täglich zu sehen, wie Besucher freudig mit Blumen empfangen werden, war von dem, was er in Verbindung mit diesem Kongreß beobachtete, tief beeindruckt. Er sagte: „Ich bin tief bewegt zu sehen, wie ein Glaube Menschen, die sich nicht kennen, miteinander verbinden kann. Wir alle sollten Zeugen Jehovas sein, denn ihr unterscheidet euch durch eure Liebe von uns.“
Hawaii heißt die Delegierten des Kongresses „Friede auf Erden“ willkommen
Dann wurden die Delegierten des Kongresses „Friede auf Erden“ in der modernen Stadt Honolulu, die zauberhaft gelegen ist, willkommen geheißen. Am ersten Kongreßtag, dem 11. November, war das „International Center“ in Honolulu bis auf den letzten Platz besetzt — man zählte 9 061 Anwesende. Weitere Kongreßbesucher fanden Platz in der danebenliegenden „Exhibition Hall“; es war gut, daß dieser Saal noch gemietet worden war, denn der öffentliche Vortrag wurde von 15 443 Personen besucht.
Der Redner führte aus, es sei Gottes ausdrückliches Vorhaben, die ganze Erde in ein Paradies umzuwandeln. Aber es wurde noch mehr gesagt. Die Frage wurde aufgeworfen: Wer wird den Weg zu einem friedlichen Verhältnis zu Gott finden, zu einem solchen Verhältnis, wie Adam und Eva es kannten? Jeder, der in ein solches Verhältnis kommen möchte, sollte die in Gottes Wort, der Bibel, vorgezeichneten Schritte unternehmen. Auf dem Kongreß waren einige, die das vorhatten: 314 Personen ließen sich taufen und bekundeten so, daß sie sich Gott hingegeben hatten. Die Taufe im blauen Wasser des Stillen Ozeans bot ein unvergeßliches Bild.
Am Sonnabendvormittag fand eine besondere Zusammenkunft statt, in der die Zuhörer mit der Geschichte des Königreichswerkes auf Hawaii vertraut gemacht wurden. Ellis W. Fox, jetzt über achtzig Jahre alt, erzählte, wie er 1915 nach Honolulu kam und den ersten Samen ausstreute. Er sprach zu einer Zuhörerschaft von 9 671 Personen, und er war hoch erfreut zu sehen, daß die Worte des Bibelschreibers Jakobus in Erfüllung gegangen waren: „Überdies wird der Same der Frucht der Gerechtigkeit unter friedevollen Verhältnissen für die gesät, die Frieden stiften.“ — Jak. 3:18.
Als die Sonne in einer für die Hawaii-Inseln so charakteristischen Farbsymphonie im Meer versank und die Palmen sich sanft im Passatwind wiegten, ging der Kongreß zu Ende. Die abreisenden Delegierten waren fest überzeugt, daß die lang verheißene Friedenszeit nicht mehr fern sei; bald wird Jehova sein großartiges Vorhaben mit den Menschen, die es würdig sind, ausführen; das wird für sie ewige Freude bedeuten. Dann wird alles, was Odem hat, den Daseinszweck erfüllen und Gott, der Frieden schenkt, loben!
Ein dauerhafter Frieden bestimmt nicht mehr fern
Diese Kongresse „Friede auf Erden“ haben eine Frage beantwortet, die viele Menschen beschäftigt: Wann werden die vielen Völker und Stämme des Fernen Ostens Frieden haben, wann werden sie frei sein von Furcht und Kümmernissen?
Die Eintracht und die liebevolle Zusammenarbeit bei Jehovas Zeugen, die sich aus Angehörigen verschiedener Rassen, Nationen und Stämme zusammensetzen, die man auf diesen vielen Kongressen beobachten konnte, wo sie miteinander in Frieden lebten und Gott anbeteten, sind ein schlagender Beweis dafür, daß nur der Geist Gottes die Menschen schon jetzt zu einigen vermag. Diese Kongresse zeigten, daß es möglich ist, nach den Grundsätzen der Bibel zu handeln, und daß sich eine solche Handlungsweise sogar in einer Welt, die sich von Gott abgewandt hat, vorzüglich auswirkt. Wie wahr sind doch die Worte des Psalmisten: „Große Wohlfahrt haben die, die dein [Jehovas] Gesetz lieben, und kein Fallen gibt es für sie.“ — Ps. 119:165.
Ein wichtiger Faktor war auch die Botschaft des ganzen Kongreßprogramms: Gott wird alle Friedensstörer unfehlbar vernichten und auf der Erde eine tausendjährige Friedensherrschaft errichten, und zwar in sehr naher Zukunft. (Offb. 20:6) Weder einzelne noch ganze Nationen werden das verhindern können. (Dan. 2:44) Das wird für alle, die sich nach Frieden und Gerechtigkeit sehnen, ein großer Segen sein. Diese Menschen müssen alle ohne Ausnahme Frieden mit Gott haben, Gottes Willen kennen und in ihrem Leben danach handeln, soweit es ihnen möglich ist. Jeder kann heute inmitten selbstsüchtiger Menschen und übler Zustände beweisen, daß er Gott liebt und glaubt, daß er einen dauerhaften Weltfrieden schaffen wird.
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Kongreß in Seoul (Südkorea): Besucher lauschen gespannt den Schlußworten des Präsidenten der Watch Tower Society, N. H. Knorr.
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Japanische Zeuginnen Jehovas spielen auf der Koto, einem zitherähnlichen Instrument, Königreichslieder zum Preise Jehovas.
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Taiwan: Zeugen Jehovas, Angehörige des Ami-Stammes, singen Königreichslieder, um die ausländischen Gäste zu erfreuen.
Kongreß in Hongkong: Vollzeitprediger freuen sich über die Freigabe des Buches „Ewiges Leben — in der Freiheit der Söhne Gottes“ in Chinesisch.
[Bild auf Seite 22]
Kongreß in Manila (Philippinen): ein Teil der 64 715 Besucher des öffentlichen Vortrages
[Bild auf Seite 24]
Kongreß in Auckland: Bühne mit Blumenbeet, in dem „Willkommen“ in der Sprache der Maori zu lesen ist.
[Bild auf Seite 25]
Honolulu: Erfrischungsstände in hawaiischem Stil