Warme Gerichte an kalten Tagen
AN EINEM kalten Wintertag kehrten nach Feierabend der Vater und einige erwachsene Kinder nach Hause zurück. Sie freuten sich auf ein warmes Abendessen, denn sie waren ganz durchfroren. Doch was stand auf dem Tisch? Aufschnitt! Welch eine Enttäuschung!
Je kälter es draußen ist, desto lieber ißt man etwas Warmes: morgens, mittags und abends. Und da man jetzt an Heizmaterial sparen muß, kann es sein, daß viele Wohnungen, Schulräume und Arbeitsräume nicht so gut geheizt sind, wie man es gern hätte. Das ist ein weiterer Grund für die Hausfrau, ihrer Familie warme Gerichte vorzusetzen, die dem Körper helfen, die notwendige Wärme zu erzeugen.
Die Ernährung
Je besser man ernährt ist, desto besser wird der Körper mit der Kälte fertig. Wie die Kost der Eskimos zeigt, spielen Eiweißstoffe oder Proteine in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle. Aber da das Fleisch heute so teuer ist, muß man oft auf andere Eiweißträger ausweichen. Solche Eiweißträger sind zum Beispiel Hühnereier. Ferner gibt es pflanzliche Eiweißträger wie die Sojabohne (sie gilt als wertvollster pflanzlicher Eiweißträger) und andere Hülsenfrüchte. Zu vielen warmen Gerichten paßt auch Käse — eine weitere Eiweißquelle.
Wir können uns die Gesundheit nur erhalten, wenn die Ernährung vollwertig ist, d. h., wenn dem Körper durch die Nahrungsmittel die erforderlichen Nährstoffe zugeführt werden. Dazu gehören unter anderem auch Vitamine und Mineralstoffe. Diese Stoffe sind vorwiegend im Obst und im Gemüse enthalten. Sie können uns aber nur nützen, wenn das Gemüse schonend zubereitet wird. Bei guter Planung kann die Hausfrau vermeiden, daß sie die Speisen lange warm halten muß.
Besonders im Winter sollte man berücksichtigen, daß die Verdauung ein chemischer Vorgang ist und daß sozusagen jeder chemische Vorgang durch Wärme beschleunigt wird. Das bedeutet, daß der menschliche Magen warme Speisen besser verdauen kann als kalte, weil diese im Magen erst erwärmt werden müssen. Daran sollten alle denken, die einen schwachen Magen haben. Sie sollten nichts Eiskaltes essen, außer es werde wie Speiseeis gegessen: langsam, so daß es im Mund erwärmt wird, ehe man es hinunterschluckt. Außerdem sollten sie keine Speisen direkt aus dem Kühlschrank essen, sondern sie etwas stehenlassen, bis sie sich auf Zimmertemperatur erwärmt haben. Aber an einem kalten Tag ist es besser, der Familie etwas Warmes zu servieren, als Aufschnitt auf den Tisch zu bringen, der Zimmertemperatur hat. Und wenn man möchte, daß die Familie auch wirklich etwas Warmes zu essen bekommt, sollte man die Teller und vielleicht sogar die Tassen vorwärmen.
Warme Frühstücksgerichte
Im Winter sollte das Frühstück stets ein warmes Gericht einschließen. Viele essen gern einen Teller Haferbrei (vorzugsweise nicht aus Schnellhaferflocken). Dieses Frühstücksgericht ist nahrhaft, leicht verdaulich und billig. Einen besonders schmackhaften Haferbrei erhält man, wenn man ihn mit Milch und Honig kocht. Manche Leute geben auch Apfelscheiben und ein Eigelb dazu, und bevor sie ihn anrichten, ziehen sie das steifgeschlagene Eiweiß darunter.
Natürlich gibt es auch noch andere Getreidegerichte, die man abwechslungsweise reichen kann. Ein Beispiel ist die Weizenschrotsuppe: Man läßt grob gemahlenen Weizen in kochendes Wasser einlaufen, salzt ihn und läßt ihn zu Brei verkochen; dazu reicht man kalte Sahne. Dieses Gericht ist sowohl schmackhaft als auch nahrhaft. Die Maisgrießsuppe wird in derselben Weise zubereitet, und man gibt ebenfalls kalte Sahne dazu. Man kann aber auch heiße, gesalzene Milch mit Farina-Mehl (eine Art feiner Grieß) vermischen und zu Brei verkochen. Ferner sollte man den Reis (Naturreis) nicht übersehen. Jeder Asiate wird dir bestätigen, daß ein Teller heißer Reis ein guter Auftakt für den Tag ist. Wenn du willst, kannst du an jedem Tag der Woche ein anderes Getreidegericht zum Frühstück servieren. Dadurch wird nicht nur das Frühstück nahrhafter, sondern deine Angehörigen werden sich auch bestimmt darüber freuen.
Wer es am Morgen ganz besonders eilig hat, kann folgendes machen: Er gibt am Abend vor dem Schlafengehen eine halbe Tasse Weizenkörner in eine 1-Liter-Thermosflasche und füllt die Flasche mit kochendem Wasser auf. Nach fünf Minuten gießt er das Wasser ab und füllt die Flasche erneut mit kochendem Wasser auf. Dann verschließt er die Flasche und läßt die Körner über Nacht quellen. Am Morgen ist der Weizen eßbereit. Er reicht für zwei Personen.
Als warme Frühstücksgerichte eignen sich auch einfache Eierspeisen wie gekochte Eier, Rühreier und Spiegeleier. Ferner gibt es verschiedene Arten von Pfannkuchen, zu denen man Obst wie Heidelbeeren, Apfelstückchen oder Bananen reichen kann. Die Pfannkuchen können aber auch belegt werden mit einer dicken Soße mit Pilzscheiben oder mit Fleischhaschee. Eine weitere warme Frühstücksspeise sind Weizenbrötchen (leichter Teig aus Mehl, Backpulver, Butter, Salz, Eiern und Milch). Der Teig wird in Ringformen in der Röhre gebacken. Wenn die Brötchen erkaltet sind, werden sie quer durchgeschnitten, auf beiden Seiten geröstet, mit Butter bestrichen und heiß aufgetragen. Schwerarbeitern kann man auch etwas Kräftiges wie Frikadellen-Toast servieren. Auf das leicht getoastete Weißbrot, das mit Mayonnaise bestrichen wird, setzt man eine Frikadelle, und darüber legt man eine Scheibe Käse. Dann überbäckt man es schnell bei guter Hitze im vorgeheizten Ofen. Ein amerikanisches Gericht, das „Creamed Roastbeef on Toast“ genannt wird, ist eine Schnitte aus gebratener großer Lende, die in Rahmsoße erhitzt und auf ein Toastbrot gelegt wird.
Welche dieser Vorschläge für deine Familie in Frage kommen, hängt natürlich stark von der Tätigkeit ab, die deine Angehörigen ausüben, ferner davon, ob sie der Kälte ausgesetzt sind und in welchem Maße sie „kalorienbewußt“ leben. Kinder und Jugendliche benötigen mehr Nahrung als die Durchschnittshausfrau oder als Erwachsene, die eine sitzende Beschäftigung haben.
Suppen in reicher Auswahl
Wenn wir das Wort Suppe hören, denken wir gewöhnlich an etwas Heißes, obschon es auch kalte Suppen gibt. Und wie groß ist die Auswahl an Suppen! Eine klare oder eine gebundene Suppe kann als Hauptgericht einer leichten Mahlzeit oder als erstes Gericht der Hauptmahlzeit des Tages dienen. In einem führenden Kochbuch werden Rezepten für heiße Suppen zwanzig Seiten gewidmet. Außerdem gibt es Kochbücher, die nur Suppenrezepte enthalten. In einem solchen Kochbuch wird die Frage aufgeworfen: „Was wärmt an einem kalten Winterabend besser als eine schmackhafte hausgemachte heiße Suppe?“
Als erstes wären die Fleischbrühen zu erwähnen, die aus Geflügelklein oder Hühnerflügeln oder aus Rindfleisch oder Schaffleisch und (oder) aus den Knochen dieser Tiere hergestellt werden. Für die Zubereitung von Fischbrühe verwendet man Gräten und Haut von Fischen wie Seezunge und Heilbutt. Und da wir schon von Wassertieren sprechen — wie wäre es denn mit einer amerikanischen Muschelsuppe? Zwiebeln, Staudensellerie, Speck, grüne Pfefferschoten und Kartoffeln werden gewürfelt, in Butter angedünstet und mit Fischbrühe und Muschelfond aufgefüllt und weich gekocht, wobei man ein Bündelchen mit Salbei und Thymian hinzufügt. Nachdem man das Bündelchen herausgenommen hat, gibt man grob gehackte Muscheln (Clams) und gehackte Petersilie in die Suppe und würzt sie leicht mit Worcestersoße. Gesondert werden grob gestoßene Crackers (Salzbiskuits) gereicht. In den Kochbüchern wird auch die Gemüsekraftbrühe erwähnt. Es können dazu alle Suppengemüse und Wurzeln verwendet werden.
Zu den Gemüsesuppen zählen die italienische Gemüsesuppe oder Minestrone, die grüne Erbsensuppe, die weiße Rübensuppe, die Blumenkohlsuppe, Spinatsuppe, Kressesuppe und die Lauchsuppe. Zur Abwechslung kann man seine Familie auch einmal mit französischer Zwiebelsuppe, russischem Borschtsch (Kohlsuppe mit Fleisch, verschiedenen Kohlsorten, roten Rüben und etwas Kwaß) oder polnischer Krautsuppe erfreuen.
Zu erwähnen wären auch die Kremsuppen. Viele Hausfrauen kaufen diese Suppen als Fertigsuppen und geben dann anstatt Wasser Milch dazu. Beliebt sind vor allem Suppen wie Spargel-, Sellerie- und Tomatensuppe. Besonders schmackhaft ist die Pilzkremsuppe; sie wird von deinen Angehörigen, aber auch von Gästen, falls du einmal Besuch hast, bestimmt gern gegessen. Ein halbes Pfund gereinigte Pilze wird in Scheiben geschnitten, gesalzen, gepfeffert und in Butter mit etwas feingewiegter Petersilie weich gedämpft. Die Pilze werden mit Fleischbrühe aufgefüllt und aufgekocht. Drei bis vier Eigelb werden mit einem zehntel Liter saure Sahne verquirlt, und damit wird die Suppe verrührt. In die Suppenschüssel gibt man ein nußgroßes Stück Butter und etwas Zitronensaft. Darauf gießt man unter fortwährendem Rühren vorsichtig die heiße Suppe, bis die Butter ganz zergangen ist. Diese Suppe ist sowohl schmackhaft als nahrhaft, und außerdem wirken — wie die jüngste Forschung ergeben hat — die Pilze (übrigens auch Zwiebeln) günstig auf unseren Cholesterinspiegel.
Für „kalorienbewußte“ Personen oder für Personen mit leichter körperlicher Arbeit kann irgendeine Suppe zusammen mit ein bis zwei Scheiben Brot und etwas Obst als Mahlzeit dienen.
Herzhafte, kräftige Suppen, die als Mahlzeit dienen können, sind z. B. schottische Hafersuppe, Ochsenschwanzsuppe, Linsensuppe, Bohnensuppe, Erbsensuppe, Kastanienmussuppe und Kartoffelsuppe.
Nicht übersehen sollte man auch die verschiedenen Suppeneinlagen, die es gibt. So zum Beispiel Brotkrüstchen, in Butter gebratene Weißbrotwürfelchen. Man kann sie mit Knoblauch, Käse oder Speck würzen. Matzeklößchen (Klößchen aus in Wasser geweichter Matze, die zerstampft und dann mit vier Eiern, zwei Eßlöffeln Fett, anderthalb Eßlöffeln Wasser, einer Prise Pfeffer, Salz und mit soviel trockener grob gestoßener Matze vermengt wird, daß die Masse die richtige Festigkeit erhält) passen sehr gut zu Hühnersuppe und in Scheibchen geschnittene Frankfurter Würstchen zu Linsen-, Erbsen- und Bohnensuppe. Zu vielen Suppen paßt auch geriebener Käse; und eine Handvoll feingeschnittene Petersilie verträgt fast jede Suppe.
Andere Gerichte
Nicht außer acht lassen sollte man Sandwiches wie heiße Käsebrötchen oder mit Rindfleisch belegte Röstbrotschnitten. Solche Sandwiches sind an einem kalten Wintertag gerade das richtige.
Aber nicht nur ein warmes Gericht hat eine wärmende Wirkung, sondern auch die kunstgerechte Verwendung von Gewürzen wie Cayennepfeffer und Curry.
Für Personen, die nicht „kalorienbewußt“ sind, gibt es natürlich auch warme Süßspeisen.
Getränke
Was ist über alkoholische Getränke zu sagen? Trägt ein solches Getränk dazu bei, daß man sich schneller erwärmt? Wenn man jemandem, der in der Kälte war, einen Grog oder ein Mixgetränk vorsetzt — natürlich nur einem Erwachsenen —, wärmt ihn das auf. Aber man darf nicht glauben, daß man sich, wenn man längere Zeit in der Kälte ist, immer wieder mit einem Schluck Alkohol aufwärmen kann. Dieser Irrtum hat schon einige Menschen das Leben gekostet. Durch die Einwirkung des Alkohols werden die Hautgefäße erweitert, und wegen der besseren Durchblutung der Haut tritt ein Wärmegefühl auf. Aber was geschieht dann? Die Wärmeabgabe des Körpers wird wesentlich gesteigert, und die Körpertemperatur sinkt allmählich.
Es gibt viele warme Getränke, die dem Organismus helfen, die Körperwärme zu erhalten. Manch einer trinkt vielleicht gern einen heißen Kaffee (viele ziehen koffeinfreien Kaffee vor); ein anderer dagegen trinkt lieber eine Tasse Ovomaltine, Schokolade oder Tee — schwarzen oder anderen. Vielleicht möchte der eine oder andere etwas Gehaltvolleres. Nun, wie wäre es dann mit einer Tasse heißer Milch mit Honig oder Malzextrakt? Oder mit einem Eierpunsch? Als etwas Besonderes könnte man ein heißes Getränk aus Apfelsaft reichen. Man kocht den Apfelsaft zusammen mit einem Zimtstengel, mit Gewürznelken, Piment und etwas Honig auf und entfernt anschließend die Gewürze. Viele ziehen Glühwein vor (1 l Rotwein mit 100 g Zucker, 1 Stück Zimt, 6 Gewürznelken und Zitronenschale [etwa 10 cm lang] erhitzen).
Es lohnt sich, seinen Angehörigen an kalten Tagen etwas Warmes vorzusetzen. An Möglichkeiten, große Abwechslung in den Speiseplan zu bringen, fehlt es ja nicht. Und wenn man die Mahlzeiten mit Liebe zubereitet, wenn es einem Freude macht, so zu kochen, daß die Familie gesund bleibt und ihr das Essen schmeckt, wird es auch nie zu Enttäuschungen kommen.