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Erwachet! 1978
g78 22. 5. S. 24-27

Viel mehr als nur ein Fußbodenbelag

Vom „Awake!“-Korrespondenten in der Türkei

DER eine sieht in ihnen Staubfänger, ein notwendiges Übel in der Wohnung. Sie sauberzuhalten ist mühsam, und wenn sie abgetreten sind, muß man viel Geld ausgeben, um sie zu ersetzen.

Für den anderen sind sie ein kostbares Gut. Viele davon sind in berühmten Museen der Welt ausgestellt. In den kleinen Häusern Persiens und Anatoliens sind sie die einzigen Einrichtungsgegenstände.

Wovon sprechen wir? Von handgefertigten Orientteppichen. Diese Kunstwerke sind mehr als nur ein Fußbodenbelag. Seit Jahrhunderten sind sie Träger der Kunst und des Reichtums der orientalischen Völker.

Die Anfänge der Teppichkunst verlieren sich im Dunkel der Vergangenheit. Auf assyrischen Steinreliefs aus dem 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung sieht man Teppiche mit vierblättrigen Motiven und anderen Mustern. Beim Öffnen von Königsgräbern aus dem 5. bis 3. Jahrhundert v. u. Z. in Südsibirien fand man einen feingeknüpften Teppich, der heute als der älteste Teppich der Welt gilt.

Die Herstellung eines Teppichs

Wie werden Orientteppiche gefertigt? Das Knüpfen erfolgt an einem rechteckigen Rahmen. Die senkrecht verlaufenden Fäden nennt man „Kettfäden“. Die sie kreuzenden Querfäden heißen „Schußfäden“.

Aber bei Orientteppichen kommt noch ein weiteres wichtiges Element hinzu, das für die Vielfalt an Farben und Mustern verantwortlich ist. Um die Muster zu erzeugen, werden (etwa 4 Zentimeter lange) bunte Wollfäden derart um zwei Kettfäden geknüpft, daß die beiden Enden an die Vorderseite des Teppichs zu liegen kommen. An einem Teppich können auch zwei oder mehr Personen gleichzeitig arbeiten.

Im Orient werden zwei Knotenarten verwendet: der Gördesknoten, auch türkischer Knoten genannt, und der Sinneh- oder Perserknoten. Beim Gördesknoten wird das linke Ende des kurzen farbigen Wollfadens links um den linken und das rechte Ende rechts um den rechten zweier Kettfäden geschlungen. Die beiden Garnenden, den Flor, läßt man zwischen den beiden Kettfäden hervorkommen. Der Sinnehknoten entsteht, wenn man die florbildenden Fäden um einen Kettfaden führt und die Verlängerung des Fadens um den nächsten Kettfaden schlingt, so daß der Flor zwischen jeder Kettreihe sichtbar wird.

In dem Buch Orientteppiche in Farben wird berichtet, daß eine Teppichknüpferin in der Stunde gewöhnlich 800 bis 1 000 Knoten knüpft — alle drei bis vier Sekunden einen Knoten. „Ein tüchtiger Weber“, heißt es in dem erwähnten Buch, „kann je nach Dichte der Knoten und dem Charakter des Materials an einem Tag 6 000—10 000 Knoten knüpfen. Der Knüpfer, der in einer Werkstatt arbeitet, kann normalerweise etwas mehr schaffen: bis zu 14 000 Knoten pro Tag.“

Nach jeder Knotenreihe werden zwei oder drei Schußfäden eingezogen und mit einem schweren Kamm niedergedrückt. Dadurch werden die Knoten gestrafft und zusammengepreßt, und die Fadenenden kommen aufrecht zu stehen. Später werden die Enden der Knüpffäden (Flor) auf eine gleichmäßige Länge gebracht, das heißt, der Teppich wird geschoren.

Komplizierte Muster

Orientteppiche weisen viele komplizierte Muster auf. Im Jahre 1905 hat man in der Alâeddin-Moschee in Konya (Inneranatolien) Teppiche aus der Zeit, als die Seldschuken die Türkei beherrschten (11. Jahrhundert u. Z.), entdeckt. Ihre Grundfarbe ist dunkelblau oder rot. Die häufig wiederholten geometrischen Muster haben dieselben Farben, nur in helleren Tönen. Sie weisen Achtecke mit hakenartigen Ecken, achtstrahlige Sterne und noch weit kompliziertere Muster auf.

Bei manchen Teppichen ist das Mittelfeld (Fond) in kleine Quadrate oder Sechsecke eingeteilt, in denen Tierfiguren zu sehen sind. Es gibt auch Orientteppiche, auf denen kämpfende Tiere dargestellt sind. Einige Teppiche sind ziemlich groß. Zum Beispiel gibt es einen, der 15 Quadratmeter mißt und der pro Quadratmeter rund 84 000 Gördesknoten aufweist. Besonders interessant sind die Bordüren dieser Teppiche. Oft sind sie in einem Muster geknüpft, das sich an die kufische Schrift anlehnt.

Es folgten dann die „osmanischen“ Teppiche. Sie wurden in der Zeit verfertigt, als die Osmanen ganz Inneranatolien beherrschten. Einige dieser Teppiche werden „Holbeinteppiche“ genannt, weil sie auf Gemälden von Hans Holbein (16. Jahrhundert) zu sehen sind. Diese Teppiche haben eine sehr hohe Knotenzahl, 100 000 bis 150 000 Knoten je Quadratmeter.

Ein weiteres Beispiel der orientalischen Teppichkunst sind die Uschakteppiche. Die Encyclopædia Britannica (Macropædia 1976) schreibt, daß diese Teppiche auf sattrotem Innenfeld ein zentrales Sternmedaillon in Gold, Gelb und Dunkelblau zeigen. Viele weisen auch Eckmedaillons auf, deren Muster ähnlich ist wie das des Zentralmedaillons. Weitere Teppichmotive, die ein durchlaufendes Muster bilden — gelegentlich kommen noch Eckmedaillons dazu —, sind geäderte Blätter, Ranken und Blumen wie Tulpen und Rosen.

Für viele ist das Muster auf den „Gebetsteppichen“ von besonderem Interesse. Wenn der Moslem betet, muß er sich ostwärts wenden — gegen seine heilige Stadt, Mekka. Der Gebetsteppich weist daher ein Muster auf, das einer Pfeilspitze gleicht. Wenn der Teppich hingelegt wird, muß dieser „Pfeil“ gegen Mekka gerichtet sein.

Die Pflege eines Orientteppichs

Wie soll man diese wertvollen Teppiche pflegen? Am besten ist es, man klopft sie, wie man das früher mit allen Teppichen getan hat. Man darf sie aber nur leicht auf der Rückseite klopfen, um Staub und Sand aus den Knoten zu entfernen. Zu diesem Zweck sollte man einen regelrechten Teppichklopfer benutzen. Leichtes Klopfen strafft auch die Knoten und verleiht der Oberfläche wieder das ursprüngliche Aussehen. Wenn ein Teppich sehr groß und schwierig zu klopfen ist, kann man ihn auch gründlich staubsaugen.

Außerdem kann man einen Orientteppich mit milder reiner Seife waschen. Er sollte an einem hellen luftigen Ort — aber nicht direkt in der heißen Sonne — getrocknet werden. Auch muß der Teppich zum Trocknen flach hingelegt werden, sonst verzieht er sich, und es entstehen Falten. Außerdem wird von einigen empfohlen, Teppiche mit der Vorderseite nach unten auf Schnee zu legen und dann leicht zu klopfen. Das soll für Farben und Fasern nützlich sein.

Orientteppiche haben eine lange Tradition bester Herstellungstechnik. Wer etwas über ihre Geschichte und ihre Fertigung weiß, erkennt ohne weiteres an, daß sie viel mehr sind als nur ein Fußbodenbelag.

[Bilder auf Seite 25]

Gördesknoten (türkischer Knoten)

Sinnehknoten (Perserknoten)

Handgewebter türkischer Teppich

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