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Erwachet! 1971
g71 22. 3. S. 9-12

Ich wollte Berufsgolfspieler werden

Ein Bericht, wie er dem „Awake!“-Korrespondenten in Japan erzählt wurde

ICH spielte zum erstenmal Golf, als ich zwanzig Jahre alt war. Zusammen mit meinem älteren Bruder war ich nur so zum Spaß auf den Golfplatz gegangen. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich zum erstenmal versuchte, den Ball zu schlagen. Er drehte wunderschön nach rechts ab. So sehr ich es auch versuchte, es war jedesmal dasselbe — er bog nach rechts aus. Ein solcher Schlag wird als „slice“ bezeichnet, während man einen Schlag, bei dem der Ball in die andere Richtung ausbiegt, „hook“ nennt.

Bald danach hatte ich Gelegenheit, im Fernsehen zu sehen, wie Berufsspieler Golf spielten. Damals wurde mir zum erstenmal klar, daß manche Leute mit diesem Spiel ihren Lebensunterhalt verdienen und daß Golf überhaupt berufsmäßig gespielt wird. Auf der Stelle entschloß ich mich, dies zu meinem Ziel zu machen, also ein Profi zu werden. Ich war ein junger Mensch, und es konnte für mich nichts Größeres geben, als diesen wunderbaren Sport zu meinem Beruf zu machen.

Mein Vater wollte, daß ich zur Universität ging, einen akademischen Grad erlangte und auf herkömmliche Weise lebte, wobei ich das Golfspielen nur als Hobby betreiben sollte. Aber nein, ich hatte mich entschlossen. Trotz seines Einspruchs war ich darauf versessen, in die Welt des berufsmäßigen Golfspiels einzutreten. Meine Eltern hatten Grund, sich Sorgen darüber zu machen, ob ein Zwanzigjähriger seinen Lebensunterhalt durch Golfspielen verdienen könnte. Natürlich sah ich alles in einem rosigeren Licht.

Die Verwirklichung meines Entschlusses

Zunächst besorgte ich mir eine Arbeit auf einem Golfübungsgelände, wo ich siebzig Cent am Tag verdiente und während der Arbeitszeit üben durfte, wenn kein Besucher des Übungsgeländes da war. Es stellte sich aber heraus, daß immer jemand da war, der schon einige Erfahrung hatte, und ich zögerte, vor diesen Leuten zu üben. Daher übte ich, wenn das Gelände am Ende des Tages geschlossen war, bei dem Licht von einer höher gelegenen Brücke. Da ich keinen Lehrer hatte, kaufte ich mir Bücher über Golf, arbeitete sie durch und machte die darin beschriebenen Übungen. Ich war begeistert, daß ich fast ständig einen Golfschläger in den Händen haben konnte. Und außerdem hatte ich schon allein daran Freude, den Ball zu schlagen!

Es vergingen zwei, drei, ja vier Jahre, und ich war, wie es in einer japanischen Redensart heißt, „vom Morgen bis zum Abend beim Golf“. Ich machte gute Fortschritte, aber das Ziel zu erreichen, nämlich ein Profi zu werden, erforderte mehr, als ich es mir je vorgestellt hätte. Sowohl dem Sinn als auch der Geschicklichkeit boten sich Hindernisse. Golf ist schon oft mit dem Leben verglichen worden — in einer Runde gibt es Glück, Wagnis, Enttäuschung, Ausdauer und Belastung. Um Erfolg zu haben, benötigt man eine starke treibende Kraft, und die hatte ich nicht. Das zeigte sich besonders bei der Kunst des „Einlochens“ auf dem „Grün“.

Hier ist ein Beispiel. Auf einer „langen Bahn“ (festgesetzte Schlagzahl: 5) blieb der Ball nach meinem zweiten Schlag 40 Zentimeter vor dem Loch liegen. Meine Freude war groß, denn mit einem leichten Schlag konnte ich einen „eagle“ schaffen (was man erreicht, wenn man den Ball auf einer Bahn, für die fünf Schläge festgesetzt sind, mit zwei Schlägen weniger ins Loch bringt). Da das Grün auf einem Abhang lag, schlug ich den Ball nur leicht an, aber er ging am Loch vorbei und blieb etwa einen Meter weit davon entfernt liegen. Nur ein Golfspieler kann sich meine Enttäuschung und meinen Ärger vorstellen. Mein nächster Schlag mißlang. So etwas! Ich konnte den Ball zweimal schlagen und mit Genauigkeit 450 Meter weit bringen und versagte dann so elend bei drei Versuchen, ihn 40 Zentimeter weit einzulochen! Was meinst du, was ich tat, als ich zur nächsten Abschlagstelle ging? Ich schlug mit meinem Einlochschläger einen Baum, als ob er etwas Verkehrtes gemacht hätte.

Die Notwendigkeit einer stärkeren treibenden Kraft

„Du mußt beherzter sein, das heißt, du benötigst eine stärkere treibende Kraft“, sagte mir ein erfahrenerer Spieler als Rat. „Du solltest einen größeren Wunsch nach Ruhm, Rang und Geld haben. Lerne diese Welt besser kennen. Werde reif, indem du sowohl das Bittere als auch das Süße schmeckst“, fuhr er fort. Auch ermunterte er mich, auf mein eigenes Spiel zu wetten, damit ich den „richtigen Geist zum Gewinnen“ erlangte.

Nun erkannte ich, daß ich völlig umdenken mußte, um mein Ziel, ein Profi zu werden, zu erreichen. Zwar hatte ich während der Jahre, in denen ich mir die Technik angeeignet hatte, meine Freude gehabt, aber um mich nun mit anderen als „Profi“ zu messen, mußte ich eine selbstsüchtige Anschauung entwickeln und auf Kosten anderer mein Ziel erreichen. Wenn dies erforderlich war, um ein „Profi“ zu werden, dann mußte ich es tun. Ich wettete mit meinen Gegnern, kam zu Geld und machte mir einen Namen. Ich begann zu denken, so sei es richtig und natürlich. Warum Mitgefühl für einen Gegner zeigen? Ich war auf dem Wege zu Ruhm, Rang und Geld.

Ist es nicht höchst erstaunlich, wie die Umgebung und der Umgang das Denken beeinflussen und Veränderungen bewirken? Ich wurde diesen berufsmäßigen Golfspielern gleich. Man mußte ja auch an das Alter denken. In der Jugend war es an der Zeit, für eine sichere Zukunft zu sorgen; so dachte ich. Wie ein Krebs breitete sich der Gedanke, Geld zu machen, in meinem Leben aus.

Ein innerer Kampf

Nun geschah etwas Merkwürdiges. Im Mai 1917 sprach eine Frau bei uns zu Hause vor. Gewöhnlich war ich zu jener Tageszeit noch oben, aber an dem betreffenden Tag las ich eine Zeitung. Ich hörte etwas von der Unterhaltung zwischen meiner Mutter und der Besucherin und ging zur Tür, wo ich die Frau traf. Ich hätte mir nie träumen lassen, daß sich das so tiefgehend auf mein Leben auswirken würde. Es war eine Zeugin Jehovas.

Drei Tage später sprach die Frau wieder vor, und ich reagierte günstig auf ihr Angebot, ein Bibelstudium in unserer Wohnung durchzuführen. Warum, da ich doch bald mein Ziel erreicht hatte? Als ich angefangen hatte, Golf zu spielen, hatte ich wirklich Freude daran gehabt, aber nun, da ich ein geschickter Spieler geworden war, war mein Herz leer. Mein Ehrgeiz schien vergeblich gewesen zu sein. Ich konnte diesen inneren Kampf nicht verstehen, aber ich wünschte nun eine drastische Änderung in meinem Leben herbei. Daher ergriff ich diese Gelegenheit, etwas über die Bibel zu erfahren.

Die erste Ausgabe der Zeitschrift Erwachet!, die ich las (im Japanischen die Ausgabe vom 8. April 1967), behandelte das Thema „Warum läßt Gott das Böse zu?“ Bis dahin hatte ich nicht einmal an das Dasein Gottes gedacht, aber in dem Artikel wurde erklärt, daß Gott den Menschen mit einem freien Willen erschaffen hatte. Auch lernte ich, daß Adam im Jahre 4026 v. u. Z. erschaffen wurde. Dies beeindruckte mich wirklich. Warum? Weil in der Mitte der 1970er Jahre der Mensch seit 6 000 Jahren auf der Erde sein wird — und ein Höhepunkt in der Menschheitsgeschichte bevorsteht! Aber vor allem beeindruckte mich, daß mich die Zeugen Jehovas ohne irgendeinen selbstsüchtigen Beweggrund regelmäßig daheim besuchten.

Ich entschloß mich, regelmäßig zu studieren und, wann immer ich konnte, ihre Zusammenkünfte zu besuchen. Allmählich wurde das Bibelstudium immer interessanter. Die Prophezeiung Daniels und ihre Erfüllung waren wirklich fesselnd. Ich erfuhr tatsächlich etwas über den großen Urheber, Jehova, aber ich muß zugeben, daß es damals nur eine verstandesmäßige Erkenntnis war. Ich fühlte mich noch nicht dazu gedrängt, etwas Sinnvolles mit meinem Leben anzufangen.

Der Wendepunkt

Im fünften Monat meines Bibelstudiums, im September, kam die Zeit für die Prüfung als berufsmäßiger Golfspieler. Dies war das Ziel, auf das ich während all der Monate des Übens hingearbeitet hatte. Die erste Runde werde ich nie vergessen. Es wird verlangt, daß man in der letzten Hälfte mit einer festgesetzten Schlagzahl spielt. Von der elften bis zur fünfzehnten Bahn spielte ich mit der festgesetzten Schlagzahl, aber auf der sechzehnten überschritt ich sie 90 Zentimeter vor dem Loch um einen Schlag, als der Ball nach rechts abdrehte. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund bewahrte ich meine Ruhe. Dann kam die siebzehnte Bahn. Mein zweiter Schlag brachte den Ball in die Mitte des Grüns, aber das Loch war am anderen Ende einer Steigung. Selbst jetzt ist mir noch nicht richtig klar, wie ich es fertigbrachte, den Ball so zu schlagen, wie ich es tat. Er rollte hinauf, bog herum und landete wunderschön im Loch. Ein Schlag unter der festgesetzten Schlagzahl! Auf der achtzehnten Bahn spielte ich dann mit der festgesetzten Schlagzahl und bestand meine Prüfung als berufsmäßiger Golfspieler.

Welch eine Freude! Als ich heimkam, um von meinem Erfolg zu berichten, klatschte mein Vater vor Freude in die Hände. Tränen traten ihm in die Augen. Er hatte sich immer Sorgen um unsere Zukunft gemacht, aber nun hatte es sein Sohn mit dem Golfspiel zum Erfolg gebracht.

Aber zu jener Zeit wirkte das Bibelstudium endlich auf mein Herz ein, was eine Herausforderung für meine Lebensweise bedeutete. Ich erkannte, daß der Weg, dem zu folgen Jehova dem Menschen zeigt, genau dem Weg entgegengesetzt war, dem ich zu folgen suchte. Gottes Wort gibt den Rat, daß wir mit „Lebensunterhalt und Bedeckung“ zufrieden sein sollten, und zeigt, daß „die Geldliebe ... eine Wurzel aller Arten schädigender Dinge“ ist. (1. Tim. 6:6-10) Die Bibel zeigt uns, daß wir Gott dienen sollten, aber ich trachtete nach Ruhm und wünschte, daß die Menschen zu mir aufschauten.

In der Bibel hieß es, daß wir nicht den Menschen dieser Welt gleich sein sollten, doch tat ich nicht genau das Gegenteil? In der Welt des berufsmäßigen Golfspiels wurde viel gewettet und konkurriert. Wenn ein Schlag mißlang, bedeutete das Ärger; hatte ein Gegner einen Mißerfolg, so war das eine Wohltat und bereitete Freude. Ist es nicht gemein, eine solche Einstellung zu haben? Der Weg, auf dem ich ging, war Gott und der Bibel ebenso entgegengesetzt wie die Abstammungslehre dem Schöpfungsbericht.

Es konnte keinen Kompromiß geben. Ich mußte den einen Weg wählen und den anderen verwerfen. Aber das berufsmäßige Golfspielen aufgeben? Wie konnte ich das je tun? Und Gottes Wahrheit? Auch diese konnte ich nicht aufgeben. Aber der Weg Gottes bot die Belohnung mit ewigem Leben, und ich wollte doch leben. Verglichen mit Gottes kostbarem Wort der Wahrheit, hätte das berufsmäßige Golfspiel kein Problem sein sollen. Aber zu jenem Zeitpunkt hatte ich das berufsmäßige Golfspiel erst halb aus meinem Herzen entfernt. Ich entschloß mich, weniger Zeit auf das Golfspiel und mehr Zeit auf das Studium der Bibel zu verwenden.

Von da an schien sich meine Einstellung Tag für Tag, Woche für Woche weiter zu ändern. Zufolge meines vermehrten Studiums schien der Geist Jehovas die Dinge zu lenken. Obwohl ich immer noch gern Golf spielte, war dies nicht mehr mein Lebensweg. Die Gemeinschaft mit Jehovas Zeugen auf einem Kreiskongreß im März 1968 machte einen Eindruck auf mich, den ich nicht in Worte fassen kann. Aber er war so stark, daß ich vom Kongreßsaal aus beim Golfklub anrief und ankündigte, daß ich das berufsmäßige Golfspiel aufgeben würde. Im folgenden Monat suchte ich eine neue Beschäftigung und konnte nun allen Zusammenkünften der Zeugen Jehovas beiwohnen. In diesen Zusammenkünften kann man wirklich seinen Glauben stärken und hat eine viel angenehmere Freude. Ich hätte damit schon eher anfangen sollen.

Natürlich schien es gemäß meiner Erfahrung aus einigen Gründen nicht leichter zu sein, das berufsmäßige Golfspiel aufzugeben, als es anzufangen. Wieder war mein Vater dagegen, und er hatte gute Gründe, aufgebracht zu sein. Entgegen seinen Einwänden hatte ich das Universitätsstudium aufgegeben, und nun, da ich erst sechs Monate ein berufsmäßiger Golfspieler war, gab ich auch dies auf. Wie enttäuscht er doch gewesen sein muß! Er hat versucht, ein guter Vater zu sein; das muß ich zugeben. Aber nun bereitete ich ihm wieder Verdruß und Kummer. Was mich weitermachen läßt, ist die Hoffnung, daß diese Lage nur vorübergehend ist, denn ich bete, daß meine Eltern dadurch, daß ich Gott und seiner kostbaren Wahrheit gegenüber die Treue bewahre, auch noch den Weg zum Leben kennenlernen und mit mir für immer Freude erlangen mögen.

Zur Zeit erfreue ich mich des Vorrechts, als Zeuge Jehovas im Vollzeitpredigtdienst zu stehen und mindestens 150 Stunden monatlich im Predigtdienst zu verbringen, wobei ich danach trachte, anderen die kostbaren und befriedigenden Wahrheiten der Bibel und ihre Botschaft der Hoffnung für alle Völker mitzuteilen. In den vergangenen zwei Jahren habe ich nicht mehr das Gefühl der Enttäuschung gehabt, das mich beim berufsmäßigen Golfspiel oft überkam. Ich habe erkannt, daß es für den Menschen, der im Bilde Gottes gemacht ist, keine größere Befriedigung oder Freude gibt, als sein Leben in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu gebrauchen. Ich wollte, es könnten noch mehr Männer und Frauen und Jugendliche diese Wahrheit erkennen!

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