Wie gut kennst du die Pferdebohne?
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Malaysia
DIE Pferdebohne ist eine kleine Bohne, deren Hülse schwarz und deren Fruchtfleisch cremefarbig ist. Sie wird von Pakistan bis Indonesien angepflanzt. Unter asiatischen Völkern ist sie ein übliches Nahrungsmittel.
Die Pflanze ist besonders Gegenden angepaßt, in denen nicht mehr als 890 Millimeter Niederschlag im Jahr fallen. Sie wird entweder breitwürfig oder in Reihen gesät, und von der Aussaat bis zur Ernte vergehen etwa 120 Tage.
Ein wichtiges Merkmal der Pflanze ist, daß sie der Wirt für eine besondere Bakterienart ist, die die Fähigkeit hat, freien atmosphärischen Stickstoff in Nitrate umzuwandeln. Diese Bakterien leben in den Wurzelknöllchen und ernähren sich von den Kohlehydraten, die die Pflanze erzeugt, und die Pflanze wiederum ernährt sich von den Nitraten, die die Bakterien bilden. Wenn die Wurzeln der Pflanze abreißen oder verwesen, wird der Erdboden mit organischen Nitraten angereichert.
Somit dient die Pflanze als natürliches Düngemittel. Bauern, die das wissen, machen sich diese Eigenschaft zunutze. Wenn sie die Bohnen geerntet haben, pflügen sie die Pflanzen unter, damit sie den Erdboden anreichern.
Doch die Pflanze dient nicht nur als Düngemittel, sondern wird auch als Zwischenfrucht verwendet. Das heißt, sie wird — wie zum Beispiel auf den Philippinen — zwischen den Mais gesät, um Unkraut, das dem Boden zuviel Nährstoffe entziehen würde, fernzuhalten und so die Fruchtbarkeit des Bodens für die Hauptfrucht zu erhalten. Sie wird auch sehr häufig als Viehfutter verwandt.
Die Keime der Pferdebohne sind sehr nahrhaft. Nachdem man die Bohnen gereinigt hat, weicht man sie etwa sieben Stunden lang in Brunnenwasser ein; dadurch quellen sie auf. Dann legt man die Bohnen in eine Holzkiste auf Bananenblätter und breitet über die Bohnen einen tropfnassen Jutesack aus. Die Kiste stellt man an einen schattigen Platz, und alle vier Stunden gießt man Wasser nach.
Man verwendet lieber Brunnenwasser als Leitungswasser, weil die Keime dann kräftiger und dicker werden und mehr wiegen. Wenn die Bohnen am Samstagmittag eingeweicht werden, werden die Keime bis Donnerstagvormittag bis zum Rand der Kiste gewachsen sein, und man kann sie dann auf dem Markt verkaufen.
Die Blätter und die Jutesäcke bewirken, daß die Bohnen während des Keimens feucht und dunkel gehalten werden. Die gleichen Grundsätze kann man anwenden, wenn man zu Hause Bohnenkeime ziehen möchte. Dafür eignet sich irgendein Behälter, der wasserdurchlässig ist, zum Beispiel ein gereinigter Blumentopf. Statt der Blätter und der Jutesäcke kann man saubere feuchte Tücher verwenden. Bohnenkeime werden jedoch so billig und reichlich auf dem Markt verkauft, daß sich Asiaten nicht die Mühe machen, sie zu Hause zu ziehen.
Die Bohnenkeime sind rund und schwammig; sie sind ungefähr fünf bis acht Zentimeter lang und haben ein bis zwei Zentimeter lange Wurzeln. Die Spitzen der Keime sind gelblich und etwa doppelt so groß wie die getrocknete Bohne. Vor dem Kochen werden die Wurzeln entfernt. Der hohe Gehalt an Vitamin C bleibt am besten dadurch erhalten, daß man die Keime nur kurz kocht, wie es die Chinesen tun.
Eine chinesische Hausfrau läßt zerstoßenen Knoblauch in eineinviertel Tassen heißem Öl eine halbe Minute lang braten, fügt ungefähr drei Tassen gewaschene Bohnenkeime hinzu und rührt dann zwei Minuten lang um. Sie gibt Salz und gehackte Zwiebeln hinzu und rührt eine weitere Minute um. Danach gibt sie eine halbe Tasse Wasser hinzu und kocht alles zwei Minuten lang. Dann sind die Keime fertig.
Die Keime der Pferdebohne sind ein äußerst vielseitiges Gemüse. Sie sind schon allein ein gutes Gericht. Wenn man sie mit Bambusschößlingen, Pilzen, Zwiebeln, grünem Paprika usw. anrichtet, hat man ein köstliches gemischtes Gemüse. Sie passen auch gut zu Schweinefleisch, Schinken, Hühnchen und Rindfleisch. Man kann damit also eine Vielzahl schmackhafter Gerichte zubereiten.
Durch ihren hohen Eiweißgehalt ist die Pferdebohne eine wertvolle Bereicherung der Kost. Der Körper kann jedoch das Eiweiß der Bohne nicht völlig verwerten, weil ihr bestimmte Aminosäuren fehlen. Wenn die Bohnen aber mit anderen Speisen gegessen werden, die die Aminosäuren enthalten, die den Bohnen fehlen, dann ist das Eiweiß der Bohne für den Körper nützlicher. Eine Autorität sagt, daß die „Beigabe einer kleinen Menge von tierischem Eiweiß, z. B. von Milch oder Fisch, eine Kost, die auf Getreide und Hülsenfrüchten [wie der Pferdebohne] beruht, völlig zufriedenstellend macht“.
Millionen Inder essen täglich zum Frühstück Pferdebohnen in Form von dosai, einem Pfannkuchen, der aus einem vergorenen Gemisch aus Reis und Pferdebohnen zubereitet wird. Dieses Gericht ist für sie genauso populär wie Toast mit Ei und Speck für viele Nordamerikaner.