Theorie und Praxis
In der Schrift Cross Currents berichtet Priester Felipe Berryman über den gewaltigen Unterschied zwischen dem theoretischen Katholizismus in Lateinamerika und dem, was die Masse der Bevölkerung tatsächlich praktiziert. In seinem Artikel „Populärer Katholizismus in Lateinamerika“ schreibt er:
„In Lateinamerika dagegen hat die Masse der Bevölkerung den nachtridentinischen [Tridentinum: das katholische Reformkonzil von Trient] Katholizismus nie akzeptiert. Sie hat die Kirche nie als Heilsanstalt im Sinne der tridentinischen Theologie und pastoralen Praxis akzeptiert. ... Die Priester glauben, das eine zu tun, das Volk glaubt, es würde etwas anderes tun. Seit Jahrhunderten ist man wegen der ,Unwissenheit‘ der Bevölkerung besorgt und bemüht man sich, sie dazu zu bringen, sich kirchlich trauen zu lassen, die Messe zu besuchen und zur Kommunion zu gehen. Im großen und ganzen aber hat man bei dem Volk damit wenig Erfolg gehabt.“