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  • Mein Leben als Berufssängerin in Afrika
  • Erwachet! 1974
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Erwachet! 1974
g74 22. 5. S. 24-27

Mein Leben als Berufssängerin in Afrika

KUESIONOR war mein Künstlername in Kissi, unserer Sprache. Mit diesem Namen wurde ich mehr angesprochen als mit meinem eigentlichen Namen Teewa. Ich war Vorsängerin und Vortänzerin in einer Gruppe von sieben Sängern und Tänzern. Wir komponierten unsere Lieder selbst und auch die Musik zu unseren Tänzen. Begleitet wurden wir von einem Musikinstrument, das chekelan genannt wird (eine Kürbisschale, an die Porzellanschnecken angehängt sind), und von verschiedenen Trommeln. Unsere Musik, unsere Tänze und unsere Kostümierung waren aufreizend und gleichzeitig fesselnd.

Eine einzige Vorstellung brachte uns 75 Dollar ein. Das war viel Geld, denn manch ein Familienvater unter unseren Stammesangehörigen verdiente in zwei oder drei Monaten nicht soviel. Unsere Truppe war bei Festen in Städten und Dörfern unseres Stammesgebietes sowie in benachbarten Ländern Westafrikas sehr gefragt.

Ich war jung verheiratet. Mein Mann hatte meinem Vater den Brautpreis bezahlt. In unserem Land wird eine solche Ehe allgemein anerkannt, auch wenn sie nicht auf dem Eingeborenengericht beurkundet worden ist. Meine Eltern hatten meinem Mann gesagt, daß ich durch eine besondere Zeremonie geweiht worden sei, eine Kuesionor zu sein. Das gefiel ihm aber nicht allzu sehr. Er wußte offensichtlich, daß ich viele Engagements haben würde, was keine gute Voraussetzung für eine glückliche Ehe wäre. Auch hatte mein Mann begonnen, die Bibel zu studieren, und als er gewisse biblische Grundsätze kennenlernte, überlegte er es sich reiflich, ob er mir gestatten sollte, meinen Beruf als Sängerin und Tänzerin weiter auszuüben. Meine Gedanken und Interessen waren jedoch weit von Gott entfernt.

In unserem Dorf haben die Eltern viel zu sagen, und auch andere Traditionen sind noch sehr ausgeprägt. Meine Eltern setzten somit ihren Willen durch. Der Gedanke, eine Kuesionor sein zu dürfen, machte mich glücklich. Ich war noch sehr jung, als ich heiratete. In unseren Dörfern heiraten manche Mädchen schon mit dreizehn oder vierzehn Jahren.

Meine Künstlerlaufbahn

Eine großartige Feier wurde veranstaltet, um mich in den Beruf einer Kuesionor einzuführen. Meine Eltern gaben den alten Frauen unseres Dorfes die vorgeschriebene Menge Reis, Palmöl und Kolanüsse. Sie bezahlten auch eine Geldsumme und spendeten fast sechs Meter weißen Stoff, damit ich für die Zeremonie festlich gekleidet werden konnte. Die Zeremonie war ein fröhlicher Anlaß; es wurde gesungen und getanzt. Viele Dorfbewohner nahmen daran teil, andere schauten nur zu.

Als ich in das Dorf meines Mannes gebracht wurde, damit unsere Ehe vollzogen würde, stand ich unmittelbar vor dem Beginn einer Karriere als Berufssängerin und -tänzerin. Mit der Zeit wurde ich erfahrener in meinem Beruf, und ich wurde zu immer längeren Tournees verpflichtet. Manchmal war ich vier Monate von zu Hause fort. Mein Mann entschloß sich, eine zweite Frau zu nehmen, und damit wurde unsere Ehe polygam.

Wie dachte mein Mann darüber, daß ich jeweils so lange von zu Hause weg war? Vermißte er mich? Ich wußte es nicht, aber eines wußte ich: Es gefiel ihm nicht, obschon ich von jeder Tournee viel Geld mit nach Hause brachte. Doch ich dachte, er habe ja die Nebenfrau, die sich um ihn kümmere.

Auf den Tournees passierte allerhand, Dinge, auf die ich nicht stolz bin. Trunkenheit und Ehebruch könnten als etwas vom Üblichsten erwähnt werden.

Einmal kam ich so spät von einer Tournee zurück, daß ich nicht mithelfen konnte, die Reisfelder meines Mannes — Reis ist unser Hauptnahrungsmittel — zu bestellen. Das führte zu einem heftigen Streit. Ein anderes Mal schlug mich mein Mann und jagte mich für kurze Zeit von zu Hause fort.

Die Bibel bewirkt eine Änderung bei meinem Mann

Aber während dieser ganzen Zeit kam jede Woche einmal ein Zeuge Jehovas zu meinem Mann und führte mit ihm ein Bibelstudium durch. Diese Besuche übten allmählich einen guten Einfluß auf ihn aus: Mein Mann wurde mir gegenüber duldsamer. Er wurde auch freundlicher und liebenswürdiger und begann, mir von seinem neuen Glauben zu erzählen.

In unserem Dorf waren fast alle Leute Animisten. Alles, was mein Mann über das, was er bei seinem Bibelstudium gelernt hatte, erzählte, war für mich und die anderen neu.

Den eigentlichen Wendepunkt in meinem Leben brachte jedoch der Tag, an dem mein Mann mir unter vier Augen erklärte, er habe aus der Bibel erfahren, daß ein Mann nur eine Frau haben sollte (1. Tim. 3:2, 12). Er sagte, er habe daher beschlossen, eine von seinen Frauen zu ihrer Familie zurückzuschicken. Mir war ängstlich zumute, denn die Nebenfrau war jünger als ich. Würde er mich, die ältere Frau, oder die jüngere Frau wegschicken? Ich wurde noch furchtsamer, als er sagte, es sei für ihn schwierig gewesen zu entscheiden. Aber dann fragte er: „Gehst du mit mir aufs Eingeborenengericht, damit wir unsere Ehe beurkunden lassen können?“

Ich atmete erleichtert auf und war gleich einverstanden. Ich freute mich sogar darauf, daß unsere Ehe auf dem Eingeborenengericht in aller Form geschlossen und beurkundet werden sollte. Warum war mein Mann zu diesem wichtigen Entschluß gelangt? Jehovas Zeugen hatten ihm erklärt, wenn er ein wahrer Christ werden wolle, müsse er seine Eheschließung beurkunden lassen. Es war also mehr erforderlich, als nur den Brautpreis zu bezahlen. Man hatte ihm auch erklärt, daß er nur die Ehefrau seiner Jugend behalten dürfe (Spr. 5:18). Deshalb schickte er seine zweite Frau zu ihren Angehörigen zurück.

Änderungen in meinem eigenen Leben

Die liebevolle Behandlung meines Mannes und der Gedanke, daß ich ihn nicht mehr mit einer anderen Frau teilen mußte, machten einen tiefen Eindruck auf mich. Ich begann, in ihm immer mehr meinen Besitzer zu sehen und ihn zu achten.

Allmählich verlor ich die Freude an meinem Beruf. Eines Tages, mitten in einer großen Festvorstellung, rief eine Frau: „Wir haben Christen unter uns! Wir werden niemand unter uns dulden, der versucht, auf beiden Schultern Wasser zu tragen.“ Dieser Zwischenruf traf mich ins Herz, denn ich war die einzige, die einen Christen zum Mann hatte. Wegen dieses Zwischenfalles blieb ich nicht bis zum Ende des Festes. Bei jener Gelegenheit beschloß ich, mich eingehender mit dem neuen Glauben meines Mannes zu befassen.

Ich begann, ihn zu den Zusammenkünften der Zeugen Jehovas zu begleiten, die in einem Marktflecken, etwa fünfzehn Kilometer von unserem Dorf entfernt, abgehalten wurden. Bei diesen Zusammenkünften ging alles so friedlich zu. Welch ein Gegensatz zu dem Lärm der chekelan und der Trommeln sowie dem Schreien der Massen bei den weltlichen Festen! Bei diesen Zusammenkünften wurde auch gesungen, aber es waren andere Lieder, Lieder, deren Text sich auf die Bibel stützte und durch die Jehova gepriesen wurde. Die Lieder wurden in unserer Sprache gesungen, und allmählich begann ich, den Sinn ihrer Worte zu erfassen.

Ich verstand nicht alles, was in diesen Zusammenkünften gelehrt wurde, aber es gefiel mir immer besser dort. Als wir einmal von einer Zusammenkunft nach Hause kamen, bat ich meinen Mann, mich nicht mehr „Kuesionor“ zu nennen. Ich hatte mich entschieden: Ich wollte nicht mehr als Sängerin auftreten.

Die führenden Frauen unseres Dorfes waren empört, als sie das erfuhren. Sie erlegten mir eine Strafe auf, weil ich die Tradition verletzt hätte. Die Sache kam vor die Dorfältesten. Mein Mann setzte sich nun für mich ein und sprach freundlich, aber entschieden mit ihnen. Das führte dazu, daß die Ältesten von der Strafe absahen und mich meiner Verpflichtung enthoben. Welch eine Erleichterung das für mich war! Jetzt war ich frei, zusammen mit meinem Mann Jehova zu dienen.

Segnungen als Folge des Dienstes für Jehova

Seit meiner Taufe im Jahre 1972 haben wir, mein Mann und ich, uns nicht mehr gestritten. Es ist ein wunderbares Zeugnis für Außenstehende, die sehen, welche Veränderungen Gottes Wahrheit bei uns bewirkt hat. Ich singe und tanze nicht mehr auf weltlichen Festen, obschon Personen, die noch nichts von meinem Entschluß wissen, mich immer noch mit Kuesionor anreden.

Zu meinem Erstaunen sind auch Männer aus unserer früheren Tanzgruppe Lobpreiser Jehovas geworden. Der älteste der früheren Truppe hat die biblische Wahrheit angenommen, obschon er heftigen Widerstand und Spott zu erdulden hatte.

Ob ich es bereue, mein Leben als Kuesionor aufgegeben und angefangen zu haben, zum Lobpreis Jehovas zu singen? Absolut nicht! Nachdem ich erklärt hatte, Jehova dienen und nicht mehr als Sängerin auftreten zu wollen, sagte einer meiner Kollegen spottend: „Dann wirst du aber keine solchen Kleider und nicht mehr soviel Geld haben wie jetzt.“

Natürlich hielt ich an meinem Entschluß fest, nichts konnte mich davon abbringen. Wie hat sich das ausgewirkt? Seit meiner Taufe habe ich viel Schönes erlebt. Unter anderem haben wir jetzt zu Hause Frieden; mein Mann liebt mich, seine einzige Frau, und liebt auch Jehova, so, wie ich Jehova liebe. Ich freue mich auch, daß ich anderen Menschen helfen darf, ihr Leben in ähnlicher Weise zu ändern, wie mein Mann und ich es getan haben.

Materielle Dinge spielen keine so große Rolle mehr. Ich arbeite auf den Feldern meines Mannes; sie werfen so viel ab, daß wir leben können. Und da wir nicht mehr so leicht Geld verdienen, wie ich es als Sängerin verdient habe, brauchen wir auch keine weltlichen Freunde mehr zu unterstützen und für viele Personen, die nur weitläufig mit uns verwandt sind, nicht mehr zu sorgen. Den größten Teil unseres Geldes hatten wir sowieso nur dafür ausgegeben. Jetzt erfreuen wir uns geistiger Segnungen und geistiger Wohlfahrt. Ich bin so dankbar, daß ich das Leben als Kuesionor aufgegeben und angefangen habe, das Lob Jehovas zu singen. (Eingesandt.)

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