Gute Eltern nehmen sich Zeit für ihre Kinder
GEWISSENHAFTE Eltern sorgen für die materiellen Bedürfnisse ihrer Kinder — sie ernähren sie, geben ihnen ein trautes Heim und kleiden sie. Das ist richtig und auch notwendig.
Noch wichtiger aber ist es für Eltern, sich die Zeit zu nehmen, um die seelischen, geistigen und religiösen Bedürfnisse ihrer Kinder zu stillen. — Matth. 4:4.
Kinder haben das Bedürfnis, von ihren Eltern zärtlich geliebt zu werden. Die Eltern müssen ihren Kindern zeigen, daß sie sie lieben, indem sie sie innig in die Arme schließen und liebevoll küssen. Geschieht das nicht, so mögen bei den Kindern seelische und geistige Störungen auftreten. Man hat festgestellt, daß Waisenkinder, die in Heimen untergebracht sind, besser gedeihen, wenn die Pflegerinnen oder auch andere Frauen, die in diesen Heimen aushelfen, die Kinder von Zeit zu Zeit in die Arme nehmen und herzen. Ja, Jehova hat es so eingerichtet, daß die Kinder dieses Bedürfnis haben und daß dieses Bedürfnis durch Erwachsene gestillt werden kann.
Aber auch wenn die Kinder größer werden, muß man ihnen Zeit widmen. Besonders im Jugendalter, wenn die Einflüsse von außen immer stärker werden, haben sie oft Probleme, Zweifel und Fragen. Die Schule ist nicht in der Lage, den Jugendlichen zu helfen, mit alldem fertig zu werden. Und Gottes Wort zeigt, daß es auch nicht in erster Linie Aufgabe der Schule ist, den Kindern zu helfen ihre Probleme zu lösen, ihre Zweifel zu zerstreuen und ihre Fragen zu beantworten. Es ist die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zu leiten und zu führen. Das kann nur geschehen, wenn man sich mit ihnen unterhält.
Mit ihnen über ihre Probleme sprechen
Es liegt zu einem großen Teil an den Eltern, wenn eine Kluft zwischen ihnen und ihren Kindern besteht. Viele Eltern versäumen weitgehend ihre Pflicht, sich ihren Kindern zu widmen. Sie nehmen sich keine Zeit, um sie anzuhören, ihre Probleme kennenzulernen, ihre Fragen zu beantworten und ihnen strenge, aber liebevolle Belehrung zu erteilen. Manche Eltern beginnen erst, wenn das Kind zehn oder fünfzehn Jahre alt ist, sich in dieser Weise mit ihm zu unterhalten. Aber das ist zu spät. Man muß damit beginnen, wenn das Kind noch ganz klein ist.
Es sollte ein Gespräch sein, an dem sich Eltern und Kinder beteiligen. Die Eltern können die Bedürfnisse ihrer Kinder nur kennen, wenn sie den Kindern ihr Ohr leihen. Das geschieht aber nicht, wenn sie ihnen nur immer vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben. Wenn Eltern so handeln, treiben sie das Kind anderswohin, wo es sich aussprechen kann.
Wir lesen darüber in Gottes Wort: „Ihr, Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie weiterhin auf in der Zucht und im autoritativen Rate Jehovas.“ (Eph. 6:4) Wenn man den Kindern nur immer befiehlt was sie zu tun haben, und sie nie ermuntert, ihre Gedanken zu äußern, wenn man sich nie mit ihnen zusammensetzt, um ihre Probleme und Fragen zu erörtern, verlieren sie mehr und mehr die Lust, mit den Eltern zu sprechen — daher die „Kluft“.
Hat ein Kind etwas getan, was es nicht hätte tun sollen, und muß deshalb zurechtgewiesen oder bestraft werden, so ist es oft nützlich, wenn die Eltern dem Kind erklären, was es falsch gemacht hat, warum es falsch gehandelt hat, welche Folgen seine Handlungsweise hat und warum eine andere Handlungsweise besser ist — sie sollten ihm zeigen, wie Gott die Sache ansieht. Das erfordert Zeit, aber es ist Zeit, die gut angewandt ist, denn ein solches Gespräch wird sich auf das Leben des Kindes nützlich auswirken.
Die Eltern müssen unbedingt einig sein
Vater und Mutter müssen in bezug auf Belehrung, Zurechtweisung und Strafe unbedingt einig sein.
Für die Kinder bricht eine Welt zusammen, wenn sie sehen, daß ihre Eltern sich streiten oder verschiedener Meinung sind, besonders, wenn der Gegenstand des Streites die Kinder sind. Es wirkt sich katastrophal aus, wenn die Mutter den Kindern etwas anderes sagt, als der Vater vorher gesagt hat. Das bewirkt, daß die Kinder anfangen, den Vater mehr zu lieben als die Mutter oder umgekehrt, und vielfach sind sie dann auch nicht mehr bereit, dem Vater und der Mutter in gleicher Weise zu gehorchen.
Wenn die Eltern einmal nicht gleicher Meinung sind, dürfen sie das unter gar keinen Umständen vor den Kindern äußern. Das würde sich wie Gift auf Einigkeit und Glück der Familie auswirken. Es mag vorkommen, daß Mann und Frau einmal geteilter Meinung sind. Aber solche Meinungsverschiedenheiten sollten sie nicht vor den Kindern, sondern UNTER VIER AUGEN besprechen.
Die Tatsache, daß der Mann „das Haupt seiner Frau“ ist, bedeutet nicht, daß nur seine Ansicht darüber, wie etwas getan werden sollte, von Belang ist. (Eph. 5:23) Ein einsichtiger Mann, der seine Frau liebt, hört sich an, was sie vorschlägt, und erwägt dann ihre Vorschläge ernsthaft.
Die Frau sollte „tiefen Respekt vor ihrem Mann haben“. (Eph. 5:22, 33) Gott hat dem Mann die Aufgabe übertragen, das Haupt der Familie zu sein, und er hat ihn auch entsprechend befähigt. Die Frau sollte daher nicht versuchen, dem Mann die Stellung als Haupt streitig zu machen oder sie zu untergraben, indem sie vor den Kindern mit ihm streitet. Nein, sie sollte seine Stellung respektieren. Sie sollte nicht mit ihm konkurrieren, sondern seine Gehilfin sein, denn als Gott die Frau für den Mann schuf, sagte er: „Ich will ihm eine Hilfe machen als sein Gegenstück.“ — 1. Mose 2:18, Hamp, Stenzel, Kürzinger.
Das letzte Wort
Doch was soll geschehen, wenn die Eltern sich unter vier Augen ausgesprochen haben und dennoch in einer Sache, die die Kindererziehung betrifft, nicht einig sind?
Dann sollten sie den Weg einschlagen, der am erfolgreichsten ist, den Weg, den Gottes Wort weist, indem es sagt: „So wie die Versammlung dem Christus untertan ist, so seien es auch die Ehefrauen ihren Männern in allem.“ — Eph. 5:24.
Das bedeutet, daß der Mann das Recht und die Pflicht hat, die endgültige Entscheidung zu fällen. Die Frau sollte sich, nachdem die Entscheidung getroffen ist, danach richten und sie unterstützen, auch wenn sie damit nicht einverstanden ist. Das gilt natürlich nur, wenn das, was der Mann von ihr verlangt, nicht im Widerspruch zu den Gesetzen Gottes steht. Würde er so etwas verlangen, dann müßte sie „Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“. — Apg. 5:29.
Auf jedem Schiff gibt es einen Kapitän. Jehova hat bestimmt, daß in der Familie der Mann dieses Amt übernehme. Natürlich macht der Mann gelegentlich Fehler; aber das macht die Frau auch. Doch der größte Fehler, den beide machen könnten, wäre, diese von Gott stammende Ordnung nicht einzuhalten und einander nicht zu unterstützen.
Die Einigkeit der Eltern wirkt sich äußerst günstig auf die Kinder aus. Sie hat zur Folge, daß die Liebe der Kinder zu den Eltern und ihr Respekt vor der elterlichen Autorität sowie vor den Ordnungen Jehovas wächst. Und selbst wenn das nicht der Fall sein wird, selbst wenn die Kinder den Einflüssen, die außerhalb des Elternhauses auf sie einwirken, erliegen und sich, nachdem sie volljährig und nicht mehr zu Hause sind, über das, was die Eltern sie gelehrt haben, hinwegsetzen, können die Eltern sich in dem Gedanken trösten, daß sie alles getan haben, was in ihren Kräften stand. Wie aus der Bibel hervorgeht, geriet Esau nicht so gut wie Jakob, obschon Esau und Jakob Zwillingsbrüder waren und die gleiche Erziehung genossen hatten, denn beide waren Söhne gottesfürchtiger Eltern, des Isaak und der Rebekka.
Erziehung zur Arbeit
Zeit ist auch erforderlich, um die Kinder zu lehren, wie man Arbeiten im Haus und um das Haus verrichtet. Sie sollten angehalten werden, etwas zum Wohl der Familie beizusteuern, sei es, daß sie putzen, den Rasen mähen, sei es, daß sie den Tisch decken, kochen und Geschirr spülen. Kleine Kinder können natürlich noch nicht viel helfen, auch machen sie vieles verkehrt. Aber das sollte kein Grund sein, warum du nicht früh damit anfangen kannst, sie zur Arbeit zu erziehen.
Es ist traurig, zu sehen, wie viele junge Männer und Frauen völlig unvorbereitet für ihre Aufgaben im Leben sind. Es gibt Frauen, die bis zu ihrem Hochzeitstag nie eine Mahlzeit gekocht haben!
Gute Eltern übertragen ihren Kindern schon gewisse Aufgaben, wenn sie noch ganz klein sind, und sie besprechen miteinander, wie sie ihre Kinder in dieser Hinsicht schulen wollen. Das kleine Mädchen kann der Mutter beim Kochen helfen oder den Tisch decken. Im Laufe der Zeit kann es dann lernen, wie man eine ganze Mahlzeit zubereitet. Später, wenn die Tochter verheiratet ist, wird sie — aber auch ihr Mann — ihrer Mutter dankbar sein, daß sie ihr das Kochen beigebracht hat!
Der Vater, der seinen Sohn liebt, nimmt sich Zeit, um ihn zu lehren, die Aufgaben, die einem Mann obliegen, zu erfüllen. Lehre ihn, wenn er noch klein ist, Arbeiten im Haus zu verrichten. Zeige ihm, wie man mit dem Malerpinsel, dem Hammer und anderen Werkzeugen umgeht. Schule ihn auch in anderem, was er später im Leben braucht, wie im Autofahren, in Geldsachen, ja sogar in Versicherungs- und Steuersachen. Bringe ihm ein gewisses handwerkliches Können bei, das ihm im späteren Leben von Nutzen sein wird. Hilf ihm auch, zu verstehen, daß die Frau anders geschaffen ist als der Mann und andere Bedürfnisse hat; das sind Dinge, über die er sich im klaren sein muß, möchte er später einmal in der Ehe glücklich werden. — 1. Petr. 3:7.
Lehre die Kinder auch, andere Personen gebührend zu achten; schärfe ihnen den Rat des Wortes Gottes ein: „An einem älteren Mann übe nicht strenge Kritik. Im Gegenteil, rede ihm bittend zu wie einem Vater, jüngeren Männern wie Brüdern, älteren Frauen wie Müttern, jüngeren Frauen wie Schwestern mit aller Keuschheit.“ — 1. Tim. 5:1, 2.
Die Erkenntnis Gottes
Das größte Geschenk, das gute Eltern ihren Kindern machen können, besteht ohne Zweifel darin, ihnen eine richtige Erkenntnis Gottes zu vermitteln. Auch das erfordert Zeit. Ist das wichtig? Die Bibel antwortet: „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus.“ (Joh. 17:3) Du könntest ihnen nichts schenken, was so kostbar ist wie das ewige Leben. Doch wenn du deine Kinder über Gottes Vorhaben und die göttlichen Forderungen belehrst, hilfst du ihnen, den Weg zu ewigem Leben zu beschreiten.
Wann sollte man beginnen, die Kinder in göttlichen Dingen zu unterweisen? Der Apostel Paulus schrieb über Timotheus: „... und daß du von Kindheit an die heiligen Schriften gekannt hast, die dich weise zu machen vermögen zur Rettung.“ — 2. Tim. 3:15.
Wenn wir vom Unterweisen der Kinder in göttlichen Dingen sprechen, dann meinen wir nicht, daß die Kinder von jemand anders darin unterwiesen werden sollten, sondern wir meinen, daß sich die Eltern mit den Kindern zu Hause zusammensetzen und mit ihnen gemeinsam anhand der Hilfsmittel zum Bibelstudium, die Jehovas Zeugen in ihren Studien zu Hause benutzen, die Kinder in göttlichen Dingen unterweisen. Das sollte geschehen, lange bevor die Kinder das schulpflichtige Alter erreichen.
Sind aber Kinder, die noch nicht schulpflichtig sind, nicht zu klein, um in göttlichen Dingen unterwiesen zu werden? Nein! Die jüngsten Forschungen haben sogar ergeben, daß die besten Schüler Kinder von Eltern sind, die sich die Zeit genommen haben, ihre Kinder vieles zu lehren, bevor sie in die Schule kamen.
Die Kinder beherrschen im Alter von drei bis vier Jahren schon eine komplizierte Sprache. Dann können sie bestimmt auch über Gott unterwiesen werden! Deshalb belehren Jehovas Zeugen ihre kleinen Kinder über göttliche Dinge. Und wenn die Kinder größer werden, kann man sie lesen und schreiben lehren, was ihnen eine große Hilfe sein wird. Kommen sie dann in die Schule, werden sie schon gute Fortschritte in der Erkenntnis Gottes und im Lesen und Schreiben gemacht haben. Das alles wird sich günstig auf ihr ganzes Leben auswirken.
Der Erfolg
Die Erfahrungen, die Eltern machen, welche ihre Kinder schon von klein auf in göttlichen Dingen unterweisen, zeigen, daß solche Bemühungen erfolgreich sind. So schreibt ein Zeuge Jehovas, was er erlebte, als er ein Ehepaar, Zeugen Jehovas, besuchte, die ein dreijähriges Mädchen und einen achtzehnmonatigen Jungen hatten:
„Als wir eines Abends aus der Zusammenkunft [der Zeugen Jehovas] nach Hause kamen, unterhielt ich mich mit dem Kleinen und fragte ihn, ob er gern mit einem Löwen spielen würde. Er wußte sofort wovon ich sprach, und sagte in einem Ton, daß ich es kaum verstand: ,Ich hole mein Buch.‘ Er brachte das Buch Vom verlorenen Paradies zum wiedererlangten Paradies und schlug Seite 17 auf, wo ein Löwe abgebildet ist.
Ich fragte ihn auch nach anderen Tieren, worauf er die Seiten 40 und 41 aufschlug und mir die Tiere zeigte, die in die Arche gingen. Darauf fragte ich ihn, ob er wisse, wer Adam gewesen sei; er schlug die Seite 21 auf und wies in dem Bild auf Adam. Er wußte auch, daß auf dem Bild auf den Seiten 28 und 29 Eva und die Schlange dargestellt waren.
Ich unterhielt mich auch mit der Kleinen, und sie erklärte mir viele der Bilder im Paradies-Buch in allen Einzelheiten. Diese Kinder sind nicht klüger als andere Kinder, aber es zeigt bestimmt, daß ein Kind nicht erst im schulpflichtigen Alter das Wort Gottes verstehen kann.“
Nur wenn man sich Zeit nimmt, die Kinder in Gottes Wort zu unterweisen, kann man ermitteln, ob sie beginnen, Gottes Vorhaben zu verstehen, und ob sie dafür Wertschätzung entwickeln. Wenn du dir die Zeit genommen hast, diese Wertschätzung in ihnen von klein auf zu fördern, dann magst du die Genugtuung haben, daß sie zu reifen gottesfürchtigen Männern und Frauen heranwachsen. Wir lesen in Sprüche 22:6: „Erziehe den Knaben [oder das Mädchen] seinem Wege gemäß; er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird.“ Wie befriedigend ist es doch für Eltern, ihre Kinder so erzogen zu haben, daß sie ihnen und Jehova zur Ehre gereichen! — Spr. 23:24, 25.
Ja, gute Eltern zu sein ist eine große Aufgabe. Aber die Zeit und Mühe, die man dafür aufwendet, lohnt sich, denn das trägt nicht nur zu einem wahrhaft glücklichen Familienleben bei, sondern man hilft dadurch den Kindern auch, auf den Weg zu gelangen, der zu ewigem Leben in Gottes neuer Ordnung führt. Und die Eltern können mit reinem Gewissen vor Gott treten, weil sie wissen, daß sie ihre elterlichen Pflichten gewissenhaft erfüllt haben.
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Nimmst du dir Zeit für deine Kinder?
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Gute Eltern nehmen sich auch Zeit, um ihre Kinder in Gottes Wort zu unterweisen.