Wird es einmal nur noch eine Religion geben?
DREI Viertel der Erdbevölkerung gehören einer nichtchristlichen oder gar keiner Religion an. Ein Viertel bekennt sich zum Christentum. Es ergäbe eine unendlich lange Liste, wollte man alle Religionen und Denominationen aufführen. Allein in den USA soll die Zahl der wichtigeren 1 187 betragen (Encyclopedia of American Religions).
Die meisten Religionen haben eines gemeinsam: Sie glauben alle, wie der Historiker Arnold Toynbee schrieb, „daß der Mensch nicht das höchste geistige Wesen im Universum ist“ (Das Christentum und die Religionen der Welt, 1959, Vorwort).
Glaubst du auch, daß ein erhabenes geistiges Wesen über dich wacht? Wenn ja, findest du es dann richtig, daß es sowohl von „Christen“ als auch von Nichtchristen auf ganz verschiedene Art und Weise angebetet wird? Noch wichtiger ist die Frage: Sind diese vielerlei Formen der Anbetung diesem göttlichen Wesen wohlgefällig? Warum kann es nicht nur eine Religion geben?
Ehe es eine Vereinigung aller Religionsgemeinschaften geben kann, sollten die einzelnen Gemeinschaften in sich geeint sein. In einem Sonderbericht, veröffentlicht in der Zeitschrift The Christian Century, schrieb Howard Rice, der frühere Vorsitzende der Vereinigten Presbyterianischen Kirche in den USA: „Nähme die Welt uns scharf unter die Lupe, ... würde sie ausrufen: ,Schaut euch diese Christen an, wie sie miteinander streiten!‘“ Er fügte hinzu, daß der Kirche „eine Gemeinde nach der anderen verlorengeht ..., Gemeinden, die sich von der Kirche trennen wollen“.
In der katholischen Kirche wächst die Zahl der Unzufriedenen. Statistische Erhebungen ergeben immer wieder, daß sehr viele Katholiken gegen das Pillenverbot der Kirche sind, gegen das Verbot der Wiederverheiratung von Geschiedenen, gegen den Anspruch des Papstes, unfehlbar zu sein, wenn er Lehrentscheidungen ex cathedra trifft, sowie gegen vieles andere, was die Kirche lehrt.
Anstatt daß sich die Religionsgemeinschaften vereinigen, entstehen immer mehr Gruppen, die sich von ihrer ursprünglichen Denomination getrennt und sich selbständig gemacht haben. Robert C. Whittemore, Professor für Philosophie an der Universität Tulane, berichtet, daß in letzter Zeit in den USA „über 35 neue Glaubensgemeinschaften entstanden sind. ,Das Christentum wird heute mehr denn je durch neue religiöse Sitten ... und Denkweisen herausgefordert.‘“
Ist es bei den nichtchristlichen Religionen anders? Unter der Überschrift „Die Araber — immer dabei, sich zu vereinigen, aber nie geeint“ schrieb die Zeitschrift The Economist: „So viele Kräfte wirken auf eine Vereinigung der Araber hin, daß man nicht verstehen kann, warum sie immer noch getrennt sind; aber es gibt so viele Gründe für Uneinigkeit, daß es noch erstaunlicher ist, daß sie sich nicht dauernd bekriegen.“
Es geht um mehr als die religiöse Einheit!
Die Glaubensgemeinschaften der Welt sind auch entzweit, weil sie unterschiedlichen Staaten und politischen Systemen treu sind und diese Treue höher einstufen als die Treue zu Gott. Der Nationalismus ist die Verehrung kollektiver menschlicher Macht innerhalb lokaler Grenzen. Er entzweit die Menschen, selbst solche, die sich zur gleichen Religion bekennen.
In dieser Beziehung richtete der Geschichtsschreiber Arnold Toynbee in seinem bereits erwähnten Werk folgende eindringliche Warnung an die „Christen“: „Heute kann man in jedem Teil der westlichen Welt das Schauspiel erleben, daß eine Nationalflagge — das Symbol der Vergötzung irgendeines Staates — in eine christliche Kirche gebracht und manchmal sogar mit dem Kreuz in einer Prozession getragen wird. Bei einem solchen Anblick beschleichen mich stets böse Ahnungen. Hier sind zwei rivalisierende Religionen: traditionelles Christentum und modernes Heidentum, die, unvereinbar miteinander, doch mit der furchtbaren Waffe eines Fanatismus ausgerüstet sind ... Wer von den beiden wird den in der Zukunft unausweichlichen Kampf auf Leben und Tod gewinnen? Hier werden ihre Symbole nebeneinander in den Mauern desselben heiligen Bauwerks und in augenscheinlich gleich großer Verehrung vorangetragen. Wie lange noch können sie nebeneinander bestehen?“ (S. 88, 89).
Vermag der Ökumenische Rat der Kirchen das Problem zu lösen? Der Rat schrieb über sich selbst, er sei „keine Weltbehörde, die kontrolliert, was Christen glauben und tun sollen; vielmehr vereinigt er ... fast 300 Kirchen ganz verschiedener Traditionen“. Er ist, ähnlich wie sein Gegenstück, die UN, lediglich ein Forum zur Erörterung unterschiedlicher Auffassungen. Und während diese Kirchen eine weltweite christliche Einigkeit vortäuschen, halten sie sich strikt an ihre eigenen Glaubensbekenntnisse. Außerdem werden keine nichtchristlichen Glaubensgemeinschaften in diesen Rat aufgenommen.
Ist das alles ein Grund, die Hoffnung aufzugeben? Kann Gott das, was er mit den Menschen vorhat, nur verwirklichen, wenn es zu einer Vereinigung der Religionen kommt? Keineswegs!
Gibt es nur eine wahre Religion?
Anstatt darauf zu warten, daß sich die Religionen vereinigen, wäre es besser, sich zu bemühen, die Religion zu finden, die Gott wohlgefällig ist. Da es so viele verschiedene Glaubensgemeinschaften gibt, ist es nicht vernünftig, zu denken, die Glaubensgemeinschaft unserer Eltern sei unbedingt die richtige.
Jesus sagte zu einer Samariterin, die einer bestimmten Religion angehörte: „Ihr betet an, was ihr nicht kennt; ... die wahren Anbeter [werden] den Vater mit Geist und Wahrheit anbeten ...; denn in der Tat, der Vater sucht solche als seine Anbeter“ (Joh. 4:22, 23).
Somit ist nicht jede Form der Anbetung richtig. Gott mit „Wahrheit“ anzubeten bedeutet, Gottes geschriebenes Wort, die Bibel, und alles, was darin gelehrt wird, anzunehmen. Es bedeutet, alle Ansichten und Traditionen religiöser und nichtreligiöser Personen, die im Widerspruch zur Bibel stehen, abzulehnen. Die wahre Religion darf mit menschlichen Traditionen und politischen Ideologien keinen Kompromiß eingehen.
Der Apostel Paulus schrieb: „[Wir] wissen ..., daß es keinen GOTT gibt außer e i n e m. Denn wenn es auch solche gibt, die ,Götter‘ genannt werden, ob im Himmel oder auf der Erde, so, wie es ja viele ,Götter‘ und viele ,Herren‘ gibt, so gibt es für uns tatsächlich e i n e n GOTT, den Vater“ (1. Kor. 8:4-6). Für den Gott der Wahrheit kann es nur eine wahre Religion geben und hat es auch stets nur eine solche Religion gegeben.
Gott hat vor, bald das ganze Universum durch die wahre Anbetung in Liebe zu vereinigen.