Gifteiche und Giftefeu — Gewächse, vor denen man sich in acht nehmen muß
DIE Gifteiche hat nichts mit einer Eiche und der Giftefeu nichts mit dem Efeu zu tun. Die Gifteiche wird so genannt, weil ihre dreigeteilten Blätter denen der Eiche gleichen, und der Giftefeu, weil er klettert wie Efeu. Diese beiden sowie weitere Arten sind Sumachgewächse und gehören der Gattung Sumach (Rhus) an.
Die Giftsumache sind in Nordamerika heimisch (in Europa trifft man sie nur in botanischen Gärten an, in Deutschland auch als Zierstrauch). In Nordamerika kommen sie fast überall vor, angefangen von den Sümpfen bis hin zu den trockenen Hügelgebieten. Diese Sträucher können sehr schön sein. Die jungen Blätter sind weinrot, werden dann leuchtend grün, und im Herbst färben sie sich karmesinrot. Du kannst diese Gewächse bewundern, wenn du willst, aber bewahre Distanz!
Ihr Saft enthält Giftstoffe (Toxikodendrol), und eine winzige Menge davon auf deiner Hand kann eine schmerzhafte Sumachdermatitis hervorrufen. Wenn man ein Blatt nur leicht berührt, kann ein Hautausschlag die Folge sein. Blasen entwickeln sich, aus denen eine klare Flüssigkeit sickert, und in schweren Fällen kommt es zu Schwellungen und sogar zu Fieber. Die Symptome erscheinen erst mehrere Stunden nach der Berührung, manchmal sogar erst einige Tage danach. Das Gift bleibt nicht an der Oberfläche, sondern dringt in die Haut ein und infiziert das darunterliegende Gewebe. Deshalb dauert es einige Zeit, bis sich die Symptome zeigen.
Man kann sich so leicht eine Sumachdermatitis zuziehen, daß man jahrelang glaubte, der Giftsumach würde ein Miasma abgeben, d. h. eine Ausdünstung, durch die man angesteckt werden könne, ohne die Pflanze berührt zu haben. Doch das stimmt nicht. Eine Ansteckung ist jedoch möglich, ohne daß die Haut mit der Pflanze in Berührung gekommen ist. So kann man sich eine Sumachdermatitis zuziehen, wenn man ein Kleidungsstück anfaßt, mit dem man Monate zuvor eine solche Pflanze berührt hat, oder wenn man einen Hund streichelt, der zwischen Gifteichen umhergerannt ist. Der Rauch eines brennenden Giftsumachs enthält ebenfalls Toxikodendrol.
Wie hartnäckig dieses Gift sein kann, zeigt folgendes Beispiel: Ein Paar weiße Segeltuchhandschuhe, die gebraucht wurden, um Giftefeu zu sammeln, lagen zehn Monate in einem Schrank. Darauf wurden sie zehn Minuten in einer heißen Terpentinseifenlauge gewaschen, und anschließend benutzte ein freiwilliger Helfer die Handschuhe. Am nächsten Tag hatte er eine Sumachdermatitis. Das zeigt, warum die Vorsichtsmaßnahme, die in Nordamerika empfohlen wird — nachdem man im Wald gewesen ist, die Hände mit Terpentinseife zu waschen —, manchmal wirkungslos ist. Dennoch ist es kein schlechter Rat. Er kann sogar nützlich sein; auf jeden Fall aber kann es nie schaden, wenn man ihn befolgt. Es gibt Fachleute, die empfehlen, sich innerhalb von dreißig Minuten nach der Berührung eines Giftsumachs damit zu waschen, denn dann bestehe die Aussicht, daß das Gift nicht wirken könne.
Sobald der Hautausschlag zum Ausbruch gekommen ist, kann man nicht mehr viel dagegen tun. In der Regel bleibt einem nichts anderes übrig, als zu warten, bis man wieder gesund ist. Meist dauert es zwei bis drei Wochen. Gegen das Jucken hilft Zinksalbe. Dadurch, daß man sich nicht kratzt, verhindert man, daß das Jucken schlimmer wird und der Hautausschlag sich ausbreitet. Bei schweren Fällen verschreibt der Arzt ein Mittel, das Linderung verschafft. Mehrere Kortisonpräparate werden zu diesem Zweck angewandt. Aber ist man einmal von dem Gift infiziert, so hat man gewöhnlich keine andere Wahl, als sich zu gedulden, bis der Ausschlag geheilt ist.
In bezug auf die Gifteiche trifft das alte Sprichwort zu: Vorbeugen ist besser als heilen. Verschiedene Salben werden verkauft, um die Haut vor dem Toxikodendrol zu schützen. Sie nützen aber wenig. Es gibt Ärzte, die versuchen, eine gewisse Immunität zu schaffen, indem sie kleine Mengen dieses Giftstoffes oral verabfolgen oder durch Spritzen. Aber das hat sich nicht als wirksam erwiesen. Besser geschützt ist man, wenn man sich so kleidet, daß man nicht mit der bloßen Haut mit der Pflanze in Berührung kommen kann. Der beste Schutz besteht darin, diese Pflanzen zu kennen und Distanz zu halten. Man sollte weder die Pflanze selbst noch etwas, was damit in Kontakt gekommen ist, berühren.