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  • Sie hungern sich krank
  • Erwachet! 1983
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Erwachet! 1983
g83 8. 2. S. 24-27

Sie hungern sich krank

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Großbritannien

„FÜR meine Tochter würde ich alles tun. Mein Mann hätte ihr alles gekauft, was sie gern gegessen hätte. Aber sie bat um nichts. Wir mußten zusehen, wie sie immer dünner wurde. Es war schrecklich. Von der ganzen Familie war ich die einzige, die nicht weinte. Ich konnte nicht. Mein Herz war wie versteinert.“

Wieso kam es in einer sonst glücklichen, geeinten Familie zu einem solchen Problem? Mit der gleichen merkwürdigen Krankheit wurde auch Janes Mann kurz nach der Heirat konfrontiert. Er erinnert sich noch gut daran:

„Ich versuchte, mit meiner Frau vernünftig zu reden, bis ich schwarz wurde, aber es half nicht. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt und damit basta! Ich konnte ihr nur noch vor Augen führen, welchen Schaden sie dadurch, daß sie nicht essen wollte, nicht nur sich selbst, sondern auch ihrem Kind zufügte. Meine Frau war nämlich schwanger, und ich machte mir wahnsinnige Sorgen.“

In beiden Fällen ging die Sache gut aus. Das junge Mädchen genas von seiner Krankheit, aber es dauerte vier Jahre. Und die junge Frau, die einen gesunden Jungen zur Welt gebracht hat, beginnt sich nun zu erholen. Leider ist das nicht immer der Fall. Wie die Statistik zeigt, sterben in Großbritannien 15 Prozent der an Anorexia nervosa Erkrankten. Von den übrigen 85 Prozent wird nur die Hälfte wieder völlig gesund.

Anorexia nervosa

Was ist denn Anorexia nervosa (oder mentalis)? Wie kommt man zu dieser Krankheit, und warum ist ihre Behandlung und Heilung so schwierig?

Appetitlosigkeit ist nichts Ungewöhnliches. Jedem von uns passiert es hin und wieder, daß er keine Lust zum Essen hat. Man nennt das „Anorexie“. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Appetitlosigkeit“. Diese Eßunlust dauert jedoch nur kurze Zeit, und sobald der Körper sich etwas erholt hat, stellt sich der Appetit wieder ein.

Ganz anders verhält es sich bei Personen, die an Anorexia nervosa leiden. In dem Werk Shorter Oxford English Dictionary heißt es, daß die „mangelnde Eßlust als Folge schwerer emotionaler Störungen zu Auszehrung führt“. Es ist daher nicht verwunderlich, daß dieses Leiden leicht einen tödlichen Ausgang nehmen kann. Die Ärzte betrachten Anorexia nervosa als eine psychosomatische Erkrankung, das heißt als eine Erkrankung, bei der psychische Vorgänge und körperliche Erscheinungen in einem Zusammenhang stehen. Für viele ist das jedoch eine zu starke Vereinfachung dieser komplizierten Krankheit, die man bisher noch nicht befriedigend erklären konnte. Manchmal ist sie mit schweren körperlichen Leiden verbunden, und allen, die mit dieser Krankheit in Kontakt kommen, verursacht sie großen Kummer.

„Es ist mir passiert!“

„Niemand sollte sagen: ,Das kann mir nie passieren!‘ So habe ich nämlich auch gedacht. Aber es ist mir passiert!“ So lautet der ehrliche Rat von Pat, die einmal 52 Kilogramm (das war ihr Normalgewicht) wog und dann bis auf 34 Kilogramm abmagerte. Sie berichtet weiter: „Ich bin stets eine vernünftige, ausgeglichene Person gewesen. Ich habe gern gekocht und auch gern gegessen. Aber als ich Anorexia nervosa bekam, änderte sich mein ganzer Charakter. Wenn jemand etwas zu mir sagte, antwortete ich mit einer Schimpftirade. Was ich damals erlebte, war einfach schrecklich und entwürdigend. Manchmal legte ich mich ins Bett und weinte stundenlang. Ich fühlte mich miserabel und unglücklich.“

Pat, die jetzt so Mitte Zwanzig und wieder gesund ist, meint: „Warum es soweit kam, weiß ich immer noch nicht. Irgendeiner von mehreren Gründen kann dafür verantwortlich gewesen sein.“

Genau zu ermitteln, wie es zu Anorexia nervosa kommt, ist gewöhnlich schwierig, aber bei einer Untersuchung der Fälle ergeben sich gemeinsame Faktoren, und sich damit zu befassen lohnt sich.

Diät halten — eine Gefahr

Meist tritt Anorexia nervosa bei pubertierenden Mädchen auf. Bei Jungen kommt diese Krankheit selten vor. In vielen Fällen wollte die Patientin schlank werden, begann, Diät zu halten, und verlor dann die Kontrolle darüber. Es ist völlig ungefährlich, ab und zu eine Mahlzeit zu übergehen; ganz anders dagegen ist es, eine strenge Diät zu halten und unregelmäßig zu essen.

Mary, ein Mädchen im Teenageralter, bekannte: „Ich wollte ein paar Pfunde loswerden und begann deshalb, Diät zu halten. Damit ich schneller abnahm, ließ ich auch Mahlzeiten aus. Obschon meine Freundinnen jeweils zu mir sagten: ,Ach, bist du aber dünn — du nimmst ja immer mehr ab!‘, fand ich, wenn ich in den Spiegel schaute, daß ich noch so wie früher war. Merkwürdigerweise konnte ich keinen Unterschied sehen und war überzeugt, eine ganze Menge Übergewicht zu haben. Kurz darauf wurde ich sehr krank.“ Was berichtet ihre Mutter? „Wenn meine andere Tochter plötzlich eine Schlankheitskur machen wollte, würde ich es ihr nicht mehr so ohne weiteres gestatten. Ich würde Genaueres darüber wissen wollen und zu ihr sagen: ,Dann wollen wir mal einen Kurplan zusammen ausarbeiten‘, damit sie trotzdem eine vollwertige, ausgewogene und gesunde Ernährung hätte. Als Mary an Anorexia nervosa litt, konnte man nämlich nicht mehr vernünftig mit ihr reden.“ Was passiert denn eigentlich?

Man weiß nicht genau, warum, aber wenn der Körper eine bestimmte Stufe der Unterernährung erreicht, kann Merkwürdiges geschehen. Bei jungen Mädchen mag die Periode ausbleiben. Etwas später kann es auf den Armen und Beinen zu zusätzlichem Haarwuchs kommen; der Patient hat eine Abneigung gegen Speisen und das unbändige Verlangen, schlank zu bleiben. Anfänglich wird er von einem Zwang zu körperlicher Bewegung beherrscht. Außerdem kann man — wie Marys Mutter leider zu spät feststellte — den Patienten (denn das ist er jetzt) mit noch so vielen Worten nicht mehr davon überzeugen, daß er nicht normal handelt oder daß er seine Gesundheit, ja sogar sein Leben gefährdet.

Könntest du feststellen, ob einer deiner Angehörigen oder Freunde an Anorexia nervosa leidet? Das Hauptsymptom der Krankheit ist der starke Gewichtsverlust, aber eigenartigerweise läßt er sich nicht immer ohne weiteres feststellen. Warum nicht? Weil sich Personen, die diese Krankheit haben, oft viel Mühe geben, ihren wahren Zustand zu verbergen, und zwar vor sich selbst und vor denen, die ihnen helfen möchten. Sie ziehen mehrere Kleidungsstücke übereinander an oder tragen Gewichte in den Taschen mit sich herum. So täuschen sie sich selbst auf eine für ihre Angehörigen oder Freunde unbegreifliche Weise. Einige führen sogar selbst Erbrechen herbei oder nehmen Abführmittel, um zu erreichen, daß der Körper die Nahrung rasch wieder ausscheidet. Aber auch das tun sie heimlich, damit keiner in ihrer Umgebung etwas davon merkt.

Manchmal hört man die Meinung, diese Krankheit trete nur in westlichen Ländern auf, doch das stimmt nicht. „Die Afrikaner sind die besten Nachahmer anderer Kulturen geworden“, schrieb Dr. Daniel Kabithe (Kenia). „Wenn im Westen Schlankheitskuren Trumpf sind, entwickelt auch die Afrikanerin den Wunsch, den Kampf gegen die Pfunde aufzunehmen.“ Dr. Kabithe, der diesem Problem nachging, faßte das Ergebnis seiner Untersuchungen wie folgt zusammen: „Die Eßlust wird absichtlich gedrosselt, und durch die vorgetäuschte Appetitlosigkeit sucht das Mädchen ein bestimmtes Ziel zu erreichen.“ Bei dieser Krankheit geht es aber um mehr als nur darum, schlank werden zu wollen. Emotionen und Streß gehören ebenfalls zu ihren Auslösern.

Warum meist junge Leute?

Die Zeit der Pubertät kann schwierig sein, insbesondere heute, wo sich die Jugendlichen vielen ungewöhnlichen Problemen und Frustrationen gegenübersehen. Was hat das mit Anorexia nervosa zu tun? Der englische Arzt Dr. Michael Spira schreibt über die Ursache dieser Krankheit: „Am wahrscheinlichsten ist wohl die Erklärung, daß das Mädchen Angst davor hat, erwachsen zu werden. Durch Nahrungsverweigerung versucht es, die in der Pubertät auftretenden körperlichen Veränderungen und die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale, die es mit dem Erwachsenwerden in Zusammenhang bringt, zu verhindern oder rückgängig zu machen, weil es vor den damit verbundenen Aufgaben zurückschreckt.“

Bei der Beurteilung der Krankheit spielen die Einstellung des Patienten zum Leben sowie sein Verhältnis zu seinen Angehörigen die Hauptrolle. Dazu schreibt der als fachärztlicher Berater tätige Psychiater Dr. Joan Gomez: „Hormonelle Veränderungen sind absolut zweitrangig und niemals die Ursache von Anorexia nervosa. Die Ursache liegt im Familienkreis des Patienten.“

Das wird auch durch folgende Ausführungen des Psychiaters R. L. Palmer bestätigt: „Die Jugendlichen, die Anorexia nervosa entwickeln, haben, wenn sie an Gewicht verlieren, bereits Schwierigkeiten mit der Bewältigung des Lebens, mit ihren Gefühlen oder, genauer gesagt, mit dem Reifungsprozeß während der Pubertät. Die Schwierigkeiten können ganz unterschiedlicher Art sein.“ Was sind einige davon? Man beachte die Berichte zweier Patientinnen.

„Meine Krankheit begann vor etwa vier Jahren. Die Eigentümer des Hauses, das mein Vater gemietet hatte, kehrten aus dem Ausland zurück. Das hatte zur Folge, daß wir eine Zeitlang ohne eigene Wohnung waren. Meine Eltern und wir Kinder waren an verschiedenen Orten untergebracht, und wir sahen einander kaum.

Erst jetzt wird mir so richtig bewußt, wie sehr ich damals unter diesen Verhältnissen litt. Ich fühlte mich nicht geborgen, hörte auf zu essen und landete schließlich im Krankenhaus. Als ich dann wieder essen wollte, konnte ich nicht mehr. Man zwang mich dazu. Die Arthritis, an der ich jetzt leide, ist, wie die Ärzte sagen, eine Folge von Anorexia nervosa, die bei mir durch Streß hervorgerufen wurde.“

„‚Du wirst zu dick!‘ ,Hast du nicht zugenommen?‘ Solche Äußerungen machte man mir — einem jungen Mädchen — gegenüber mehr im Spaß als im Ernst, aber man traf damit eine meiner empfindlichsten Stellen.

Ich kam mit 16 aus der Schule, und damals glaubte ich, die schlanken Mädchen seien die glücklichsten, erfolgreichsten und die am besten gekleideten. Das gab mir, dem schüchternen und zurückhaltenden Mädchen, den Ansporn, etwas für meine Figur zu tun. Bald ging ich jedoch viel weiter, als ich ursprünglich wollte. Ich ließ Mahlzeiten aus und aß immer weniger, um abzunehmen. Die Schmerzen, die der nagende Hunger hervorrief, waren eine Qual, aber es befriedigte mich, daß ich diese Empfindungen zu ignorieren und schließlich zu überwinden vermochte.

Allmählich wurde ich so schwach, daß ich nur noch mit äußerster Anstrengung die Treppen hochkam. Sogar ein Kissen hochzuheben strengte mich ungemein an. Anorexia nervosa war eine Realität geworden. Erst nach fünf langen, schwierigen Jahren war ich wieder gesund.

Zu Hause gab es in der Zeit meiner Pubertät schon auch Probleme, aber heute weiß ich, daß meine Reaktion auf die Bemerkungen über meinen Babyspeck zum großen Teil für meine Krankheit verantwortlich war. Deshalb möchte ich allen dringend empfehlen, ein junges Mädchen niemals wegen seines Gewichts, seiner Figur oder seiner Größe zu hänseln. Man kann damit unvorstellbar großen Schaden anrichten.“

Liebeskummer, Minderwertigkeitskomplexe, Examensangst und der Zwang, in der Welt „vorwärtskommen“ zu müssen, der Versuch, gewisse, von den Eltern oder anderen Autoritätspersonen gesetzte Normen zu erreichen, und vieles mehr kann bewirken, daß ein unsicherer junger Mensch Anorexia nervosa entwickelt. Obschon alle Therapien einen bestimmten Wert bei der Behandlung der Symptome haben mögen (es ist ratsam, daß sich der Patient so schnell wie möglich in ärztliche Behandlung begibt), hängt die Genesung in Wirklichkeit doch vom Patienten selbst ab. Was kann er tun? Man beachte folgende Ratschläge:

[Herausgestellter Text auf Seite 25]

Wie die Statistik zeigt, sterben in Großbritannien 15 Prozent der an Anorexia nervosa Erkrankten.

[Herausgestellter Text auf Seite 26]

Obschon alle Therapien einen bestimmten Wert bei der Behandlung der Symptome haben mögen, hängt die Genesung in Wirklichkeit doch vom Patienten selbst ab.

[Kasten auf Seite 27]

Einige Regeln

● Sondere dich nicht ab. Die Gefahr ist groß, introspektiv zu werden. Man kommt so leicht von dem Weg, der zum reifen Denken eines Erwachsenen führt, ab. Ein äußerst weiser Mensch sagte: „Wer mit Weisen wandelt, wird weise werden“ (Sprüche 13:20). Suche dir Freunde. Schätze einen Menschen, der weise ist und dem du dich anvertrauen kannst.

● Denke niemals, du müßtest alle Trends und Modetorheiten mitmachen. Christen sind kein Teil der Welt. Stehst du in einer Sache, bei der es um Grundsätze geht, allein da, dann betrachte es als eine Gelegenheit, innere Stärke zu zeigen (Johannes 17:16, 17).

● Bemühe dich, etwas Nützliches zu tun, besonders etwas, was anderen zugute kommt. Von Jesus wird berichtet, daß er sagte: „Beglückender ist Geben als Empfangen.“ Wenn man etwas für andere tut, denkt man nicht soviel an sich selbst (Apostelgeschichte 20:35).

● Sei dir stets bewußt, daß sich dein Schöpfer, Jehova Gott, um dich kümmert. Betest du zu ihm, so empfängst du, wenn du in Not bist, „Kraft, die über das Normale hinausgeht“ (2. Korinther 4:7).

● Denke daran, daß andere, die an Anorexia nervosa litten, geheilt worden sind. Auch du kannst geheilt werden. Viel hängt aber davon ab, daß du positiv denkst.

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