Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g70 22. 7. S. 21-23
  • Fes — Treffpunkt der alten und neuen Zeit

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Fes — Treffpunkt der alten und neuen Zeit
  • Erwachet! 1970
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Die alte Stadt
  • Ausflug in die Vergangenheit
  • Das Händler-Viertel
  • Schulen der Vergangenheit und Gegenwart
  • Imbißpause und Fortsetzung der Besichtigung
  • Einkaufsbummel in einem türkischen Basar
    Erwachet! 1978
  • Hätten Sie es gewusst?
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 2011
  • Eine Fahrt durch den Rifatlas
    Erwachet! 1970
  • „Wie schade, wie schade, du große Stadt“
    Erwachet! 1994
Hier mehr
Erwachet! 1970
g70 22. 7. S. 21-23

Fes — Treffpunkt der alten und neuen Zeit

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Marokko

UNTER der Bevölkerung von ganz Marokko kann man gegensätzliche Lebensformen beobachten. Doch in Fes, einem alten Zentrum islamischer Kultur, ist dieser Gegensatz besonders auffallend. Fes liegt in Nordafrika, etwa 160 Kilometer vom Atlantischen Ozean und rund 140 Kilometer vom Mittelmeer entfernt. In dieser Stadt haben in den vergangenen Jahrhunderten zahlreiche Kulturen ihren Niederschlag gefunden. Heute hat sie über 200 000 Einwohner.

Wir fahren im Auto nach Fes und gelangen zuerst nach Neu-Fes. Das neue Fes ist hauptsächlich in der Zeit gebaut worden, in der Marokko französisches Protektorat war, von 1912 bis 1956. Seine Straßencafés und Geschäfte und seine Bevölkerung, die nach neuester Pariser Mode gekleidet geht, erinnern ganz an eine europäische Stadt. Auch die Araber, die hier wohnen, sind stark europäisiert. Man könnte leicht vergessen, daß nur etwa anderthalb bis zwei Kilometer entfernt Alt-Fes liegt, das einen auffallenden Gegensatz zu Neu-Fes bildet.

Die alte Stadt

Das alte Fes wurde um etwa 800 u. Z. von Moulay Idris I. gegründet, einem Nachfahren Alis, des Schwiegersohnes Mohammeds. Fes war jahrhundertelang Hauptstadt eines unabhängigen Königreiches und galt lange als Mittelpunkt des geistigen und religiösen Lebens in Nordafrika.

Die alte Stadt ist von der neuen Stadt durch ein Tal getrennt, und sie bietet ein recht reizvolles Bild. Man sieht nur ein Meer von weißen und grauen Flachdachhäusern, hier und da unterbrochen durch ein zierliches Minarett, das neben einer der zahlreichen Moscheen steht. Diese Moscheetürme sehen von weitem aus wie Stecknadeln auf einem Stecknadelkissen.

Den Hintergrund bildet ein großer Gebirgszug, und die Vorberge sind mit Ölbäumen bestanden. Diese Bäume sollen so alt wie die Stadt sein. Von unserem Standpunkt aus können wir leicht erkennen, daß die Stadt auf einer Reihe von Hügeln gebaut ist. Das bedeutet, daß wir in die Höhe steigen müssen, denn diese alte Stadt kann man nur zu Fuß besuchen. Die Straßen sind manchmal nur etwas breiter als ein Fußweg, auch käme ein Fahrzeug niemals durch, weil es auf den Straßen von Menschen und Tieren wimmelt.

Ausflug in die Vergangenheit

Es ist eine große Hilfe, wenn man Alt-Fes unter der kundigen Leitung eines Führers besichtigt. Das garantiert einem nicht nur, daß man die interessantesten Stätten zu sehen bekommt, sondern auch, daß man sich nicht verirrt. Fes soll die größte Medina der Welt haben; Medina ist die arabische Bezeichnung für das alte Viertel einer Stadt. (Darf nicht verwechselt werden mit Medina, der Stadt in Arabien, die im Leben Mohammeds, des Begründers des Islams, eine wichtige Rolle spielte.) Nun, da wir das Labyrinth von dunklen Gassen und Straßen vor uns sehen, sind wir froh, jemand bei uns zu haben, der sich auskennt.

Es gefällt uns, daß hier keine Autos oder anderen Fahrzeuge zu sehen sind, und wir staunen über die engen Straßen. Obschon in Fes fast immer die Sonne scheint, gelangt nur spärlich Licht in die Straßen, weil zwischen den Erkern der einander gegenüberstehenden Häuser nur ein schmaler Spalt übrigbleibt.

Es fällt uns auch auf, daß die Mehrheit der Bevölkerung hier immer noch die traditionelle Kleidung trägt — ganz im Gegensatz zu der Bevölkerung in Neu-Fes. Die Männer tragen ein langes Gewand, das bis zu den Knöcheln reicht und oft mit einer Kapuze versehen war. Einige der Männer tragen auch den traditionellen Fes, eine hohe rote schirmlose Kopfbedeckung, die zuerst in Fes (Marokko) verfertigt wurde, jetzt aber sozusagen überall in der Welt bekannt ist.

Auch die Frauen tragen lange Gewänder. Außerdem gehen sie verschleiert, wie es ihnen ihre Religion, der Islam, vorschreibt. Der Schleier verhüllt den Kopf so, daß nur die Augen frei bleiben. Sozusagen jedermann trägt Pantoffeln, „Babusch“ genannt. Diese Pantoffeln sind aus Leder verfertigt.

In Fes soll es über hundert Moscheen geben, einige davon sollen mehr als tausend Jahre alt sein. Unser Führer zeigt uns die Karubin-Moschee, die größte in Nordafrika. Rund 22 000 Personen finden darin Platz. Da wir keine Moslems sind, dürfen wir die Moschee nicht betreten, aber wir dürfen von einer der großen Türen aus das Innere betrachten.

Der Fußboden dieser berühmten Moschee ist mit Bambusmatten ausgelegt, damit die Gläubigen darauf knien können, wenn sie mit dem Angesicht in Richtung Mekka zu Allah beten. Die Wände sind mit prachtvollem Mosaik ausgestattet, und von der zierlichen Stuckdecke hängen Ampeln aus Metall. Schuhe und Pantoffeln müssen vor dem Betreten der Moschee ausgezogen werden. Es ist erstaunlich, daß die Gläubigen, wenn sie die Moschee wieder verlassen, noch wissen, welches ihre Schuhe oder Pantoffeln sind.

Das Händler-Viertel

Nun gelangen wir in eine der zahlreichen Basargassen, „Suks“ genannt. In diesen Gassen sehen wir lauter kleine Läden und Verkaufsstände. Einige dieser Läden sind nichts anderes als kleine Gewölbe in der Mauer, die nach der Straße hin offen sind. In einer Gasse werden jeweils gleichartige Waren feilgeboten, so daß es immer nach dem riecht, was man auch sieht. Und welch ein Bild bieten die Verkaufsstände, die mit Bergen von Datteln, Feigen, Oliven, Rosinen und Gewürzen beladen sind!

In einer anderen Gasse sind Stoffballen in jeder Farbe aufgestapelt. In einer anderen Basargasse leuchten uns Seidenstoffe entgegen, und in einer anderen gibt es Schmuck von jeder Art. In wieder einer anderen Gasse werden Kerzen von jeder Länge und Farbe angeboten. Diese werden am alljährlichen Todestag berühmter Persönlichkeiten aus der Geschichte der Stadt Fes angezündet. Fromme Gläubige tun das für die „Seelen“ der Verstorbenen.

Hier und da sieht man einen arabischen Händler und Kunden heftig miteinander feilschen. Gelegentlich vernehmen wir auch die Glocke des Wasserverkäufers. Er ist ganz in Rot gekleidet, und an seiner Brust hängen mehrere blitzblank polierte Kupferbecher. Er verkauft frisches Wasser für ein paar Francs (wenige Pfennige). Das Wasser führt er in einer Ziegenlederflasche, die er sich um den Hals gehängt hat, mit.

Da die Straßen so eng sind, wird man oft angestoßen; wir müssen sehr vorsichtig gehen. Auch muß man den mit Getreide- und Mehlsäcken beladenen Eseln ausweichen. Wenn zwei dieser schwerbeladenen Lasttiere einander passieren, entsteht in der engen Straße eine Verkehrsstockung. Es ist hier Sitte, daß der Mann auf dem Esel reitet, während seine Frau, die manchmal riesige Bündel auf dem Kopf trägt, hinter ihm her geht.

Die Muselmanin ist sehr unfrei. Sie darf nicht mit dem Herrn des Hauses essen. Auch sieht man nie, daß sie sich am Geschäftsleben der Stadt beteiligt. Doch wenn wir an der offenen Tür eines Hauses vorbeikommen, sehen wir häufig Frauen, die Getreide mahlen, Teig kneten oder Weizen worfeln.

Schulen der Vergangenheit und Gegenwart

Der Führer zeigt uns nun ein sehr altes Gebäude, eine „Medrese“. Es diente jahrhundertelang als Universität, auf der Studenten aus der ganzen arabischen Welt studiert haben. In Fes wurde schon längst studiert, als es in Oxford und Cambridge noch keine Spur einer Universität gab. Die Decken in diesem Gebäude sind aus Holz und wundervoll geschnitzt.

Von Zeit zu Zeit dringen aus Räumen, die von außen wie Geschäfte oder Wohnhäuser aussehen, die Stimmen von Kindern, die Texte aufsagen. Das sind die Koranschulen für die Kleinen. Unter kundiger Leitung lernen die Kinder Texte aus dem Koran, der die Lehren Mohammeds enthält, hersagen. Viele Kinder genießen nur diese Schulbildung. Wir versuchen, einen Blick in das Innere einer solchen Schule zu werfen. Der Raum ist dunkel und überfüllt, und die Kinder haben Schiefertafeln in der Hand.

Imbißpause und Fortsetzung der Besichtigung

Nach dem langen Fußmarsch sind wir hungrig. Wir kaufen uns daher einige „brochettes“, kleine Fleischstücke, die über einem Holzkohlenfeuer am Spieß geröstet werden. Das Rösten dauert nur wenige Minuten. In gewissen Gegenden der Medina riecht es überall nach diesen Holzkohlenfeuern und nach gebratenem Fleisch, meist Herz oder Leber. „Brochettes“ sind sehr billig. Man kann sie auch mit Kümmel oder anderen Gewürzen bestreuen. Den Durst kann man mit einem Glas Pfefferminztee löschen, der hier allgemein getrunken wird.

Nach unserer Imbißpause zeigt uns der Führer die Werkstätten der Ziseleure, für deren Erzeugnisse Fes bekannt ist. Viele ihrer Werkstätten sind nur kleine Gewölbe in der Mauer, aber sie zeigen uns stolz ihre Arbeiten. Wir staunen, mit welcher Kunstfertigkeit sie die Ornamente herausarbeiten, sei es auf Tabletts, sei es auf Tellern.

Was uns auch interessiert, ist die Gerberei. Hunderte von Schafshäuten hängen an den Wänden. Viele Leute hier töten bei wichtigen Familienanlässen wie der Beschneidung und dem alljährlichen Fest, „Id-al-adha“ genannt, Schafe. Dieses Fest wird von den Moslems zum Andenken an Abrahams Versuch, Isaak zu opfern, gefeiert, aber viele Moslems glauben, Abraham habe nicht Isaak, sondern Ismael opfern wollen. (1. Mose 22:1-14) Da bei dieser Gelegenheit jede Familie mindestens ein Schaf tötet, stehen viele Schafshäute zum Verarbeiten zur Verfügung.

Unser Führer legt großen Wert darauf, uns einen der Basare zu zeigen, in denen Teppiche, Brücken und Wolldecken verkauft werden. Einige dieser Basare sind in ehemaligen Herrensitzen untergebracht, deren Wände und Decken prachtvoll verziert sind. Hier sehen wir handgewebte marokkanische Teppiche in allen Farben und Größen. Der Basarbesitzer wird es nicht müde, Teppich um Teppich aufzurollen, um uns zum Kaufen zu reizen und dabei die Eigenschaften eines jeden Teppichs zu loben. In manchen Basaren wird dem Kunden ein Glas Pfefferminztee angeboten, während er die Teppiche besichtigt, die der Teppichhändler vor ihm entrollt.

Was uns in Fes besonders beeindruckt hat? Der Gegensatz zwischen dem Leben in der alten Stadt, wo man noch wie vor Jahrhunderten lebt, und dem Leben in dem benachbarten Neu-Fes, wo die Menschen mehr oder weniger so leben wie die Bevölkerung in den Städten Europas.

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen