Wie denkst du über Geschenke?
WER freut sich nicht über ein Geschenk, besonders wenn es sich um etwas handelt, was man benötigt? Bereitet es aber nicht größere Freude, etwas zu geben, was benötigt und dankbar angenommen wird? Jesus sagte: „Beglückender ist Geben als Empfangen“ (Apg. 20:35).
Bisweilen entstehen aber auch Fragen oder Probleme, wenn es ums Schenken geht, besonders in Verbindung mit örtlichen Bräuchen.
Unter einigen Australiern ist es beispielsweise Brauch, sich mit einer Braut kurz vor der Hochzeit zu einem shower tea zu treffen und ihr Geschenke zu überreichen. In Nordamerika nennt man dieses Zusammensein wedding shower, und man kennt auch sogenannte baby showers, die einige Zeit vor der Ankunft eines neuen Erdenbürgers veranstaltet werden. An einem Spätnachmittag finden sich Freunde und Verwandte zusammen, um Gemeinschaft zu pflegen und einige Erfrischungen zu genießen und die Braut oder das Brautpaar mit Geschenken zu „überhäufen“ (englisch: shower), die mithelfen sollen, entweder einen eigenen Hausstand zu gründen oder für die Ankunft eines neuen Sprößlings gerüstet zu sein.
Dort, wo du lebst, mag man so etwas nicht kennen. Aber vielleicht ist es Brauch, Blumen oder Obst zu schenken, wenn man einen Freund im Krankenhaus besucht oder von jemandem zum Essen eingeladen wird. Was hältst du davon, in diesen Situationen ein Geschenk zu überreichen?
WEISER RAT VON GOTT
In der Bibel wird oftmals dazu ermuntert, freigebig zu sein. Es heißt beispielsweise: „Die freigebige Seele wird selbst fett gemacht werden, und wer andere reichlich tränkt, wird auch selbst reichlich getränkt werden.“ „Wer gütigen Auges ist, wird gesegnet werden, denn er hat von seiner Speise dem Geringen gegeben“ (Spr. 11:25; 22:9). Johannes der Täufer riet: „Wer zwei untere Kleider hat, der teile mit dem, der keines hat.“ Und Jesus sagte: „Übt euch im Geben, und man wird euch geben. ... Denn mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden“ (Luk. 3:11; 6:38).
Es ist nicht schriftwidrig, sich in aller Bescheidenheit, vielleicht auf einer beigefügten Karte, als der Geber des Geschenks zu erkennen zu geben, wenn man das möchte. (Vergleiche Jakobus 1:17.) Jehova erteilt indessen in bezug auf Geschenke Rat, der die menschliche Unvollkommenheit berücksichtigt. Es besteht zum Beispiel die Gefahr, daß man ein Geschenk macht, um sich selbst hervorzutun. Jesus sagte daher: „Wenn du ... Gaben der Barmherzigkeit spendest, so posaune nicht vor dir her, ... laß deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit deine Gaben der Barmherzigkeit im Verborgenen seien; dann wird dein Vater, der im Verborgenen zusieht, dir vergelten“ (Mat. 6:2-4). Wie weise und gütig! Wenn der Geber eines Geschenks öffentlich bekanntgemacht wird, ist man vielleicht versucht, über seine Verhältnisse zu geben, möglicherweise in dem Bestreben, wertmäßig mit den Geschenken anderer gleichzuziehen. Wie wahr doch der Spruch ist: „Es gibt einen, der sich als reich ausgibt, und doch hat er gar nichts.“ (Spr. 13:7)!
Die Bibel ermuntert auch nicht dazu, freigebig zu sein oder Geschenke zu machen, wenn dadurch der Faulheit Vorschub geleistet wird. Sie sagt: „[Setzt euch zum Ziel,] mit euren Händen zu arbeiten“, denn „wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen“. Der Apostel Paulus erklärte, daß er selbst hart arbeitete, ‘damit er anderen keine kostspielige Bürde auferlegte’ (1. Thes. 4:11; 2. Thes. 3:8-12; Eph. 4:28).
Wenn eine werdende Mutter oder ein Paar, das kurz vor der Hochzeit steht, wirklich in Not ist, kann man sich vorstellen, daß es angebracht wäre, solchen Personen Geschenke zu machen, um ihnen zu helfen, sich auf die neue Situation besser einzustellen. Leider werden manchmal Parties zur Überreichung von Geschenken (showers) aus anderen Gründen veranstaltet. Eine Frau schrieb zum Beispiel an einen Zeitungskolumnisten einen Brief über eine solche Party, die für ihre leibliche Schwester veranstaltet worden war. Über eine Frau unter den zwanzig Gästen hieß es in dem Brief:
„Wir gingen alle Geschenke und Karten nicht nur einmal, sondern zweimal durch und konnten nichts von dieser Frau finden. Sie kam vorsätzlich mit leeren Händen ... Wir alle waren schockiert.“
Der Zeitungskolumnist antwortete darauf auszugsweise:
„Ich habe Hunderte von Briefen von Frauen erhalten, die berichten, daß sie zu vier oder fünf Parties zugunsten ein und derselben Braut eingeladen wurden. Für sie ist der ganze Partyzauber ein ungeheures Schröpfen, und ich muß sagen, daß ihr Brief die Stichhaltigkeit dieser Klagen weitgehend bestätigt.“
Ja, eine solche Party kann zwar eine schöne Gelegenheit bieten, Gemeinschaft zu pflegen, einige Erfrischungen zu genießen und ein Geschenk zu machen, sie kann aber auch dem Geist christlicher Freigebigkeit hohnsprechen. Wäre es nicht schade, wenn jemand zu dem Schluß käme, seine Geschenke seien wichtiger als seine Anwesenheit? Wie verkehrt es ist, allen Nachdruck auf Geschenke zu legen, zeigt sich, wenn man bedenkt, daß jemand eingeladen sein könnte, der sich kein Geschenk leisten kann oder vielleicht geplant hat, erst zur Hochzeit oder nach der Geburt des Kindes ein Geschenk zu machen.
Bei einigen solcher Parties wird bei jedem Geschenk vor allen Anwesenden gesagt, wer der Geber ist. Dadurch kann jemand, der kein Geschenk mitgebracht hat, nur in Verlegenheit gebracht werden. Außerdem kann es dazu führen, daß man die Geschenke minderbemittelter mit denen wohlhabender Personen (oder derer, die sich dafür ausgeben) vergleicht (Jak. 2:1-9). Es ist viel besser, die Namen der Schenkenden nicht bekanntzugeben. Wenn Jesu Rat befolgt wird, den Geber nicht zu nennen, bringt man weder jemand in Verlegenheit, noch werden Vergleiche angestellt, statt dessen fördert man Freude und einen christlichen Geist. In bezug auf Geschenke an bedürftige Christen im ersten Jahrhundert schrieb Paulus: „Jeder tue so, wie er es in seinem Herzen beschlossen hat, nicht widerwillig oder aus Zwang, denn Gott liebt einen fröhlichen Geber“ (2. Kor. 9:7).
Behält man diesen göttlichen Rat im Sinn, so wird man niemandem böse sein, der kein Geschenk mitbringt — sei es zu einer Party, beim Besuch eines Patienten im Krankenhaus, bei einer Einladung zum Essen oder bei einer anderen Gelegenheit, bei der es am Ort Brauch ist, ein Geschenk zu überreichen. Ist ein Geschenk, das ein Ausdruck ‘ungeheuchelter Liebe’ ist, nicht viel besser als eines, das gemacht wird, um einem bestimmten Brauch zu folgen? (Röm. 12:9, 13).
Wenn unsere Beweggründe mit Gottes Wort in Übereinstimmung sind, dann lassen wir uns auch nicht von einem Konkurrenzgeist leiten. Würde nicht jemand, der im Krankenhaus liegt, ein einziges Gänseblümchen oder eine Orange von jemandem, der aus Liebe an ihm interessiert ist, mehr schätzen als einen Strauß Orchideen oder einen Korb ausgefallener Früchte von jemandem, der sich zu diesem Geschenk verpflichtet fühlt? (Spr. 15:17; 28:6).
Niemand sollte denken, er müsse sich mit einem „gleichwertigen“ Geschenk „revanchieren“. Eine Frau sagte, als ein Bekannter bei ihr zum Essen eingeladen war und er ihr ein Armband mit dazu passenden Ohrringen, eine Schachtel Pralinen und eine Flasche Champagner mitbrachte, sie habe sich verpflichtet gefühlt, dies wieder auszugleichen, wenn sie von ihm eingeladen werde. Aber warum eigentlich? Die Verhältnisse des einzelnen sind unterschiedlich. Selbst wenn sie es nicht wären, käme es dann nicht in Wirklichkeit auf das Motiv an? Das erkennen wir daraus, daß Jesus die arme Witwe lobte, die Gott nur zwei kleine Münzen geben konnte (Luk. 21:1-4).
Wenn unsere Einstellung beim Schenken oder beim Empfangen von Geschenken mit dem vollkommenen Rat Gottes übereinstimmt, werden wir wirklich glücklich sein.