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  • Entwertet die Todesstrafe das menschliche Leben?
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Erwachet! 1977
g77 22. 10. S. 5-8

Entwertet die Todesstrafe das menschliche Leben?

Für etwas, was uns sehr wertvoll erscheint, zahlen wir gewöhnlich ohne weiteres einen hohen Preis. Dagegen sind wir nicht bereit, für etwas, was in unseren Augen wenig Wert hat, viel, wenn überhaupt etwas, zu geben. Das ist nur vernünftig.

Im allgemeinen hat man auch die Bestrafung von Verbrechen so betrachtet. Der Verbrecher soll für seine Tat je nach ihrer Schwere mit Geld oder mit Freiheitsentzug „bezahlen“. Das biblische Gesetz folgte diesem Grundsatz sehr genau. Danach mußte der Verbrecher für jeden tatsächlichen Schaden Ersatz leisten zuzüglich eines Strafzuschlags. Der Grundsatz der Wiedervergeltung betraf auch Mord. Gottes Gesetz forderte „Leben um Leben“ (5. Mose 19:21, Elberfelder Bibel).

Dieser Grundsatz wird in Verbindung mit dem Tötungsdelikt oft außer acht gelassen. Die Aufmerksamkeit verlagert sich dann von dem Leben des Opfers auf das des Mörders. Auch das Leben der Personen, die in der Zukunft das unschuldige Opfer werden könnten, wird ignoriert, während das Leben des schuldigen Mörders hoch bewertet wird. „Würde man ihn hinrichten“, sagen wohlmeinende Gegner der Todesstrafe, „so würde das menschliche Leben entwertet, man würde gegen die ,Heiligkeit des Lebens‘ verstoßen.“ Ist dieser Standpunkt vernünftig?

Wie bereits erwähnt, läßt der Preis, den wir für etwas zu zahlen bereit sind, erkennen, wie wertvoll uns die Sache ist. Sollte das Leben des unschuldigen Opfers eines Mörders nur soviel wert sein wie ein Gut, das jemand gestohlen oder beschädigt hat, und sollte der Mörder deshalb nur mit Freiheitsentzug bestraft werden? Offenbar meinen das viele. Aber der Lebengeber bewertet das Leben des unschuldigen Opfers so hoch, daß der Mörder seine Tat nur mit seinem eigenen Leben sühnen kann. „Wer irgend Menschenblut vergießt, dessen eigenes Blut wird durch [den] Menschen vergossen werden.“ Durch dieses von Gott stammende Gesetz wird das Leben nicht entwertet, sondern es setzt den höchstmöglichen Preis dafür fest, einen Preis, der nach Ansicht vieler dafür nicht bezahlt werden sollte (1. Mose 9:6).

Wird das Leben aber nicht gerade dadurch entwertet, daß Mord milde bestraft wird? Die Einseitigkeit dieser Auffassung wird deutlich, wenn man sieht, wie Personen, die diesen Standpunkt vertreten, über andere Fragen denken, bei denen es um Leben geht. Ist es konsequent, dagegen zu protestieren, daß ein paar hundert Mörder, die für schuldig befunden worden sind, hingerichtet werden, während gleichzeitig die Abtreibung propagiert und sogar legalisiert wird, was zur Folge hat, daß jährlich in der ganzen Welt schätzungsweise 50 Millionen unschuldige menschliche Feten durch Abtreibung getötet werden?

Oder ist es vernünftig, einerseits die Todesstrafe für Mörder zu bekämpfen, andererseits aber nichts Unrechtes darin zu sehen, wenn die Besten des Volkes in einem Krieg, der vielleicht wegen politischer Meinungsverschiedenheiten ausgebrochen ist, hingeschlachtet werden? Das Zentralkomitee des Ökumenischen Rates der Kirchen erklärte zum Beispiel, die Todesstrafe sei eine Verletzung der „Heiligkeit des Lebens“. Doch dieser Rat ließ afrikanischen Guerillagruppen, die aus politischen Gründen Menschen töteten, Tausende von Dollar zukommen.

Für viele Gegner der Todesstrafe ist die „Heiligkeit des Lebens“ offensichtlich nicht der eigentliche Grund, warum sie dagegen sind. Ist es vernünftig, den Argumenten von Personen, die, obschon sie es gut meinen mögen, so unterschiedliche Wertmaßstäbe haben, größere Beachtung zu schenken als dem, was Gott diesbezüglich sagt?

Ist es Mord?

Auch dramatisierte Ausdrücke wie „legalisierter Mord“ treffen nicht den Kern der Sache. „Mord“ ist ein juristischer Begriff für widerrechtliches Töten, genauso wie „Diebstahl“ widerrechtliches Ansichbringen fremden Eigentums bedeutet. Wenn ein Polizist die Schußwaffe eines Verbrechers beschlagnahmt, so ist das kein „Diebstahl“. Ebenso kann man eine rechtliche Hinrichtung nicht als „Mord“ deklarieren. In der Bibel wird der Unterschied zwischen Mord und Tötung klar herausgestellt.

Gottes Gesetz sah vor, daß jemand, der unabsichtlich tötete, nicht mit seinem Leben bezahlen mußte. Ein solcher Mensch war kein Mörder und wurde auch nicht hingerichtet, wenn er vor den Richtern seine Unschuld nachweisen konnte. Doch selbst unabsichtliche Totschläger gingen nicht straffrei aus, was deutlich zeigt, wie hoch Gott das Leben eines Unschuldigen bewertet. Der unabsichtliche Totschläger mußte in einer sogenannten Zufluchtsstadt bleiben, bis der amtierende Hohepriester starb. Er durfte die Stadt nicht vorher verlassen, sonst hätte er sein Leben gefährdet (4. Mose 35:6-32).

Aber hat denn der Staat das Recht, einen Verbrecher hinzurichten? Die Bibel zeigt, daß der höchste Gesetzgeber, Jehova, die „obrigkeitlichen Gewalten“ ermächtigt hat, als „Gottes Dienerin, ... eine Rächerin zur Kundgabe des Zorns an dem, der Schlechtes treibt“, zu amtieren. „Sie trägt“ daher „das Schwert nicht ohne Zweck“ (Röm. 13:1, 4; 1. Petr. 2:13, 14).

Der Apostel Paulus erkannte an, selbst als es um sein eigenes Leben ging, daß der Staat dieses Schwert „trägt“. Als er vor dem Statthalter Festus stand, weil man ihm zu Unrecht Taten vorgeworfen hatte, auf die die Todesstrafe stand, bestritt er nicht, daß die Regierung das Recht besaß, diese Strafe zu vollstrecken. Im Gegenteil, Paulus sagte: „Wenn ich einerseits wirklich ein Missetäter bin und etwas begangen habe, was den Tod verdient, so bitte ich mich nicht vom Tode los“ (Apg. 25:11).

Abschreckende Wirkung?

Schreckt die Todesstrafe Personen davon ab, einen Mord zu begehen? Der Schöpfer des Menschen, der sehr gut weiß, wie der Mensch denkt, bejaht diese Frage. Über einen falschen Zeugen, dessen Zeugnis den Tod des Beschuldigten zur Folge haben konnte, wird in dem Gesetz Gottes gesagt: „So sollt ihr dieselbe Strafe über ihn verhängen, die er über seinen Volksgenossen zu bringen gedachte ... Du sollst keinen Blick des Mitleids haben.“ Er sollte nach dem Grundsatz „Leben um Leben“ bestraft werden. Daß dieser Strafvollzug eine abschreckende Wirkung haben würde, wird in dem Gesetz wie folgt vermerkt: „Die Übrigen aber sollen es erfahren, damit sie in Furcht geraten“ (5. Mose 19:16-21, Menge-Bibel; 13:6-11).

Manch einer wird jetzt einwenden, es sei nicht bewiesen, daß die Todesstrafe eine abschreckende Wirkung habe. Man beachte jedoch: Angenommen, die Todesstrafe würde wenigstens ein paar potentielle Mörder abschrecken, doch man wendet sie nicht an, wer ist dann für den Tod ihrer unschuldigen Opfer verantwortlich? Wird dagegen die Todesstrafe vollzogen, verlieren nur die Mörder das Leben. Welches Leben hältst du für wertvoller, das eines Mörders oder das seines Opfers?

Sehr häufig kommt es vor, daß ein Mörder nicht davor zurückschreckt, erneut zu morden, sei es in der Strafanstalt, sei es außerhalb. „Der gängige Preis für einen Mord [innerhalb der Strafanstalt] sind zwei Stangen Zigaretten“, erklärte ein ehemaliger Insasse der Bundesstrafanstalt in Lewisburg (Pennsylvanien). In jener Strafanstalt sowie in anderen waren eine ganze Anzahl von Morden verübt worden. Warum hat das Leben dort einen so geringen Wert? Er sagte, die Mörder, die lange Freiheitsstrafen absitzen müßten, hätten „nichts zu verlieren“.

Auch „resozialisierte“ Mörder fahren fort, unschuldige Menschen umzubringen. Folgendes ist ein typischer Fall. „Der Mörder, der eine junge Frau umgebracht hatte und mit mehr als fünf Jahren Zuchthaus bestraft worden war, wurde wegen guter Führung 1973 bedingt entlassen“, berichtete die New York Times. „Nun ist er wegen eines ähnlichen Mordes — er brachte eine vielversprechende Schauspielerin um — zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt worden.“ Das zeigt deutlich, daß das Leben nicht durch die Todesstrafe, sondern durch ihr Verbot entwertet wird.

Verliert die Todesstrafe dadurch, daß das Gesetz parteiisch angewandt wird, das heißt zugunsten bestimmter Gruppen, ihren Wert? Wollte man so argumentieren, dann müßten alle Verbrecher freigelassen werden, weil es oft vorkommt, daß die einzelnen Richter für ein und dasselbe Delikt verschiedene Strafen aussprechen. Im Jahre 1971 erklärte jedoch ein farbiger Senator des Staates Illinois, ein Befürworter der Todesstrafe: „Mir ist klar, daß die Mehrzahl derer, die zum Tode verurteilt würden, Personen wären, die arm und schwarz und ohne Freunde sind. Aber es ist mir auch klar, daß die Mehrzahl ihrer Opfer arm und schwarz und ohne Freunde und tot sind.“

Die Tatsache, daß die menschlichen Richter heute so unterschiedliche Strafmaße festsetzen, läßt die Weisheit des biblischen Gesetzes noch deutlicher hervortreten, nach dem in jedem Fall ein Mörder „unweigerlich zu Tode gebracht werden“ mußte. Der Verbrecher, der beabsichtigte, einen Mord zu begehen, wußte stets genau, mit welcher Strafe er rechnen mußte; er konnte nicht hoffen, von einem „sanften“ Richter oder durch einen „Geständnis“-Handel eine geringere Strafe zu erhalten (4. Mose 35:16-21).

Natürlich sind die Christen nicht verpflichtet, das mosaische Gesetz zu halten. Und was bisher dargelegt worden ist, bedeutet nicht, daß einem reumütigen Mörder der Nutzen des Loskaufsopfers Christi vorenthalten würde. Solche Personen mögen zu den „Ungerechten“ zählen, die eine Auferstehung haben werden (Apg. 24:15; 1. Tim. 2:5, 6).

Auswirkung auf die menschliche Gesellschaft

Wie wirkt es sich auf die menschliche Gesellschaft aus, wenn der Staat dadurch, daß er die Mörder schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder freiläßt, sozusagen erklärt, ein Mord sei nichts Schlimmeres als ein Einbruchsdiebstahl oder ein anderes Verbrechen? Ein Gradmesser dafür ist der Anstieg der Verbrechensrate in den Vereinigten Staaten seit Mitte der 1960er Jahre, als die Todesstrafe abgeschafft wurde.

Wie aus der nebenstehenden Tabelle ersichtlich ist, blieb die Zahl der Mordtaten in den USA während mindestens 30 Jahren verhältnismäßig konstant. Doch was geschah, als die Todesstrafe nicht mehr vollstreckt wurde? Plötzlich schnellte die Zahl der Mordfälle (sowie der meisten anderen Verbrechen) in die Höhe — in nur zehn Jahren verdreifachte sie sich fast. Zweifellos spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Aber wer kann denn nachweisen, daß zwischen dem Anstieg der Verbrechen und der Abschaffung der Todesstrafe keine Beziehung besteht?

Wenn, wie viele behaupten, die menschliche Gesellschaft durch die Todesstrafe „verroht“, müßte sie durch die Abschaffung der Todesstrafe menschlicher werden. Wie kommt es aber, daß die Verrohung der amerikanischen Gesellschaft (gemessen an der Zahl der Gewaltverbrechen) plötzlich zu der Zeit, da die Todesstrafe nicht mehr vollstreckt wurde, einen Höchststand erreichte? Wodurch „verroht“ die menschliche Gesellschaft in Wirklichkeit — durch die Vollstreckung der Todesstrafe oder dadurch, daß das Leben des unschuldigen Opfers offenbar leichter wiegt als das seines Mörders?

Wie auf allen Gebieten, so rächt es sich auch auf diesem, daß die Menschheit die Grundsätze und die Weisheit, die in Gottes Wort zu finden sind, mißachtet. Die einfache, doch praktische Rechtsnorm der Bibel ‘macht die Weisheit der Welt zur Torheit’ und ‘beschämt die Weisen’ (1. Kor. 1:20, 27).

Dürfen wir erwarten, daß unter den gegenwärtigen Regierungssystemen jedem Gerechtigkeit widerfährt? Die Bibel zeigt, daß das nur unter Gottes Königreich und durch Jesus Christus, Gottes gerechten Regenten, möglich sein wird. Wenn er die Menschheit von dem gegenwärtigen ungerechten System befreien wird, wird er absolut gerecht vorgehen: „Mit Gerechtigkeit wird er die Geringen richten, und mit Geradheit wird er Zurechtweisung erteilen müssen zugunsten der Sanftmütigen der Erde. ... er [wird] den Bösen zu Tode bringen“ (Jes. 11:4).

[Übersicht auf Seite 8]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

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