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  • Die Entstehung einer Weltsprache
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g72 22. 3. S. 20-24

Die Entstehung einer Weltsprache

RUND 326 Millionen Menschen sollen Englisch sprechen, das bedeutet, daß Englisch zu den Sprachen gehört, die heute am meisten gesprochen werden. Doch im Jahre 55 v. u. Z., als Julius Cäsar in Britannien landete, sprach dort noch niemand Englisch. Diese Inseln waren nicht von Engländern bevölkert, sondern von Kelten oder Britanniern.

Im Jahre 43 u. Z. begann die Eroberung Britanniens durch die Römer, wobei die Kelten nach Wales, Schottland und Irland verdrängt wurden. Im heutigen englischen Wortschatz sind noch einige ihrer Wörter zu finden, meist in Verbindung mit Ortsnamen wie London und Kent; die Grafschaft Kent leitet ihre Bezeichnung von dem keltischen Wort canti her.

Etwa vierhundert Jahre lang hielten die Römer diese Inseln besetzt; aber als das Römische Reich immer mehr verfiel, wurden die römischen Legionen schließlich zurückbeordert, um die letzten Stellungen des Reiches gegen Eindringlinge zu verteidigen. Nach dem Abzug der Römer wurde Britannien von germanischen Stämmen, den Angeln, Sachsen und Jüten, erobert und dann auch besiedelt. Die Angeln und Sachsen sprachen fast die gleiche Sprache, nämlich Niederdeutsch, das zum germanischen Sprachzweig der indogermanischen Sprachfamilie gehört.

Englisch, wie es zuerst gesprochen wurde

Da die Angeln den größten Teil des Landes erobert hatten, wurde das Land (England) und die Sprache (Englisch) nach ihnen benannt. Diese angelsächsische Sprache wurde von den Schriftstellern jener Zeit als „Anglisc“ oder „Englisc“ bezeichnet. Obwohl sich das heutige Englisch daraus entwickelt hat, versteht ein Englischsprechender diese Sprache nur, wenn er sprachwissenschaftlich gebildet ist. Die ersten Zeilen eines berühmten Gedichtes, „Beowulf“ genannt, das um das Jahr 900 u. Z. verfaßt wurde, lauten wie folgt:

„Hwaet, we gardena in geardagum theodcyninga thrym gefrunon.“ (Lo, we have heard tell how mighty the kings of the spear-bearing Danes were in days past. [Siehe, wir haben erfahren, wie mächtig die Könige der speertragenden Dänen in vergangenen Tagen waren.]) Die Philologen nennen dieses Englisch Altenglisch, obwohl unter tausend englisch sprechenden Personen nicht eine einzige Altenglisch versteht, weil fast 85 Prozent des Wortschatzes des Altenglischen nicht mehr gebraucht werden. Bei den Wörtern, die noch verwendet werden, handelt es sich um fundamentale Begriffe wie mann (man [Mann]), wif (wife [Frau]), hus (house [Haus]) und mete (meat oder food [Fleisch oder Nahrung]).

Die Grammatik des Altenglischen unterscheidet sich ebenfalls stark von der des Neuenglischen. Das Altenglische war eine flektierende Sprache, das heißt eine Sprache, bei der die Funktion eines Wortes in einem Satz durch die Endungen, die dem Substantiv oder Adjektiv usw. angehängt werden, angezeigt wird. Heute sind fast alle diese Flexionsendungen verlorengegangen, und man verwendet eine feste Wortstellung im Satz, um die Aufgaben und Beziehungen der Wörter darin anzudeuten.

Im neunten Jahrhundert machten die Normannen oder Dänen an der Küste Britanniens ständig Überfälle. Diese normannisch-dänischen Seeräuber schienen Freude am Kämpfen zu haben und daran, das Eigentum ihrer Opfer zu zerstören. Ihr Vorgehen erweckte den Eindruck der Raserei, weshalb der altnordische Ausdruck für Krieger berserker in die englische Sprache in Form des Wortes berserk (Wüterich) einging. Die Angriffe der Dänen endeten mit der Eroberung Britanniens. Als die Dänen sich in England niederließen, bereicherten auch sie den englischen Wortschatz mit Wörtern wie egg (Ei); und die meisten Wörter, die mit sk beginnen, wie sky (Himmel), skin (Haut), skirt (Rock) und skill (Fertigkeit), stammen aus ihrer Sprache.

Noch bedeutsamer war der Einfluß ihrer Sprache auf die Pronomen, die gewöhnlich in einer Sprache beibehalten werden. Einige der englischen Pronomen wurden durch skandinavische ersetzt. Die Fürwörter they, their und them sind zum Beispiel skandinavischen Ursprungs.

Dann trat etwas ein, was eine nachhaltige Wirkung auf die englische Sprache haben sollte. Im Jahre 1066 u. Z. fiel Wilhelm der Eroberer, ein Herzog von der Normandie, in England ein. Er schlug den Sachsenkönig Harald in der Schlacht von Hastings, dargestellt auf dem berühmten Wandteppich von Bayeux. Darauf verteilte er die englischen Ländereien unter die normannischen Barone, die ihn begleitet hatten. Anfänglich sprachen diese normannischen Adeligen das normannische Französisch, während die von ihnen versklavte Bevölkerung Angelsächsisch oder Englisch sprach. Als die Normannen sich jedoch in England ansiedelten und sich durch Heirat mit der einheimischen Bevölkerung vermischten, wurden auch die beiden Sprachen vermischt. So entstand aus dem Altenglischen und dem normannischen Französisch ein neues Englisch, das sogenannte Mittelenglisch.

Eine Zeit großer Veränderungen

Im Laufe der Periode des Mittelenglischen gab es große Veränderungen in der Sprache, Veränderungen, die grundlegender und umfassender waren als irgendwelche Änderungen vorher oder seither. Unter dem Einfluß der Normannen änderte sich allmählich die Aussprache, und die Flexionsendungen verschwanden immer mehr. Am meisten aber veränderte sich der Wortschatz.

Als die Normannen begannen, Altenglisch zu sprechen, strömten Tausende und aber Tausende neuer Wörter in den alten Wortschatz ein, Wörter aus ihrem eigenen französischen Wortschatz. Einige der vielen englischen Wörter, die aus der Zeit der normannischen Eroberung stammen, sind: air (Luft), chair (Stuhl), dinner (Essen), government (Regierung), judge (Richter), paper (Papier), prison (Gefängnis) und towel (Handtuch).

Manchmal wurde sowohl das englische als auch das französische Wort beibehalten. Die sächsischen Bauern wohnten zum Beispiel in einem englischen hus, während die französischen Barone in einem französischen maison wohnten. Beide Wörter blieben erhalten, house ist das moderne Wort für ein einfaches Haus, während mansion das Haus eines Adeligen oder Reichen bezeichnet.

Manchmal wurden beide Wörter beibehalten, aber sie bedeuteten nicht mehr genau dasselbe. Die Engländer hatten sheep (Schafe), cows (Kühe), calves (Kälber) und pigs (Schweine). Die entsprechenden französischen Wörter waren mouton, boeuf, veau und porc. Die französischen Wörter wurden beibehalten, bezeichneten aber das Fleisch dieser Tiere. So zieht man calves (Kälber), aber man ißt veal (Kalbfleisch), man züchtet pigs (Schweine) und ißt pork (Schweinefleisch).

Viele englische Worte gingen natürlich ganz verloren. Zum Beispiel verdrängte das französische Wort conscience (Gewissen) das englische Wort inwit. Aber trotz dieser großen Veränderungen fährt der Engländer fort, zu eat (essen) und sleep (schlafen), zu walk (gehen) und sing (singen), wie es schon die Angelsachsen getan haben.

Diese Mischsprache hatte sich zur Zeit Geoffrey Chaucers (1340?—1400), der manchmal als Vater der englischen Literatur bezeichnet wird, zu einer schmiegsamen und ausdrucksfähigen Sprache entwickelt. Außerdem näherte sie sich allmählich dem Neuenglischen; die Periode des Neuenglischen begann um 1450 und reicht bis in die Neuzeit. Viele Werke Chaucers sind heute noch ziemlich verständlich. Wenn er zum Beispiel sagt, ein Mann sei „a verray parfit gentil knyght“, so muß man nicht englische Sprachwissenschaft studiert haben, um zu verstehen, daß er meinte, ein Mann sei „a very perfect gentle knight“ (ein vollendeter Ritter). Für den, der natürlich nur das Englisch unserer Zeit kennt, sieht die Schreibweise merkwürdig aus.

Wer die Werke Chaucers liest, stellt indessen fest, daß seine Grammatik und sein Wortschatz immer noch sehr einfach sind. Die meisten seiner Zeitgenossen waren der Ansicht, das Englische sei eine grobe, wenig schmiegsame Sprache und feinere Schattierungen des Gefühls könne man damit nicht ausdrücken. Sie meinten, wenn man etwas Wichtiges zu sagen habe, müsse man es in lateinischer oder griechischer Sprache abfassen; die Gebildeten jener Zeit waren dieser beiden Sprachen mächtig. Sie nannten Englisch „die Gemeinsprache“, und ein englischer Schriftsteller klagte: „Will der Dichter seine Worte in Marmor hauen, muß er sie dem Latein oder Griechisch anvertrauen; wir schreiben in Sand.“

Anfänglich erhielt diese Einstellung noch durch die Renaissance Nahrung, die Wiedergeburt der Kultur und Kunst der klassischen Antike. Aber als man dann begann, mit beweglichen Lettern zu drucken, und das allgemeine Volk die Möglichkeit erhielt, billig Bücher zu bekommen, stieg die Nachfrage nach Büchern in der Landessprache.

Damals gab es zwei Richtungen: Die eine wollte die klassische Tradition des Lateinischen und Griechischen erhalten, die andere wollte „die Gemeinsprache“ mit Lehnwörtern aus dem Lateinischen und Griechischen bereichern. Wir wissen heute, welche von den beiden Richtungen siegte: die Befürworter der Gemeinsprache; aber der Wortschatz dieser Sprache wurde mit vielen neuen Wörtern bereichert.

Männer, denen daran gelegen war, die Menschen mit dem Worte Gottes vertraut zu machen, trugen viel dazu bei, daß die Landessprache anerkannt wurde, denn sie wollten die Bibel in einer Sprache herausbringen, die alle verstehen würden. Tyndale, einer der bekanntesten Bibelübersetzer, sagte, der Grund, warum er die Bibel übersetzen wollte, sei sein Wunsch gewesen, daß auch der einfache Knabe hinter dem Pflug sie lesen könne. Den Übersetzern war auch daran gelegen, daß ihre Sprache ein würdiges Mittel sei, das Wort Gottes wiederzugeben; daher bemühten sie sich, sie zu diesem Zweck geeignet zu machen.

Ständige Bereicherung durch Wörter aus anderen Sprachen

Ein großer Teil der neu hinzugekommenen Wörter stammte aus dem Lateinischen, Wörter wie capsule (Kapsel) und disrespect (Unehrerbietigkeit). Andere Wörter wie chaos und climax stammten aus dem Griechischen. Gewisse Kreise bekämpften diese Fremdwörter, indem sie sagten, es sei „Kanzleienglisch“. Andererseits erklärte jemand, der dafür war, daß der Sprachschatz vergrößert wurde, etwas bitter: „Es gibt Leute, die über jedes schwierige Wort, das sie ausfindig machen, so erstaunt sind, als wären sie einem Kobold begegnet!“ Dennoch kamen ständig neue Wörter hinzu.

Aber die Gelehrten waren nicht die einzigen, die den Wortschatz bereicherten. Das sechzehnte und siebzehnte Jahrhundert war eine Zeit der Seefahrt und der Entdeckungen, und Forschungsreisende erschlossen dem Handel neue Gebiete. Man fing an, mit fremden Ländern Handel zu treiben und einige davon zu kolonisieren. Engländer, die Italien bereisten, verwendeten nach ihrer Rückkehr viele italienische Ausdrücke, was ihre Landsleute komisch und geziert fanden. Heute finden englisch sprechende Personen Wörter wie algebra, violin oder volcano keineswegs komisch. Doch diese Wörter sind so italienisch wie die Wörter piano und pizza.

Englische Schiffe segelten nach dem hauptsächlich von den Spaniern und Portugiesen kolonisierten Südamerika und kämpften an der Nordküste dieses Kontinents gegen die Spanier; diese Seeleute brachten Wörter in ihr Heimatland zurück wie alligator und apricot, cannibal und canoe, hammock (Hängematte) und hurricane — alles spanische oder portugiesische Wörter.

Kaufleute, die in kleinen Segelschiffen nach Indien und China fuhren, kämpften gegen Wind und Wellen, besonders am Kap der Guten Hoffnung, wo jeweils gewaltige Stürme tobten. Wenn sie zurückkehrten, waren ihre Schiffe beladen mit Seidenstoffen und Gewürzen, und sie redeten von junks (Ramsch) und coolies (Kulis), von china (Porzellan) und tea (Tee).

In Nordamerika rollten die Planwagen der Pioniere über die Prärie nach dem Westen, und später gebrauchten diese Pioniere in ihren Briefen, die sie nach England schrieben, Wörter wie hominy (Maisbrei), chipmunk (gestreiftes Eichhörnchen) und raccoon (Waschbär) — alles Wörter aus der Sprache der Indianer. Die Bezeichnung Sequoia (Mammutbaum) ist abgeleitet von dem Namen eines tscherokesischen Häuptlings.

Der Drang, Länder zu erforschen und Abenteuer zu erleben, erschloß somit ganz neue Welten. Die Sprache wurde bereichert durch die Bezeichnung neuer Begriffe und neuer Dinge. Wer nur kurz in ein etymologisches Wörterbuch hineinschaut, wird feststellen, daß manche Wörter der englischen Sprache aus dem Russischen stammen oder aus dem Hebräischen, dem Arabischen, dem Ungarischen, dem Hindustani, dem Bengali, dem Malaiischen, dem Chinesischen und aus den Sprachen, die auf Java, in Australien und auf Tahiti gesprochen werden, sowie aus vielen anderen.

Mit Hilfe eines etymologischen Wörterbuches kann man herausfinden, woher Wörter stammen wie jaguar, ricksha und mongoose (Mungo). Das Wort measles (Masern), das viele für ein rein englisches Wort halten, stammt aus dem Niederländischen, ebenso wie das Wort golf (Meerbusen). Interessant ist auch, daß das englische Wort candy (Süßigkeit) von dem arabischen Wort qandah stammt.

Der englische Wortschatz ist auch im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert weiterhin bereichert worden. Manche Wörter wie zipper (Reißverschluß) waren ursprünglich ein Handelsname. Die neuere Zeit hat auch auf dem Gebiet der Medizin, Elektrizität, Physik und Chemie viele neue Wörter gebracht. Wörter wie penicillin oder endocrine (innersekretorische) Drüsen hat Shakespeare nie gehört; er wußte auch nichts von dynamos, der quantum-(Quanten-)Theorie oder von radium. Unbekannt waren ihm auch Wörter wie carburetors (Vergaser), hubcaps (Radkappe) und spark plugs (Zündkerzen) ...!

Manchmal sind neue Wörter durch die Vereinigung von zwei alten gebildet worden, zum Beispiel steamroller (Dampfwalze). Anderen Wörtern liegen Namen zugrunde; das Wort limousine zum Beispiel geht auf den Namen einer französischen Landschaft (Limousin) zurück. Die englische Sprache hat alle diese Wörter in sich aufgenommen, und englisch sprechenden Personen erscheinen sie keineswegs fremd. Aber ihre Schreibweise verrät ihren fremden Ursprung. Im Englischen besteht im Gegensatz zu Sprachen wie Spanisch und Italienisch eine Kluft zwischen der Rechtschreibung und der Aussprache. So werden im Englischen viele ähnliche Laute ganz verschieden geschrieben, zum Beispiel bei den Wörtern shoe, blue, crew, too und through. Dadurch, daß viele Wörter aus fremden Sprachen entlehnt wurden, geriet die englische Rechtschreibung in ein ziemliches Durcheinander, und obgleich man verschiedentlich Versuche zur Vereinfachung unternommen hat, scheint es doch, als würden sie niemals von Erfolg gekrönt.

Aus dieser komischen Mischsprache des fünfzehnten Jahrhunderts, die von vielen verächtlich als Gemeinsprache bezeichnet wurde, hat sich eine Weltsprache entwickelt mit einem Wortschatz von etwa 600 000 Wörtern.

Englisch vereinigt die Kraft der deutschen Sprache mit der Schönheit der französischen Sprache und vermag die feinsten Schattierungen der Gedanken auszudrücken. Es ist bestimmt eine Sprache, die es wert ist, gelernt zu werden, denn das ermöglicht es einem, mit Millionen Menschen, die diese Sprache sprechen, Gedankenaustausch zu pflegen. Eine Kenntnis der englischen Sprache ist ohne Zweifel auch nützlich auf dem Gebiet des Handels, der Wissenschaft, der Religion und des gesellschaftlichen Lebens; außerdem sind viele erhabene Werke in dieser Sprache verfaßt worden. Für viele wird es daher von Nutzen sein, wenn sie die englische Sprache lernen, sofern sie sie nicht bereits sprechen, und wer bereits Englisch spricht, mag lernen, das noch besser zu tun.

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