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  • g77 8. 2. S. 12-15
  • Das Lebenswerk einer Perlmuschel

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  • Das Lebenswerk einer Perlmuschel
  • Erwachet! 1977
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Erwachet! 1977
g77 8. 2. S. 12-15

Das Lebenswerk einer Perlmuschel

DARF ich mich vorstellen? Ich bin eine Muschel und lebe im warmen Wasser an der Küste des japanischen Verwaltungsbezirks Mie. Mein Familienname lautet Akoya. Unsere Branche ist die Perlenfabrikation. Vor Jahren führten wir ein beschauliches Leben, aber jetzt, bei diesem Arbeitssoll, ist die ganze Familie emsig damit beschäftigt, die bekannten Akoyaperlen herzustellen. Wir haben überall in der Welt, von der Donnerstags-Insel (Nordaustralien) bis zum Roten Meer und zum Golf von Kalifornien, Verwandte, die ebenfalls emsig tätig sind.

Hast du schon einmal daran gedacht, wenn du bei einem Juwelier Perlen bewundert oder gar gekauft hast, was wir alles durchmachen müssen, um sie zu erzeugen? Wir müssen mehrmals die Wohnung wechseln. Wir müssen uns einer schweren Operation unterziehen. Wir werden unfein behandelt. Wir müssen Tag und Nacht arbeiten.

Kindheitserinnerungen

Als ich noch sehr klein war, lebte ich in Meerwasser, das eine Temperatur von rund 25 ° Celsius hatte. Von einem Floß aus wurden Zedernzweige ins Wasser hinabgelassen, und ich klammerte mich an einen davon. Wohl war ich damals noch winzig, aber von jenem Zeitpunkt an begann ich das Gefühl zu haben, eine richtige Muschel zu sein. Zehn Tage später, als ich schon eine Länge von rund 12 Millimetern hatte, wurde ich von dem Zweig abgestreift und in ein feinmaschiges Netz gelegt, das an einem Floß befestigt war. Auch meinen vielen Verwandten erging es so. Wir wurden größer, und dementsprechend legte man uns auch ständig in größere Netze. Am Ende des Jahres, als ich beinahe fünf Zentimeter lang war, verkaufte mich der Muschelfarmer, ohne mich zu fragen, an einen Perlenzüchter.

Ich werde operiert

Anfänglich gefiel mir die Welt der Erwachsenen. Wir wurden gut betreut und hatten alles, was wir brauchten, doch dann erlitten wir einen Schock. Eine Anzahl von uns wurde in einen Bambuskorb gepackt. Diesen ließ man auf den Meeresgrund, wo das Wasser kalt ist. Das hatte zur Folge, daß wir alle krank wurden. Aber noch viel kränker fühlten wir uns, als wir ganz plötzlich in das warme Oberflächenwasser heraufgeholt wurden. Wir waren furchtbar schwach, und der schwere Schock bewirkte, daß die männlichen Muscheln den Samen und die weiblichen die Eier ausstießen.

Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber ich fühlte mich dem, was nun kam, absolut nicht gewachsen. Der Arbeiter, der sich auf das Einsetzen von Perlkernen verstand, untersuchte mich. Und was meint ihr, wie er mich beurteilte? Er sagte, ich sei in bester Verfassung. Dann öffnete er mich und pflanzte mir ein Perlmutterkügelchen (es stammte aus der Schale einer Perlmuschel vom Mississippi) an einer bestimmten Stelle ein. Außer dem Kügelchen pflanzte er mir auch ein Stück des Mantels (ein Organ, mit dem das Innere unserer Schale ausgekleidet ist) einer lebenden gesunden Muschel ein. Dieser legt sich um das Perlmutterkügelchen und beginnt Perlmutter zu produzieren. Durch diese Substanz entsteht die bekannte Perle. Das eingepflanzte Kügelchen war nur wenige Millimeter im Durchmesser — nach euren Maßstäben winzig. Aber ich hatte ein Gefühl, wie ihr es wahrscheinlich hättet, wenn bei euch ein Fußball im Magen stecken würde.

Der Perlenzüchter muß geahnt haben, wie wir uns fühlten, denn nach der Operation behandelte er uns äußerst sorgsam. Wir wurden sanft in Drahtgeflechtkörbe gelegt, die an Flößen hingen, und langsam ins Wasser hinabgelassen. Wir verhielten uns ganz still. Für einige meiner Verwandten war der Operationsschock jedoch zu groß gewesen, und sie stießen ihren Perlkern wieder aus. Als diese Muscheln gewisse Symptome entwickelten, wurden sie weggeholt. Ich fühlte mich langsam besser und empfand Lust zu arbeiten. Die Perlsubstanz, die ich absonderte, diente zum Schutz vor dem Fremdkörper, den man mir eingepflanzt hatte. Aber mir gefiel die Arbeit auch, denn ich wußte, daß meine Perle euch Menschen Freude bereiten würde.

Im Frühjahr und Sommer befand ich mich immer in einer Wassertiefe von etwa zweieinhalb Metern, und in dieser Zeit fabrizierte ich viel gelbe Perlmutter. Im Herbst und im Winter wurde ich in eine Tiefe von 5,5 Metern hinabgelassen. Die rosarote Perlmutter, die ich in dieser Zeit produzierte, war mengenmäßig geringer, aber von einer besseren Qualität als die andere.

Die Frauen des Meeres

In den drei Jahren, in denen ich fleißig arbeitete, wurde ich gut gepflegt. Die Körbe und Seile wurden ständig überprüft, denn es hätte ja sein können, daß sie durch einen Taifun, durch hohen Wellengang oder irgendwelche Feinde beschädigt worden waren. Wißt ihr, wer das getan hat? Die Frauen des Meeres, berühmte Perlentaucherinnen. Weil wir Perlmuscheln in Körben leben, müssen diese Frauen nicht wie früher nach uns suchen. Sie brauchen uns jetzt lediglich viermal im Jahr heraufzuholen, um uns ordentlich zu schrubben. Dabei werden die Parasiten abgekratzt, die sich auf unseren Schalen ansiedeln wollen, ebenso der Seetang, der an uns haftet.

Könnt ihr euch denken, warum hauptsächlich Frauen diese Arbeit verrichten? Ich möchte jetzt das schöne Geschlecht keineswegs etwa beleidigen, aber die Frauen sind für diese Arbeit von Natur aus besser ausgerüstet als die Männer: Sie besitzen nämlich mehr Körperfett als sie. Das bedeutet, daß sie es im kalten Meerwasser länger aushalten als die Männer. Mit dieser Arbeit können sich die Frauen des Meeres zusätzlich etwas Taschengeld verdienen, und darüber sind sie natürlich froh.

Mein Großvater sagte mir, daß diese Frauen ihren Beruf von klein auf bis ins hohe Alter ausüben; die besten Leistungen würden sie aber im Alter von 30 bis 40 Jahren vollbringen. Großvater pflegte sich ihretwegen Sorgen zu machen, weil sie unter Wasser nicht atmen können wie wir. Nach seiner Meinung waren drei Minuten für einen Menschen lang genug, aber einige Perlentaucherinnen blieben länger unter Wasser. Unser Opa machte sich immer über alles mögliche Sorgen. Allerdings sah er nie, daß eine dieser Frauen des Meeres ihr Leben verlor, weil sie zu lange unter Wasser geblieben wäre.

„Perlen der Weisheit“

Ich möchte euch jetzt einige Tips für den Einkauf von Perlen geben. Vielleicht sagt ihr dann, meine Ratschläge seien „Perlen der Weisheit“. Als erstes sollte man daran denken, daß es Perlen in den verschiedensten Farben, Formen und Größen gibt. Einige sind groß und rund; andere klein und höckerig. Perlen von unregelmäßiger Gestalt, Barockperlen genannt, werden oft für Ohrringe und Anhänger verwendet. Die blauen Barockperlen, die sehr beliebt sind, stammen in Wirklichkeit von kranken Perlmuscheln. Habt ihr das gewußt?

Früher trugen elegante ältere Damen besonders gern schwarze und blaue Perlen, während jüngere Damen rosafarbene Perlen vorzogen. Damen mittleren Alters dagegen trugen weiße und silbrige Perlen. Am begehrtesten sind rosafarbene Perlen, und an zweiter Stelle stehen die weißen. Was den Verkauf von einzelnen Perlenschmuckstücken betrifft, so stehen die Perlenringe an erster Stelle, nach dem Gewicht berechnet, sind es dagegen die Halsketten. Die Goldschmiede sind bestrebt, sich die verschiedensten Fassungen auszudenken, die für die Perlen, ganz gleich, welche Farbe sie haben, am vorteilhaftesten sind. Wie würde euch zum Beispiel eine leuchtendgrüne Perle gefallen? Wir stellen nämlich auch solche Perlen her.

Eine vorzügliche Perle hat eine dicke Perlmutterschicht. Das verleiht ihr einen Glanz, den sie jahrhundertelang beibehält. Unsere Perlen sind mattglänzend, und viele sehen aus, als wären sie innen rosa. Den Frauen gefallen diese Perlen über alles, doch viele Männer sehen in ihnen eine Gefahr für ihren Geldbeutel. Vor etwas möchte ich euch indessen warnen: Kauft niemals Perlen mit blaßbraunen oder -grauen Flecken. In wenigen Jahren werden sich diese Perlen verfärben. Bei weißen Perlen ist die Perlmutter oft sehr dünn, und der anfängliche Glanz schwindet schnell.

Da sich der Preis einer Perle nach dem Gewicht richtet, ist zu empfehlen, kleinere Perlen zu kaufen. Anstatt eine Kette mit Perlen, die einen Durchmesser von 7 Millimetern (das Normalmaß) haben, zu kaufen, könnte man eine Kette mit Perlen, die einen Durchmesser von 6 3⁄4 Millimetern haben, kaufen. Eine solche Kette ist viel billiger, und nur wenige Leute merken den Unterschied.

Ist es euch bekannt, daß die Bibel ein Gleichnis enthält, das deutlich zeigt, wie wertvoll Perlen sind? Ja, Jesus Christus verglich das Königreich der Himmel mit einer „Perle von hohem Wert“ (Matth. 13:45, 46). In unseren Augen sind natürlich alle Perlen wertvoll. Wir wenden viel Zeit und Kraft auf, um sie zu erzeugen. Doch es ist uns bekannt, daß der Mensch unsere Erzeugnisse verschieden beurteilt und sie daher unterschiedliche Preise erzielen. Eine erstklassige Perle ist groß, ohne Bohrung und vollkommen rund. Geringe Mängel kann man behandeln, so daß sie sozusagen unsichtbar werden. Echte schwarze Perlen erzielen den höchsten Preis.

Echte oder künstliche Perlen?

Es schmeichelt uns, daß der Mensch alles daransetzt, künstliche Perlen zu erzeugen. Früher waren diese Perlen nichts weiter als Glaskügelchen, die mit Perlenessenz (aus den silberglänzenden Schuppen des Weißfisches hergestellt) überzogen wurden. Jetzt verfertigt ihr Perlen aus gemahlenen „schlechten“ Perlen und Perlmuschelschalen, vermischt mit Kunststoff. Wir sind gezwungen, zuzugeben, daß diese zum Teil sehr gut sind. Selbst eure Fachleute können sie nicht ohne weiteres auf den ersten Blick von echten Perlen unterscheiden. Aber uns Perlmuscheln überrascht das nicht. Schließlich sind sie ja nur Menschen.

Kennt ihr den Unterschied zwischen echten Perlen und künstlichen Perlen? Wenn die Perle durchbohrt ist, damit sie aufgefädelt werden kann, lassen sich bei der künstlichen Perle vielsagende Spuren feststellen. Diese Perlen werden serienweise industriell hergestellt. Dabei entsteht am Lochrand ein winziger Rand, weil sie dort auseinandergeschnitten werden. Ferner sind die Perlen einer Halskette oder einer Brosche nie genau gleich gefärbt, wenn es sich um echte Perlen von guter Qualität handelt; die künstlichen Perlen dagegen haben alle die gleiche Farbe.

Betrachtet euch nun bitte nochmals eine Naturperle. Man findet nie zwei, die genau gleich sind. Ferner mag man Unregelmäßigkeiten an ihnen feststellen. Sie beweisen, daß es sich bei diesen Perlen nicht um künstliche handelt, um Perlen, die von einer Maschine verfertigt worden sind, sondern um Perlen von uns, um Naturperlen. Eine teure Perle wird natürlich wenig Unregelmäßigkeiten aufweisen.

Angenommen, du kannst immer noch nicht erkennen, ob die Perle, die du vor dir hast, eine künstliche oder eine Naturperle ist. Was kann man in einem solchen Fall tun? Die Japaner prüfen sie mit den Zähnen. Eine echte Perle rutscht nicht ab, weil ihre Oberfläche uneben ist. Eine künstliche Perle dagegen rutscht ab. Wenn man immer noch unsicher ist, sollte man zum Juwelier gehen. Er wird sie wiegen. Eine Naturperle ist zufolge der Perlsubstanz schwerer als eine künstliche Perle. Aber am eindeutigsten kann man feststellen, was für eine Perle man vor sich hat, wenn man sie in einem dunklen Raum mit ultraviolettem Licht durchleuchtet. Nur eine künstliche Perle erscheint dann weiß. Aufgrund des Lüsters kann man auch ohne Fachmann zwischen einer künstlichen und einer Naturperle unterscheiden. Die Naturperle hat einen warmen Glanz, wogegen die künstliche kalt wirkt.

Die Pflege von Perlen

Ich möchte euch bitten, unser Meisterwerk, die Perlen, sorgfältig zu pflegen. Säuren schädigen sie; schon nach wenigen Stunden beginnt Schweiß auf die Perlen einzuwirken. Man sollte sie daher mit einem Sämischleder oder einem weichen Tuch abwischen, nachdem man sie getragen hat. Detergenzien, Parfüm und Gesichtscreme schädigen die Perlen ebenfalls, indem sie ihren Glanz zerstören. Geht also bitte mit Perlen sorgfältig um.

Ich habe jetzt mein sechstes Lebensjahr hinter mich gebracht. Das bedeutet, daß ich langsam alt werde. Bald werde ich euch mein Lebenswerk übergeben, und ich hoffe, daß es euch erfreuen wird und daß ihr es auch gebührend schätzen werdet.

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