Der lautlose Mörder
IN EINEM der letzten Sommer fuhr eine dreiköpfige Familie mit ihrem vier Meter langen Wohnwagen voll Freude in den Urlaub. Am Zielort angekommen, baute sie ihr Lager auf und ging am Abend im Wohnwagen schlafen. Wegen der kalten Gebirgsluft ließ die Familie den Holzkohlenofen während der Nacht brennen. Dies war ein verhängnisvoller Fehler.
Obwohl eine Entlüftungsklappe im Dach und ein Fenster mit Lüftungsschlitzen geöffnet waren, sammelte sich Kohlenmonoxid an. Als die Mutter frühmorgens aufwachte, war ihr schlecht, und sie war erschöpft. Sie wollte ihre zwölfjährige Tochter wecken, mußte aber entsetzt feststellen, daß sie tot war. Kohlenmonoxid, der lautlose Mörder, war am Werk gewesen. Es hatte auch den Vater und die Mutter beinahe getötet. Beide mußten in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Viel zu wenig Leute wissen, daß glühende Holzkohle selbst in einem belüfteten Raum tödlich sein kann. Weil man das Gas nicht riechen und sehen kann, passen sie in einer gefährlichen Situation nicht auf. Eine ähnliche Gefahr besteht in Autos.
Es ist nicht ungewöhnlich, in der Zeitung von Leuten zu lesen, die tot in einem geparkten Auto aufgefunden wurden, getötet durch das Kohlenmonoxid aus dem Motor. Einige sind auf Flughafenparkplätzen gestorben, weil sie sich durch das Laufenlassen des Motors warm halten wollten, während sie auf jemand warteten. Dasselbe ist auch in Autokinos passiert, wenn der Motor zum Heizen des Wagens benutzt wurde.
Kohlenmonoxid bildet sich beim Verbrennen aller Stoffe, die Kohlenstoff enthalten. Das Benzin, mit dem die Autos angetrieben werden, das Brennmaterial, mit dem die Häuser beheizt werden, und sogar der Tabak in Zigarren und Zigaretten produzieren beim Verbrennen Kohlenmonoxid. Reichliches Lüften ist unbedingt nötig.
Nach einem Gutachten, das ein Ausschuß des öffentlichen Gesundheitsdienstes der USA unter der Leitung von Dr. Daniel Horn erarbeitet hat, ist der Kohlenmonoxidspiegel in Räumen, die mit Tabakrauch erfüllt sind überraschend hoch. Somit schädigen Raucher nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die Gesundheit anderer.
Wenn jemand Kohlenmonoxid einatmet, wird die Fähigkeit des Blutes, Sauerstoff von den Lungen zu den Körpergeweben zu transportieren, ernstlich beeinträchtigt. Das Hämoglobin im Blut verbindet sich hundertmal leichter mit Kohlenmonoxid als mit Sauerstoff. Das Ergebnis ist, daß die Gewebe unter Sauerstoffmangel leiden. Dem Körper wird nicht mehr genügend Energie zugeführt, und die geistige und körperliche Reaktionsfähigkeit läßt nach.
Es heißt, daß der Gehalt an Kohlenmonoxid gefährlich wird, wenn seine Konzentration zehn Teile pro Million Teile Luft erreicht, was bei starkem Stadtverkehr nicht selten vorkommt. Bei dieser Konzentration können schwangere Frauen und Personen, die Bronchitis, ein Emphysem oder ein chronisches Herzleiden haben, Schaden nehmen. Da ein angegriffenes Herz den verminderten Sauerstoffnachschub vielleicht nicht wettzumachen vermag, kann der Tod eintreten. Ein Anteil von 600 Teilen Kohlenmonoxid auf eine Million Teile Luft, wie er leicht in einem Wohnwagen mit glühendem Holzkohlenfeuer entstehen kann, kann innerhalb von drei Stunden tödlich wirken.
Obwohl Holzkohlenfeuer, Autos und Herde überall zu finden sind und dem Menschen nützen, sollte man doch nie vergessen, daß darin auch ein todbringendes Gas lauert. Es ist lebenswichtig, sich der Gefahr bewußt zu sein und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.