Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g81 8. 4. S. 20-23
  • Eine Suche nach Erkenntnis

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Eine Suche nach Erkenntnis
  • Erwachet! 1981
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Aber was ist Wahrheit?
  • Etwas Licht beginnt zu scheinen
  • Warum ist man überall mit den Regierungen unzufrieden?
  • Welche moralischen Maßstäbe?
  • Überlegene Weisheit
  • Philosophie
    Unterredungen anhand der Schriften
  • Denkst du vernünftig über Religion?
    Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1962
  • Eine persönliche Gabe von Jehova
    Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1974
  • Philosophie
    Einsichten über die Heilige Schrift, Band 2
Hier mehr
Erwachet! 1981
g81 8. 4. S. 20-23

Eine Suche nach Erkenntnis

NACHDEM ich einige Weltreisen gemacht und das Leid eines großen Teils der Menschheit gesehen hatte, kam ich zu dem Schluß, die Religion sei unlogisch und verwirrend. Aber ich hatte ein Verlangen nach Erkenntnis und Verständnis. Es schien so viele Beweise zu geben, die die Existenz eines Gottes anzeigten, und doch deutete manches an, daß keiner existieren könne.

Ich wanderte nach Neuseeland aus, heiratete und nahm eine Stellung beim Rundfunk und später beim Fernsehen an. Da ich mich auf Dokumentation spezialisierte, war ich in der Lage, bis zu einem gewissen Grad meinen Wissensdurst zu stillen. Ich verbrachte viele Stunden Nachforschungsarbeit in Bibliotheken und Zeitungsverlagen. Teils um in meinem Beruf vorwärtszukommen und teils um meine Erkenntnis zu erweitern, begann ich an der Universität unseres Ortes ein Philosophiestudium.

Ich war von Anfang an begeistert. Die Philosophie versprach einen Vorstoß in grenzenlose Wissensgebiete. Sie wird definiert als die „Lehre vom Wissen, von den Ursprüngen und vom Zusammenhang der Dinge in der Welt“. Mir gefiel die Art der Philosophie, die Denkprozesse des Menschen zu untersuchen, denn mir schien, daß die fehlerhafte Denkweise des Menschen die Wurzel der Weltprobleme ist.

Aber was ist Wahrheit?

Neuseeland hat sehr schöne Landschaften, und eines Tages war ich so bewegt von der Erhabenheit der Schöpfung, daß ich mich gedrängt fühlte, den Schöpfer zu preisen. Ich bat ihn, mir das Vorrecht zu gewähren, ihn kennenzulernen.

Ein oder zwei Wochen später bot mir ein kleiner Junge, ein Zeuge Jehovas, die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! an. Ich hatte sie nie zuvor gesehen und nie zuvor etwas von Jehovas Zeugen gehört, aber ich hatte Erinnerungen an selbstgerechte, unwissende und dogmatische Leute, die versucht hatten, mir unmögliche, widersprüchliche religiöse Ideen aufzuzwingen. Ich lehnte die Zeitschriften ab. Aber der Junge kam etwa zwei Wochen später mit zwei anderen Ausgaben zurück. Diesmal war sein Vater dabei, der mich in ein Gespräch zog.

Um die Diskussion schnell zu beenden, stellte ich ihm vier der kniffligsten Fragen, die ich für Prediger und Theologen parat hielt. Ich hatte die Erfahrung gemacht, daß diese Fragen jeden religiös eingestellten Menschen in Verlegenheit brachten. Doch weit davon entfernt, in Verlegenheit zu geraten, beantwortete der Mann meine Fragen — auf jeden Fall drei davon — mit der Bibel, die er bei sich hatte. Erstaunt, wie ich war, erklärte ich mich einverstanden, mich wieder mit ihm zu unterhalten, aber ich erwartete nicht, daß er diesen hohen Standard durchhalten würde.

Inzwischen ging mein Universitätsstudium weiter. Mein größtes Interesse bestand darin, herauszufinden, was die Wahrheit war.

Was ist Wahrheit? Ich stellte fest, daß es auf diese grundlegende Frage fast ebenso viele Antworten gibt, wie es Philosophen gibt.

Die Lehre des Empirismus besagt: „Wenn du wissen willst, wie das Universum beschaffen ist, besteht die einzig richtige Möglichkeit darin, dir selbst Gewißheit zu verschaffen und Fakten zu sammeln, die du mit deinen Sinnen wahrnehmen kannst.“ Die Lehre des Rationalismus ist völlig entgegengesetzt und besagt, daß man die Wahrheit durch reine Überlegung erlangt. Dieser Ansicht läuft der Existentialismus zuwider, nach dem der Wille wichtiger ist als die Überlegung. „Gott existiert nicht“, sagte Kierkegaard. „Er ist ewig.“ Gemäß dem Pragmatismus sind „diejenigen Ansichten wahr, die als Grundlage unseres Handelns und Glaubens vorteilhaft sind“. Wittgenstein sagte, die Grenzen seiner Sprache bedeuteten die Grenzen seiner Welt und er könne somit nicht mehr wissen, als durch Worte vermittelt werden könne. Der Intuitionismus von Descartes spricht davon, man könne theoretische Erkenntnis nur durch Intuition gewinnen, die offenkundige Wahrheiten miteinander verbinde, und in einer Person, die einen ungetrübten und aufmerksamen Verstand habe, würde sich ein Empfinden von einer verworrenen Vorstellung regen, sobald ihre Überlegungen unwahr wären.

Bislang hatte ich eine völlig verworrene Vorstellung von der Wahrheit. Ich konzentrierte mich auf eine Einheit der Erkenntnis, die einzig und allein zuverlässig erschien, nämlich die des kartesischen Lehrsatzes: „Ich bin, weil ich denke.“ Könnte man mehr wissen als das? War es, da alle Wahrnehmung jenseits der eigenen Denkvorgänge durch die Sinne erfolgt, möglich, Erkenntnis von der Außenwelt zu gewinnen? Sehen, Hören, Tasten, Schmecken und Riechen waren letzten Endes elektrische Impulse in meinem Gehirn. Könnte die Außenwelt meine eigene Erfindung sein?

Etwas Licht beginnt zu scheinen

Zu jenem Zeitpunkt stimmten meine Frau und ich etwas zögernd zu, mit zwei Zeugen Jehovas die Bibel zu studieren. Zum Thema Wahrheit zeigte man uns eine Äußerung, die Jesus Christus getan hatte und anfangs so einfach erschien, als sei es eine ausweichende Behauptung. Er sagte im Gebet zu Gott: „Dein Wort ist Wahrheit“ (Joh. 17:17).

Beim Studium des Kohärenzprinzips der Philosophie war ich auf den Gedanken gestoßen, die Wahrheit läge jenseits des menschlichen Verstandes, da alle Dinge in einem solchen Ausmaß miteinander verbunden seien, daß wir nicht hoffen könnten, soviel Erkenntnis zu erlangen. Die Überlegung lautete: „Vermutlich gibt es ideell eine erschöpfende und allumfassende Wahrheit — daher können wir uns keine Urteile bilden, die erschöpfend sind; unsere Urteile sind bestenfalls teilweise wahr — Bruchstücke eines unerreichbaren Ganzen, das allein der Realität gerecht werden würde.“ Wo könnte eine solch allumfassende Wahrheit sein als nur im Sinn des Schöpfers, des Besitzers aller Erkenntnis?

Das war ein aufregender Gedanke. Aber könnte man ihn beweisen? Ich konnte höchstens die Erkenntnis, die angeblich von diesem Schöpfer stammt, einer Prüfung unterziehen. Da die Bibel behauptet, Erkenntnis vom Schöpfer zu beinhalten, schien es gut, sie ernsthaft zu prüfen.

Eine Zeitlang hatte ich unentschlossen zwischen der Lehre des Optimismus, gemäß der das Universum ständig einem besseren Zustand zustrebt, und der des Pessimismus geschwebt, gemäß der die Welt und das Leben im Grunde böse sind. Weil es für beide Theorien gewichtige Argumente gab, schien die einzige Erklärung des Widerspruches in der höchst unbefriedigenden Schlußfolgerung des Augustinus zu bestehen — daß alles im Universum gut ist, sogar die Dinge, die böse erscheinen.

Doch wiederum vermittelte uns das Bibelstudium eine logische Erklärung für ein Problem, über das sich schon die größten Philosophen der Welt den Kopf zerbrochen haben: Wenn Gott gut und allmächtig ist, wie kann dann das Böse existieren? Jehovas Zeugen zeigten uns, daß ein böses Geschöpf (Satan) gegenwärtig die Erde regiert mit der vorübergehenden Zulassung des höchsten Gottes, Jehova, damit eine universelle Streitfrage geklärt wird (Hiob 1:7-12; Joh. 12:31; 14:30; Offb. 12:9).

Warum ist man überall mit den Regierungen unzufrieden?

Die Philosophie hat in ihrem weitgespannten Interessenbereich auch viel darüber zu sagen, was eine gute Regierung kennzeichnet. Plato hielt von der Demokratie nicht mehr, als man heute von jemand halten würde, der sein Fernsehgerät in eine Metzgerei zur Reparatur geben würde. Er war der Meinung, daß die Mehrheit der Menschen sich nicht auf Regierungsgeschäfte versteht und daß die Regierung deshalb nicht in ihrer Hand, sondern in der Hand von Philosophenkönigen liegen sollte. John Stuart Mill sagte, die Qualität einer Regierung hänge davon ab, in welchem Maße sie den allgemeinen geistigen Fortschritt des Volkes fördere und die bereits im Volk bestehenden Werte organisiere.

Man hat schon jede erdenkliche Regierungsform hervorgebracht, und jede wurde jeweils von dem nächsten Philosophen niedergerissen. Es schien mir, daß wir dank all der Ideen zu diesem Problem, die während der Jahrhunderte entwickelt worden sind, jetzt ein nahezu perfektes Regierungssystem erreicht haben sollten. Aber heute ist man unzufriedener mit den Regierungen als je zuvor.

Die Bibel klärt die Situation mit nur zwei Lehrsätzen auf: 1. Der Mensch ist unfähig, sich selbst zu regieren (Jer. 10:23). 2. Der allmächtige Gott hat die Zukunft des Menschen in dieser Hinsicht bereits festgelegt, indem er für eine eigene Regierung gesorgt hat (Dan. 2:44). Ich schien aus zwei oder drei Bibelstudien viel mehr Erkenntnis zu gewinnen als aus einem monatelangen Studium menschlicher Philosophien.

Ich war jedoch verpflichtet, an der Universität das Jahr abzuschließen.

Welche moralischen Maßstäbe?

Ich hatte gehofft, über Fragen der Moral Klarheit zu erlangen. Doch nach meinem Studium war ich weniger als je zuvor von irgend etwas überzeugt, was mit Moral zu tun hatte.

Gemäß Kants Moralphilosophie lautet das oberste Begründungsprinzip der Moral: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie allgemeines Gesetz werde.“ Doch wie andere Philosophen zeigten, würden die Beobachtungen und Erfahrungen zweier beliebiger Menschen wahrscheinlich voneinander abweichen und somit würden auch ihre Überlegungen darüber, was zum Universalgesetz werden sollte, unterschiedlich sein. Multipliziere das mit der Zahl der Erdbevölkerung, und du hast das moralische Chaos.

Die Moralphilosophie des Aristoteles hieß den Gedanken der Sklaverei gut, da er sagte, einige Menschen seien „von Natur aus“ Sklaven. Der Utilitarismus besagt, daß alle Handlungen nach zwei maßgeblichen Gesichtspunkten — Schmerz und Freude — beurteilt werden müssen. Was Freude schafft, ist gut; was Schmerzen bereitet, ist schlecht. Weil das zu einfach war, sprachen spätere Philosophen von „höheren Freuden und geringeren Freuden“, so daß die Wahl moralischer Maßstäbe eher einem Einkauf im Supermarkt glich. Irgendeine Anzahl kleiner Freuden könnte niemals einer großen Freude in der „Familienpackung“ gleichen. Wenn beispielsweise die Inhaftierung eines Unschuldigen für ihn eine große Schmerzdosis bedeutet, aber die gesamte Gemeinde doppelt soviel Freude über die Ungerechtigkeit empfindet, dann ist es gemäß dem Grundsatz des Utilitarismus moralisch richtig, ihn zu inhaftieren.

Sicher muß die Moral eine erhabenere Grundlage als den Schmerz oder die Freude des Menschen haben. Wie ich durch die Bibel erfuhr, machte Gott dem ersten Menschenpaar deutlich, daß er derjenige ist, der entscheidet, was gut und was böse ist, und dadurch moralische Maßstäbe festlegt; daß das Leben vom Gehorsam gegenüber diesen Maßstäben abhängt und der Tod eine Folge des Ungehorsams ist (1. Mose 2:15 bis 17). Genauso sollte es auch sein. Meine Aufmerksamkeit wurde auf die Goldene Regel Jesu gelenkt: „Wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun, so tut auch ihnen.“ Diese Aussage klingt so einfach, aber wenn man darüber nachdenkt, stellt man fest, daß es eine tiefe Weisheit auf dem Gebiet der Moral ist — eine Philosophie von absoluter Schönheit (Luk. 6:31).

Überlegene Weisheit

Mein Philosophiestudium näherte sich seinem Ende. Ich war nicht zu dem Schluß gekommen, daß alle Philosophen verrückt seien, aber mir war klargeworden, daß man mehr als intellektuelle Fähigkeiten braucht, um wahre Weisheit zu erlangen. Gott, der Quell der „allumfassenden Wahrheit“, hat dem Menschen nicht seine gesamte Erkenntnis geoffenbart.

Der Mensch mag zwar unabhängig von Gott einige Bruchstücke der Wahrheit finden, aber ein äußerst weiser Mann des Altertums, Salomo, sagte: „Die Furcht Jehovas ist der Anfang der Erkenntnis“ (Spr. 1:7). Die meisten Philosophen sind wohl große Intellektuelle, zeigen aber kein Interesse an Jehova, und somit zeigt er kein Interesse an ihrer Suche nach Erkenntnis. Jesus Christus sagte sogar, Gott verberge die Erkenntnis vor ihnen (Matth. 11:25). Der Apostel Paulus sagte, daß ihre weltliche Erkenntnis bei Gott Torheit ist (1. Kor. 3:19).

Selbst einige Philosophen sind bereit, zuzugeben, daß es auf ihrem Wissensgebiet ein Prinzip des Nonsens gibt. Thomas Hobbs schrieb einmal, daß eine der kennzeichnenden Fähigkeiten des Menschen „das Privileg der Absurdität“ ist, „dem außer dem Menschen kein lebendes Geschöpf unterworfen ist. Und am meisten sind ihm die Menschen unterworfen, die sich zur Philosophie bekennen.“ Eigenartigerweise glauben doch viele Menschen dem Nonsens eher als der Wahrheit. Sie möchten nicht für ihre Handlungen Gott Rechenschaft ablegen.

Ich stimme mit König David überein, daß Jehovas Gesetze, Ermahnungen und Entscheidungen eine überlegene Weisheit verkörpern und daß ihr Wert weit größer ist als der von Gold (Ps. 19:7-11). (Eingesandt von einem „Awake!“-Leser in Neuseeland.)

[Herausgestellter Text auf Seite 21]

Wenn Gott gut und allmächtig ist, wie kann dann das Böse existieren?

[Herausgestellter Text auf Seite 23]

Hat die Moral denn keine erhabenere Grundlage als den Schmerz oder die Freude des Menschen?

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen