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Erwachet! 1977
g77 22. 11. S. 13-16

Das Klavier — vielseitiges und ausdrucksvolles Instrument

WAS ist dein liebstes Musikinstrument? Es würde nicht überraschen, wenn du das Klavier nennen würdest. Allein in den Vereinigten Staaten spielen mehr als einundzwanzig Millionen Bürger dieses Instrument. Das ist auch kaum verwunderlich, da das Klavier viele Eigenschaften hat, die es sowohl für Amateure als auch für erfahrene Berufsmusiker zu einem idealen musikalischen Ausdrucksmittel machen.

Das Klavier hat mit seinen achtundachtzig Tönen den größten Tonumfang aller Standardinstrumente. Es hat höhere Töne als die Pikkoloflöte und tiefere als die Baßgeige. Aufgrund der besonderen Bauweise wird es dem Pianisten ermöglicht, Melodie und Begleitung gleichzeitig zu spielen. Bei einem Klavierduo können die beiden Pianisten bis zu vierundzwanzig Töne zur gleichen Zeit anschlagen. Das Klavier ist für viele verschiedene musikalische Stilrichtungen und zusammen mit fast allen Instrumentenkombinationen verwendbar. Dennoch kann der Anfänger ziemlich schnell einfache Stücke spielen, die ganz annehmbar klingen. Zweifellos gehörst du zu den Millionen von Leuten, denen es Freude bereitet, Klaviermusik zu hören, oder die vielleicht selbst gern Klavier spielen.

Hast du dich schon einmal bei all deiner Begeisterung für die Klaviermusik gefragt, was im Innern dieses großen hölzernen Kastens vor sich geht — wodurch die lieblich klingenden Töne erzeugt werden, wenn der Pianist die weißen und schwarzen Tasten der langen Tastatur anschlägt? Wie ist das Klavier entstanden?

Das Klavier ist, von der Musikgeschichte aus betrachtet, eine ziemlich neue Entwicklung. Obwohl es Berichte über Tasteninstrumente gibt, die aus der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts datieren, tauchte das erste echte Klavier erst um 1700 auf. Es war eine Erfindung von Bartolomeo Cristofori, einem Cembalohersteller in Florenz (Italien). Damals war das Cembalo das beliebteste Tasteninstrument, doch hatte es den Nachteil, daß man praktisch nur Töne gleicher Lautstärke erzeugen konnte, da die Saiten lediglich gezupft wurden. Man schaffte Abwechslung, indem man zusätzlich verschiedene Gruppen von Saiten einbaute, doch konnte der Spieler durch unterschiedliche Anschlagkraft die Lautstärke nicht merklich beeinflussen. Cristofori verwendete bei seiner Erfindung kleine Hämmerchen, die die Saiten nicht zupften, sondern anschlugen. Durch diese Neuerung wurde es dem Spieler ermöglicht, durch die Anschlagkraft die Klangfülle jedes einzelnen Tons zu bestimmen. Er konnte bestimmte Noten betonen und hatte den gesamten Lautstärkebereich zwischen piano (leise) und forte (laut) zur Verfügung. Die Bezeichnung des neuen Instruments lautete gravicembalo col piano e forte („Cembalo mit leise und laut„) und wurde später zu „Pianoforte“ und schließlich zu „Piano“ (deutsch: Klavier) vereinfacht.

Trotz der vielen Änderungen, die das Klavier in den darauffolgenden Jahren erfuhr, hatte Cristoforis Instrument bereits die wesentlichen Merkmale des modernen Klaviers: Drahtsaiten, Hämmerchen, Tasten, Dämpfer (kleine Polsterchen, die an der Saite anliegen, um die Schwingung zu unterbinden, sobald die Taste ausgelassen wird) und die Auslösemechanik, die so eingerichtet ist, daß das Hämmerchen wieder von der Saite zurückfällt, obwohl die Taste noch gedrückt ist. Allerdings hatte Cristofori mit seinem Klavier in Italien wenig Erfolg. Deshalb kehrte er wieder zur Cembaloherstellung zurück und überließ anderen die Weiterentwicklung des neuen Instruments.

In der Folgezeit kamen die meisten wichtigen Beiträge zur Weiterentwicklung des Klaviers von Deutschen, die in Deutschland, Österreich, England und Amerika lebten. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts machte sich Gottfried Silbermann aus Freiberg im Osten Deutschlands mit Cristoforis Konstruktion vertraut und fing an, Klaviere zu bauen. Später begann sein Schüler Johann A. Stein mit dem Klavierbau in Augsburg.

Freilich mußte man Musiker für das Instrument gewinnen und dazu bewegen, Klaviermusik zu schreiben, damit die Entwicklung des Klaviers anhielt. Der große Komponist Johann Sebastian Bach soll angeblich Silbermann-Klaviere gespielt haben, doch wurde dadurch nie seine Phantasie beflügelt. Zwei Söhne Bachs, Carl Philipp Emanuel und Johann Christian, leisteten bedeutende Beiträge, die dem Klavier zu zunehmender Anerkennung verhalfen. C. P. E. Bach schrieb die Abhandlung Versuch über die wahre Art, das Klavier zu spielen, die erste zuverlässige Klavierschule, sowie 210 Kompositionen für Tasteninstrumente. Seinem jüngsten Bruder, Johann Christian, wird die erste öffentliche Klavierdarbietung zugeschrieben (1777 in London). Der erste Komponist, der ausschließlich Klavierstücke schrieb, war Muzio Clementi, der 1773 drei Sonaten herausbrachte.

Es blieb aber einem anderen vorbehalten, der berühmteste Klavierkomponist seiner Tage zu werden und die Klaviermusik mehr als irgendein anderer Komponist des achtzehnten Jahrhunderts zu fördern: Wolfgang Amadeus Mozart. Sein erstes Klavierkonzert schrieb er mit elf Jahren, und später komponierte er noch viele weitere. Er bevorzugte die Klaviere von deutschen und Wiener Herstellern, besonders die von Johann A. Stein. Diese Klaviere erreichten den Höhepunkt ihrer Entwicklung gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Sie hatten einen sehr ausgewogenen Tonumfang, weder die Bässe noch der Diskant waren zu laut. Diese Instrumente erzeugten schöne singende Töne, doch fehlte ihnen die Lautstärke, die wir von den heutigen Klavieren gewohnt sind. Viele meinen, daß Mozarts Kompositionen immer noch am besten klingen, wenn man sie auf dieser Art Klavier spielt.

Das Klavier kommt zur Geltung

In dieser Zeit entwickelte sich in England eine andere Art des Klavierbaus, angeführt von der Broadwood Company. Ihre Klaviere waren größer, hatten stabilere Saiten und konnten daher größere Lautstärke erzeugen. Diese Art Klaviere wiesen in die Richtung, die der Klavierbau Anfang des neunzehnten Jahrhunderts einschlagen würde. Je mehr Klavier gespielt wurde und Klavierstücke komponiert wurden, um so größer wurden die Anforderungen an das Instrument.

Ludwig van Beethoven, der 1792 im Alter von zweiundzwanzig Jahren bei einem Konzert in Wien auftrat, hatte eine enorme Technik und war auch für seine Ausdruckstiefe und seine kraftvolle Spielweise bekannt. Seine Musik war echte Klaviermusik. Ein Großteil der Stücke, die vor Beethoven komponiert wurden, konnte auf den meisten Tasteninstrumenten gespielt werden und wurde oft als Musik „für Cembalo oder Klavier“ bezeichnet. Über Beethovens Musik bestand kein Zweifel. Es war Klaviermusik, und sie forderte vom Spieler und vom Instrument das Letzte, und das war oft mehr, als die damaligen Klaviere leisten konnten. Wie man von Beethoven erzählt, schlug er die Noten so heftig an, daß während des Konzerts Tasten, Hämmerchen und Saiten ihren Geist aufgaben.

In dem Bemühen, den ständig wachsenden Anforderungen an die Pianisten gerecht zu werden, bauten die Klavierhersteller größere und schwerere Rahmen, um die erforderliche Spannung der Saiten aufzufangen. Die wahre Lösung des Problems war der in einem Stück gegossene Eisenrahmen. Im Jahre 1825 verwirklichte Alpheus Babcock, ein amerikanischer Handwerker, diese Idee beim Tafelklavier (ähnelt dem Cembalo). Bei den großen Klavieren von Jonas Chickering (Boston) wurde dieses Prinzip ebenfalls angewandt. Später wurde es von der New Yorker Firma Steinway & Sons verbessert, deren Rahmen 1855 entwickelt wurden und bis zum heutigen Tag das Muster aller erfolgreichen Klaviere bilden. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich das Klavier zu dem Instrument entwickelt, das wir heute kennen, obwohl immer noch viele Verfeinerungen vorgenommen werden.

Wie im Klavier die Töne entstehen

Was siehst du, wenn du einen Blick in einen Flügel wirfst? Dir fällt ein großer gegossener Eisenrahmen auf, der mit Goldbronze bestrichen ist. In dem Rahmen sind ungefähr 240 Stahlsaiten unterschiedlicher Länge und Stärke gespannt, die kürzesten und dünnsten für den Diskant am rechten Ende und die längsten und stärksten — die Baßsaiten — am linken Ende. Die Baßsaiten sind mit einem zusätzlichen Draht umwickelt, damit sie schwerer sind und langsamer schwingen. Die Saiten sind an der gebogenen Seite des Rahmens in Stifte eingehängt, und an der Vorderseite des Klaviers, direkt vor dem Spieler, sind sie an Wirbeln befestigt. Diese Stifte sitzen in Öffnungen, die sich im Rahmen befinden und in einem sehr harten hölzernen „Stimmstock“ enden. Der Stimmstock wird aus Felsenahorn oder einem anderen Hartholz hergestellt. Die Stifte sitzen sehr fest, damit sie sich nicht verdrehen können. Die Saiten üben auf den Rahmen einen Zug von fast 20 000 kp aus.

Damit das Instrument Töne erzeugt, müssen die Saiten in Schwingungen versetzt werden. Das wird durch die Mechanik bewerkstelligt. Der einzige Teil der Mechanik, den wir normalerweise sehen, ist die Tastatur; doch wenn eine Taste angeschlagen wird, wird ein fein abgestimmter Mechanismus in Bewegung gesetzt, der ein kleines, mit Filz überzogenes Hämmerchen gegen eine Saite schlägt. Der Hammer ist mit der Saite nur eine Hundertstelsekunde lang in Berührung; er fällt sofort wieder in die Ausgangslage zurück, für einen neuen Anschlag bereit. Jeden dieser achtundachtzig kleinen Mechanismen, die ein Klavier hat, bezeichnet man als „Repetitionsmechanik“. Die gesamte Mechanik umfaßt mehr als 8 000 Einzelteile. Durch die einzelnen Tasten werden auch die „Dämpfer“ betätigt, mit Filz beklebte Holzklötzchen, die auf den Saiten ruhen. Beim Drücken der Taste wird der Dämpfer angehoben, so daß die Saite so lange frei schwingen kann, wie die Taste gedrückt wird. Läßt man die Taste los, fällt der Dämpfer wieder in die Ausgangslage zurück und unterbindet die Schwingungen der Saite.

Man kann auch alle Dämpfer gleichzeitig anheben, indem man den rechten Fußhebel, das „Forte“-Pedal, betätigt. Die meisten Töne werden durch drei gleich abgestimmte Saiten erzeugt, die gleichzeitig von einem Hammer angeschlagen werden; die tieferen Noten haben lediglich zwei Saiten oder eine Saite. Der linke Fußhebel heißt „Piano“-Pedal. Er verschiebt die gesamte Mechanik nach einer Seite, so daß jeder Hammer weniger Saiten anschlägt, damit der Klang leiser ist.

Allerdings genügt es nicht, nur durch die Mechanik Saiten in Bewegung zu setzen, da die Schwingungen der dünnen Metallsaiten so schwache Schallwellen erzeugen, daß der Schall kaum hörbar ist. Deshalb hat das Klavier, wie alle Saiteninstrumente, einen „Resonanzboden“. Der Resonanzboden besteht aus einer dünnen Holzplatte, die sich über die gesamte Unterseite des Flügels (bei Kleinklavieren über die Rückseite) erstreckt. Jede Saite verläuft über einen Holzsteg, der am Resonanzboden angeklebt ist, damit die Schwingungen von der Saite auf den Resonanzboden übertragen werden. Die Schwingungen erregen diesen Klangsteg und setzen den Resonanzboden in Bewegung. Die schöne Klangfülle, die man vernimmt, ist auf die Verstärkung der Schallwellenschwingungen zurückzuführen, die durch den Resonanzboden bewirkt wird.

Die Klavierbauer gestalten das Klavier so, daß es nicht nur dem Ohr, sondern auch dem Auge gefällt, indem sie das Instrument in einen gefälligen Kasten einbauen, der als zusätzlicher Resonanzboden dient. Viele Klaviere haben hübsche Furniere aus Mahagoni, Walnuß oder anderen vorzüglichen Hölzern. Einige Pianisten bevorzugen die schlichte Eleganz des schwarzen Ebenholzes. Ein modernes Klavier besteht aus mehr als 12 000 Teilen. Es ist ein Wunder der Technik und der Konstruktion sowie das Ergebnis einer 250jährigen fortlaufenden Entwicklung. Demzufolge erzeugt dieses Instrument eine herrliche Klangfülle. Kein Wunder, daß Komponisten von den anscheinend grenzenlosen musikalischen Möglichkeiten fasziniert waren und sind und daß die Pianisten niemals müde werden, dieses Instrument zu spielen.

Wir können dem Schöpfer des Menschen dafür dankbar sein, daß er ihn mit den Fähigkeiten des Verstandes und des Herzens versah, die es ihm ermöglichen, die schönsten musikalischen Schöpfungen hervorzubringen und damit sich und andere zu erfreuen. Ihm haben wir auch die Erfindungsgabe zu verdanken, durch die Instrumente wie das Klavier ausgedacht und gebaut werden können.

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