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  • g72 8. 3. S. 12-18
  • Das Leben eines Berufsfeuerwehrmannes in einer Großstadt

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  • Das Leben eines Berufsfeuerwehrmannes in einer Großstadt
  • Erwachet! 1972
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  • Harte, gefährliche Arbeit
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  • Es könnte einem das Herz brechen
  • Etwas Vorbedacht erforderlich
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Erwachet! 1972
g72 8. 3. S. 12-18

Das Leben eines Berufsfeuerwehrmannes in einer Großstadt

Ein Bericht, wie er einem Mitglied der „Awake!“-Redaktion erzählt wurde

GELEGENTLICH sagt jemand zu mir: „Bei der Feuerwehr zu arbeiten muß äußerst interessant sein.“ Solche Personen finden, Leitern hochzusteigen, Menschen zu bergen und gegen Flammen anzukämpfen sei etwas Faszinierendes. Sie sind daher überrascht, wenn ich ihnen ein ganz anderes Bild von meiner Arbeit vermittle.

In den achtzehn Jahren, in denen ich bei der Berufsfeuerwehr der Stadt New York bin, mußte ich schon tausendemal ausrücken, vom Löschzug springen und in Hunderte von brennenden Gebäuden rennen. In einem mit Rauch erfüllten Zimmer oder Flur — wo einen die anderen nicht sehen können — ist es alles andere als interessant oder faszinierend. Dort kämpft der Feuerwehrmann nämlich um sein Leben und vielleicht auch um das Leben anderer.

Harte, gefährliche Arbeit

Der Rauch ist oft so dicht, daß man nichts sieht — ein helles Licht, das ganz in der Nähe brennt, ist kaum sichtbar. Man muß sich wie ein Blinder vorwärts tasten. Man kommt sich irgendwie hilflos vor, wenn man so durch ein unbekanntes Gebäude tappt.

Der Feuerwehrmann tastet sich nach einer Wand durch und kriecht dann die Wand entlang. Er sucht nach Menschen und nach einem Fenster, damit er die Scheibe einschlagen und den giftigen Rauch hinauslassen kann. Der Rauch reizt ihn zum Husten und läßt ihn nur mit Mühe atmen. Manchmal muß er den Boden entlangkriechen, damit er überhaupt atmen kann. Mit jedem Atemzug gelangen weitere Rauchgase, das gefährliche Kohlenmonoxyd und andere giftige Gase, in die Lunge. Seine Augen brennen. Die furchtbare Hitze läßt seine Körpertemperatur ansteigen und raubt ihm die Kraft.

Manchmal werden Feuerwehrmänner von dem Rauch und der Hitze übermannt. Dann müssen sie ins Freie gezerrt oder getragen werden. Aber das gelingt nicht immer — von der New Yorker Feuerwehr kommen jedes Jahr etwa acht beim Einsatz ums Leben. Die übrigen Angehörigen der Feuerwehr müssen mit vorzeitigem Tod rechnen, weil ihre Gesundheit durch die giftigen Rauchgase, die sie Woche um Woche einatmen, geschädigt wird. Wenn man bedenkt, daß die gewöhnliche Stadtluft zufolge Verschmutzung gesundheitsschädlich ist, kann man sich vorstellen, wie ein Feuerwehrmann geschädigt wird, der immer wieder Gebäude betreten muß, die so mit Rauch erfüllt sind, daß er nichts mehr sieht.

Zu solchen Gefahren kommt noch das furchtbare Gefühl der Ohnmacht, das einen beschleicht, wenn man sieht, daß jede Hilfe zu spät kommt. Ich habe schon Brände löschen geholfen, bei denen Menschen so schwere Verbrennungen aufwiesen, daß sie in meinen Armen fast in Stücke brachen. Der Tod ist alles andere als faszinierend. Es ist auch nicht faszinierend, schluchzende, hysterische Mütter zu sehen, die sich an ihre toten Kinder klammern, oder den tieftraurigen Ausdruck auf dem Gesicht der Menschen, die alles verloren haben. Ich habe das häufig erlebt, und es ist deprimierend.

Die Wirkung des Feuers

Ich glaube, daß ein Feuerwehrmann einen ganz anderen Begriff vom Feuer und von seinen Gefahren hat als andere Leute. Wir wissen, welche Wirkung das Feuer haben kann — wie unberechenbar es sein kann. Ich habe es erlebt, daß ein Feuer, das stundenlang nur schwelte, plötzlich aufflammte und ein ganzes Zimmer erfaßte. Ich habe es erlebt, daß wenige Minuten nach Ausbruch des Brandes ein ganzes Mehrfamilienhaus lichterloh brannte. Ich habe es erlebt, daß Menschen durch den Rauch, den schwelende Matratzen erzeugt haben, getötet wurden. Ich habe es erlebt, daß Bewohner eines Hauses, die viele Stockwerke über der Stelle wohnten, an der das Feuer ausgebrochen war, an Rauchvergiftung starben!

Ich möchte dir einen Begriff von der Wirkungsweise des Feuers vermitteln, nicht um dir Angst einzujagen oder dich zu erschrecken, sondern damit du Maßnahmen ergreifst, um dich und deine Angehörigen zu schützen. Stell dir vor, allein in den Vereinigten Staaten kommen jedes Jahr 12 000 Menschen bei Schadenfeuern ums Leben, und Zehntausende von Personen, die zwar gerettet werden können, erleiden schwere Verbrennungen, einige so schwere, daß sie für den Rest ihres Lebens entstellt sind.

Doch die Statistik ist kalt und leblos. Aber wenn man solche Dinge selbst miterlebt, entsteht ein unauslöschlicher Eindruck. Ich kann dir vieles erzählen, was ich selbst erfahren habe und was dir einen besseren Begriff von der Wirkung des Feuers vermittelt als irgendeine Statistik.

Es könnte einem das Herz brechen

Vor wenigen Jahren mußten wir einmal ausrücken, um einen Wohnungsbrand in Brooklyn zu löschen; als wir dort ankamen, war das Feuer bereits gelöscht. Nur ein teilweise verbrannter Vorhang verriet noch, daß es gebrannt hatte. Doch das kleine etwa siebenjährige Mädchen war verletzt. Durch die Kleine war der Vorhang in Brand geraten, und offensichtlich hatte sie versucht, das Feuer zu löschen, und dabei den Vorhang herabgerissen, worauf ihr Kleidchen Feuer gefangen hatte. Ihre Eltern hatten dann die Flammen erstickt.

Die Eltern glaubten offenbar, die Kleine sei nur leicht verletzt. Als ich sie näher untersuchte, erschrak ich. Sowohl an den Beinen als auch am Rücken wies sie starke Verbrennungen auf. Sie befand sich in einem Schockzustand und hatte keine Schmerzen. Sie erschien sogar völlig normal. Sie saß aufrecht und bat darum, im Fernsehen ihr Lieblingsprogramm sehen zu dürfen. Während ich auf den Krankenwagen wartete, kam ich mir hilflos, überflüssig und unnütz vor. Am nächsten Morgen rief ich im Krankenhaus an. Das kleine Mädchen war in der Nacht gestorben.

Es braucht kein großer Brand zu sein — man braucht nur einen Augenblick nicht aufzupassen, und schon kann man in wenigen Sekunden tödlich verletzt sein. Das kommt immer wieder vor! Der Durchschnittsmensch macht sich einfach keine Vorstellung von der Gefahr des Feuers, wie schnell es um sich greifen kann.

Einmal wollten wir gerade zu Mittag essen, als ein Feuer gemeldet wurde. Ein zweistöckiges Haus in Brooklyn brannte. Als wir zur Brandstelle kamen, brannten die Küche und der ganze erste Stock. Da es mitten am Tag war, nahmen wir an, daß alle Bewohner das Haus verlassen hätten. Doch nachdem wir den Brand gelöscht hatten, fanden wir in der Küche einen Jungen. Einige Augenblicke später stolperten wir im raucherfüllten Badezimmer über ein weiteres Kind, es war tot. Wie schnell waren sie ein Opfer des Feuers geworden!

Die Mutter hatte einen der beiden Jungen bestraft und ihn in sein Schlafzimmer geschickt. Irgendwie brach in seinem Schlafzimmer ein Feuer aus, aber die Mutter merkte es erst, als sie Flammen sah und der Junge aus dem Zimmer stürmte. Als erstes rannte sie dann in den oberen Stock und half einem Körperbehinderten, der bei ihnen wohnte, die Treppe hinab. Aber als sie mit ihm ins Freie gelangte, stand der erste Stock bereits in Flammen. Sie nahm an, daß die beiden Jungen, acht- und fünfjährig, ebenfalls ins Freie gerannt wären. Sie suchte sie. Doch offensichtlich hatten die Kinder zu lange gezögert, oder der Schreck hatte sie gelähmt.

Ich hob den Jungen, der in der Küche am Boden lag, auf und trug ihn über die Straße ins Krankenhaus. Er wies so starke Verbrennungen auf, daß er mir auf den Armen fast auseinanderfiel. Die Mutter war wie von Sinnen. Der Arzt betrachtete bestürzt das verkohlte Kind und wandte sich dann ab.

Einige Kinder, die aus der Schule kamen, riefen aufgeregt: „Ah, dort hat es gebrannt!“ Und als sie näher kamen: „Das ist in unserem Block!“ Darauf hörte ich eines der Kinder sagen, und zwar in einem ganz anderen, in einem angstvollen Ton: „Das ist ja in unserem Haus!“ Das gab mir einen Stich ins Herz. Denn jetzt erfuhr dieses Kind, daß seine beiden kleineren Brüder einen furchtbaren Tod erlitten hatten. Ich werde niemals vergessen, wie niedergeschlagen ich damals war.

Was einen schmerzt, wenn man solche Tragödien miterlebt, ist die Tatsache, daß sie vermeidbar gewesen waren. Manchmal ist nur eine törichte Handlung oder eine Unvorsichtigkeit schuld. Dabei denke ich gerade an einen Fall, der eigentlich häufig vorkommt.

Eine Frau, die in einem städtischen Siedlungshaus wohnte, ging einkaufen und schloß ihre beiden Kinder, die noch nicht zur Schule gingen, in der Wohnung ein. Das hatte sie zweifellos schon oft getan. Aber diesmal brach in der Wohnung ein Feuer aus; wahrscheinlich hatte einer der Jungen mit Streichhölzern gespielt. Als wir an der Brandstelle eintrafen, qualmte es nur etwas durch die Ritzen. Wir rannten die Treppen hoch zur Wohnung, konnten aber nicht gleich hinein, weil wir erst die feuersichere Tür, die verschlossen war, aufbrechen mußten.

Als wir uns Zugang zur Wohnung verschafft hatten, war diese bereits dick voll Rauch. Wir konnten überhaupt nichts sehen. Wir mußten uns auf allen vieren vorwärts tasten. Meistens findet der Feuerwehrmann jemand, indem er entweder über ihn stolpert oder beim Vorwärtstasten auf ihn stößt. Wir fanden beide Jungen und trugen sie schnell ins Freie.

Einer davon war bereits tot, vergiftet durch den Rauch. Der andere gab noch Lebenszeichen von sich. Daher begann ich sofort mit der Mund-zu-Mund-Beatmung. Dann brachte man mir das Beatmungsgerät aus dem Löschfahrzeug. Wir setzten die Wiederbelebungsversuche so lange fort, bis der Krankenwagen kam, aber auch dieses Kind starb. Dann kam die Mutter vom Einkaufen zurück. Du kannst dir vorstellen, wie ihr zumute war, besonders da sie wußte, daß sie teilweise für den Tod der Kinder verantwortlich war, weil sie sie allein gelassen hatte. Wenn ein Feuerwehrmann so etwas sieht, hat er nur einen Wunsch: daß die Menschen doch vernünftiger wären! Es müßte wirklich nicht sein, daß 12 000 Amerikaner jedes Jahr ihr Leben bei Brandkatastrophen verlieren.

Etwas Vorbedacht erforderlich

Ich habe schon viel Gelegenheit gehabt, vor Schülern und anderen Gruppen über Feuerschutz zu sprechen. Ich spreche jeweils ganz offen mit ihnen, indem ich sage: „Ich bin hier, weil ich bemüht bin, Ihr Leben zu retten — ich möchte Ihnen helfen, daß Sie wissen, wie Sie sich verhalten müssen, wenn ein Feuer ausbricht. Ob man einen Brand überlebt oder nicht, mag davon abhängen, daß man einige vorsorgliche Maßnahmen trifft und weiß, was man in einem solchen Augenblick zu tun hat.“

Jedesmal, wenn ich ein Gebäude betrete, denke ich automatisch: „Wo könnte ich dieses Haus verlassen, wenn ein Feuer ausbrechen würde?“ Insbesondere sollte man sich überlegen, wie man in einem solchen Fall aus seiner eigenen Wohnung herauskäme. Kennst du jede Möglichkeit, deine Wohnung zu verlassen? Wie steht es mit Ausgängen in anderen Gebäuden, in denen du dich aufhältst? In einem Notfall wollen die Leute fast immer zu der Tür hinaus, durch die sie hereingekommen sind, und so kommt es dann zu einem Gedränge. Vor vielen Jahren brannte in Chicago das Iroquois-Theater ab; dieses Theater hatte zehn Ausgänge, aber nur drei wurden von den Besuchern benutzt — 575 kamen bei dieser Brandkatastrophe ums Leben!

Vorsorgliche Maßnahmen sind unerläßlich, denn meistens brechen Brände nachts aus, wenn die Menschen schlafen; doch ein Mensch, der so durch ein Feuer aus dem Schlaf gerissen wird, kann sich anfänglich nicht orientieren. Er ist unentschlossen, weiß nicht genau, was er tun muß, mag sich vor Schreck nicht vom Fleck rühren oder mag unter das Bett kriechen oder sich in einen Einbauschrank verkriechen oder irgend etwas anderes Törichtes tun. Viele Menschen handeln so und kommen dabei um. Interessant ist jedoch, daß die Menschen in den Städten, die während des Zweiten Weltkrieges bombardiert wurden, fast nie die Nerven verloren, weil jeder wußte, was er tun mußte.

Um meine Zuhörer anzuregen, vorsorgliche Maßnahmen zu ergreifen, frage ich sie jeweils: „Was würden Sie heute Nacht tun, wenn bei Ihnen ein Brand ausbräche? Wie würden Sie aus Ihrer Wohnung hinausgelangen? Wohin würden Sie gehen? Angenommen, die Schlafzimmertür wäre zu und Sie würden zur Tür gehen und die Türklinke anfassen und diese wäre heiß. Würden Sie dann die Tür öffnen?“

Das wäre das Schlimmste, was man tun könnte. Durch das Öffnen der Tür würde man dem Feuer Sauerstoff zuführen, was wahrscheinlich zur Folge hätte, daß es auf das Schlafzimmer übergreifen würde, ehe man Gelegenheit hätte zu entkommen. Man sollte daher niemals eine Tür öffnen, wenn man merkt, daß sie heiß ist.

Meistens ist es auch gefährlich, ins Treppenhaus zu gehen. Die heiße Luft strudelt hoch, und auch das Feuer findet rasch den Weg nach oben. Vor einigen Jahren hätte ein Vater sich und seinen Sohn vor dem Tod bewahren können, wenn er das gewußt hätte.

In einem dreistöckigen Wohnblock brannte es. Das Feuer war im ersten Stock ausgebrochen. Als sich die Wohnung mit Rauch füllte, nahm die Frau das eine Kind und kletterte aus dem Badezimmerfenster ins Freie. Der Mann nahm das andere Kind und rannte zur Tür. Doch da die Flammen ihm den Weg durch die Haustür versperrten, eilte er die Treppen hoch zum Dach. Als ich wenige Sekunden später durch das Dach einstieg, lag der Mann samt dem Kind unterhalb des obersten Treppenabsatzes tot auf der Treppe. Sie waren der Hitze und dem Rauch zum Opfer gefallen, ehe sie sich hatten in Sicherheit bringen können.

Feueralarmübungen zu Hause

Man muß so sicher wissen, was man tun muß, wenn ein Brand ausbricht, daß man es im Schlaf tun könnte, sonst tut man vielleicht etwas Verkehrtes, etwas, was einem das Leben kosten könnte. Ich habe daher den Schülern, vor denen ich gesprochen habe, immer empfohlen, zu Hause Feueralarmübungen durchzuführen. Sie haben solche Übungen in der Schule, warum also nicht auch zu Hause üben, was man in einem solchen Fall tun muß, da bei Hausbränden viel mehr Personen zu Schaden kommen oder ihr Leben verlieren als bei Schulbränden?

Der beste Fluchtweg ist gewöhnlich durch ein Fenster, besonders wenn man im Schlaf von einem Brand überrascht wird. Aber das muß eingeübt werden, weil man in einem mit Rauch erfüllten Zimmer nichts sieht und sich nicht orientieren kann und daher ganz auf sein Tastgefühl angewiesen ist. Man kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, wie das ist, wenn man das noch nie erlebt hat. Gewöhnlich ist es das beste, sich eine Wand entlangzutasten, bis man zu einem Fenster kommt. Ich fordere dann meine Zuhörer auf: „Wenn Sie heute abend in Ihr Schlafzimmer gehen, schließen Sie die Augen oder verbinden Sie sich die Augen und versuchen Sie, zum Fenster zu gelangen und es zu öffnen.“

Es ist erstaunlich, wie schwierig das sein kann, besonders wenn man Doppelfenster oder Fliegenfenster hat. Es kann lebenrettend sein, zu wissen, wie man sie schnell öffnet. Ich würde auch empfehlen, sich eine Strickleiter zuzulegen und die Kinder anzuhalten, sich zu üben, an der Leiter hinunterzuklettern; man sollte die Leiter so aufbewahren, daß man sie in einem Notfall schnell zur Hand hat.

Tausende von Menschen, die einem Brand zum Opfer gefallen sind, würden noch leben, hätten sie solche Feueralarmübungen gemacht. Vor kurzem brach im ersten Stock eines Hauses in einem Vorort von New York ein Feuer aus, nachdem die Bewohner schlafen gegangen waren. Die Schlafzimmer lagen im zweiten Stock. Der Vater, ein Rechtsanwalt, eilte in das Schlafzimmer der Kinder und wollte sie retten — die Folge davon war, daß alle umkamen. Wäre jeder durch ein Fenster gestiegen, hätten sich alle retten können. Klettert man im zweiten Stock aus dem Fenster, hält sich am Fensterbrett fest und läßt sich nach unten fallen, so erleidet man vielleicht einige Quetschungen, aber das ist immer noch besser als der sichere Tod!

Man sollte auch einen Platz vor dem Haus bestimmen, an dem sich alle Glieder der Familie einzufinden haben, sobald sie glücklich ins Freie gelangt sind. Wenn wir zu einer Brandstelle kommen, sagen Eltern oft flehentlich: „Mein Kind ist immer noch drin. Holen Sie es heraus! Holen Sie es heraus!“ Häufig ist das Kind aber bereits im Freien. Doch wir stürzen uns dann in das brennende Haus und suchen es. Auf diese Weise haben wir schon manchen Mann verloren. Im vergangenen Frühjahr rannte Kommandant John Dunne in den dritten Stock eines brennenden Hauses in Brooklyn. Man hatte ihm gesagt, daß dort oben noch vier Kinder wären, dabei waren alle vier bereits im Freien. Das Feuer versperrte Dunne den Rückweg, und er kam darin um.

Ferner schärfe ich meinen Zuhörern immer ein, niemals in ein brennendes Gebäude zurückzugehen, um Gegenstände herauszuholen. Viele, die es getan haben, mußten es mit dem Leben bezahlen. Als einmal ein Geschäftshaus brannte, konnten sich alle, die darin arbeiteten, retten. Als sie sahen, daß sich das Feuer nicht weiter ausdehnte, eilten sie zurück, um noch einiges zu holen, und dabei kamen alle ums Leben.

Die meisten Menschen machen sich keinen Begriff von der Gefahr, die der Rauch darstellt; er ist außerordentlich giftig. Selten kommt jemand in den Flammen um, sondern meistens durch den Rauch. Er hat kumulative Wirkung; deshalb hat auch der Feuerwehrmann, der immer wieder dem Rauch ausgesetzt ist, eine geringere Lebenserwartung.

Wachsendes Arbeitspensum, Belästigungen

Besonders deprimierend für den Angehörigen einer großstädtischen Berufsfeuerwehr ist das wachsende Arbeitspensum. Es ist geradezu unglaublich! Als ich vor fast zwanzig Jahren bei der Feuerwehr begann, gehörte ich einem der zehn Löschzüge der Stadt an, die am meisten zu tun hatten, Löschzug 17, South Bronx. Wir mußten in einem Jahr etwa 1 800mal ausrücken. Jetzt müssen gewisse Löschzüge manchmal fast 10 000mal jährlich ausrücken! Von 1966 bis 1968 stieg die Zahl der gemeldeten Alarme um 44 Prozent, dabei ist seither weder die Zahl des Personals noch der Löschfahrzeuge wesentlich erhöht worden.

Allerdings wird häufig falscher Alarm gegeben — etwa bei jeder dritten Meldung handelt es sich um einen solchen Alarm. Aber wir wissen immer erst, ob es sich um einen falschen Alarm handelt oder nicht, wenn wir an der Stelle, wo es brennen soll, eintreffen. Das bedeutet nicht selten, daß wir immer wieder ausrücken müssen und manchmal kaum Zeit haben, etwas zu essen. Acht Jahre lang war ich in Brownsville, Brooklyn, tätig, aber die Arbeit dort wurde mir zu schwer — das ist etwas für junge Leute. Glücklicherweise wurde ich in ein Gebiet versetzt, in dem weniger zu tun ist — ich gehöre jetzt zum Löschzug 143 in Queens.

Heute werden in Brownsville jährlich je Quadratkilometer rund 3 900 Brände gemeldet! Dort brechen tagein und tagaus Feuer aus. Es kommt oft vor, daß man an einem Tag mehrere Brände zu löschen hat. Ein Erlebnis, das der Feuerwehrmann Bob Daily hatte, zeigt anschaulich, wie häufig es dort brennt.

In der Wohnung einer Mietskaserne war Feuer ausgebrochen, und Bob klopfte an die benachbarte Wohnungstür, weil er nachsehen wollte, ob auch diese Wohnung betroffen war. Die Tür war verriegelt, und da er annahm, daß die Leute die Wohnung verlassen hatten, schlug er die Tür ein. In einem verräucherten Zimmer stand eine ältere Frau. Er entschuldigte sich vielmals und fragte die Frau, warum sie nicht aufgemacht habe. „Oh“, sagte sie, „heutzutage brennt es in unserer Gegend so häufig, daß ich mir gar nichts mehr daraus mache.“

Manchmal steht buchstäblich die ganze Gegend in Flammen. Ich kann mich noch gut an die Tage erinnern, die der Ermordung Martin Luther Kings folgten. Am Abend nach seiner Beerdigung wurden Löschzüge aus allen Stadtteilen nach Brownsville beordert. Ich entsinne mich, daß ich auf einem Fabrikdach stand und Wasser in die Flammen spritzte; dabei sah ich, wie plötzlich überall in der Umgebung Brände ausbrachen.

Aber heute ist das schon nichts Besonderes mehr. Seither ist das schon mehrmals wieder passiert. Es geschah zum Beispiel im vergangenen Frühjahr, als die Stadt die Zulagen des Sozialamtes kürzte. Die Presse berichtete, daß es an jenem Tag in Brownsville 120mal gebrannt habe! Manchmal wird auch öffentlich bekanntgemacht, an welchem Tag es in einem bestimmten Gebiet brennen wird, und dann brennt es auch tatsächlich dort. Deshalb sieht es in Brownsville, South Bronx und in anderen Teilen New Yorks aus wie in manchen europäischen Städten während des Zweiten Weltkriegs nach einem Bombenangriff.

Es ist schon deprimierend, so viele Brände bekämpfen zu müssen. Aber jetzt müssen sich die Feuerwehrleute auch noch gegen die Brandstifter wehren. In gewissen Gegenden werden die Feuerwehrmänner, wenn sie einen Brand löschen wollen, regelmäßig mit Steinen und Flaschen beworfen. Im Jahre 1970 sind über 800 Angehörige der städtischen Feuerwehr angegriffen und 343 verletzt worden.

Warum geschieht das? Nun, die arme Bevölkerung in dieser Gegend ist völlig verzweifelt. Ihre Häuser sind alt und baufällig, und die Versprechungen, diesen Zustand zu ändern, sind bisher unerfüllt geblieben. Ich glaube, sie machen ihrer Verzweiflung Luft, indem sie leerstehende und als unbewohnbar erklärte Häuser anzünden, in der Hoffnung, die Versprechen würden dann schneller erfüllt. Und da wir sie daran hindern, ihr Ziel zu erreichen, greifen sie uns an. Ich glaube auch, sie greifen uns an, weil sie in uns Vertreter des gehaßten „Establishments“ sehen.

Manche Menschen haben vielleicht auch eine Abneigung gegen die Feuerwehrleute als solche. Ich weiß, daß man vielfach die Klage hört, sie seien boshaft — sie würden an den Häusern unnötigen Schaden anrichten, wenn sie einen Brand löschten. Aber das sagen die Leute nur, weil sie die Gefahren des Feuers nicht kennen, weil sie nicht wissen, wie es sich ausbreitet oder wie die Häuser gebaut sind. Ich möchte das erklären.

Löschen von Bränden

Wenn wir zu einer Brandstelle kommen, vielleicht zu einem sechs- oder siebenstöckigen Wohnhaus, das brennt, beeilen sich die Feuerwehrmänner, von denen jeder genau weiß, was er zu tun hat, ihre Aufgabe auszuführen. Jeder weiß, daß das Leben seiner Kameraden davon abhängt, daß er seine Aufgabe erfüllt. Ein Mann steigt rasch aufs Dach, öffnet die Dachluke, schlägt die Scheiben der Oberlichter ein — er tut einfach alles, damit der giftige Rauch aus Fluren und Treppenhaus entweichen kann. Dann geht er die Nottreppe hinunter und schlägt die Fensterscheiben ein, damit der Rauch entweichen kann.

Inzwischen mögen zwei Männer den Feuerlöscher nehmen und in das Haus rennen, um den Kernpunkt des Feuers zu ermitteln. In einem mit Rauch erfüllten Zimmer ist sowohl ihr Leben als auch das Leben anderer, die noch darin sein mögen, in Gefahr. Es ist daher bestimmt verständlich, daß der Feuerwehrmann keine Zeit hat, Fenster sorgfältig zu öffnen. Sobald er an ein Fenster kommt, schlägt er mit irgend etwas die Scheibe ein, um frische Luft hereinzulassen. Vielfach gelingt es uns, Kinder sowie Erwachsene lebend zu bergen, die wegen des Rauches den Ausgang nicht mehr gefunden haben oder die der giftige Rauch betäubt hat.

Außerdem können die Feuerwehrleute mit dem schweren Wasserschlauch bis zum Feuer vorstoßen, wenn man es dem Rauch ermöglicht zu entweichen. Könnte der Rauch nicht abziehen, dann würde er von dem Wasserstrahl in einem Zimmer oder Flur immer mehr zusammengepreßt, und das könnte zur Folge haben, daß er aufsteigen und hinter den Spritzmännern ein neues Feuer entfachen würde. Dann wären sie in großer Gefahr — und das alles nur, weil die Steiger nicht schnell genug Dachluken und Fensterscheiben geöffnet hätten.

Es gibt Personen, die sich beklagen, weil die Feuerwehrleute ein Stück einer Decke oder einer Wand in ihrer Wohnung eingerissen haben, obschon es ziemlich weit davon entfernt gebrannt hatte. Aber das hat seinen Grund. Feuerwehrleute wissen, welchen Weg das Feuer einschlagen kann. Sie wissen, daß es unbemerkt weite Strecken zurücklegen kann. Vor einigen Jahren brach in einer Metallwarenfabrik durch Funkenflug ein Brand aus. Die Werkfeuerwehr löschte ihn, d. h., sie glaubte, ihn gelöscht zu haben. Aber etwa dreißig Minuten später schlugen die Flammen aus dem Dach; das Feuer war durch die hohlen Mauern gelaufen. Es war eine Katastrophe.

Feuerwehrleute kennen sich mit dem Feuer aus. Daher suchen sie auch in angrenzenden Zimmern und Wohnungen danach. Ich ziehe jeweils meinen Handschuh aus und taste die Wand ab; ist sie heiß, dann kann Feuer vorhanden sein. Es muß nun ein Loch in die Wand geschlagen werden, damit man nachsehen kann. Besonders zwischen Decken und Fußböden kann sich das Feuer unbemerkt ausbreiten. Reißen wir in einer Wohnung eine Decke ein und stellen das geringste Anzeichen von Feuer fest, haben wir keine Ruhe, bis wir auch die Decke in der nächsten Wohnung eingerissen haben, um sicherzugehen, daß das Feuer sich nicht weiter ausgebreitet hat. So mag eine Wohnung beschädigt werden, die vom Brand unberührt geblieben ist. Aber das geschieht nicht aus Bosheit, wie einige annehmen, sondern zum Schutz der Bewohner.

Unverständnis, Belästigungen, ein ständig wachsendes Arbeitspensum, das dauernde Einatmen von Rauch, das Bergen von Opfern und zusehen zu müssen, wie Arbeitskameraden und andere sterben — das alles wirkt deprimierend auf den Angehörigen einer Berufsfeuerwehr einer Großstadt. Dennoch befriedigt diese Arbeit wie kaum ein anderer Beruf. Sie ist zwar schwer und gefährlich, aber das wird bei weitem dadurch aufgewogen, daß man Menschen, die in Not sind, beistehen kann.

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