Was ist der Tod?
LANGE Zeit wurde der Tod von vielen einfach als der Übergang von einer Form des Lebens in eine andere angesehen. Gemäß dieser Ansicht wird die Seele beim Tod vom Körper befreit und lebt woanders weiter. Geschieht das jedoch wirklich?
Bevor wir diese Frage behandeln, wollen wir zunächst einiges untersuchen, was man über den Tod gelernt hat. Der Tod tritt nicht auf einmal ein; es handelt sich dabei um einen Vorgang, bei dem man zwei verschiedene Stadien unterscheidet.
Der klinische Tod
„Unter klin[ischem] T[od] versteht man den Status in einer Zeitspanne von etwa drei Minuten nach einem Herz- und Atemstillstand“, erklärt Meyers Enzyklopädisches Lexikon. Es gibt Tausende von Personen, die einmal klinisch tot waren, aber jetzt lebendig und gesund sind. Durch Ertrinken, einen Herzanfall oder einen elektrischen Schlag hatten Herz und Lunge aufgehört zu arbeiten. Doch jemand, der zufällig anwesend war, konnte einen Sterbenden wiederbeleben. Wie?
Durch eine erfolgreiche Anwendung der Herz-Lungen-Wiederbelebunga. Wenn Herzschlag und Atmung länger als vier bis sechs Minuten aussetzen, ist es gewöhnlich zu spät, jemandem zu einem sinnvollen Leben zurückzuverhelfen. Das Gehirn ist dann bereits geschädigt, weil die Sauerstoffzufuhr zu lange unterbrochen war. Wie ist es denn möglich, magst du fragen, daß sich Menschen, die stundenlang klinisch tot waren, manchmal wieder völlig erholen?
Dafür ist das plötzliche Absinken ihrer Körpertemperatur zum Zeitpunkt ihres „Todes“ verantwortlich. Dr. Brian Pickering, der (die im vorigen Artikel erwähnte) Jean Jawbone wiederbelebte, erklärt: „Sie hat viel Glück gehabt. Bei der extremen Kälte ist das Gehirn eingefroren, und dadurch wurden Schädigungen verhindert.“ Auch Personen, die in eiskaltem Wasser „ertrunken“ waren, sind erfolgreich wiederbelebt worden, nachdem sie ziemlich lange „tot“ waren.
Einblick in den Tod?
Heute erfreuen sich buchstäblich Tausende, die einmal klinisch tot waren, guter Gesundheit. Haben sie durch ihr Erlebnis einen Einblick in den Tod erhalten? Können sie sich an etwas erinnern?
Viele sagen, daß sie sich tatsächlich an etwas erinnern können. Ärzte haben eine ganze Anzahl solcher Personen interviewt, und in letzter Zeit sind mehrere Bücher erschienen, die sich auf die Berichte stützen, die sie erzählt haben. Zeitungen haben die Feststellungen unter aufsehenerregenden Schlagzeilen veröffentlicht. Im Toronto Star vom 6. Januar 1979 lautete zum Beispiel eine Schlagzeile:
„Es gibt ein Leben nach dem Tod, und es kann die Hölle sein, sagt Arzt
Buch berichtet über Erlebnisse von Personen, die ‚gestorben‘ waren“
The National Observer trug die Schlagzeile:
„Aus dem Tod zurückgekehrt?
Ein paar, die dort waren, sagen, sie hätten Zeichen für ein Jenseits gefunden“
Ähnlich konnte man in der Atlanta Constitution lesen:
„Leben nach dem Tod
Personen, die ,klinisch‘ tot waren, beschreiben, wie die Seele den Körper verläßt“
Viele dieser Berichte sind faszinierend und verblüffend. Herzspezialist Dr. Maurice Rawlings vom diagnostischen Krankenhaus in Chattanooga (Tennessee) hat Hunderte von Patienten wiederbelebt. Wie er berichtet, beschreiben manche Patienten eindrucksvolle Erlebnisse nach ihrer Wiederbelebung. Fast alle erzählen von angenehmen, schönen Dingen. Doch nicht alle. In einem Fall brach ein 48jähriger Briefträger „tot“ zusammen, während er gerade auf einem Heimtrainer trainierte. Rawlings reanimierte ihn immer aufs neue und erzählte später:
„Jedesmal, wenn Herztätigkeit und Atmung wieder einsetzten, schrie der Patient: ,Ich bin in der Hölle!‘ Er war voller Angst und flehte mich an, ihm zu helfen. ...
Sein Gesicht war grotesk verzerrt und verriet reines Entsetzen. Seine Pupillen waren geweitet, und er schwitzte und zitterte — er sah aus, als sträubten sich ihm die Haare.
Er sagte: ,Verstehen Sie nicht? Ich bin in der Hölle. Jedesmal, wenn Sie aufhören, meine Brust zu massieren, kehre ich in die Hölle zurück. Lassen Sie mich nicht wieder in die Hölle fahren!‘“
Erlebnisse wie dieses haben Dr. Rawlings davon überzeugt, daß es ein Leben nach dem Tod gibt. Und eine Anzahl anderer Ärzte und Forscher sind aufgrund von Berichten, die ihnen „Tote“ erzählten, zu dem gleichen Schluß gekommen. In der New York Post war daher die Schlagzeile zu lesen:
„Wissenschaftler beginnen, an das Leben nach dem Tod zu glauben“
Weshalb die Berichte geglaubt werden
Die Berichte, die wiederbelebte Patienten manchmal erzählen, sind tatsächlich bemerkenswert und verblüffend. Dr. Elisabeth Kübler-Ross, eine der Haupterforscherinnen der sogenannten Nach-Tod-Erfahrungen, erzählt von einem 12jährigen Mädchen, das „auf dem Weg in das jenseitige Leben“ einen älteren Bruder traf, den es in Einzelheiten beschrieb. Wie die Ärztin jedoch erklärte, war der Bruder drei Monate vor der Geburt des Mädchens gestorben, und die Eltern hatten ihr nie etwas von diesem Bruder erzählt.
Dr. Raymond A. Moody, der ebenfalls viele solche Patienten interviewt hat, erzählt, daß ein Mädchen, während es im Sterben lag, seinen Körper verließ und sich in ein anderes Zimmer im Krankenhaus begab, wo seine Schwester saß. Es sah sie weinen und hörte sie sagen: „O Margret, bitte nicht sterben, nicht sterben bitte!“ Die Schwester war sprachlos, als Margret ihr später genau sagen konnte, wo sie während dieser Zeit gesessen und was sie gesagt hatteb.
„Sind solche Erlebnisse kein Beweis dafür, daß beim Tode etwas den Körper verläßt, um anderswo weiterzuleben?“ werden einige fragen. Dr. Moody behauptet: „Diese Personen konnten nicht auf normale Weise raten, was in dem Raum vor sich ging, während sie ,tot‘ waren.“ Er sagt: „Wenn Herr Müller Ihnen erzählt, sein Geist habe an der Decke geschwebt, und dann beschreibt, wer alles im Raum war und was dort geschah, dann bleibt einem anscheinend nichts anderes übrig, als ihm zu glauben.“
Gibt es aber wirklich keine andere Erklärung dafür? Ist es korrekt, zu sagen, diese wiederbelebten Personen seien wirklich tot gewesen? Bedeutet das Aussetzen der Atmung und des Herzschlags, daß der tatsächliche Tod unmittelbar darauf folgt?
Der biologische Tod
Nein, das ist nicht der Fall. Wie bereits erwähnt, tritt der Tod nicht plötzlich ein. In Meyers Enzyklopädischem Lexikon wird erklärt, innerhalb von etwa drei Minuten nach Eintritt des klinischen Todes sei „im Prinzip eine Wiederbelebung v. a. durch Herzmassage und künstl. Beatmung noch möglich“. Doch was geschieht, wenn der lebenswichtige Sauerstoff nicht schnell genug geliefert wird?
In dem erwähnten Nachschlagewerk heißt es weiter: „Das Absterben einzelner lebenswichtiger Organe ... kann den Untergang anderer Organe und des gesamten Organismus nach sich ziehen (z. B. Hirn-T. als zentraler T.) ... Ohne Reanimation geht der klin. T. in den biolog. T. (endgültiger, allgemeiner T.) über, mit irreversiblem Untergang aller Organe und Gewebe.“
Somit waren die Personen, die wiederbelebt wurden, nicht wirklich tot. Sie hatten nicht den endgültigen oder biologischen Tod erlitten. Ihr Herzschlag und ihre Atmung hatten lediglich vorübergehend ausgesetzt.
Wie kommt es denn, daß so viele Personen, die wiederbelebt wurden, von erstaunlichen Erfahrungen berichten? Ist es möglich, daß sie im Zustand des klinischen Todes eine Vorschau dessen erhalten konnten, was sie in einem zukünftigen Leben erwartet? Ist der Tod die Schwelle zu einem Leben im Jenseits?
[Fußnoten]
a Siehe Erwachet! vom 8. Mai 1979, S. 8, 9, wo diese kombinierte Wiederbelebung behandelt wird.
b Leben nach dem Tod, 1977, S. 107.