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Erwachet! 1977
g77 8. 9. S. 16-22

Wie man einem Baby hilft, sprechen zu lernen

DER kleine Martin begann vergnügt zu glucksen, als ihn seine Tante auf den Schoß nahm. Während sie ihn leicht hin und her schaukelte, gab er ein zufriedenes „Ahhh“ von sich. Seine Tante, eine Studentin der Sprachheilpädagogik, erwiderte seinen Ahhh-Laut mit gedämpfter Stimme. Er reagierte auf dieses Echo, worüber wiederum seine Tante erfreut war. Ihre Freude wurde noch größer, als er ein drittes Mal „Ahhh“ sagte.

Dem Kleinen gefiel das „Spiel“, und sie fuhren damit noch eine Weile fort. Seiner Tante bedeutete dieses „Spiel“ sehr viel. Dadurch wurde ihr klar, daß er schon ziemlich früh begonnen hatte, Laute nachzuahmen. Für sie war das ein überzeugendes Zeichen dafür, daß er geistig rege war, ein gutes Gehör hatte und eines Tages deutlich würde sprechen können.

Ist es nicht Zeitverschwendung, dem Geplapper von Säuglingen zuzuhören? Zugegeben, einige Babys beginnen auf einmal, von selbst zu sprechen, oder zumindest erscheint es so. Doch das Studium der Sprachentwicklung bei Kindern hat in den vergangenen zwanzig Jahren vieles ans Tageslicht gebracht. Dem „Babbeln“ des Babys und der Aufmerksamkeit, die das bei den Eltern (und bei denen, die sich um den Säugling kümmern) hervorrufen sollte, messen heute viele Ärzte und Experten für Sprecherziehung eine nicht geringe Bedeutung bei.

Ist diese Sorge fehl am Platz? Ziehe einmal in Betracht, welche Auswirkungen auf die gesamte Persönlichkeit bei solchen sichtbar sind, die, bedingt durch ihre Kindheit, Sprachfehler entwickelt haben:

„Ich wollte [im Restaurant] Kaffee und Semmeln haben, aber ich bestellte Milch und Haferflocken, weil ich wußte, daß ich bei den anderen beiden Wörtern sehr stark stottern würde, und weil ich nicht wollte, daß mich die ältere Dame, die mich bediente, bemitleidete. Ich hasse Haferflocken.“

„Ich erinnere mich daran, daß ich mich sogar schon als kleines Mädchen wegen meiner Sprache schämte. Sobald ich meinen Mund auftat, blamierte ich meine Mutter. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schrecklich mir zumute war. Jedesmal, wenn ich sprach, machte ich etwas falsch. Ich dachte immer, ich sei ziemlich schlecht, da ich dazu verdammt sei, auf diese Weise zu sprechen.“

„Mein Vater hat mir niemals zugehört, wenn ich stotterte: Er ging dann immer fort. Schließlich machte ich es so, daß ich ihm alles, was ich ihm sagen wollte, durch meine Mutter übermitteln ließ“ (Speech Correction).

Die Erwachsenen, von denen obige Äußerungen stammen, wären die ersten, die dir vor Augen führen würden, daß es wichtig ist zu wissen, wie man seinem Kind hilft, richtig zu sprechen. Außerdem sollte man sich nicht erst darum kümmern, wenn das Kind mit dem Schulbesuch beginnt (in den meisten Ländern im Alter von ungefähr sechs Jahren), sondern bereits im Säuglingsalter. Sollte es nämlich einen Punkt geben, in dem die meisten Experten einer Meinung sind, so ist es der, daß der Umgang mit dem Kind während der ersten vier Jahre für die Sprachentwicklung und damit auch für die Denkfähigkeit entscheidend ist.

Bevor wir aber die Sprachentwicklung untersuchen, werden wir mit der Frage konfrontiert: Welches „Rüstzeug“ und welche Anlagen zum Sprechen hat ein normales Neugeborenes? Die Forschungsergebnisse geben uns die Antwort: „Eine erstaunliche Fülle von Vorkehrungen!“

Das mannigfaltige Wunder

Das Wort „Wunder“ erscheint vielleicht übertrieben. Doch das Sprechen (die Lautbildung und die Atemtechnik) und die Sprache (die durch die Laute zum Ausdruck kommt) sind sehr komplizierte Systeme, die miteinander in einer Wechselbeziehung stehen.

Allein das Zusammenspiel ist schon ein Wunder. Die Aussprache eines kurzen, zweisilbigen Wortes kann zwanzig verschiedene Stellungen der Lippen, der Zunge, des Kehlkopfes und der Mundhöhle erfordern. Diese zwanzig feinen Anpassungen müssen sehr genau, in der richtigen Reihenfolge und in ungefähr einer viertel Sekunde vorgenommen werden. Das würde bedeuten, daß jede Bewegung in ungefähr einer hundertstel Sekunde abläuft. Und all das geht so gut wie automatisch vor sich.

Ein anderes Wunder ist die Mannigfaltigkeit der Laute und der Zeitpunkt, zu dem wir sie bereits bilden können. Wie Sprachexperten sagen, sind Babys überall auf der Erde in der Lage, schon in den ersten Lebensmonaten praktisch alle Laute zu erzeugen, die der menschliche Sprechapparat hervorbringen kann: „... französische Vokale und gerollte Konsonanten, deutsche Umlaute und Kehlkopflaute und viele Laute, die nur durch Lautzeichen zu beschreiben sind.“ Neugeborene können also im allgemeinen schnell die Fähigkeit entwickeln, sich der Gesamtheit der Laute zu bedienen, doch ihre Umgebung (die betreffende Sprache und die Geräusche, die sie hören) hat Einfluß darauf, welche Laute sie bevorzugt gebrauchen werden.

Das sind stichhaltige Beweise gegen den Standpunkt der Evolutionisten, daß „der Urmensch wahrscheinlich durch Zufall hörbare Sprechlaute erzeugt hat“ (The Psychology of Communication, S. 16). Im Gegenteil, dadurch wird offenbar, daß die Sprache ein „angeborenes Wunder“ ist. Der Säugling hat die Ausrüstung, den Wunsch und die Veranlagung zum Sprechen von einem Schöpfer erhalten.

Diese Betrachtungsweise wird außerdem durch folgenden Hinweis unterstützt, der sich aus wissenschaftlichen Studien ergibt: Bei allen Säuglingen treten in der Sprachentwicklung auffallend ähnliche Verhaltensweisen und Etappen auf. Diese Verhaltensweisen kennenzulernen und sich danach auszurichten würde bedeuten, zugunsten des Babys positive Schritte zu unternehmen, die darüber hinausgehen, die Sprache als eine „Gabe“ anzuerkennen, die man schätzen sollte.

Vom ersten Schrei zum ersten Wort

Im folgenden sind die Etappen aufgeführt, die — wie viele Sprachexperten meinen — alle „normalen“ Kinder durchmachen, um schließlich Sätze oder Wortgruppen sprechen zu können. Freilich ist hierbei ein Wort der Vorsicht angebracht.

„Normal“ bedeutet lediglich, daß es sich dabei um das handelt, was die meisten Kinder innerhalb der angegebenen Zeit tun. Allerdings ist kein Kind einfach eine Nummer in einer Statistik oder eine Durchschnittsperson; jedes Kind ist ein Individuum für sich. Obwohl beim Sprechenlernen gewöhnlich bei allen Kindern diese Verhaltensweisen auftreten, kann das jeweilige Alter beträchtlich unterschiedlich sein.

Berücksichtige auch, daß die Vererbung als ein Faktor betrachtet wird. In einigen Familien beginnt das Sprechenlernen später als in anderen. Während wir diese Faktoren im Sinn behalten, folgen wir dem Weg vom ersten Schrei bis zu den ersten Worten:

1. Ungefähr bis zum Ende des ersten Lebensmonats beschränken sich die Lautäußerungen des Babys auf ein Schreien, das wenig Abwechslung im Ton hat, ganz gleich, was die Ursache des Unbehagens ist. Danach, von der vierten bis zur sechzehnten Woche, wird das Baby gewöhnlich so etwas wie ein Lachen von sich geben. Es wird auch einige Laute (meist Vokale) hervorbringen. Das Schreien wird unterschiedliche Töne annehmen. (Die Mutter lernt also nicht nur, was das Baby meint, wenn es schreit, sondern das Baby verändert tatsächlich beim Schreien den Ton.)

2. Ungefähr in der zwanzigsten Woche beginnt es mit dem, was man „Babbeln“ nennt. Das Baby wird aus einsilbigen Lauten „Ketten“ bilden, die vielfach nur eine Wiederholung ähnlicher Laute sind. Normalerweise hat es großen Spaß daran und streut auch einige Nasalkonsonanten ein (wie zum Beispiel m oder n).

3. Vom sechsten bis zum neunten Monat weicht das Babbeln allmählich der Nachahmung von Lauten. Dabei beginnt der Säugling mit einer „Selbstnachahmung“, das heißt, er wiederholt den Laut, den er selbst von sich gegeben hat. Später wird er beginnen, die Laute zu wiederholen, die ein Erwachsener oder ein anderes Kind ihm gegenüber äußert. (Wie in dem Beispiel, das zu Beginn des Artikels erwähnt wurde.)

4. Zwischen dem zehnten und dem zwölften Monat wird das Baby dazu übergehen, kurze Wörter zu bilden, doch meist ist das einfach eine Wiederholung dessen, was Erwachsene gesagt haben; es handelt sich immer noch um eine Nachahmung.

5. Ungefähr im achtzehnten Monat kann der Wortschatz drei bis fünfzig Wörter umfassen, und das Kind wird in zunehmendem Maße durch die Modulation seiner Stimme zeigen, daß es etwas zum Ausdruck bringen oder bezeichnen möchte. Um diese Zeit wird es vielleicht mit Äußerungen beginnen, die aus zwei Wörtern bestehen.

Gewöhnlich fangen kleine Mädchen etwas früher an zu sprechen als kleine Jungen. Auch kann ein Kind, wie bereits erwähnt, in einem Stadium etwas länger verweilen und dafür ein anderes sehr rasch bewältigen. Der Sprachexperte Dr. Jon Eisenson dagegen meint: „Die meisten Kinder, vielleicht bis zu neunzig Prozent von ihnen, äußern ihre ersten Worte ungefähr im fünfzehnten Monat.“

Das wahrscheinlich Bemerkenswerteste bei der Betrachtung dieser Stadien ist folgendes: Kinder lernen das Sprechen, indem sie die Leute ihrer Umgebung nachahmen. Folglich spielst du die Hauptrolle, wenn es darum geht, deinem Kind zu helfen, etwas Neues zu lernen.

Wie man hilft

Natürlich nimmt man keine Liste, auf der man abhakt, warum das Kleine dieses oder jenes beherrschen sollte, doch ist es wichtig, sorgfältig seine Reaktionen zu beobachten. Traurigerweise beginnt in vielen Fällen die Störung, die später zu einem Sprachfehler wird, mit einer Schwerhörigkeit. Bei Säuglingen ist sogar schon ein kleiner Gehörfehler bedenklich. Wieso? Da das Baby Laute aufnimmt und sie dann so wiedergibt, wie es sie hört. Daher wird ein von den Eltern nicht beachteter Gehörfehler wahrscheinlich zu Sprachproblemen führen und die Lernfähigkeit beeinträchtigen.

Zum Beispiel kann es sein, daß eine Mittelohrentzündung die Hörfähigkeit eines Säuglings nur geringfügig beeinflußt. Aber im Vorschulalter reicht „ein Gehörverlust von 15 Dezibel ... aus, um für das Kind Sprachprobleme zu verursachen“, sagt Dr. Marion Downs (Newsweek, 14. Juni 1976). Natürlich bestehen verschiedene Meinungen darüber, von welchem Ausmaß an ein Gehörverlust tatsächlich Beeinträchtigungen hervorruft. Zwar wird ein Kind trotz dieser teilweisen Erkrankung Selbstlaute deutlich hören, doch kann es bestimmte Mitlaute nicht erzeugen (wie zum Beispiel p, t, s und sch).

Es ist nicht einfach, bei einem Baby Gehörverluste aufzudecken. Beobachte das Kleine ganz genau. Schreckt es bei plötzlichen, lauten Geräuschen auf? Reagiert es auf weit entfernte, schwache Geräusche? Gut so. Wendet das Baby seinen Kopf und reagiert es auf eine Stimme in der Nähe seines Bettchens, bevor es den Betreffenden sieht? Das ist ebenfalls ein sehr gutes Zeichen dafür, daß sein Gehör in Ordnung ist.

Wenn das Baby gut hört, welche Schritte kann man dann unternehmen, um ihm zu helfen, sprechen zu lernen? Das Wichtigste ist: Widme ihm ZEIT und AUFMERKSAMKEIT. Ermuntere den Säugling, mit dir zu „babbeln“, und rege ihn an, Laute zu äußern. Erwidere seine Laute, und wenn er Anstrengungen unternimmt zu sprechen, so fördere das, indem du dein Interesse zeigst.

Das tut man am besten mit einer sanften Stimme und in einem netten Ton. Wenn dann das Kleine beim ersten Mal ein Wort nicht richtig ausspricht, ist es im allgemeinen am besten, nicht gleich zu entgegnen: „Nein, das heißt ...“ Lächle vielmehr anerkennend (denn es hat ja schließlich gesprochen!), und wiederhole dann das Wort, indem du es korrekt aussprichst. Auf diese Weise mißbilligst du zwar nicht die „Babysprache“ des Kindes, vermeidest aber gleichzeitig, daß du es dazu ermunterst, das Wort weiterhin ungenau auszusprechen. Manchmal finden wohlwollende Freunde und Verwandte die falsche Aussprache eines Kindes „niedlich“. Das ist sicher besser, als sie für „schlecht“ oder „falsch“ zu halten. Freilich erreicht man, vom Standpunkt der Sprecherziehung aus gesehen, am meisten, wenn man die Äußerungen des Kindes gutheißt, aber gleichzeitig mit Geduld und durch Wiederholung zur richtigen Aussprache ermuntert.

Andererseits sollten die Eltern nicht erwarten, daß das Kind vom ersten Wort an wie ein Erwachsener spricht. Sie tun gut daran, an das Eingeständnis des Bibelschreibers Paulus zu denken: „Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind“ (1. Kor. 13:11, Luther, 1975). Ja, anfangs kann die Aussprache eines Kindes eine ziemlich unvollkommene Nachahmung eines bestimmten Wortes sein, doch Geduld und ein gutes Beispiel sind der Schlüssel zum Erfolg. Somit wird es auf natürliche Weise die Merkmale eines Kleinkindes ablegen.

Natürlich ist es nötig, Kinder zur Ordnung zu rufen, wenn sie zuviel lärmen oder zu ausgelassen sind. Im Umgang mit kleinen Kindern ist es allerdings angebracht, ausgeglichen zu sein. Ermuntere zum Sprechen, und vermeide es, dem Kind unerreichbare Ziele zu stecken.

Wenn es dem Kleinen nicht gelingt, bestimmte Wörter korrekt auszusprechen, und die Eltern darüber ärgerlich werden, kann sich das schädlich auswirken. Inwiefern? Wissenschaftler nehmen an, daß einige Sprachfehler erblich bedingt sind, aber durch den Druck der Eltern oft noch verschlimmert werden. Auf Erscheinungen, die vielleicht nur eine vorübergehende Phase gewesen wären, wird manchmal so „herumgeritten“, daß sie bei dem Kind zu einer schlechten Gewohnheit erstarren.

Zum Beispiel ist es nicht die Art des „Durchschnitts“kindes, fließend zu sprechen (vielmehr stockt, stammelt oder stottert es etwas), besonders im Alter zwischen zwei und vier Jahren. Während dieser Zeit muß man die Weisheit anwenden, die sich in dem biblischen Grundsatz in Epheser 6:4 findet: „Macht eure Kinder nicht unwillig“ (Einheitsübersetzung). Wenn die Eltern auf das Stammeln und das Stottern nicht scharf oder schockiert reagieren, sondern durch liebevolles Streicheln und Lächeln dem Kind Anerkennung zeigen, dann wird vielfach die Behinderung in dem Maße schwinden, wie die Spannung abnimmt. Diese liebevolle Aufmerksamkeit mindert die Ängstlichkeit des Kindes und wird auch die Ängstlichkeit der Eltern mindern.

Es ist bekannt, daß Kinder, die in Heimen untergebracht und durch ihre Umgebung benachteiligt sind, häufig Sprech- und Sprachprobleme haben. Heutzutage ergeht es jedoch vielen Kindern, die Eltern haben, so, als wären sie Waisen. Wieso? Da die Erwachsenen den Kindern nicht die Aufmerksamkeit schenken, die sie brauchen. Paradoxerweise sehen die Eltern manchmal davon ab, mit dem Kind zu sprechen, bis es „alt genug ist, um es zu verstehen“, wogegen in Wirklichkeit ein Säugling ebensoviel oder sogar mehr Aufmerksamkeit benötigt als ein Kind, das selbständig sprechen kann.

Das geschieht gewöhnlich dann, wenn die Eltern die irrtümliche Ansicht vertreten, daß ein Kind nicht fähig sei, „ernsthaft“ zu lernen, bis es einige Jahre alt sei. Im Gegensatz dazu kommt die Ansicht der Bibel über die Lernfähigkeit kleiner Kinder gut in den Worten in 5. Mose 31:12 zum Ausdruck: „Versammle das Volk, die Männer und die Frauen und die Kleinen [hebräisch: taph, „diejenigen, die trippeln oder kleine Schritte machen“, Kleinkinder] ..., damit sie hören und damit sie lernen mögen.“

Hilfe zur Erweiterung des Wortschatzes

Es ist erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit sich der Wortschatz eines normalen Kindes erweitert. Beginnend mit zwei oder drei Wörtern im Alter von einem Jahr, beherrscht es im Alter von zwei Jahren zwischen fünfzig und zweihundert, mit drei Jahren schließlich neunhundert Wörter. Wie erklärt sich der große Sprung zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr? Wie man glaubt, ist das darauf zurückzuführen, daß das Kind eine neue Methode entdeckt: das Fragen. Das Zweijährige hat jetzt also ein System, mit dem es den gesamten Bereich der Sprache erforschen kann.

Da die Frage das Hauptwerkzeug des Kindes bildet, müssen die Eltern (und alle, die sich um Kinder kümmern) das bohrende „Warum?“ als wesentlich betrachten. Das Kind zu entmutigen ist gleichbedeutend mit einer Einschränkung der Wortschatzerweiterung und des logischen Denkens.

Abgesehen von deiner Reaktion auf Fragen, gibt es drei Möglichkeiten, die ersten Äußerungen des Kindes zu erwidern. Sie werden großen Einfluß auf die Fortschritte haben, die das Kind beim Sprechen macht.

Zur Veranschaulichung: Nehmen wir an, die kleine Susi geht nach draußen, findet eine „Blume“ und bringt sie zur Mama. Wie wird die Mama reagieren, wenn Susi sagt: „Schau, Mama, Blume.“?

Die negative Reaktion wäre: „Geh weg, Susi, ich habe zu tun. Schaff das Unkraut fort.“

Die neutrale Reaktion wäre: „Die ist schön, Susi.“

Die positive Reaktion dagegen könnte folgendermaßen aussehen: „Oh, Susi, das ist eine hübsche Blume. Schau, sie hat vier Blätter.“ Offensichtlich hat die Mutter in diesem Fall nicht nur auf die Begeisterung ihrer Tochter herzlich reagiert, sondern sie ging einen Schritt weiter und hat ihr ein neues Wort beigebracht — „Blätter“.

Auf diese Weise können Eltern Unterhaltungen mit ihren Kindern als Möglichkeit betrachten, ihrer „Verstandeswelt“ neue Bausteine — neue Wörter — hinzuzufügen. Man erreicht das am besten durch kurze Bemerkungen, indem man stets das wiederholt, was das Kind gesagt hat (wenn es im wesentlichen richtig ist), und dann nur eine Kleinigkeit hinzufügt.

Vergiß nicht, daß ein kleines Kind auch dann, wenn es etwas von sich gibt, was sich wie eine Äußerung anhört, oft vom Erwachsenen Hilfe erwartet — es stellt sozusagen die Frage: „Mache ich das richtig?“

Traurigerweise kann trotz beträchtlicher Bemühungen, dem Kind zu helfen, im Laufe der Zeit eine ernsthafte Sprachschwierigkeit dieser oder jener Art zutage treten. Was dann?

Extreme Reaktionen vermeiden

Obwohl das Gehör normal ist und man in einem bestimmten Alter eine Verzögerung des Fortschritts zugestehen kann, kann es sein, daß dein Kind nicht darangeht, Wörter zu bilden und sie miteinander zu verbinden. Was kann man dann tun? Die schlimmste Reaktion ist die, daß man in Panik gerät und in eines von zwei Extremen fällt.

Opfer des einen Extrems wird man, wenn man das Kind als eine Art „Mißgeburt“ betrachtet und sich selbst oder dem Kind in übertriebener Weise Vorwürfe macht. Welche Eltern würden nicht, wenn das Kind stürzt und sich ein Bein bricht, zum Arzt eilen, um es behandeln zu lassen? Wenn es dagegen gebrochen spricht, wird es als Fehler des Kindes angesehen und als etwas, was man übergehen oder dessen man sich schämen sollte, statt als etwas, was in Ordnung gebracht werden sollte.

Zugegeben, in vielen Fällen haben die häuslichen Verhältnisse zu einem Sprachfehler beigetragen, doch ist das um so mehr ein Grund, sowohl dem Kind als auch den Verhältnissen, die zu Hause herrschen, wirklich Aufmerksamkeit zu schenken. Sprachheilpädagogen können häufig einem kleinen Kind schnell helfen, ein Sprech- oder Sprachproblem zu lösen, wogegen sich das Problem, wenn man nichts unternimmt, derart tief einwurzeln kann, daß es praktisch nicht zu korrigieren ist.

Das andere Extrem ist die verzweifelte Bestürzung, die auf eine Weise zum Ausdruck kommt, daß sich das Kind als Ursache großer Besorgnis fühlt. Es erhält den Eindruck, daß es anders sprechen MUSS. Besonders bei Stotterern trägt diese zusätzliche Belastung dazu bei, daß sich ihre Gewohnheit noch stärker einprägta.

So wie das für Säuglinge bereits erwähnt wurde, sind auch in diesem Fall von seiten der Eltern Geduld und zartes Mitgefühl notwendig. Vermeide es, laufend zu korrigieren und zu nörgeln; versuche statt dessen, die Gedanken des kleinen Kindes von seinem Sprachproblem abzulenken. Häufig kann das Kind, wenn es von der Behinderung abgelenkt wird, normal sprechen.

Außerdem ist es wichtig, den älteren Geschwistern erkennen zu helfen, daß sie den Stotterer mit Mitgefühl behandeln sollten — ihn nicht immer unterbrechen, wenn er versucht zu sprechen, damit nicht Frustration und Ängstlichkeit entstehen.

Die christlichen Grundsätze über die Behandlung von Kindern, die die Bibel enthält, sind wirklich von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, jemand zu helfen, der einen Sprachfehler hat und demzufolge oft als „langsamer Lerner“ bezeichnet wird.

„Innige Zuneigung“, „Langmut“, „Milde“ und „Selbstbeherrschung“ — diese Eigenschaften können, wenn sie von den Eltern angewandt werden, viel dazu beitragen, das Problem zu erleichtern (1. Thess. 2:7, 8; Gal. 5:22, 23).

Sprich daher mit deinem Kind, schon im Säuglingsalter. Lies deinem Kind etwas vor, schon im Säuglingsalter. Mache es dir zur Gewohnheit, dein Kind zärtlich und liebevoll zu berühren, schon im Säuglingsalter. Es wird dem Kleinen bei der Sprachentwicklung helfen und auch auf seine Persönlichkeit und Lernfähigkeit einen guten Einfluß haben.

Wie wahrscheinlich kein anderes Werkzeug, wird die Fähigkeit des Kindes, deutlich zu sprechen und seine Gedanken, Bedürfnisse und Wünsche mitzuteilen, seinen persönlichen Erfolg, sein Selbstbewußtsein und Glück beeinflussen. Mache in der richtigen Weise zusammen mit deinem Kind von dem von Gott verliehenen Wunder der Sprache Gebrauch. Später wird dir dann dein Kind wahrscheinlich sagen, und zwar in Worten: „Danke schön, ich bin froh, daß du dich ständig um mich bemüht hast!“

[Fußnote]

a Siehe Erwachet!-Ausgabe vom 22. Oktober 1975, S. 19, „Hilfe für Stotterer“.

[Herausgestellter Text auf Seite 17]

„Bei allen Säuglingen treten in der Sprachentwicklung auffallend ähnliche Verhaltensweisen und Etappen auf.“

[Herausgestellter Text auf Seite 18]

Das wahrscheinlich Bemerkenswerteste ist: Kinder lernen das Sprechen, indem sie die Leute ihrer Umgebung nachahmen.

[Herausgestellter Text auf Seite 19]

„Auf Erscheinungen, die vielleicht nur eine vorübergehende Phase gewesen wären, wird manchmal so ,herumgeritten‘, daß sie bei dem Kind zu einer schlechten Gewohnheit erstarren.“

[Bild auf Seite 21]

Der Vater kann das Baby auch behutsam ermuntern, indem er öfter einfache Wörter wiederholt.

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