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Erwachet! 1979
g79 8. 5. S. 20-22

Japanische Gärten sind ganz anders

Vom „Awake“-Korrespondenten in Japan

BESTEHT dein Ziergarten aus einer gepflegten Rasenfläche, umsäumt von Blumenbeeten, auf denen im Frühling Schneeglöckchen, Krokusse oder Tulpen blühen und im Sommer Rosen? Dann wohnst du wahrscheinlich in einem westlichen Land, wo die Ziergärten meist aus Rabatten bestehen, auf denen der Jahreszeit entsprechende Blumen prangen. In Japan dagegen sind die Gärten gewöhnlich ganz anders.

Was würdest du von einem Garten halten, in dem nur Steine und Sand zu sehen wären? In Kioto gibt es einen solchen Garten. Es ist der berühmte Rioandschigarten, ein sogenannt „trockener“ Garten, der bei uns in Japan Karesansui heißt. Dieser Ausdruck bedeutet „trockene Landschaft“. Die „Berge“ dieser Landschaft werden durch fünfzehn Steine von verschiedener Form und Größe versinnbildet. Sie sind im „Wasser“, das durch geharkten weißen Sand dargestellt wird, in einer ganz bestimmten Weise angeordnet. In diesem Garten sieht man weder Blumen noch andere Pflanzen. Diese Form des japanischen Gartens ist vom Zen-Buddhismus beeinflußt, der Nachdruck auf abstraktes Denken und raffinierteste Einfachheit legt.

Der „trockene“ oder Steingarten ist nur e i n e Form des japanischen Gartens. Eine andere ist der Moosgarten, wie zum Beispiel der in Saihodschi in Kioto, wo fünfzig verschiedene Moosarten einen samtweichen Teppich unter alten Bäumen bilden. Es gibt viele weitere schöne Gärten mit Teichen und Bächen, Steinbrücken und Steinlaternen, Nadelbäumen und blühenden Sträuchern.

Geschichte der Gartenkunst

Den ältesten Bericht über japanische Gärten enthält die aus dem 8. Jahrhundert u. Z. stammende Nihongi (Chronik Japans). Darin wird berichtet, daß im Jahre 612 im südlichen Hof des Palastes der Kaiserin Suiko eine Brücke und ein künstlicher Hügel errichtet wurden. Das sind wahrscheinlich die Anfänge der Kunst, die wir heute als Landschaftsbau kennen.

Von 1185 bis 1868 (in diesem Jahr leitete Kaiser Meidschi eine Erneuerung des Landes in die Wege) wurde Japan von Schogunen, kaiserlichen Feldherren, regiert. Obschon sich die Schogunen blutige Schlachten lieferten, interessierten sie sich dennoch für die Kunst des Gartenbaus. In einigen Gärten wurden so große Teiche und Bäche angelegt, daß die Gäste Bootsfahrten unternehmen und den Garten von verschiedenen günstigen Stellen aus bewundern konnten. Einige dieser sehr schönen Gärten sind bis heute erhalten geblieben.

Ein Beispiel ist der Garten des berühmten Kinkakudschi des Goldenen Pavillons, in Kioto. Er wurde 1397 von Joschimitsu, dem dritten Aschikaga-Schogun, angelegt. Der Pavillon brannte 1950 ab, wurde aber danach wieder aufgebaut. Der Teich und der ihn umgebende Garten erinnern an das glanzvolle Leben, das die damals herrschende Klasse führte.

Diese alten japanischen Gärten sind erhalten geblieben, weil ihre wichtigsten Bestandteile Steine, Sand und Steinornamente sind. Bäume werden alt, Bambuszäune und Strohdächer verfallen, aber Steine in Form von Steinbrücken, Steinlaternen, Wasserbecken und Trittsteinen auf den zum Teehaus führenden Wegen bleiben erhalten.

Hausgärten auf kleinstem Raum

Über die Gärten des einfachen Volkes in alter Zeit ist wenig bekannt, doch wir wissen, daß die Japaner schon immer eine tiefe Liebe zur Natur hatten. Ihre Vorfahren, die dem Schintoismus anhingen, verehrten Berge, Bäume, Flüsse und Seen sowie die Sonnengöttin. Sogar heute kann man noch ganz alte Bäume sehen, um deren Stamm ein Strohseil gewickelt ist, was andeutet, daß der betreffende Baum als heilig angesehen wurde.

In der Neuzeit legen sich die Japaner Gärten auf allerkleinstem Raum an. Es können einige wenige sorgfältig angeordnete Steine sein, ein schiefgewachsener Nadelbaum und ein kleiner Strauch. Doch was machen die Leute, die in eines der vielen Hochhäuser gezogen sind? Wie können sie die Freuden eines eigenen Gartens genießen? Hier kommt nun die Miniaturisierung ins Bild.

Kannst du dir auf einem 50 × 30 Zentimeter großen Brett eine Landschaft mit Bergen und dem Meer vorstellen? Das nennt man bonkei, was „Miniaturlandschaft auf einem Brett“ bedeutet. Eine solche Landschaft wird dargestellt mit einem kleinen, etwa 10 Zentimeter hohen Stein, der die Form eines Berges hat und zu einer zerklüfteten Küste an einem mit Inseln übersäten Meer mit weißen Wellenkämmen abfällt. Man sieht sogar Boote darauf und Fischer, die mit haarfeinen Leinen fischen. Oder auf einem solchen Brett mag der schneebedeckte Fudschijama dargestellt sein, an dessen Fuß sich ein kleines strohgedecktes Häuschen mit winzigen Schiebetüren schmiegt. Ferner gibt es Darstellungen von einem Garten mit Laternen, Sträuchern und Bäumen, die nicht höher sind als drei Zentimeter. In solchen Miniaturgärten bestehen Meer, Flüsse und Teiche aus Sand. Sie wirken aber so realistisch, daß der Hochhausbewohner sogar im Hausflur das Gefühl hat, aufs Meer zu schauen oder den Blick auf eine idyllische Landschaft zu genießen.

Bonsai ist eine weitere Kunst, in der die Japaner Meister sind. Unter bonsai versteht man Bäume und Sträucher, deren Zwergwuchs durch sorgfältiges Beschneiden der Zweige und Wurzeln erreicht wird. In einer Schale — so klein, daß sie in eine menschliche Hand paßt — mag ein kleines Ahornwäldchen stehen. Oder eine bizarr gewachsene 50 Zentimeter hohe Kiefer kann ein Alter von 150 Jahren haben. Diese Zwergbäume und -sträucher werden vielfach als kostbarer Familienbesitz von einer Generation auf die andere vererbt.

Ein Besuch im Gioengarten

Aber warum nicht einmal im November mit uns den viel größeren Gioengarten in Schindschuku besuchen? Dieser über 50 Hektar große Park liegt in einer der verkehrsreichsten Gegenden Tokios. Vom Schindschuku-Bahnhof aus erreicht man ihn zu Fuß in 15 Minuten. In seiner Nachbarschaft stehen einige der höchsten Wolkenkratzer Tokios, in denen sich große Kaufhäuser und unterirdische Einkaufszentren befinden. Wie überrascht ist man beim Betreten des Gioenparks, große grüne Rasenflächen, Hunderte von Bäumen, Sträuchern und Rosenbeeten zu sehen! Der französische Gartenbauarchitekt Henri Martinet ist der Schöpfer des in westlichem Stil angelegten Teils des Gartens. Hier stehen Tulpenbäume, Platanen, Magnolien und prächtige Himalajazedern. Diese Zedern sind zum Teil 50 bis 60 Meter hoch, und ihre ausladenden Äste spenden den vielen Besuchern, die den Park besichtigen oder mit Angehörigen und Freunden auf den großen Rasenflächen Erholung suchen, Schatten.

Wir setzen unseren Rundgang fort und kommen zu einem kleinen Teich mit einer Brücke, die zu einer Insel führt. Die Steinlaterne in der Mitte der Insel verrät, daß wir den in westlichem Stil angelegten Teil des Gartens verlassen haben und uns nun in dem Teil befinden, der in charakteristisch japanischem Stil gehalten ist.

Neben dem Teich steht eine offene Hütte mit Dach und Wänden, die aus Bambus geflochten sind. Mit ihrer purpurfarbenen Verzierung eignet sich diese Hütte vorzüglich als Ort für eine Chrysanthemenschau. Und welch wundervolle Pflanzen hier zu sehen sind! Die Pflanzen sind so gezogen, daß sie kuppelförmig aussehen, und über 350 wunderschöne gelbe Blüten kommen aus dem Hauptstengel. Auf unserem Spaziergang sehen wir noch weitere ähnliche Schaubeete mit weißen sowie hell- und dunkelroten Blumen. Es ist ein Wunder, daß eine einzige Pflanze so viele Blüten hervorbringen kann. Nun macht der Weg eine Biegung; dahinter kommen wir zu weiteren Hütten, und in jeder ist eine andere Varietät dieser Blumen ausgestellt. Einige Pflanzen haben Hunderte von kleinen Blüten, die wie Kaskaden etwa zwei Meter herabfallen, während andere nur etwa 30 bis 40 Zentimeter hoch sind und durch ihre zarten Farben — blaßrosa, gelb und weiß — außerordentlich zierlich wirken. Nun gibt es etwas ganz anderes zu bewundern: je eine einzelne prachtvolle Blüte auf einem Stengel. Jede dieser Zentralblüten ist ungefähr so groß wie eine Untertasse; die einen haben breite, spiralig aufgerollte Blütenblätter, die anderen ganz feine, spinnwebartige. Auf den Rabatten im Freien blühen Blumen in den verschiedensten Farben. In diesem Park hat man schon über 800 verschiedene blühende Pflanzen gezogen — ein Beweis für die Kunst der japanischen Gärtner.

Während wir über eine Bogenbrücke gehen, bemerken wir, daß sich das Wasser im Teich zu kräuseln beginnt. Hier tummeln sich Fische — rot-, goldgelb-, schwarz- und silberngesprenkelte Karpfen. Einige sind etwa 50 Zentimeter lang. Wenn die Karpfen menschliche Stimmen hören, kommen sie an die Oberfläche — auch eine neugierige Schildkröte schließt sich ihnen an — und erwarten, daß die Besucher sie füttern. Kein Wunder, daß diese Fische lange leben! Einige sollen über 16 Jahre alt sein.

Der Rundgang im Gioenpark hat uns gefallen, vor allem deshalb, weil wir die Schönheit eines westlichen Gartens mit der Schönheit eines japanischen Gartens vergleichen konnten. Die Anlage solcher Gärten ist nur möglich, weil unser Schöpfer so viel für uns getan hat. Er hat uns mit einem Schönheitssinn ausgestattet und hat unzählige verschiedene Pflanzen geschaffen, die ihren Teil zur Befriedigung unseres Schönheitssinnes beitragen.

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