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Erwachet! 1977
g77 22. 6. S. 22-26

Ich war evangelischer Pastor

AUF religiösem Gebiet hat sich in den letzten Jahren in Kolumbien vieles geändert. Die große Mehrheit meiner Landsleute bekennt sich zwar noch zum katholischen Glauben. Aber nur wenige kann man als eifrige Katholiken bezeichnen. In den letzten Jahrzehnten sind immer mehr zu einem anderen Glauben übergetreten, so auch zu fundamentalistischen protestantischen Gruppen, die in ihrer Predigt besonderen Wert auf die persönliche Errettung legen.

In den ersten achtzehn Jahren meines Lebens war ich ein frommer Katholik. Ich ging täglich zur Messe, beichtete und kommunizierte zwei- bis dreimal wöchentlich und nahm an den Kreuzzügen der Kirche, zum Beispiel an dem Heiligen-Herzen-Jesu-Kreuzzug, teil. Zu Hause, in Armenia (Quindío), hatte meine Familie enge freundschaftliche Verbindungen mit den Priestern.

Um das Jahr 1945 sprach bei uns ein älteres evangelisches Ehepaar vor, das eine Unterkunft für die Nacht suchte. Die beiden hatten eine Bibel bei sich. Das war die erste Bibel, die ich in meinem Leben sah. Meine Mutter interessierte sich so sehr dafür, daß sie sich mit den Besuchern fast bis zum Morgengrauen unterhielt. Sie erkannte bald, daß das, was ihre Kirche lehrte, nicht ganz mit Gottes Wort in Einklang war. Mutter wurde evangelisch. Kurz danach begannen auch wir, Vater und wir Kinder, uns mit der Bibel zu befassen.

Wir ahnten nicht, was auf Einwohner einer rein katholischen Gemeinde wartet, die aus der Kirche austreten. Frühere Freunde wurden fanatische Gegner. Als mein Bruder im Säuglingsalter starb, gestattete der Priester nicht, daß er auf dem Friedhof der Kirche begraben wurde. Da es sonst keinen Friedhof gab, blieb uns nichts anderes übrig, als das Kind hinter unserem Haus zu beerdigen.

Ein Jahr danach, als Mutter starb, erlebten wir etwas Ähnliches. „Weil sie in der Bibel gelesen hat“, verkündete der Priester von der Kanzel herab, „ist diese Frau es nicht würdig, in geweihter Erde begraben zu werden. Sie kann irgendwo auf dem Feld eingescharrt werden.“ Solche Erfahrungen trugen nicht dazu bei, daß meine Liebe zu der Kirche, der ich in meiner Jugend angehörte, wuchs. Da man Vater nicht erlaubte, Mutter auf dem Friedhof beizusetzen, wandte er sich in seiner Verzweiflung an den Totengräber. Dieser erklärte sich einverstanden, morgens um 3 Uhr den Friedhof zu öffnen. Zu dieser frühen Stunde wurde dann Mutter, ohne daß der Priester etwas davon wußte, begraben.

Im Jahre 1948 war ich zum letzten Mal in einer katholischen Kirche. Während eines Besuches bei Verwandten in Santa Rosa de Cabal ging ich zur Messe. Der Priester wetterte gegen eine bestimmte Zeitung, die etwas veröffentlicht hatte, an dem die Kirche Anstoß nahm. Der Priester erklärte, daß jeder, der die Zeitung kaufe, ebenso wie jeder Liberale in die Hölle kommen werde. Die Bemerkung über die Liberalen berührte mich peinlich, denn damals gehörte auch ich der Liberalen Partei an.

In jenem Jahr kam es im ganzen Land zu Terrorakten, ausgelöst durch die Ermordung Jorge Eliécer Gaitáns, eines bekannten Führers der Liberalen Partei, in Bogotá. Jahrelang befand sich Kolumbien in einem bürgerkriegähnlichen Zustand. Die vielen Gewalttaten, die sowohl die von der Geistlichkeit unterstützten Konservativen als auch die Liberalen — alles Katholiken — begingen, riefen bei mir eine gewisse Verwirrung hervor, auch fühlte ich mich von der Kirche schmerzlich enttäuscht.

Zu der Zeit, da der Terrorismus am schlimmsten wütete, diente mein Onkel als Polizist. Als er sah, daß unter einem Volk, das sich zum Katholizismus bekannte, so viel getötet wurde, fragte er einen Priester aus der Stadt Armenia, ob er nicht meine, das sei eine große Sünde. Der Priester entgegnete beruhigend, wenn er Gewissensbisse habe, seine Waffen zu gebrauchen, könne er sie ja von ihm segnen lassen, um sein Gewissen zu beruhigen. Der Priester erinnerte ihn daran, daß Petrus, als er Christus verteidigen wollte, sein Schwert zog und Malchus, dem Sklaven des Hohenpriesters, das Ohr abschlug (Joh. 18:10, 11). Ebenso, fügte der Priester hinzu, sei die Kirche gezwungen, den katholischen Glauben zu verteidigen, selbst wenn das bedeute, die Feinde völlig auszurotten. Als ich das hörte, wurde meine Abneigung gegen die Kirche noch größer.

Ich fuhr daher fort, die Bibelstunden der evangelischen Gemeinde zu besuchen, und im Jahre 1949 ließ ich mich dort taufen. Im darauffolgenden Jahr wurde ich in Pereira zum Pastor ordiniert und dann in Armenia, meinem Heimatort, als Pfarrer eingesetzt.

Mein Leben als Protestant

Die evangelische Gruppe, der ich mich zuerst anschloß, war von einem Amerikaner gegründet worden. Als dieser um das Jahr 1930 in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, verkaufte er nicht nur das Kirchengebäude, sondern auch die religiöse Bewegung. Zwei Mitglieder hielten es für unmoralisch, die Gemeinde zu verkaufen, als bestünde sie aus unvernünftigen Tieren. Sie gründeten daher eine unabhängige Bewegung, die sie „Fundamentalistische Apostolische Kirche Kolumbiens“ nannten. In den Statuten wurde festgelegt, daß die Geistlichen kein Gehalt empfangen sollten. Man dachte an die Worte Jesu über den Lohnarbeiter, der „sich nicht um die Schafe kümmert“ (Joh. 10:11-15).

Etwa dreißig Jahre später kehrte der Gründer der ursprünglichen Bewegung nach Kolumbien zurück. Er war von dem Fortschritt der Gruppe, die sich von seiner Bewegung getrennt hatte, tief beeindruckt und bat deshalb beitreten zu dürfen. Er schien mit den Statuten einverstanden zu sein. Aber nach ungefähr einem Jahr merkten einige von uns, daß viele der anderen Pastoren nicht mehr erwerbstätig waren. Wir entdeckten, daß der Amerikaner sie heimlich bezahlte. Als ihm vorgeworfen wurde, er habe die Statuten verletzt, entgegnete er, man könne ja darüber abstimmen lassen. Die Mehrzahl der Pastoren blieb nur zu gern bei dem Amerikaner.

Die Tatsache, daß die meisten meiner Kollegen gegen Bezahlung predigten, entmutigte mich. Aus der Bibel hatte ich gelernt, daß das Wort Gottes nicht um Lohn gepredigt werden sollte (Matth. 10:8). Ich war Fachmann für Daktyloskopie (Fingerabdruckverfahren) und Buchhalter, und ich hatte viele gute Stellenangebote ausgeschlagen, um Pastor zu werden. Es war auch deprimierend zu sehen, wie die Pastoren sich stritten und miteinander wetteiferten; außerdem beunruhigte es mich, daß die Protestanten zufolge unterschiedlicher Ansichten in so viele Sekten aufgespalten waren.

Aus wirtschaftlichen Gründen nahm ich 1954 meinen Wohnsitz in Bogotá. Im Jahre 1960 zog ich wieder aus jener Stadt weg, und erst dann begann ich erneut, als Pastor zu amtieren. Doch auch in der Zeit von 1954 bis 1960 befaßte ich mich mit der Bibel und verglich ihre Lehren mit denen der verschiedenen Sekten. Wenn mich eine Sekte enttäuschte, versuchte ich es mit einer anderen.

Zuerst besuchte ich die Gottesdienste einer Richtung der Pfingstgemeinde. Diese Gruppe wurde zu meiner Überraschung von einer Frau geleitet. Ich wußte, daß die Bibel sagt, eine Frau solle nicht Gewalt über den Mann ausüben (1. Tim. 2:11, 12). Als ich die Verantwortlichen fragte, warum eine Frau den Gottesdienst leite, sagte man mir, der frühere Pastor habe die Gemeinde im Stich gelassen, weil sie seine Gehaltsansprüche nicht habe befriedigen können. Man bot mir das Amt des Pastors an. Eines Abends setzte ich mich daher mit den Verantwortlichen zusammen, um ihre Lehren mit meinen Glaubensansichten zu vergleichen.

Unter anderem behaupteten sie, die Gabe des Heilens zu besitzen und deshalb weder Arzt noch Medikamente zu benötigen. Sie sagten, sie würden lediglich beten, worauf sie von jeder Krankheit geheilt würden. Als dann das Abendmahl zur Sprache kam, fragte ich sie, warum sie bei der Feier nicht alle aus ein und demselben Becher trinken würden. Sie gaben zu, daß zu Jesu Zeiten alle Teilnehmer beim Abendmahl aus dem gleichen Becher tränken. Doch sie meinten, daß damals die Gefahr, sich mit einer Krankheit anzustecken, nicht so groß gewesen sei wie heute. Ich entgegnete, daß ihr Glaube an das sogenannte Wunderheilen nicht groß sein könne, wenn sie aus Angst, sich zu infizieren, nicht alle, wie es zur Zeit des Herrn üblich war, aus demselben Becher trinken würden. Damit kam unsere Besprechung um drei Uhr früh zu einem etwas abrupten Ende.

Zwei Tage später besuchte ich die Kirche, aber die Frau, die sie leitete, war nicht da. An jenem Morgen war sie krank geworden und hatte ins Krankenhaus gebracht werden müssen. Für mich war das der Beweis dafür, daß diese Gruppe die Gabe des Heilens nicht besaß.

Danach befaßte ich mich mit einer anderen religiösen Gruppe, die der Pfingstgemeinde nahestand. Sie hielt auf dem Messegelände in Bogotá eine Erweckungsversammlung ab, und am letzten Tag sollte die Gabe des Heilens demonstriert werden. Ich gab der Bitte eines meiner Freunde nach und ging hin, aber ich tat es auch, um meine eigene Neugier zu befriedigen.

Man führte einen älteren blinden Mann zum Podium und ließ ihn niederknien. Nun begannen sowohl die Männer als auch die Frauen über ihm zu beten. Sie beteten darum, daß der Geist der Blindheit vertrieben und ihm das Augenlicht wieder geschenkt werde. Nach einer Weile wurde der Blinde gefragt, ob er sehen könne. Er bewegte den Kopf hin und her und entgegnete dann, er sehe nichts.

Die Zuhörer waren aufgefordert worden, aufzustehen und mitzubeten. Da ich aber meine Zweifel hatte, blieb ich sitzen. Man hatte das beobachtet, und nun wurde mir vorgeworfen, ich sei schuld, daß sie das Wunder nicht vollbringen könnten, weil es mir an Glauben fehle. Sie forderten mich auf mitzumachen und fuhren dann fort, wieder über dem Blinden zu beten. Ich kam ihrer Aufforderung aber nicht nach: Der Blinde wurde erneut gefragt, ob er sehen könne; wiederum verneinte er. Zum zweitenmal wurde die Schuld am Mißerfolg dem „Ungläubigen“ zugeschoben, der sich unter ihnen befand.

Als mich die verantwortlichen Prediger nachher ansprachen, machte ich sie darauf aufmerksam, daß Jesus Wunder vollbrachte, ohne daß die Ungläubigen Glauben bekunden mußten (Matth. 8:16; Joh. 9:1-7, 35-39). Im Gegenteil, er habe oft Wunder gewirkt, um Ungläubige davon zu überzeugen, daß er wirklich von Gott gesandt worden sei (Joh. 10:37, 38, 42; 11:42-45). Wenn sie durch die Macht Gottes heilten, dann sollte es ihnen möglich sein, das Wunder zu vollbringen und dadurch meinen Unglauben zu überwinden.

Mein Kontakt mit Jehovas Zeugen

Nun muß ich über einen anderen Aspekt meines Lebens berichten. Er betrifft meine Beziehungen, die ich im Laufe der Jahre zu Jehovas Zeugen hatte.

Angefangen hatte es im Jahre 1952. Als ich einmal im Elternhaus meiner Verlobten zu Besuch war, bemerkte ich ein Buch, das ihr Vater gekauft hatte. Es trug den Titel „Dies bedeutet ewiges Leben“. Er wußte, daß mich alles, was mit der Bibel zu tun hat, interessierte, daher gab er es mir. Ein Amtsgenosse klärte mich darüber auf, daß dieses Buch von den „Russelliten“ sei. Damit meinte er die Zeugen Jehovas. Diese Bewegung habe ihre guten Seiten, sei aber auch gefährlich, sagte er, denn sie verbreite gewisse Irrtümer. Ich war neugierig zu erfahren, um was für Irrtümer es sich handelte. Je mehr ich forschte, desto besser lernte ich Jehovas Zeugen kennen.

Fabio Rodas, ein Freund von mir, wurde zur gleichen Zeit wie ich ordiniert. Doch kurz danach wurde Fabio ein Zeuge Jehovas. Als ich ihn später traf, beantwortete er mir einige Fragen, die mir beim Lesen des Buches, das ich bekommen hatte, aufgestiegen waren. Von da an gab er mir jedesmal, wenn er mich traf, Schriften der Zeugen Jehovas.

Fabio bemühte sich mit sanfter Beharrlichkeit, mich zu bewegen, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren. Schließlich willigte ich ein. Aber ich wehrte mich dagegen, von der Dreieinigkeitslehre zu lassen, denn ich war von dem „Geheimnis“ eines dreipersönlichen Gottes überzeugt. Meine Überzeugung beruhte hauptsächlich auf dem Text aus 1. Johannes 5:7. Immer wieder wiesen Jehovas Zeugen darauf hin, daß dieser Text unecht sei, daß er nicht inspiriert und der Heiligen Schrift später hinzugefügt worden sei. In meinen Augen war das aber ein armseliges Argument, und ich dachte, daß sie mich damit nur täuschen wollten.

Im Jahre 1956 traf ich in Bogotá wieder einmal zufällig Fabio. Ich nahm seine Einladung an, mit in den Königreichssaal der Zeugen Jehovas zu gehen. Dort wurde ich der Familie Rivera vorgestellt, und wir vereinbarten, daß sie mit mir studieren sollte. Wieder brachte ich das Thema „Dreieinigkeit“ zur Sprache. Darauf nahm einer der Anwesenden die katholische Nácar-Colunga-Bibel, eine spanische Übersetzung, zur Hand. Er schlug 1. Johannes 5:7 auf und ließ mich die entsprechende Fußnote lesen. Sie besagte: „Dieser Vers, der in der Vulgata lautet: ,Drei sind es, die Zeugnis geben im Himmel: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, und diese drei sind eins‘, fehlt in den alten Handschriften, in den griechischen, in den lateinischen usw., und er ist auch bei den Kirchenvätern unbekannt. Wahrscheinlich ist er spanischen Ursprungs und hat sich allmählich aus einer Exegese [Auslegung] des vorangehenden Verses entwickelt. Erst im 13. Jahrhundert hat er die Form erhalten, die er heute in der Vulgata hat.“

Als ich das las, erkannte ich, daß Jehovas Zeugen im Recht waren, wenn sie sagten, dieser Versteil gehöre eigentlich nicht in die inspirierten Schriften. Und es überraschte mich zu erfahren, daß die Protestanten dem gleichen Irrtum wie die Katholiken anheimgefallen sind, indem sie diesen Text benutzen, um die Lehre von der Dreieinigkeit zu stützen.

Von da an hatte ich mehr Zutrauen zu Jehovas Zeugen. Als ich dann wiederum als Pastor amtierte, beeinflußten ihre Lehren meine Predigten. Ich klebte hinten in meine Bibel sogar den Anhang „Zusammenfassung von Schrifttexten über die Grundlehren ohne Kommentar“, der in dem von Jehovas Zeugen veröffentlichten Buch „Ausgerüstet für jedes gute Werk“ zu finden ist.

Aber ich war nicht bereit, meine Verbindung zu den Protestanten zu lösen. Warum nicht? Vor allem wollte ich bei meinen Angehörigen keinen Anstoß erregen, denn sie waren alle evangelisch, und mehrere unter ihnen, auch mein Vater, fungierten als Pastor. Außerdem hatte ich ein gewisses, allerdings unbegründetes Vorurteil gegen die Zeugen. Vielleicht suchte ich auch nach einem Ausweg, um der Verantwortung zu entgehen, die ich durch mein Studium mit Jehovas Zeugen immer deutlicher erkannte.

Meine Abkehr vom evangelischen Glauben

Nachdem ich erkannt hatte, wie wichtig der Name des wahren Gottes, Jehova, ist, verwendete ich ihn ständig in meinen Predigten. Meine Vorgesetzten machten sich deshalb Gedanken darüber, inwieweit ich mich von Jehovas Zeugen beeinflussen ließ. Ich wurde vor das Kirchengericht zitiert. Um den Beweis zu erhalten, daß sie mir weiterhin vertrauen könnten, forderten sie mich auf, in einer Predigt die Irrtümer der Zeugen Jehovas anzuprangern. Da ich dann gegen meine eigene Überzeugung hätte sprechen müssen, entgegnete ich: „Eine solche Predigt halte ich unter gar keinen Umständen. Wenn das, was ich aufgrund der Bibel gepredigt habe, mit den Lehren der Zeugen Jehovas übereinstimmt, dann werde ich einer von ihnen werden müssen. ‘Erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt. Ich aber und meine Hausgenossen, wir werden Jehova dienen’“ (Josua 24:15).

Um jegliche Bindung zu der evangelischen Organisation zu lösen, zog ich mit meiner Familie von Pereira weg nach Cali. Dieser Umzug fand Ende 1967 statt. An einem Sonntag, kurz nach Mittag, machte ich mich auf den Weg ins Stadtzentrum. Dabei fragte ich mich, wie ich wohl Jehovas Zeugen ausfindig machen könne. Als ich im Bus fuhr, bemerkte ich einen Mann, der in der Hosentasche ein Exemplar der Zeitschrift Der Wachtturm stecken hatte. Ich beschloß, ihm zu folgen. Er führte mich direkt in den Königreichssaal. Nach Schluß der Zusammenkunft vereinbarten wir, daß wieder jemand mit mir studiere.

Das letzte Mal hatte ich mit Jehovas Zeugen alles, was vor der Taufe notwendig ist, studiert. Aber sie waren nicht bereit, meine evangelische Taufe für gültig anzuerkennen, obschon ich nach meiner Meinung ‘im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes’ getauft worden war (Matth. 28:19). Als wir uns diesmal über das Thema „Taufe“ unterhielten, fragte ich José Patrocinio Hernández, der mit mir studierte: „Warum muß ich mich nochmals taufen lassen?“ Er entgegnete: „Haben Sie, als Sie getauft wurden, den Namen des Vaters gekannt?“ Ich hatte ihn damals nicht gekannt. Jetzt begriff ich, daß ich nicht ‘in seinem Namen’ getauft worden war.

Als wir darüber sprachen, ‘im Namen des heiligen Geistes’ getauft zu werden, fragte er mich: „Hat die Organisation, die Sie getauft hat, in ihren Reihen Frieden und Einigkeit, was ein Beweis dafür wäre, daß sie den Geist Gottes besitzt?“ (Eph. 4:3). Ich erinnerte mich daran, daß Angel de Jesús Vélez, der evangelische Pastor, der mich getauft hatte, nur zwei Wochen danach eine neue, selbständige Sekte gegründet hatte. Da „Wortzänkereien, Spaltungen, Sekten“ keine „Frucht des Geistes“ sind, sondern „Werke des Fleisches“, war es für mich klar, daß sie den Geist Gottes nicht hatte (Gal. 5:19-23).

Am 10. Mai 1969 ließ ich mich endlich taufen und symbolisierte so meine Hingabe an Gott. Gleichzeitig ließen sich auch meine beiden großen Kinder taufen. Meine Frau und weitere zwei meiner Kinder ließen sich später taufen.

Zurückblickend kann ich das, was der Apostel Paulus empfand, als er folgende Worte niederschrieb, so richtig nachempfinden: „Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in Verbindung mit dem Herrn. Fahrt fort, als Kinder des Lichts zu wandeln, denn die Frucht des Lichts besteht aus ... Wahrheit“ (Eph. 5:8, 9). Wenn ich darüber nachdenke, was ich erlebt habe, als ich einer der Kirchen der Christenheit angehörte, wird mir klar, in welch großer Finsternis ich mich befand. Ich bin dankbar, ein Kind des Lichts zu sein, das Gott als ein von ihm ordinierter Pastor oder Hirte dienen darf und das ‘die Frucht des Lichts, die aus Wahrheit besteht’ hervorbringt. (Eingesandt.)

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