Erhalte dir deine Zähne
WUSSTEST du, daß du, selbst wenn du keine Karies hast, deine Zähne verlieren kannst? „Ich mußte schon Zähne ziehen, die vollkommen gesund waren“, sagte ein Zahnarzt mit 35 Jahren Berufserfahrung. „Wieso denn das?“ magst du fragen.
Erkrankungen des Zahnfleisches sind die Hauptursache für Zahnverlust bei Erwachsenen. Gemäß dem Journal of Preventiv Dentistry „gehören sie zu den häufigsten Krankheiten des Menschen. Betroffen davon sind etwa neun von zehn Erwachsenen über 50 und etwa 75 Prozent aller Erwachsenen zwischen 35 und 50.“ Selbst bei kleinen Kindern können frühe Anzeichen auftreten. Wenn man nichts dagegen unternimmt, werden die Gewebe, die den Zahn stützen, zerstört. Wenn du dir deine Zähne erhalten möchtest, solltest du also nicht nur vor Karies, sondern auch vor Zahnfleischerkrankungen auf der Hut sein.
Viele Leute merken jedoch gar nicht, daß sie von einer Zahnfleischerkrankung befallen sind. In den Anfangsstadien hat man gewöhnlich keine Schmerzen. Wie kannst du wissen, ob dein Zahnfleisch davon befallen ist?
Die Symptome erkennen
Die häufigste Erkrankung des Zahnfleisches ist die Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Jede ungewöhnliche Röte des Zahnfleisches zeigt eine Entzündung an. Natürlich ist plötzliches Bluten unter Druck oder eine „rosa Zahnbürste“ ein offenkundiges Zeichen für Zahnfleischentzündung.
Die Wurzelhautentzündung (Periodontitis) ist eine fortgeschrittenere Form der Zahnfleischerkrankung, von der sowohl der Kieferknochen als auch das Zahnfleisch betroffen sind. Gewöhnlich kann man sie daran erkennen, daß neben den Zähnen Eiter herauskommt, wenn man gegen das Zahnfleisch drückt. Doch der Eiterfluß ist das Endergebnis des chronischen Krankheitsverlaufes, nicht die Krankheit selbst. Im allgemeinen sind damit Mundgeruch und ein unangenehmer Geschmack im Mund verbunden, und das Zahnfleisch erscheint sehr weich und schlaff. Ein anderes Symptom ist Zahnfleischschwund. Eine übermäßig große Beweglichkeit der Zähne zeigt an, daß die Krankheit die tiefer liegenden Gewebe befallen hat. Manchmal kann auch ein Wandern oder Verschieben der Zähne beobachtet werden, so daß sich die Zähne schief stellen oder große Zwischenräume entstehen.
„Wodurch entstehen Zahnfleischerkrankungen?“ magst du dich fragen.
Zahnbelag — ein bedeutender Faktor
Der Zahnbelag ist eine klebrige Schicht aus Bakterien mit teilweise verdauten Nahrungsmittelresten. Er bildet sich ständig an deinen Zähnen und kann großen Schaden anrichten.
Während du ißt, werden vom Zahnbelag mit Hilfe des in der Nahrung enthaltenen Zuckers Säuren erzeugt. Diese Säuren und andere Reizstoffe können bewirken, daß sich das Zahnfleisch entzündet, empfindlich wird und zum Bluten neigt. Wenn du den Zahnbelag nicht entfernst, kann er sogar noch größere Schwierigkeiten verursachen.
Ablagerungen von Kalziumsalzen aus deinem Speichel können dazu führen, daß der Zahnbelag erhärtet, sich verdickt und sich sehr eng mit den Zähnen verbindet. In diesem Stadium bezeichnet man ihn als Zahnstein. Der Zahnstein nimmt zu, und seine rauhe Oberfläche bewirkt, daß sich das Zahnfleisch langsam von den Zähnen löst. Dadurch entstehen Taschen rings um die Zähne, die sich mit Bakterien, Nahrungsmittelresten und Eiter füllen. Möglicherweise wird auch noch das Knochengewebe angegriffen. In manchen Fällen scheint es nur so dahinzuschmelzen, und die Zähne beginnen sich zu lockern. Es ist, als bewege man einen Zaunpfahl hin und her — er lockert sich immer mehr. Wenn man nichts gegen die Krankheit unternimmt, wird man die betroffenen Zähne verlieren.
Kannst du etwas tun, um Zahnfleischerkrankungen vorzubeugen?
Vorbeugung
Die beste Methode besteht darin, deine Zähne von Zahnbelag möglichst freizuhalten. Wie?
„Nimm weniger Zucker zu dir, um Zahnbelag und Entzündungen Einhalt zu gebieten. Meide Süßigkeiten und süße Speisen, die an den Zähnen kleben“, empfiehlt die amerikanische Zahnärztevereinigung.
Beseitige den Zahnbelag, indem du dir mindestens zweimal am Tag — vorzugsweise nach den Mahlzeiten — gründlich die Zähne putzt. Und reinige täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide. Da sich Zahnbelag jeden Tag bildet, muß man ihn unbedingt beseitigen, bevor er erhärtet und zum Zahnstein wird.
Ebenfalls von Nutzen sind regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen. Dein Zahnarzt kann feststellen, ob sich das Zahnfleisch und das Knochengewebe in der Umgebung der Zähne verändert haben. Er kann dir auch sagen, ob du genügend tust, um deine Zähne von Zahnbelag freizuhalten, und wie du deine Zahnbürste noch wirksamer handhaben könntest.
Obwohl du Zahnfleischerkrankungen vermeiden hilfst, wenn du deine Zähne so gut wie möglich von Zahnbelag freihältst, gibt es noch eine Anzahl anderer Gründe, die erklären, warum manche für Zahnfleischerkrankungen anfälliger sind als andere.
Warum manche anfälliger sind
Gewisse Krankheiten wie Anämie und Diabetes befallen das Zahnfleisch und die Knochensubstanz des Mundes, wodurch manche Leute anfälliger für Zahnfleischerkrankungen sind. Man vermutet auch, daß das hormonelle Gleichgewicht des Körpers eine Rolle spielt.
Nicht zu übersehen ist die Ernährung, da die Nahrung, die du zu dir nimmst, deinen Körper als Ganzes beeinflußt, einschließlich des Zahnfleisches und der Knochensubstanz, die deine Zähne stützt. Ein Mangel an wichtigen Vitaminen und Mineralen kann dich anfälliger machen.
Es gibt auch eine Anzahl anderer Faktoren, die Zahnfleischentzündung und die Bildung von Taschen rings um die Zähne verursachen können. Dazu gehören: Zahnfüllungen, die nicht den richtigen Kontakt zu benachbarten Zähnen herstellen; Füllungen, die sich bis unter das Zahnfleisch erstrecken und Entzündungen hervorrufen; Verlust eines Zahnes; Zähne, die nicht gleichmäßig gegeneinander gedrückt werden, wenn sich die Kiefer schließen.
Weiche Nahrung kann die Entwicklung von Zahnfleischerkrankungen begünstigen, denn die Widerstandskraft beruht auf einer lebhaften Durchblutung des Gewebes. Der Mangel an Anregung, der auf weiche Nahrung zurückzuführen ist, kann durch die Zahnbürste ausgeglichen werden, aber nur, wenn man sie kraftvoll und richtig einsetzt.
Es ist schon viel darüber geschrieben worden, in welcher Beziehung das Rauchen und das Kauen von Betelnüssen zu Zahnfleischerkrankungen stehen. Allgemein gesagt, sind bei denjenigen, die solche Gewohnheiten haben, Zahnfleischerkrankungen häufiger, vor allem wenn die Mundpflege vernachlässigt wird.
Vielleicht bist du einer von den vielen Millionen, die bereits an einer Zahnfleischerkrankung leiden. Nun, dann wirst du dich fragen ...
Was kann man tun?
„Du kannst höchstens deine Zähne besser putzen“, meinen viele. Doch wenn die Krankheit bereits eingesetzt hat, solltest du gute fachärztliche Hilfe suchen. Warum?
Jede Zahnfleischerkrankung, die noch nicht zu weit fortgeschritten ist, erfordert ein gründliches Reinigen und Polieren der Zähne. Dazu gehört die Entfernung des Zahnsteins und des Zahnbelags an allen Zahnoberflächen oberhalb und unterhalb des Zahnfleisches. Der Zahnstein ist so hart, daß du ihn nicht durch einfaches Bürsten entfernen kannst.
Wenn dein Gebiß übermäßig erhöhte Stellen aufweist und beim Schließen der Kiefer ein ungleichmäßiger Zahnkontakt entsteht, dann muß der Zahnarzt Anpassungen vornehmen. Das wird verhindern, daß deine Zähne anfangen zu wackeln und daß sich Zahnfleischtaschen bilden. Auch der Ersatz fehlender Zähne hilft, die verbleibenden Zähne vor Verschiebungen zu bewahren.
Eine gründliche Behandlung schließt das Ersetzen schlechter Zahnfüllungen ein. Warum? Weil dadurch der richtige Kontakt zwischen den Zähnen wiederhergestellt und der Einschluß von Nahrung verhindert wird. Es hilft dir auch, deine Zähne leichter zu reinigen.
Man hat Operationstechniken entwickelt, mit denen weit fortgeschrittene Zahnfleischerkrankungen behandelt und sogar zum Stillstand gebracht werden können. Vor Jahren zielte die Behandlung darauf ab, das Hauptsymptom der Wurzelhautentzündung, den Eiterfluß, einzudämmen. Heute dagegen legen die Fachärzte Wert darauf, daß die Zähne stabilisiert werden und das Zahnfleischgewebe wieder am Zahn befestigt und ein Teil des verschwundenen Knochenmaterials regeneriert wird. Letzteres kann vielleicht nur in einigen Fällen bewältigt werden.
Vergiß nicht, daß eine Behandlung in fortgeschrittenen Fällen nicht immer erfolgreich ist. Manchmal läßt es sich nicht umgehen, die befallenen Zähne zu ziehen und einen Zahnersatz einzufügen.
Tue dein Teil
„Wenn der Patient nicht mitarbeitet, kann er sich sein Geld ebensogut sparen“, sagte ein Experte. Ja, wenn eine Behandlung erfolgreich sein soll, mußt du dein Teil tun.
Du mußt lernen, deine Zähne wirksam zu reinigen, nicht nur zu bürsten. Dem bakterienhaltigen Zahnbelag kann man nur durch den gründlichen, kraftvollen Gebrauch von Bürste, Zahnseide und Munddusche beikommen. Natürlich brauchst du eine strenge Selbstdisziplin, um diese Methode in der Praxis anzuwenden.
Zahnfleischerkrankungen haben in allen Teilen der Welt epidemische Ausmaße angenommen. Nichtsdestoweniger haben sich die Fähigkeiten der Zahnärzte, einige Erscheinungsformen dieser Krankheiten zu verhindern, erheblich verbessert. Lasse sie also, sobald sie bei dir auftreten, behandeln und überwachen. Zahnverlust ist im hohen Alter nicht immer unvermeidlich. Bei den meisten Leuten können Zahnfleischerkrankungen durch geeignete fachärztliche Behandlung, gewissenhafte Pflege zu Hause und gesunde Ernährung unter Kontrolle gebracht und geheilt werden.
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