Das Südsee-„Paradies“
SANFT im Wind sich wiegende Kokospalmen, Sandstrände, blaugrünes Wasser, fruchtbare Felder und traumhaft schöne mondhelle Nächte — ein Paradies? Das alles und noch mehr gibt es hier in Mikronesien, einer Inselregion des westlichen Pazifiks. In der heutigen schweren Zeit möchten viele Leute „allem entfliehen“ und an irgendeinem schönen Ort in Frieden leben. Wäre eine Südseeinsel der ideale Zufluchtsort?
Mikronesien umfaßt rund 2 000 Inseln (davon sind 97 bewohnt), die über eine Wasserwüste von 7 770 000 km2 verstreut sind. Aus der Luft betrachtet, gleichen sie den einzelnen Gliedern eines kostbaren Smaragdgeschmeides, auf tiefblauem Samt gebettet — dem Meer. Jeder Distrikt hat seine eigene Schönheit, angefangen von den prachtvollen Sonnenuntergängen auf Guam und den Palauinseln bis zu den Palmenhainen und sonnenüberfluteten weißen Stränden Kiribatis; von den smaragdgrünen Bergen und prächtigen Wasserfällen auf Ponape bis zu dem wie mit Edelsteinen übersäten Wasser der Truklagune.
Träumst du davon, in einem Paradies zu leben? Dann schließe dich uns an, und besuche mit uns einige dieser wunderschönen Inseln. Vielleicht kannst du dich entscheiden, welche Art von „Paradies“ dir besonders zusagt.
Palauinseln und Yap
Wir wollen mit den Inseln beginnen, die als die schönsten gelten: den Palauinseln, der westlichsten Inselgruppe der Karolinen.
Vom Flugzeug aus gesehen, bieten diese Inseln einen traumhaft schönen Anblick. Sie sehen aus wie jadefarbene Pilze, hervorgeschossen aus dem blaugrünen Wasser — Wasser, so klar, daß man bis auf den Grund sehen kann, selbst da, wo es neun bis zwölf Meter tief ist. Nach der Landung sieht man sich in seinen Erwartungen keineswegs enttäuscht, sondern das Gegenteil ist der Fall: üppige Vegetation, dichtbewaldete Berge, fruchtbarer Boden, der reiche Ernten an Brotfrüchten, Apfelsinen, Zuckerrohr und anderen Naturerzeugnissen hervorbringt. Die Küste ist mit Mangrovewäldern gesäumt, die einer Unzahl von Meerestieren Schutz bieten. Hier wie auf den übrigen Inseln Mikronesiens fällt einem ganz besonders die STILLE auf.
Aber wir werden auf diesen Inseln nicht verweilen. Vielmehr wollen wir weiter nach Yap — ebenfalls eine ganz besondere Art von „Paradies“ —, einer Insel der Palmenhaine, einem stillen, schönen Ort. Es gibt hier keine asphaltierten Straßen. Der Boden ist fruchtbar, und von Hektik fehlt jede Spur.
Yap ist besonders bekannt wegen seines Steingeldes in der Größe von Mühlsteinen. Mancherorts sind die Straßen buchstäblich mit Geld gesäumt. Heute dient es nicht mehr als Zahlungsmittel, aber es hat immer noch kulturellen Wert. Der Wert des Mühlsteingeldes wird nicht so sehr nach seiner Größe beurteilt als nach seinem Alter und seiner Vergangenheit. Es gibt eine Anzahl „Banken“, die dem Dorf gehören, und links und rechts des Weges, der zu einer solchen „Bank“ führt, sieht man riesige, an die Häuser gelehnte Geldsteine, die in der Mitte durchbohrt sind.
Besonders sympathisch sind auf Yap und den übrigen Inseln Mikronesiens die Kinder mit ihren strahlenden Augen. Sie haben auch recht interessante Namen: „Radio“, „Love Me“ (Hab mich lieb), „Nothing“ (Nichts), „Careless“ (Sorglos), „Twinkle“ (Augenzwinkern) und sogar „Adolf Hitler“. Manche Kinder werden nach dem Namen irgendeines berühmten Besuchers genannt, oder sie erhalten einen Spitznamen.
Möchtest du hier bleiben? Wir wollen lieber auch noch die anderen Inseln besuchen, ehe du dich entscheidest.
Trukinseln, Ponape und Kiribati
Um Zeit zu sparen, verweilen wir nur einige wenige Minuten über der unvergleichlich schönen Truklagune. Diese knapp 50 km breite Lagune ist so groß, daß alle Inseln Mikronesiens darin Platz fänden. Ihr tiefblaues Wasser ist für Tauchsportbegeisterte ein wahres Paradies. Hier gibt es einen historischen Unterwasserfriedhof, wo sich phantastische Wassertiere in Kriegsschiffen, die im Zweiten Weltkrieg gesunken sind, häuslich eingerichtet haben.
Doch schon fliegen wir weiter nach Ponape, einer Insel der östlichen Karolinen. Auf Ponape gibt es viele prachtvolle Wasserfälle. Ferner ist es die höchste Insel der Karolinen (760 m). Hier sind starke Regenfälle die Regel, und die Hügel sind dicht bewaldet. Aber die Wälder werden selten von Menschen aufgesucht, denn die Bevölkerung Ponapes hat sich nur an der Küste angesiedelt.
Die Leute sind ziemlich schüchtern und sprechen eine weiche Sprache. Ihr „Casalelia“ („Willkommen!“) zählt zu den schönsten Grußformen Mikronesiens. Übrigens bewundern die Ponapeaner Frauen mit breiten Hüften. Solltest du zu den eher „stämmigen“ Frauen zählen, dann mag diese Insel ein „Paradies“ für dich sein.
Unweit der Küste Ponapes befindet sich ein faszinierender archäologischer Schatz — die Ruinen der Stadt Nan Matol. Sie wird das „Venedig des Pazifiks“ genannt und wurde aus riesigen Basaltsteinen auf über 100 kleinen Inselchen in einer sumpfigen Lagune errichtet. Bis heute weiß niemand genau, wie oder wann die Stadt gebaut wurde.
Weit im Südosten Mikronesiens liegen die malerischen Gilbertinseln (Kiribati) mit dem Hauptatoll Tarawa. Hier sieht man, was die meisten Leute als echte Südseeinsulaner-Behausungen bezeichnen würden: malerische Grasdächer auf Wänden aus Stämmen der Kokospalme und geflochtenem Palmstroh, zusammengebunden mit Seilen aus der faserigen Hülle der Kokosnuß.
Die Leute sind ungewöhnlich herzlich und gastfreundlich. Ihre Hauptnahrungsmittel sind Kokosnüsse und Brotfrüchte, dazu essen sie sehr viel Meerestiere. Sobald man auf Tarawa landet, kommt eine große Ruhe über einen. Die Gemütlichkeit der Bevölkerung ist ansteckend, und es kann Besuchern passieren, daß sie tatsächlich das Gefühl bekommen, es sei ihnen gelungen, „allem zu entfliehen“.
Im Gegensatz zu fast allen übrigen Inseln Mikronesiens gibt es hier einen Busverkehr. Das ist sehr gut, denn die Entfernungen auf diesem langen, schmalen Atoll sind nicht gering. Erwarte aber nicht, daß die Busse fahrplanmäßig verkehren. Vergiß nicht, wir sind hier in den Tropen!
Die mit Palmen gesäumte Lagune spiegelt am Tag die echten mikronesischen Farben wider, Azurblau und Grün, während nachts Mond und Sterne zum Greifen nahe erscheinen. Das sanfte Plätschern des Meeres zu beiden Seiten des Atolls und das Säuseln des Passats können dich leicht in den Schlaf lullen. Obschon Tarawa am Äquator liegt, sorgt der Passat dafür, daß es mindestens in einigen Monaten des Jahres nicht zu heiß ist.
Hast du dich schon entschlossen, auf welcher dieser exotischen Inseln du Zuflucht suchen möchtest? Bevor du dich endgültig entscheidest, solltest du noch einiges mehr darüber erfahren.