Wie ich die Drogensucht überwand
EINE Schlagzeile auf der ersten Seite der in Youngstown (Ohio) erscheinenden Zeitung Vindicator vom 6. Dezember 1968 lautete: „LIBERTY-POLIZEI SCHNAPPT 18JÄHRIGEN LSD-HÄNDLER“.
Ich bin dieser Jugendliche. Das Gericht verurteilte mich zu zehn Monaten Haft im Bezirksgefängnis in Trumbull. Nach dreißig Tagen jedoch war ich wieder draußen, und bald verkaufte ich wieder Drogen. Ich benötigte das Geld, um meine eigene Drogensucht zu befriedigen, und ich nahm alle Arten von Drogen, besonders LSD.
Ich mußte jedoch einen weiten Weg gehen, um so tief zu sinken, wie einen die Heroinabhängigkeit oft sinken läßt. Insgesamt war ich mehr als zwei dutzendmal im Gefängnis; dreimal wurde ich in eine Nervenklinik eingewiesen. Mehr als einmal lag ich nackt in einer Gummizelle eingeschlossen und erlebte die quälenden Entzugserscheinungen. Das letzte Mal wurde ich in einem kritischen Zustand aus der Zelle geholt und in ein Krankenhaus eingewiesen; ich erhielt sogar die Sterbesakramente. Aber ich kam durch und wurde wegen Einbruchdiebstahls verurteilt und schließlich in die Landesstrafanstalt des Staates Ohio in Mansfield gebracht.
Das alles liegt jetzt hinter mir. Ich habe den Drogenmißbrauch überwunden. Vor über dreieinhalb Jahren habe ich zum letzten Mal Drogen angerührt, und ich bin sicher, daß ich es nie wieder tun werde. Denn ich habe ein wirkliches Gegenmittel gegen den Drogenmißbrauch gefunden.
Bevor ich darüber berichte, möchte ich jedoch kurz meine frühe Jugend beschreiben. Das wird vielleicht einige Hinweise dafür liefern, welche Umstände oft dazu führen, daß jemand beginnt, Drogen zu mißbrauchen. Falls du feststellen solltest, daß sich in deiner Familie solche Verhältnisse entwickeln, dann kannst du Schritte unternehmen, um alles in Ordnung zu bringen, bevor es zu spät ist.
Von Kindheit an verzogen
Meine Eltern ließen sich 1951 scheiden, als ich gerade acht Monate alt war. Es folgte ein Kampf, und seltsamerweise wurde meinem Vater das Sorgerecht zugesprochen. Es wurde eingerichtet, daß ich meine Mutter jede Woche einen Tag lang sehen konnte. Als sie wieder heiratete, ging der Kampf weiter, und jede Seite versuchte, mich mit materiellen Dingen für sich zu gewinnen. Auf diese Weise wurde ich völlig verzogen.
Dann gab es meine Mutter auf, zu versuchen, meine Zuneigung zu „erkaufen“. Sie hatte angefangen, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren. Bald hörte sie auf, mit Töpfen und Pfannen um sich zu werfen, zu rauchen und andere schlechte Gewohnheiten zu pflegen. Wenn ich sie besuchte, nahmen sie und mein Stiefvater mich zu Zusammenkünften mit, in denen die Bibel studiert wurde. Wenn ich nach Hause zurückkam, erzählte ich meinem Vater, was ich gelernt hatte. Aber ihm gefiel das nicht. Seine Verwandten redeten ihm ein: „Du solltest ihn von seiner Mutter wegnehmen. Jehovas Zeugen verdrehen die Bibel — sie sind verrückt!“
So unternahm man vereinte Anstrengungen, um mich gegen meine Mutter aufzuhetzen. Ich wurde mit teuren Geschenken gelockt, und mein Vater erlaubte mir, alles zu tun, was mir gefiel. Als dann meine Mutter eines Tages kam, um mich abzuholen, sagte ich ihr: „Mutti, ich möchte dich nicht wiedersehen.“ Sie wandte sich an meinen Vater und sagte: „John, du hast ihn dazu gebracht, das zu sagen, nicht wahr?“ Ich war damals neun Jahre alt, und es vergingen viele Jahre, bis ich Mutter wiedersah.
Vater heiratete im August 1960 wieder. Ich war wirklich verzogen, und ich machte ihm und meiner Stiefmutter das Leben schwer. Doch ich bin nie verhauen oder ernsthaft in Zucht genommen worden. Mit sieben hatte ich heimlich angefangen zu rauchen, und als ich zehn oder elf war, betrank ich mich sogar. Außerdem schnüffelte ich Leim und experimentierte mit Marihuana. Dadurch, daß ich undiszipliniert aufwuchs und schon früh mit dem Drogenmißbrauch begann, wurde mein Denken verdreht.
Als ich ungefähr dreizehn war, erteilte mir ein Mädchen eine Abfuhr, und so goß ich Benzin auf die Einfahrt zum Haus seiner Eltern, zündete ein Streichholz an und beschädigte die Garage. Vater bezahlte 800 Dollar Strafe und Entschädigung. Um diese Zeit wurde ich auch bei einem Ladendiebstahl erwischt. Aber das war erst der Anfang der Schwierigkeiten.
Unsittlichkeit und Gefängnis
Als ich die zweite Klasse der Liberty High School besuchte, wurde ich eines Tages mit einer Freundin in der Mädchentoilette in einer peinlichen Situation erwischt. Ich wurde für zwei Wochen aus der Schule ausgesperrt. In jenem Sommer verbrannte ich im Hof aus Protest meine ordentliche, konservative Kleidung. Meine Stiefmutter und mein Vater waren wütend und trieben mich in meinem Zimmer in die Enge. Ich griff nach einer Tränengaspistole, schoß auf meinen Vater und kletterte eilig aus dem Fenster. Die Polizei wurde gerufen, und der Polizist Fred Faustino holte mich vom Dach herunter und stellte mich unter Arrest. Das war meine erste Gefängnishaft.
Später in jenem Jahr erwischte uns der Vater meiner Freundin nach der Schule im Bett. Wir mußten alle in der Liberty-Polizeiwache erscheinen. Aber schon am nächsten Tag war ich wieder mit ihr in ihrem Haus zusammen. Ich hatte so gut wie keine Achtung vor der Obrigkeit und kümmerte mich nicht um das, was andere zu mir sagten. Als zwei Wochen später der Onkel des Mädchens versuchte einzugreifen, plante ich mit einem jungen Freund, ihn zu ermorden, aber der Plan scheiterte.
Ich war ein langhaariger Rebell geworden, ein richtiger Unruhstifter. Und dennoch suchte ich nach etwas, nach einem Halt, nach irgendeiner Zukunft. Ich wollte jemand sein und wollte Aufmerksamkeit haben. Ich glaubte, die Ehe könnte mir helfen. Unsere Eltern sprachen über diese Möglichkeit, aber sie meinten, wir seien noch zu jung und seien nur vernarrt.
Daher schmiedeten wir Pläne auszureißen, was wir auch im Februar 1967 taten, und wir reisten mit 420 Dollar, die wir gestohlen hatten, in Richtung Westen. Unsere Reise wurde plötzlich unterbrochen, als man uns in Los Angeles aufgriff und uns nach Ohio zurückflog. Die Polizei wartete schon, legte mir Handschellen an und brachte mich in das Bezirksgefängnis in Trumbull, wo ich zwei Wochen zubrachte.
Nun wollte mich keine Schule in der Umgebung mehr aufnehmen. Nur durch inständiges Bitten gelang es meinem Vater zu erreichen, daß ich in der katholischen John F. Kennedy High School im nahe gelegenen Warren aufgenommen wurde, wo ich die dritte Klasse besuchte. Während ich dort war, wurde ich immer tiefer in den Drogenmißbrauch verwickelt. In jenem Sommer wurde ich verhaftet, weil ich in mehrere Wohnungen eingebrochen war.
Mein letztes Schuljahr war eine Katastrophe. Als ich kürzlich mit dem Direktor, Frank Lehnerd, die Schulunterlagen durchsah, stellten wir fest, daß ich fünfundsiebzig Tage gefehlt hatte. Im Februar 1968 versteckte ich meine Freundin drei Tage lang in meinem Zimmer, weil ich dachte, wir könnten unsere Eltern auf diese Weise unter Druck setzen, uns heiraten zu lassen. Doch alles, was ich bekam, waren drei Monate in einer Erziehungsanstalt in Columbus (Ohio). Ich wurde rechtzeitig entlassen, um an der Abschlußprüfung teilzunehmen, bestand sie und hatte damit die High School absolviert.
Bei der ersten Gelegenheit forderte ich meine Freundin auf, wieder von zu Hause fortzugehen, eine Packung Aspirintabletten zu schlucken und einen Selbstmordversuch vorzutäuschen. Ich dachte, das würde unsere Eltern bestimmt überzeugen, daß wir uns liebten. Sie schleppte sich mühsam nach Hause und brach Blut. Schließlich wurde sie gegen mich aufgehetzt, als ihre Mutter sagte: „Er liebt dich nicht; du bist nur sein Spielzeug. Er möchte dich nur unter die Erde bringen.“ Ich war nie wieder mit diesem Mädchen zusammen, aber dieser tragische Vorfall ließ mich noch tiefer in die Entartung sinken, wozu auch mein vermehrter Drogengenuß beitrug.
Ich werde drogenabhängig
Ich war damals noch nicht wirklich drogenabhängig, aber ich nahm sehr häufig Drogen und handelte auch damit. Ich fuhr sogar nach New York, um mir Drogen zu beschaffen. Schließlich wurde ich durch die vereinten Anstrengungen der Polizei geschnappt. Ich hatte einem Kriminalpolizisten in Zivil Drogen verkauft und wurde mit dem gekennzeichneten Geld, das ich bei mir trug, überführt. Das war der Fall, als die Schlagzeilen über meine Verhaftung berichteten. Aber mein Vater nahm einen guten Rechtsanwalt, und am 15. Januar 1969 kam ich wieder aus dem Gefängnis.
Bald handelte ich erneut mit Drogen und kam dadurch zu viel Geld. Aber ich brauchte das Geld, denn ich hatte angefangen, Heroin zu „schießen“, das heißt es mit Hilfe einer Spritze direkt in die Vene zu injizieren. Einige Monate lang gab ich täglich 40 bis 50 Dollar für Drogen aus. Vater versuchte, mir zu helfen. Er beschaffte mir Arbeitsstellen, aber ich blieb immer nur ein paar Wochen. Ich war so abhängig, daß ich die Drogen sogar am Arbeitsplatz „schoß“.
Das war nicht schwierig. Ich nahm die Drogen in meinem Ring mit zur Arbeit. Dann ging ich zur Toilette und injizierte mir die Drogen mit einer Spritze direkt in die Vene. Aber um sicher zu sein, daß nichts verlorenging, zog ich wieder zurück, füllte die Spritze mit Blut und schoß wieder — und das machte ich ungefähr zehnmal hintereinander.
Dann war ich weg. Ich bekam einen „rush“ — es war, als ob man mich plötzlich aus einem Haus gestürzt hätte. Darauf fühlte ich mich völlig kraftlos — sogar die Haare auf dem Kopf fühlten sich kraftlos an. Das einzige Ziel eines Süchtigen ist, diesen Zustand so oft wie möglich herbeizuführen.
Manchmal machte ich mir „Speedball“, das heißt, ich schoß eine Mischung aus „Speed“ (Methedrin) und Heroin — einen „Upper“ und einen „Downer“. Der Körper weiß dann nicht, was er tun soll — entspannen oder beschleunigen —; er ist einfach in Aufruhr.
Bei LSD ist die Wirkung ganz anders. Wenn ich im LSD-Rausch war, glaubte ich, ich könnte alles tun, ja ich könnte sogar Gott sein und mein eigenes Schicksal lenken. Joe Schovoni, mein Rechtsanwalt, erzählte mir kürzlich, daß ich ihn wirklich in Schrecken versetzte, als ich ihm einmal unter dem Einfluß von LSD sagte, ich könne ein Baby aus einer schwangeren Frau holen. Es ist schrecklich, was man unter dem Einfluß von Drogen denkt und tut. Insgesamt nahm ich über 200 LSD-Tabletten.
Über ein Jahr lang lebte ich nur für „Kicks“, „schoß“ Drogen, lebte mit Mädchen zusammen und versuchte, der Polizei zu entgehen. Ich lebte an einem schmutzigen Ort nach dem anderen, ging „von Rattenloch zu Rattenloch“, wie mein Vater treffend sagte. Die Polizei klagte mich sogar an, die Wohnung meines Vaters ausgeraubt zu haben. Meine „Kumpel“ stahlen ihm Besitz im Werte von mehreren tausend Dollar. Im August 1969 brachen wir zu dem berüchtigten Woodstock-Festival auf, wo ich verschiedene Vitamintabletten als LSD verkaufte und eine Menge Geld verdiente. Ich kann mich noch erinnern, daß ich das Gerüst, das der Bühne am nächsten stand, hinaufstieg, um die Darsteller und die Zuschauer gut sehen zu können, und dabei dachte, daß jeder von einer mysteriösen Kraft angezogen zu sein schien.
Als ich dann nicht viel später nach Hause zurückkehrte, begann ich zu ernten, was ich gesät hatte. Ich hatte den absoluten Tiefstand erreicht, und ich überlebte nur mit Mühe.
Ein knappes Entrinnen
Es war am 5. September 1969. Ich war wirklich im „Manque“ und benötigte ganz dringend Drogen. Daher brach ich in eine Apotheke in der kleinen Stadt Vienna ein, die in der Nähe von Youngstown liegt. Ich durchsuchte das Geschäft und steckte mir einige Mittel ein. Doch dann hörte ich Sirenen! Als ich sah, wie ich von Polizisten mit gezogenen Waffen umstellt war, brach ich zusammen, lief auf sie zu und schrie: „Tötet mich! Tötet mich!“
Ich wurde wegen Einbruchs angeklagt. Die Kaution wurde auf 5 000 Dollar festgesetzt. Dann wurde ich in das mir schon vertraute Bezirksgefängnis eingeliefert. Ich war dort schon so oft gewesen, daß man tatsächlich meinen Namen über eine der Zellen geschrieben hatte! Man zog mir die Kleider aus und warf mich in die winzige Gummizelle, die so klein war, daß ich mich noch nicht einmal der Länge nach ausstrecken konnte. Dort begann ich, die Entziehung durchzumachen. Kürzlich zeigte Harold Post, der Gefängniswärter, einem Freund und mir die Zelle und sagte: „Ich dachte, Sie würden dort einfach liegenbleiben und sterben. Ich wollte mit Ihnen nichts zu tun haben.“
Ich kann ihm keine Vorwürfe machen. Ich war vollständig verkommen. Ich wälzte mich wie ein Tier in meinem eigenen Urin und Kot, kletterte die Wände hoch und schlug gegen die Kunststoffwände. Post erinnert sich: „Er flehte mich an, ich meine, er flehte mich richtig an, er lag auf den Knien und bettelte. Aber er nahm nicht die Medikamente, die ihm angeboten wurden.“
Sheriff Richard Barnett war damals auch dabei, und als ich ihn Anfang des vergangenen Jahres besuchte, erinnerte er sich, wie kritisch mein Zustand geworden war: „Sie wollten keine Tablette einnehmen — Sie benahmen sich wie wild —, Sie spuckten sie einfach aus. Daher wurden Ihnen Zäpfchen verschrieben, und ich mußte sie Ihnen einführen.“ Als jedoch keine Besserung eintrat, wurde ich in das Woodside-Receiving-Hospital, eine Nervenklinik in Youngstown, gebracht.
Um vier Uhr früh erhielt mein Vater einen Anruf von einer Krankenschwester. Sie sagte: „Ihr Sohn ist krank, er braucht Ihre Hilfe ... Er liegt im Sterben.“ Vater setzte sich sogleich mit Dr. Bert Firestone in Verbindung und ließ mich in das St.-Elisabeth-Krankenhaus überführen. Dort befand ich mich tagelang in einem kritischen Zustand. Dr. Firestone versicherte meinem Vater, daß man alles tue, um mich zu retten, aber er könne nicht versprechen, daß ich überleben würde. In den Aufzeichnungen des Krankenhauses ist zu lesen: „Dieser Patient wurde aufgenommen ... wegen schwerer Entziehungssymptome aufgrund des Gebrauchs von Narkotika.“
Vater zahlte eine Kaution von 5 000 Dollar, und nach drei Wochen wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Aber diese Erfahrung veranlaßte mich nicht, mich zu ändern, obwohl ich es meinem Vater immer wieder versprach. Ich trug immer noch langes Haar und nahm bald wieder alle Arten von Drogen. Man mag sich vielleicht wundern, warum jemand immer wieder zu Drogen zurückkehrt, selbst wenn er so schreckliche Erfahrungen gemacht hat wie Heroinentzug oder schlechte LSD-„Trips“.
Nun, als es mir allmählich besserging, begann ich wieder an Mädchen zu denken, an „Kicks“ und an all meine Freunde — Hippies, Leute, die die „freie Liebe“ praktizierten —, außerdem an Motorräder und an das bewegte Leben. Die laute Musik, die ich hörte, appellierte weiterhin an meine niederen Instinkte. Dann folgerte ich in meinem Herzen: „Ach, so schlecht wäre es doch gar nicht, es wieder zu tun.“ Doch meine letzten LSD-„Trips“ wirkten sich immer schlimmer aus. Schließlich wandte ich mich in meiner Verzweiflung an meine Mutter und schloß damit eine Kluft, die viele Jahre bestanden hatte. Mein Stiefvater, ein Ältester in der Versammlung der Zeugen Jehovas, sorgte dafür, daß jemand an meinem Wohnort mit mir die Bibel studierte.
Ein steiniger Weg der Besserung
Im März 1970 hatte ich mein erstes Bibelstudium mit einem Zeugen Jehovas. Ich besuchte auch den Königreichssaal in Girard. Ich trug eine schwarze, unten weit ausladende lederne Hose und eine runde Großmutterbrille und hatte langes Haar. Ich wollte beweisen, daß Jehovas Zeugen genauso waren wie alle anderen, genauso heuchlerisch. Aber ich war beeindruckt. Sie bekundeten echtes Interesse an mir, und alle gaben mir auf meine Fragen die gleichen Antworten. Doch mein Herz wurde nicht wirklich berührt, denn noch in der gleichen Nacht ging ich zu meinen alten Hippie-Schlupfwinkeln und „schoß“ wieder Heroin.
Während ich jedoch fortfuhr, ab und zu zu studieren, erkannte ich, daß das, was die Bibel lehrt, die Wahrheit ist. Und doch konnte ich die Drogen und mein unmoralisches Leben nicht aufgeben, zumindest tat ich es nicht. Dann hatte ich am letzten Wochenende im April einen schrecklichen LSD-„Trip“. Ich „sah“, wie meine Begleiterin auf dem Autositz neben mir „verweste“. Diese Erfahrung war so schmutzig und schrecklich, daß ich sie nicht beschreiben kann. Ich dachte, das sei das Ende — ich würde bestimmt Selbstmord begehen. Aber ich wandte mich an Jehova Gott und gebrauchte dabei seinen Namen und flehte ihn an, er möge mir helfen.
Obwohl es drei Uhr in der Nacht war, rief ich den Zeugen an, mit dem ich studierte, und er versicherte mir, Jehova würde mir helfen, wenn ich diesmal ernsthaft beschließen würde, mich zu ändern. Ich gelobte, daß ich nie wieder Drogen nehmen würde, und ich habe es seither auch nie mehr getan. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht aufwache und meinem Schöpfer dafür danke, daß er mir geholfen hat, diese Erfahrungen zu überleben.
In der darauffolgenden Woche fand mein Prozeß wegen des Einbruchs in die Apotheke statt. Da die öffentliche Meinung wegen meiner wiederholten Verbrechen gegen mich war, schickte mich der Richter in die Landesstrafanstalt Ohio für ein Vergehen, das mir eine fünfzehnjährige Haft hätte einbringen können. Ein paar Tage später trat ich meine Haft an. Das war wirklich ein Segen für mich. Warum?
Weil ich nun Zeit hatte, nachzudenken und zu studieren. Ich analysierte mein Leben und erkannte, wie fruchtlos und verderblich es gewesen war. Ich flehte Jehova an, mir zu vergeben, und sagte ihm, daß ich von ganzem Herzen seinen Willen tun möchte. Ich vertiefte mich mit Hilfe der Publikationen der Zeugen Jehovas völlig in ein Studium der Bibel. Ende Juni wurde ich aufgrund der Bemühungen meines Vaters entlassen. Etwa zwei Wochen später, am 10. Juli 1970, symbolisierte ich meine Hingabe an Jehova Gott durch die Wassertaufe.
Ich helfe anderen
Nun begann ich, meine früheren engen Gefährten aufzusuchen, doch nicht, um mit ihnen Drogen zu nehmen, sondern um ihnen zu erklären, warum ich mich geändert hatte und wie mir dies gelungen war. Ich fühlte mich dazu verpflichtet, weil ich so viele von ihnen verleitet hatte, Drogen zu nehmen, und sie meine ersten Kunden gewesen waren. Ich habe, glaube ich, mindestens dreihundert ehemalige Freunde aufgesucht, und ich habe das Empfinden, daß einige eines Tages die biblischen Wahrheiten, die wir besprochen haben, annehmen werden.
Eine der ersten Personen, mit denen ich die Bibel studierte, war einer meiner Hauptkunden. Ich hatte ihm beigebracht, wie man Heroin injiziert, hatte seinen Arm gehalten und ihm den ersten Schuß gesetzt. Seine Familie war so davon beeindruckt, wie ich mich verändert hatte, daß sie ebenfalls am Studium teilnahm. Er wandelte jedoch in meinen alten Fußstapfen weiter. Bis jetzt sind mindestens sechs meiner früheren Gefährten aus Gründen, die mit ihrem Drogengenuß zusammenhängen, gestorben. Aber ein anderer ehemaliger Gefährte ging auf meine Bemühungen ein. Wir trafen uns auf ganz ungewöhnliche Weise wieder.
Ich war im Predigtdienst von Haus zu Haus tätig und ging gerade von einem Haus weg, als ein langhaariger Bursche die Einfahrt herauflief. Unmittelbar, nachdem ich mich vorgestellt hatte, fragte er: „Wie war Ihr Name?“ Als ich ihn wiederholte, sagte er: „Nein, das ist unmöglich, Sie sind jedenfalls nicht der aus der Murray-Hill-Straße!“ Er kam mir bekannt vor, aber ich wußte nicht, wo ich ihn „unterbringen“ sollte, bis er mir seinen Namen sagte. Natürlich! Wir hatten zusammen geplant, den Onkel meiner Freundin zu ermorden. Aber er wollte mir nicht glauben, wer ich war, bis ich meine Brieftasche herauszog und ihm meinen Personalausweis zeigte. Mein Äußeres hatte sich vollständig geändert.
Ich fing schließlich an, mit ihm zu studieren. Seine Wertschätzung für die Bibel nahm zu, er hörte auf, Drogen zu nehmen, und ließ sich Anfang 1972 taufen. In jenem Sommer erzählten wir unsere Erfahrungen auf dem Bezirkskongreß der Zeugen Jehovas im Three Rivers Stadium in Pittsburgh. Wir hatten auch die Gelegenheit, vor Schülern über das Drogenproblem zu sprechen und darzulegen, weshalb sie Drogen meiden sollten. Jugendliche, die wußten, daß ich früher mit Drogen zu tun hatte, hatten ihre Lehrer gebeten, uns einzuladen, Vorträge zu halten.
Im November 1972 sprachen wir zum Beispiel zu sechs Klassen an der Mahoning County Joint Vocational School. Insgesamt waren über 600 Schüler anwesend. Sie waren sehr aufmerksam und nahmen über hundert Bücher und ungefähr hundert Zeitschriften entgegen, in denen der Glaube und die Hoffnung näher erläutert wurden, die es uns ermöglicht hatten, den Drogenmißbrauch zu überwinden. Am 5. Dezember 1972 erhielt ich einen Briefumschlag mit fünf Dutzend Briefen von diesen Schülern. In diesen Briefen brachten sie ihre Wertschätzung zum Ausdruck, doch die meisten konnten nicht glauben, daß wir wirklich so tief in die Drogenabhängigkeit geraten waren. Niemand könne eine solch große Änderung vornehmen, meinten sie.
Die Änderung dokumentiert
Das ist eine übliche Meinung. Zum Beispiel versicherte Charles O’Toole, der Hauptsicherheitsbeamte des Schulbezirks Seattle: „Von Drogen gibt es keine Rückkehr [Heilung].“ Auch der Vorsitzende der Abteilung für Narkotika in Youngstown, William A. Friednamer, sagte mir, daß er in all den Jahren, in denen er mit Drogen zu tun gehabt habe, nie erlebt habe, daß ein Heroinsüchtiger länger als drei bis vier Monate keine Droge mehr angerührt hätte. „Aber nun sind Sie da“, fügte er fast ungläubig hinzu.
Daher ist es verständlich, daß viele skeptisch sind, wenn sie meinen Bericht darüber lesen, wie ich die Drogenabhängigkeit überwand. Aus diesem Grund habe ich Anfang vergangenen Jahres Dutzende von Personen aufgesucht, die mit mir als Drogenabhängigem zu tun hatten, darunter Polizeibeamte, Bewährungshelfer, Gefängniswärter, Richter, Rechtsanwälte, Psychologen, Psychiater und Ärzte. Ich erzählte ihnen, warum ich zu ihnen gekommen sei, und bat sie um ihre Meinung.
Die meisten konnten einfach nicht glauben, daß ich die gleiche Person war. Sie alle kannten natürlich meinen Namen — der war berüchtigt. Aber ich mußte manchmal meinen Personalausweis vorzeigen, um zu beweisen, daß ich wirklich die gleiche Person war. Fast alle wollten wissen: „Wie lange nehmen Sie keine Drogen mehr? Wie ist das möglich? Warum haben Sie sich geändert?“ Ich war dankbar für die Gelegenheit, ihnen dies zu erklären.
Die wahre Lösung
Denny Corodo ist einer der Polizeibeamten, die ich besuchte. Er war dabei, als ich bei meinem Einbruch in die Apotheke verhaftet wurde. Er ist inzwischen Polizeihauptmann geworden und hat es sich zur Aufgabe gemacht, in höheren Schulen und vor verschiedenen Gruppen Vorträge über Drogen und das Drogenproblem zu halten. „Sie haben sich wirklich geändert! Ich kann es kaum glauben!“ sagte er immer wieder, während wir über die Vergangenheit sprachen. „Irgend etwas muß mit Ihnen geschehen sein, etwas, was Sie geistig betroffen hat, irgendeine Erkenntnis.“
Ich sagte ihm, er habe recht, ich hätte erkannt, daß ich meinem Schöpfer gegenüber verantwortlich sei. Und diese Erkenntnis habe nicht nur meinen Sinn erreicht; sie sei in mein Herz gedrungen. Der Wunsch, Gott zu dienen, habe aus meinem Herzen alle Unmoral, Drogen und dergleichen Dinge ausgerottet und mir den richtigen Beweggrund und die Kraft vermittelt, das zu tun, was recht sei.
Am 1. März 1973 hatte ich eine Verabredung mit Dr. Firestone, dem Arzt am St.-Elisabeth-Krankenhaus, der mich während der Entziehung behandelt hatte. Als ich in sein Zimmer eintrat, rief er aus: „Ich kann einfach nicht glauben, daß Sie es sind!“ Dann fragte er, ob er andere Ärzte herbeirufen dürfe, die mit meinem Fall vertraut seien. Auch sie waren darüber erstaunt, wie ich mich verändert hatte. „Wie sind Sie aus diesem Schlamassel herausgekommen?“ wollten sie wissen.
Ich erklärte ihnen, daß ich erkannt hatte, daß ich nicht mein eigenes Geschick bestimmen konnte. Zu oft war ich in eine Sackgasse geraten. Ich hatte nach meinen eigenen Maßstäben gelebt; ich hatte geglaubt, ich sei Gott und könne meine eigenen Regeln aufstellen und tun, was mir beliebte — dem Vergnügen nachjagen. Doch dann, sagte ich, hätte ich durch ein Bibelstudium eine gesunde Gottesfurcht erlangt. Ich hätte auch gesehen, daß es eine Gruppe von Menschen gäbe, die wirklich so lebte, wie es die Bibel lehre, und daß diese Menschen Jehovas Zeugen seien.
„Was ist an Jehovas Zeugen so besonders, wenn man sie mit anderen Religionen vergleicht?“ wurde ich gefragt. Ich erklärte, daß ich durch ein Bibelstudium mit Jehovas Zeugen Gottes großartiges Vorhaben für die Menschheit erkennen konnte, zum Beispiel, in welchem Zustand sich die Toten befinden, daß es eine sichere Hoffnung auf die Auferstehung gibt und wie die Erde unter der Herrschaft des Königreiches Gottes zu einem Paradies gemacht wird. Ich erklärte, daß der Glaube und die Zuversicht hinsichtlich dieser Dinge es mir ermöglicht hatten, den Drogenmißbrauch zu überwinden.
Ich erzählte den Ärzten, daß ich auch andere Religionen untersucht hätte, sogar den Buddhismus, und daß ich als Katholik erzogen worden sei. Aber in all diesen Religionen gibt es einfach nichts Greifbares — keine Überzeugung, keine wirkliche Hoffnung und keinen Glauben an den Schöpfer, Jehova Gott. Aus diesem Grund ist es ihnen nicht gelungen, jungen Leuten die notwendigen Beweggründe zu vermitteln, um sich von Drogen zu befreien.
Ich diene nun bereits seit fast drei Jahren als Vollzeitpionierprediger der Zeugen Jehovas. Und ich habe festgestellt, daß ich nicht der einzige bin, der in seinem Leben eine solch große Änderung vorgenommen hat. Ich habe viele echte Freunde kennengelernt, die, nachdem sie mit Jehovas Zeugen die Bibel studiert und ihren Schöpfer schätzengelernt hatten, die Drogenabhängigkeit überwunden haben. Wenn diese es tun konnten, dann kannst auch du es tun, falls du Drogen mißbrauchst. Die Ausübung der wahren Religion ist wirklich das richtige Mittel, um das Drogenproblem zu überwinden. (Eingesandt.)