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Erwachet! 1974
g74 22. 8. S. 8-11

Nach dem Sturm: „Froh, noch am Leben zu sein!“

IN WENIGEN Sekunden war der Sturm mit zerstörender Wucht vorübergezogen, und ein Mann aus Cincinnati (Ohio) stand vor den Trümmern seines Hauses. Er war nicht allein. Fast 20 000 weitere Hausbesitzer im mittleren Osten der Vereinigten Staaten hatten die gleiche düstere Aussicht. Einigen blieb genug erhalten, um ihr Haus reparieren zu können. Viele müssen vom Fundament an neu aufbauen. Sie werden die Gewalt eines Tornados nie vergessen.

Diejenigen, die sich nur um ihr Haus Sorgen machen mußten, konnten noch glücklich sein. Ungefähr 3 700 müssen darauf warten, daß ihre zum Teil sehr schweren Verletzungen heilen. Dennoch konnte man sie und alle anderen, die diese Augenblicke des Unheils überlebten, immer wieder sagen hören: „Ich bin froh, noch am Leben zu sein!“

Dazu hatten sie auch allen Grund. Der Anblick der trauernden Angehörigen und Freunde der etwa 320 Menschen, die dabei ums Leben kamen, sagt mehr als Worte: eine schluchzende Mutter in Ohio, deren einen Monat altes Baby aus ihren Armen gerissen und später von seinem Vater im Leichenschauhaus wiedergefunden wurde; ein kleiner Junge in Georgia, der in der Nähe der Trümmer, die die Leichname seiner Eltern und seiner beiden Schwestern bedeckten, schreiend im Kreise herumlief.

Nahezu einhundert dieser mörderischen Wirbelstürme wüteten vom Golf von Mexiko bis Südkanada und forderten in elf Staaten und in einer Provinz Menschenleben. Wie eine riesige Hand machte einer davon fast die Hälfte von Xenia (Ohio), einer Stadt von 27 000 Einwohnern, dem Erdboden gleich. In weniger als fünf Minuten riß er eine 800 Meter breite und 4 Kilometer lange Furche in den Erdboden, zerstörte dabei über 1 200 Wohnhäuser, 150 Geschäfte und 6 von 12 Schulen völlig und beschädigte Hunderte andere Gebäude schwer. Mindestens 34 Menschen starben, und 1 000 wurden verletzt.

Der heftigste Wirbelsturm

Das Frühlingswetter im mittleren Teil der Vereinigten Staaten soll sich ideal für die Bildung von Tornados eignen. Warme Luftmassen schieben sich gewöhnlich über kühlere Luftmassen. Wenn sich warme, feuchte Luftmassen vom Golf von Mexiko unter die kühlen, trockenen Luftmassen schieben, die von den Rocky Mountains nach Osten strömen, braut sich Unheil zusammen. Oft kommt es dabei zu sehr starker Turbulenz. Die feuchtigkeitsgeladenen warmen Luftmassen türmen sich schnell auf und bilden bedrohliche Wolken, während die kühlen Luftmassen nach unten sinken, um sie zu ersetzen. Dabei können Hagelsteine, so groß wie Golfbälle, entstehen. Viele Leute gingen hinaus und hoben sie verwundert auf, kurz bevor die Tornados im April ihre Verwüstungen anrichteten.

Die schnelltreibenden Luftmassen bewegen sich kreisförmig, so wie Wasser, das in einen Abfluß fließt. Wenn sie die kritische Geschwindigkeit erreichen, bilden sich wirbelnde Wolkenschläuche, die sich aus den dunklen Gewitterwolken herausschieben. Tornados werden geboren, wenn diese Wolkenschläuche die Erde treffen. Dann tanzen und hüpfen sie unberechenbar über dem Boden oder bleiben eine ganze Strecke unten.

Die Encyclopædia Britannica (Ausgabe 1974) beschreibt Tornados als die „heftigsten der atmosphärischen Stürme“. Ein gewaltiger Orkan kann Windgeschwindigkeiten von über 160 Kilometern pro Stunde entwickeln. Doch die stark konzentrierten Tornadowinde erreichen oft Geschwindigkeiten von 400 Kilometern pro Stunde und „mögen gelegentlich 500 Meilen (800 Kilometer) pro Stunde übersteigen“. Im Zentrum dieses Wirbels entsteht ein mächtiges Vakuum.

Tornados richten daher ihr Unheil auf dreierlei verschiedene Weise an: 1. durch direkten Winddruck, der Gegenstände, die auf dem Weg liegen, niederschmettert, 2. durch das Entstehen eines plötzlichen Druckabfalls außerhalb von Gebäuden, während das Zentrum mit seinem Vakuum vorüberzieht, so, daß die Gebäude durch den Druck, der in ihnen herrscht, „explodieren“, und 3. durch ihren gewaltigen Aufwind, der Bäume und Gebäude aus dem Boden reißen, schwere Gegenstände in die Luft heben und leichtere Gegenstände kilometerweit forttragen kann.

Ein Mann in Ohio, der anscheinend eine dieser Kräfte erlebte, spürte eine „starke Kraft, wie von einem Magnet“, die ihn die Treppe hochzog, als er im Keller Schutz suchen wollte. „Es knackte in meinen Ohren“, berichtete er, was zweifellos von dem niedrigen Luftdruck herrührte.

Ein Mann aus Huntsville (Alabama) erzählte, auf seiner Fahrt zur Arbeit sei so schwerer Hagel herabgeprasselt, daß er Angst gehabt habe, seine Windschutzscheibe würde zertrümmert werden. Daher sah er sich gezwungen, um der Sicherheit willen unter das Armaturenbrett zu kriechen. „Dann“, erzählte er, „wurde der Wagen hochgehoben, kippte um und überschlug sich ein paarmal. Schließlich wurde der Wagen in die Luft gehoben und traf mit dem Dach wieder auf dem Boden auf, vierzig Meter von der Stelle entfernt, wo ich angehalten hatte.“ Er war bestimmt froh, noch am Leben zu sein.

Einige Dokumente und Trümmer aus Xenia wurden 300 Kilometer weit entfernt wieder gefunden. Eine Frau in Cincinnati verlor ihre Katze in dem Tornado. Zwei Tage später tauchte die Katze völlig erschöpft wieder auf. Anscheinend hatte sie einen langen Rückweg hinter sich.

Ein durchschnittlicher Tornado hat einen Durchmesser von einigen hundert Metern und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 65 Kilometern pro Stunde über eine Entfernung von 25 Kilometern, doch oft weichen sie sehr stark vom Durchschnitt ab. Der tödlichste Tornado, der geschichtlich belegt ist, hatte einen Durchmesser von ungefähr 1,5 Kilometern und zog 350 Kilometer weit durch 3 Staaten mit einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde und tötete dabei 689 Menschen. Das war vor fast 50 Jahren, am 18. März 1925. Die Tornados, die am 3. April dieses Jahres wüteten, haben die zweithöchste Zahl an Menschenleben gefordert.

Tornados entstehen auch in einer Anzahl anderer Länder. Aber die Vereinigten Staaten haben den zweifelhaften Ruf, bei weitem die meisten und schlimmsten Tornados zu erleben, während der 1960er Jahre durchschnittlich 681 pro Jahr. Und die Zahl der Wirbelstürme nimmt beunruhigend zu: In den letzten 30 Jahren ist die Zahl um das Sechsfache gestiegen. Das letzte Jahr erlebte eine Höchstzahl von 1 107 Tornados. Der Nationale Wetterdienst sagte: „Fast niemand in den Vereinigten Staaten sollte meinen: ,Hier kann nichts passieren.‘“

Der Wert der Tornadowarnungen

Zweifellos hätten die Tornados im April weit mehr Opfer gefordert, wenn Rundfunk, Fernsehen und der zivile Luftschutz nicht so gründlich gewarnt hätten. Dennoch werden Tornados als das verblüffendste Wetterphänomen bezeichnet. Einige Meteorologen des Nationalen Wetterdienstes finden es enttäuschend, daß sie nicht in der Lage sind, in bezug auf Tornados genaue Vorhersagen zu machen.

Einer erklärte: „Zum Beispiel wissen wir nicht genau, wodurch ein Tornado entsteht. Wir können nicht vorhersagen, wo oder genau wann er auftreten wird. Wir können lediglich ein großes Gebiet herausgreifen und den Menschen sagen, daß in einer bestimmten Zeitspanne einer auftreten könnte.“ Zuerst veröffentlicht das Wetteramt über Rundfunk eine „Tornadovorwarnung“ und fordert die Menschen auf, ihr Radio eingeschaltet zu lassen, um die Wettermeldungen zu verfolgen, und sich auf eventuelle Tornados einzustellen. Wenn dann Wolkenschläuche gesehen werden, werden die Menschen durch eine offizielle „Tornadowarnung“ aufgefordert, Schutz zu suchen, und unterrichtet, in welche Richtung sich die beobachteten Tornados bewegen.

Aber nachdem wiederholt zur Wachsamkeit aufgefordert worden war und keine Tornados zu sehen gewesen waren, „dachten viele, es sei lediglich wieder einmal eine Warnung“, erzählte ein Überlebender aus Cincinnati (Ohio). Eine Frau erinnert sich, gehört zu haben, die „Tornadowarnung“ sei endgültig aufgehoben, und der Berichterstatter habe gesagt: „Ich möchte die Idee nicht gern als abwegig abtun, aber immer wird nur gewarnt, und nichts passiert.“ In diesem Augenblick blickte sie aus dem Fenster und sah eine Masse herumwirbelnder Trümmer auf ihr Haus zukommen, die ihr zum Bewußtsein brachte: „So sieht also ein Tornado aus, wenn er direkt vor dir ist!“ Keine zwei Minuten später lag das Haus in Trümmern. Als sie und ihre Familie wieder aus dem Keller kamen, in dem sie eilig Zuflucht gesucht hatten, waren sie trotz allem sehr froh, noch am Leben zu sein.

Das Nachspiel

„Die meisten Menschen ändern sich in solchen Zeiten zum Guten, aber andere sind widerwärtig“, bemerkte ein Polizeibeamter aus Cincinnati. Als die obenerwähnte Familie noch wie betäubt vor den Überresten ihres Hauses stand, begannen Plünderer aufzutauchen — und das innerhalb von Minuten. Einige brachten sogar Anhänger mit, um ihre Beute fortschaffen zu können. Die Nationalgarde mußte gerufen werden, um viele Gegenden zu schützen. Ein Gardist aus Kentucky mußte einem anderen die Handschellen anlegen, weil er geplündert hatte. Einige Leute bewachten ihre zertrümmerten Häuser mit Schrotflinten.

Es strömten Schaulustige herbei. Die in Louisville (Kentucky) erscheinende Zeitung Courier-Journal berichtet, daß sie „die Arbeiten der Polizei, der Bergungsmannschaften, der Spediteure, der Arbeiter der öffentlichen Versorgungsbetriebe und der Ortsansässigen sehr behinderten“. Oft mußten die Katastrophengebiete abgeriegelt werden, und nur den Einwohnern und befugten Personen wurde der Zutritt gestattet. Nachdem die Polizeistreife in Cincinnati schon zwanzig Wagen abgewiesen hatte, sagte einer der Beamten zwei Predigern, die nach ihren Mitchristen sehen wollten: „Wenn Sie keine Zeugen Jehovas wären, würde ich Sie nicht durchlassen.“ Auf die gleiche Weise mußten sie noch vier weitere Straßensperren der Nationalgarde passieren.

Doch die außerordentliche menschliche Güte, die vorherrschte, überschattete die Selbstsucht einiger bei weitem. Wenige Minuten nachdem die Wirbelstürme vorübergezogen waren, gab es überall Freiwillige, die zuerst nach Überlebenden suchten, Verletzte ins Krankenhaus schafften, die Hinterbliebenen trösteten und die Obdachlosen in ihre eigenen Häuser aufnahmen. Das Personal in den Krankenhäusern arbeitete selbstlos. Als in Xenia der Strom ausfiel, operierten die Ärzte bei Kerzenlicht. Ein Krankentransportunternehmen in Huntsville (Alabama) ließ seine Wagen unentgeltlich die ganze Nacht fahren.

Das Kreischen von Motorsägen erfüllte die Luft, als Freiwillige die Trümmer zersägten, um die Aufräumungsarbeiten zu erleichtern. Gruppen junger Leute gingen von Haus zu Haus und halfen völlig fremden Menschen aufzuräumen. Die Arbeiter der öffentlichen Versorgungsbetriebe arbeiteten rund um die Uhr, um die Gefahren zu beseitigen, die durch die beschädigten Strom- und Gasleitungen entstanden waren, und um die wichtigsten Funktionen schnell wiederherzustellen. Auf den Straßen gingen Leute mit Plastiktüten und verteilten Lebensmittel.

Die Menschen sind angesichts der Schlechtigkeit der heutigen Welt oft überrascht und gerührt, wenn sie solche Güte erleben. Eine ängstliche kleine ältere Dame in Guin (Alabama) wurde nach zwei Tagen durch gutes Zureden aus ihrem Keller geholt. Sie sagte: „Das ist das erstemal, daß sich jemand um mich gekümmert hat, und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.“

Zweifellos waren die meisten, die die vielen Fälle von Selbstlosigkeit beobachteten, gerührt und ermutigt. Aber man muß auch einer anderen Realität ins Auge sehen. Eine Überlebende aus Xenia sagte, als sie im Rote-Kreuz-Zentrum saß: „Wenn alles vorbei ist, wird wieder jeder jeden hassen.“ Sicher ist vielen der Gedanke durch den Sinn gegangen: Warum muß es erst zu einer Krise kommen, damit die Leute aufeinander Rücksicht nehmen?

Wieder andere sahen sich gezwungen, das, was ihnen wirklich wichtig ist, neu einzuschätzen. Eine Familie in Alabama, deren Haus „einfach explodiert“ war, sagte: „Wir dachten, uns wäre ein großes Unglück passiert, doch dann hörten wir, daß viele ihre Familie verloren hatten. Verglichen mit ihnen, sind wir reich.“ Die Tatsache, daß sie froh sind, wenigstens am Leben zu sein, zeigt, daß Jesu Worte wahr sind: „Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung“ oder andere materielle Besitztümer? (Matth. 6:25, Bruns).

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