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Erwachet! 1970
g70 8. 10. S. 4-7

Warum die Kirchenführer in großer Sorge sind

DIE Führer der bedeutenden Kirchen der Christenheit sind in großer Sorge. Bruce McLeod, ein kanadischer Geistlicher, erklärte: „Die Kirche funktioniert nicht mehr so wie früher, und deshalb haben sie Angst.“

Es sind nicht nur die Neuerungen auf dem Gebiet der kirchlichen Lehren oder Riten, die den Geistlichen Sorgen bereiten. Was sie quält, ist ein Wandel, der von weit größerer Tragweite ist.

Sozusagen jede große Kirche der Christenheit hat zum erstenmal seit Jahrhunderten einen Rückgang der Geistlichen zu verzeichnen. Jedes Jahr scheiden mehr aus ihrem Amt aus. Noch auffallender sind die sinkenden Zahlen der Neueintritte, die die meisten Seminare berichten. Und neuerdings gehen auch die Zahlen des Kirchenbesuchs zurück. Viele Kirchenführer fürchten daher, daß die Kirchen im Sterben liegen!

Du selbst magst das nicht festgestellt haben. Es kann auch sein, daß die Gemeinde, in der du wohnst, oder die Kirche, der du angehörst, von dieser Entwicklung bisher noch wenig betroffen worden ist. Dennoch ist sie in der ganzen Welt zu beobachten. In den vergangenen Jahrhunderten hat es nichts Derartiges gegeben. Ein ehemaliger Ratgeber des Papstes Pius XII. sagte über seine Kirche: „Die Krise, die die Kirche durchmacht, ist ernster als die protestantische Reformation.“

Bevor wir uns zum Warum dieses Wandels äußern, wollen wir näher betrachten, worin dieser Wandel besteht. Eine Prüfung der Tatsachen zeigt, daß die Situation weit ernster ist, als die meisten Menschen ahnen.

Geistliche scheiden aus

Eines der dornigsten Probleme, denen sich die Kirchenführer gegenübersehen, ist die wachsende Zahl von Geistlichen, die aus ihrem Amt ausscheiden. Der bekannte presbyterianische Geistliche David Poling erklärte unverblümt: „Wir sind Zeugen des allmählichen Verschwindens eines historischen Standes — der Geistlichkeit.“

Jahrhundertelang war die Zahl der Geistlichen im Wachsen begriffen. Doch vor einigen Jahren wurde dieses Wachstum geringer, und dann hörte es ganz auf. Jetzt ist es umgekehrt! In den letzten Jahren sind immer mehr Geistliche verschiedener Kirchen aus ihrem Amt ausgeschieden. Im vergangenen Jahr, 1969, fand der größte Exodus statt.

Papst Paul VI. sagte, daß die Priesterflucht seine „Dornenkrone“ sei. Aber es ergeht nicht nur einer Kirche so. In dem Buch The Last Years of the Church (Die letzten Jahre der Kirche) schreibt Pfarrer Poling treffend: „Die Enttäuschung und das allgemeine Durcheinander unter den Geistlichen der protestantischen Kirchen ist ebenso groß, aber wegen der vielen Abspaltungen und Denominationen weniger auffällig.“

Überall herrscht somit die gleiche Tendenz. In Griechenland sind zum Beispiel in gewissen Diözesen der griechisch-orthodoxen Kirche 50 Prozent der Pfarreien verwaist. Die Zeitung Sydney Morning Herald berichtet, daß in jeder Diözese Nordgriechenlands „ein Viertel aller Pfarreien unbesetzt ist. ... Und die Situation wird allmählich noch ernster, denn jedes Jahr verlieren weitere 250 Gemeinden ihren Pfarrer.“

In Schweden ist die Zahl der Geistlichen der Staatskirche stark zurückgegangen. Aber auch die „Freikirchen“ haben starke Verluste zu verzeichnen. Man beachte folgende Ziffern:

1962 1968

Baptistenprediger 324 256

Heilsarmee-Offiziere 1 326 1 055

Pastoren des Missionsverbandes 675 617

Doch die Situation in der römisch-katholischen Kirche ist aufsehenerregend. Sie wurde in der Zeitschrift Newsweek folgendermaßen geschildert:

„Überall können die Bischöfe der römisch-katholischen Kirche Statistiken lesen, die erkennen lassen, was viele von ihnen — aus persönlicher Erfahrung — bereits wissen: daß immer mehr Priester aus ihrem Amt ausscheiden. ... Der katholische Geistliche und Soziologe Andrew Greely sagt voraus, daß die katholische Kirche in Amerika in den kommenden zehn Jahren wahrscheinlich gut die Hälfte ihrer 59 000 Priester verlieren werde.“

Aus einem Bericht geht hervor, daß die Zahl der Priester, die in Amerika während einer bestimmten Zeitspanne im Jahre 1968 aus ihrem Amt ausschieden, um 31 Prozent höher war als die Zahl der Priester, die während einer ähnlichen Zeitperiode des Jahres 1967 ihr Amt niederlegten. Und in Chicago Today konnte man lesen: „Damals [vor zwei Jahren] war der Priesterschwund verhältnismäßig gering, jetzt dagegen droht er zu einem reißenden Strom zu werden.“

Auch aus anderen katholischen Ländern hört man ähnliche Meldungen. Über die Situation in den Niederlanden schrieb die New York Times: „Heute scheiden fünfmal mehr Priester aus ihrem Amt aus als 1965.“ Über den Rückgang der Priester in jenem Land im Jahre 1968 wurden folgende Angaben gemacht:

Priester, die ausschieden 196

Priester, die verstarben 189

Ergebnis 385

Weihekandidaten 145

Rückgang im Jahr 1968 240

Wie die katholische Herder-Korrespondenz schreibt, sind die erhältlichen Zahlen alarmierend. Über das Bistum Haarlem (Niederlande) sagte Generalvikar H. W. J. Kuipers: „Im Jahre 1968 sind 46 Priester unseres Bistums aus dem Amt ausgeschieden. ... In jenem Jahr sind nur zwei Priester geweiht worden.“

Eine amtliche Untersuchung in Brasilien ergab, daß von 1960 bis 1968 in jenem Land 643 Priester aus ihrem Amt ausschieden. Aus Peru meldete die Zeitung El Comercio: „In Peru wird die Kirche dezimiert“ und fügte hinzu: „In Peru, einem Land mit einer Bevölkerung von fast 14 Millionen, gibt es jetzt kaum 400 Priester.“ Im Jahre 1969 durchlebte die katholische Kirche in Argentinien eine Krise, wie sie seit ihrem Bestehen in jenem Land noch keine durchlebt hat: Allein in der Erzdiözese Rosario schieden mit einem Schlag 28 Priester aus ihrem Amt aus.

Die Kirchenführer haben somit allen Grund, bestürzt zu sein. Angenommen, du wärest der Kapitän eines großen Passagierdampfers, wärest du dann nicht bestürzt, wenn du sehen würdest, daß immer mehr Besatzungsmitglieder das Schiff verlassen würden?

Noch größerer Rückgang

Viele Kirchenführer sind noch mehr beunruhigt über den Rückgang der Kandidaten für das Pfarramt, den man bei den meisten großen Kirchen beobachten kann. David Poling schreibt in dem Buch The Last Years of the Church:

„Hätten die Beobachter, die die Entwicklung auf kirchlichem Gebiet verfolgen, ein Tagebuch über die ersten alarmierenden Anzeichen des Zerfalls der kirchlichen Macht geführt, hätten sie als erstes einen Rückgang an Theologiestudenten festgestellt. Was in den letzten Jahren als alarmierender Rückgang bezeichnet worden ist, begann vor etwa zehn Jahren als ganz geringer Rückgang, der von Jahr zu Jahr zu beobachten war.

Jetzt müssen viele Seminare schließen, und einige werden als letzte Maßnahme zusammengelegt.“

Auch in der Zeitung The Australian konnte man vor wenigen Monaten lesen: „Noch eindrucksvoller als der Priesterschwund ist der Rückgang der Zahl der Theologiestudenten; in den vergangenen vier Jahren betrug dieser Rückgang [in Australien] 25 Prozent ... und alles deutet darauf hin, daß auch dieses Jahr mit einem weiteren bedeutenden Rückgang zu rechnen ist.“ In der chilenischen Zeitschrift Mensaje konnte man lesen: „Heute gleichen die großen Seminare leeren Kasernen.“

In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der Weihekandidaten in den Niederlanden um 36 Prozent gesunken. Der Erzbischof von Lyon (Frankreich) gab bekannt, daß die Zahl der neueintretenden Seminaristen in jenem Land im Jahre 1969 um 41 Prozent zurückgegangen sei. In England sank die Zahl der anglikanischen Theologiestudenten, die vorhatten, Pfarrer zu werden, in den vergangenen fünf Jahren um 22 Prozent.

Bei den religiösen Orden sieht es ähnlich aus. Die kanadische Zeitung Windsor Star veröffentlichte folgende Meldung aus Irland: „In Irland würden in den nächsten zehn Jahren viele Klöster in Hotels umgewandelt werden müssen, erklärte vor kurzem ein Franziskanerpater.“

Aus dem Buch 1969 Official Catholic Directory geht hervor, daß im Jahre 1968 die Zahl der Nonnen gegenüber dem Vorjahr um 9 175 zurückgegangen war. Pfarrer Ernest Bartell von der Notre-Dame-Universität erklärte: „Alle religiösen Orden haben einen großen Rückgang an Neueintritten zu verzeichnen. Ich kenne einen Orden, der ein neues Gebäude gebaut hat, in dem 100 Mädchen ausgebildet werden sollten, jetzt sind es nur vier.“ Ähnliche Berichte gehen aus fast allen Ländern der Christenheit ein.

Rückgang des Kirchenbesuchs

Aber nicht nur die Zahl der Geistlichen geht zurück, sondern auch die Zahl der Kirchenbesucher. Nicht nur die „Mannschaft“, sondern auch die „Fahrgäste“ verlassen das Schiff!

In England ist der Kirchenbesuch ungemein stark zurückgegangen: Von hundert getauften Anglikanern besuchen nur noch acht den Ostergottesdienst! Charakteristisch ist folgende Meldung, die in der Torontoer Zeitung Daily Star erschien: „Wenn die Mitgliederzahl der 150 Gemeinden der Vereinigten Kirche in Metro-Toronto weiterhin in so erschreckendem Maße sinkt, wird es dort in 15 Jahren keine Kirchen und keine Kirchenmitglieder mehr geben.“ Und die katholische Kirche in Deutschland schätzt, daß sie jedes Jahr 50 000 Mitglieder verliert.

Über die Verhältnisse in den Niederlanden schreibt das Blatt De Stem: „In den Niederlanden geht nicht nur die Zahl der katholischen, sondern auch der protestantischen Kirchenbesucher zurück.“ Die katholische Kirchgemeinde von Zeist veröffentlichte folgenden charakteristischen Bericht:

Jahr Besucherzahl

1965 1 639

1966 1 426

1967 1 208

1968 983

1969 832

Dieser Rückgang des Kirchenbesuchs widerspiegelt die heutige Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Religion. Bei einer im Jahre 1957 vom Gallup-Institut durchgeführten Meinungsumfrage vertraten nur 14 Prozent der Befragten die Auffassung, die Religion verliere an Einfluß. Aber bei einer ähnlichen Umfrage, die 1969 durchgeführt wurde, waren fünfmal mehr dieser Meinung — nämlich 70 Prozent!

Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Einfluß auf die finanzielle Unterstützung, die die Leute den Kirchen und ihren Schulen gewähren. In den Vereinigten Staaten mußten zum Beispiel in den vergangenen sechs Jahren mehr als 1 000 katholische Schulen schließen. Die Schülerzahl sank um 771 000 — das sind 14 Prozent.

Was wird die Zukunft bringen’

Wenn die Kirchenführer in die Zukunft blicken, sehen sie schwarz. In der Zeitung The West Australian konnte man folgende Äußerung des Geistlichen David Woodroffe lesen: „Die Auflösung der kirchlichen Institutionen und Systeme ist nicht mehr aufzuhalten.“

Bischof Dr. Ralph S. Dean, der sein Amt als internationaler ausführender Beamter der anglikanischen Kirche zur Verfügung stellte, erklärte: „Die Kirche als Institution, wie sie heute besteht, mag in höchstens zehn Jahren verschwunden sein.“ Sein Nachfolger, Bischof John Howe, ist gleicher Meinung.

Ein Artikel des katholischen Geistlichen Joost Reuten, der in der Zeitung Limburgs Dagblad (Niederlande) veröffentlicht wurde, war überschrieben: „Die letzte Stunde der Kirche hat geschlagen“. Dieser Geistliche schrieb:

„Wenn ich sage, die letzte Stunde der Kirche in den Niederlanden habe geschlagen, dann meine ich genau das. Für diese Behauptung gibt es zwei Gründe: Wir haben keinen Priesternachwuchs, und die Bevölkerung im Alter von 18 bis 35 Jahren fällt von der Kirche ab.“

Auch Papst Paul VI. bringt seine Beunruhigung häufig zum Ausdruck, so erklärte er vor einiger Zeit: „Die Kirche durchlebt eine Zeit der Not, der Selbstkritik, ja man könnte sogar sagen, der Selbstzerstörung.“ Er sagte, sie werde „gekreuzigt“.

Ja, die „Kapitäne“ der Kirchen sind tief beunruhigt. Wärest du als Kapitän eines Schiffes nicht auch bestürzt, wenn du sähest, daß sowohl Mannschaft als Fahrgäste das Schiff verlassen?

Warum diese erstaunliche Entwicklung? Wie ist es zu diesem Niedergang gekommen? Wohin führt er?

[Bild auf Seite 5]

Papst Paul VI. sagte, die Priesterflucht sei seine „Dornenkrone“.

[Bild auf Seite 7]

Die Zeitschrift „Time“ schrieb: „Englands 10 000 Landkirchen sind traurige Überbleibsel einer veraltenden Lebensweise. ... Jedes Jahr werden die Gemeinden kleiner.“

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