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  • „Nur du und ich, Mutti!“
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Erwachet! 1981
g81 22. 5. S. 16-19

„Nur du und ich, Mutti!“

Kinder alleinerziehender Eltern: Können sie die schwierige Situation meistern? Was können sie tun, damit das Familienleben trotzdem glücklich ist?

„ALS Vater uns verließ, wurde Mutter sehr krank. Jetzt geht es ihr wieder besser, aber wir haben es nicht leicht. Wir brauchen einen Vater, denn allein schaffen wir es kaum. Manchmal haben wir nur ganz wenig oder überhaupt nichts zu essen, weil das Geld für etwas anderes gebraucht wird. Es tut mir weh, Mutter so einsam zu sehen. Was wird nur aus uns werden? Wir haben beide Angst.“

Dieser Brief stammt von einem 14jährigen Jungen, der, wie Millionen andere Kinder, als Halbwaise heranwächst.

Niemand kann sich einen rechten Begriff davon machen, was ein Kind empfindet, das plötzlich eines Elternteils beraubt wird, es sei denn, er hat das selbst erlebt. Viele Kinder verlieren einen Elternteil durch den Tod. Doch die große Mehrheit der Kinder, die als Halbwaisen heranwachsen, sind das geworden, weil der Vater oder die Mutter die Familie böswillig verließ, weil sich die Eltern scheiden ließen oder weil sie getrennt leben. Man schätzt, daß in der Bundesrepublik Deutschland über eine Million Kinder in einer Halbfamilie heranwachsen, und in den Vereinigten Staaten sollen es 40 Prozent aller jetzt lebenden Kinder sein. Und dieses Problem wächst überall in der Welt.

Für ein Kind ist es sehr schwer, mit dieser Situation — ein Junge schilderte sie als „eine Mauer der Frustrationen, des seelischen Schmerzes und der Beklemmung“ — fertig zu werden. Was kann ein Kind tun, um diese neuen Umstände zu meistern? Ist immer die Mutter bzw. der Vater schuld, wenn ein Kind auf Abwege kommt? Wieviel Macht hat ein Kind über sein eigenes Geschick? Folgende wahren Begebenheiten mögen es dem Leser erleichtern, eine Antwort auf diese Fragen zu finden.

Was kann alles noch verschlimmern?

„Wenn du mir das nicht erlaubst, ziehe ich zu Vati — er wird es mir erlauben!“ sagte drohend ein Jugendlicher, als seine Mutter ihm etwas nicht zuließ. Solche Drohungen sind nichts Ungewöhnliches. Ein 14jähriges Mädchen gab offen zu: „Ich habe auch mehr Freiheit beim Vater. Er schränkt mich in meiner Bewegungsfreiheit weniger ein als Mutter. ... Die Mütter versuchen manchmal, ihre Kinder so zu erziehen, wie sie sie gern haben möchten, die Väter dagegen lassen einem mehr Spielraum, so daß man so sein kann, wie man sein möchte.“

Befriedigt es wirklich, so zu sein, „wie man sein möchte“? Viele junge Leute werden dies bejahen. Auch ein 16jähriger dachte so, änderte aber später seine Meinung.

Die Eltern dieses Jungen waren geschieden, und die Mutter hatte das Sorgerecht für ihn und seinen Bruder. Die Mutter, eine Christin, war konsequent und legte auch „Hausregeln“ fest. Zum Beispiel mußten die Jungen abends zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein. Aber der 16jährige glaubte, die Mutter sei zu streng. Er wollte frei sein; deshalb ging er von seiner Mutter weg und zog zu seinem Vater. Dieser überhäufte ihn sofort mit Geschenken: ein Auto, eine Uhr und andere Dinge. Nun war er frei. Aber bald brachte seine neue Freiheit Probleme mit sich.

Er hörte auf, nach den sittlichen Grundsätzen zu handeln, die ihm bisher teuer gewesen waren, und pflegte ungebundene Geschlechtsbeziehungen. Als Folge davon geriet er mit einem eifersüchtigen Freund in einen üblen Streit. Auch herrschte nach der Wiederverheiratung seines Vaters zu Hause stets eine gespannte Atmosphäre. Deshalb lief er mehrmals weg. Um diesen Spannungen zu entgehen, heiratete er Hals über Kopf. Und zusammen mit seiner jungen Frau führte er dann ein ziemlich liederliches Leben. Fast Abend für Abend gingen sie von einem Lokal zum anderen — er war wirklich so, wie er sein wollte!

Eines Abends, während er in einem Lokal saß, fing er an, über sich und sein Leben nachzudenken. „Was tue ich mit meinem Leben? Was geschieht mit mir? Wohin führt das eigentlich?“ dachte er. Kurz danach verließ ihn seine Frau. Er war gescheitert. Ihm wurde klar, wo Sicherheit zu finden war; deshalb kehrte er zu seiner Mutter zurück, bereit, sich an die Regeln zu halten, die ihm vorher lästig gewesen waren. Er erkannte jetzt, wie nützlich sie waren. Glücklicherweise sah er ein, wie wahr das Bibelwort ist: „Ein Knabe, dem freier Lauf gelassen wird, wird seiner Mutter Schande bereiten“ (Spr. 29:15).

Echte Söhne und Töchter

Ein 16jähriges Mädchen aus Bogotá (Kolumbien) erwies sich als eine echte Tochter. Als das Mädchen drei Jahre alt war, trennte sich der Vater von der Mutter. Die Mutter schlug sich dann ohne die Unterstützung ihres Mannes mit ihrer kleinen Yvonne mühsam durchs Leben, war jedoch bemüht, die materiellen und seelischen Bedürfnisse des Kindes zu befriedigen und ihm christliche Grundsätze einzupflanzen. Als das Mädchen 13 Jahre alt war, erkrankte es an einem Leiden, das mit Lähmungserscheinungen verbunden war. Doch die Mutter pflegte es wieder gesund. Eines Tages — das Mädchen war mittlerweile 16 Jahre alt geworden — tauchte der Vater, jetzt ein erfolgreicher Geschäftsmann, wieder auf.

Er ging sofort vor Gericht, um das Sorgerecht für das Mädchen zu erhalten. Yvonne und ihre Mutter mußten vor Gericht erscheinen. Dort beschuldigte der Vater die Mutter: „Sie hat weder für das Wohl noch für eine gute Ausbildung meiner Tochter gesorgt.“

„Wo war denn mein Vater, als ich krank war und behandelt werden mußte?“ antwortete Yvonne sanft. Nachdem sie kurz über die sittlichen Grundsätze, die sie durch ihre Mutter kennengelernt hatte, nachgedacht hatte, fuhr sie fort: „Meine Mutter hat mir die bestmögliche Ausbildung vermittelt.“

„Ich will meiner Tochter alles geben, was sie braucht, um glücklich zu sein“, verteidigte sich der Vater. Dann fügte er hinzu: „Sie kann studieren, was sie will; sie kann schöne Kleider haben, auf Parties gehen, gesellschaftliche Kontakte pflegen — alles, was erforderlich ist, um erfolgreich zu sein. Ich habe die notwendigen Mittel.“

Das war ein Angebot! So viel konnte die Mutter der Tochter nicht bieten. „Was Sie Ihrer Tochter vorenthalten!“ fuhr der Richter die Mutter an, wobei seine Augen wild funkelten.

„Yvonne ist alt genug, um selbst zu entscheiden“, entgegnete die Mutter. „Ich werde ihr nicht im Weg stehen, wenn sie zu ihrem Vater ziehen möchte.“

Darauf meldete sich Yvonne zu Wort: „Ich schätze ja, was du für mich tun möchtest, Vater, aber ich führe mit Mutter bereits ein sehr glückliches und befriedigendes Leben. In materieller Hinsicht habe ich alles, was ich brauche.“ Dann dachte sie an ihre Lebensaufgabe, die darin bestand, ihren Mitmenschen in geistiger Hinsicht zu helfen, und sagte: „Aber abgesehen von den materiellen Gütern, die ich besitze, hat mein Leben auch wirklich einen Sinn. Das ist etwas, was mit Geld nicht zu kaufen ist.“ Mit Tränen in den Augen umarmte die Mutter ihre Tochter, während der Vater seine Forderung zurückzog und den Gerichtssaal fluchtartig verließ.

In Detroit (Michigan, USA) verunglückte ein Mann tödlich und hinterließ eine Frau und drei halbwüchsige Mädchen. Eines davon war vollständig gelähmt.

Die 18jährige gelähmte Tochter mußte gefüttert, trockengelegt, gebadet und angekleidet werden, ferner wurde sie in die religiösen Zusammenkünfte gebracht, die die Familie regelmäßig besuchte. Das alles war nicht leicht, und der Vater hatte der Mutter dabei viel geholfen. Mußte die Mutter jetzt, da der Vater tot war, das Kind in ein Heim geben?

„Wir betreuen sie schon, Mutti“, erklärten die beiden anderen Töchter. Und genau das taten sie. „Ich konnte das Kind nur zu Hause behalten, weil mir die beiden anderen halfen“, sagte die Mutter.

Es gibt zahlreiche weitere Fälle, in denen Kinder ihrer alleinstehenden Mutter im Haushalt viel geholfen und sie auch anders unterstützt haben. Das ist nicht nur für den alleinerziehenden Elternteil von Nutzen, sondern auch für das Kind, wie Dr. Lee Salk, ein führender Kinderpsychologe, schrieb. „Manche alleinerziehenden Eltern sind sehr erfolgreich ... Sie sagen jeweils: ,Ich habe heute so viel zu tun, daß es für mich eine große Hilfe wäre, wenn du, sobald du aus der Schule kommst, den Tisch decken würdest. Vielleicht könntest du auch noch etwas einholen, ein Pfund Tomaten und ein halbes Dutzend Eier sowie ein Brot — du würdest mir dadurch eine Arbeit abnehmen.‘ Den Kindern macht das Spaß. Sie haben dann das Gefühl, wichtig zu sein. Es stärkt ihre Selbstachtung, wenn sie etwas tun können, was das Leben der Mutter erleichtert, und wenn man ihnen dafür dankbar ist.“ Das wirkt sich auf das Kind und auf den alleinstehenden Elternteil günstig aus.

Kein Kind will als Baby behandelt werden. Die meisten Kinder möchten, selbst wenn sie noch klein sind, reifer werden.

Kinder alleinerziehender Eltern werden vielfach seelisch schneller reif als Kinder, die beide Eltern haben. Was ist der Grund dafür? In dem Zeitschriftenartikel „Ehescheidung: die positive Seite“ schrieb Jane Adams: „Scheidungswaisen müssen selbständig werden — ein Elternteil kann sich den Kindern einfach nicht so widmen und ihnen nicht so beistehen wie zwei Eltern. ... Meine beiden halbwüchsigen Kinder können schon ziemlich gut kochen. Beide helfen mit, unseren gemeinsamen Haushalt zu führen; sie sind alle Arbeiten gewohnt, angefangen vom Staubwischen bis hin zum Waschen und Bügeln ihrer eigenen Sachen und zum Einsetzen von Fensterscheiben. Sie machen alles, was sie benutzen, wieder sauber, weil niemand anders da ist, der es für sie tut.“

Wenn die Kinder reifer werden, sind sie für ihre alleinerziehende Mutter bereits eine große Hilfe. Als Beispiel sei eine Christin erwähnt, die nach ihrer Scheidung fünf Jungen und ein Mädchen zu erziehen hatte. Für ihren Lebensunterhalt war zwar gesorgt, dennoch begannen sich Schwierigkeiten zu entwickeln. „Ich war den Kindern gegenüber nachgiebiger, weil ich glaubte, sie würden sich sonst mehr zu ihrem Vater hingezogen fühlen, der sie regelmäßig besuchen durfte. Ich wollte sie nicht verlieren“, gestand sie.

Doch eines Tages überraschte einer ihrer Söhne sie mit den Worten: „Mutter, du verwöhnst die Kinder! Schau doch, wie sie sich benehmen — sie brauchen die ,Rute‘. Du mußt konsequenter sein. Dein ,Ja‘ muß ein ,Ja‘ und dein ,Nein‘ ein ,Nein‘ sein.“ Sie beherzigte diesen Rat, und wie vorteilhaft wirkte es sich auf die ganze Familie aus! (Spr. 22:15; Jak. 5:12).

Kinder, die ‘die Merkmale eines Unmündigen ablegen’, indem sie eine gewisse Reife erlangen und auch entsprechend handeln, blicken in späteren Jahren dankbar auf diese Zeit zurück. Ein Junge verlor mit vier Jahren seinen Vater. Damals herrschten schwierige wirtschaftliche Verhältnisse, und viele fragten sich, wie die Mutter die Aufgabe, elf Kinder allein zu erziehen, bewältigen sollte (1. Kor. 13:11).

Verwandte besuchten die Frau in der Absicht, die Kinder unter sich zu verteilen. „Nein“, sagte die etwas stolze Mutter, „wir bleiben alle zusammen, auch wenn wir zusammen hungern müssen!“

„Wenn ich an dieses Erlebnis zurückdenke“, schrieb der damals Vierjährige, „wird mir bewußt, daß das eines der markantesten Erlebnisse war, die ich je hatte. Die ganze Familie hielt zusammen wie Pech und Schwefel, um überleben zu können.“

Nachdem sich die Mutter die Erlaubnis eingeholt hatte, bereiteten sie und die Kinder Sandwiches und kleine Imbisse zu und verkauften sie auf den Bahnsteigen. Schließlich eröffnete die Mutter ein kleines Restaurant. Der erwähnte Sohn berichtete: „Ich erinnere mich gut daran, daß ich, wenn ein Gast ein Eiersandwich bestellte, flugs durch die Hintertür verschwand, um im Lebensmittelladen ein Ei zu kaufen.“

Dieser christliche Mann hat nicht nur seine eigenen Kinder zu wertvollen Menschen erzogen, sondern er ist auch der Begründer eines Millionen-Kettenunternehmens. An seine Kindheit zurückdenkend, schrieb er: „Ich danke Gott, daß ich eine solche Mutter hatte.“

Durch deine Handlungen gibst du dich zu erkennen

Die erwähnten Beispiele zeigen, daß Kinder, die von alleinstehenden Müttern erzogen werden, nicht das hilflose Opfer ihrer schwierigen Umstände zu sein brauchen. Der Verlust eines Elternteils kann ein Kind zutiefst erschüttern, dennoch stimmen viele Kinder mit den Worten überein: „Durch seine Handlungen [nicht durch den Status seiner Eltern] gibt sich ein Knabe zu erkennen, ob sein Tun lauter und gerade ist“ (Spr. 20:11).

Die Scheidung der Eltern braucht das Leben eines Kindes nicht nachteilig zu beeinflussen. Kinder, die ihre alleinerziehenden Eltern tatkräftig unterstützen und sich ihren erzieherischen Bemühungen nicht widersetzen, können zu tüchtigen Menschen heranwachsen. Auch können sie zu einem schönen Familienleben beitragen. Ihre Taten drücken die Worte aus: „Nur du und ich, Mutti! Aber gemeinsam können wir ein befriedigendes Leben führen.“

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