Der Kampf gegen Krankheit
„KÜNFTIGE Geschlechter werden nur aus der Geschichte wissen, daß es einmal eine Krankheit, ,Pocken‘ genannt, gegeben hat“, schrieb der dritte US-Präsident, Thomas Jefferson, im Jahre 1806. Dieser Satz stand in einem Brief, mit dem er den britischen Arzt Edward Jenner zu seiner Entdeckung der Pockenschutzimpfung beglückwünschte.
Aber noch 1967 starben schätzungsweise 2 000 000 Menschen an dieser gefürchteten Krankheit. Doch die weltweite Kampagne der Weltgesundheitsorganisation gegen die Pocken erreichte 1979 offenbar ihr Ziel. Nach 173 Jahren ging Jeffersons Prophezeiung anscheinend in Erfüllung.
Im Jahre 1928 entdeckte Sir Alexander Fleming das erste Antibiotikum — Penizillin. Es wird gegen Blutvergiftung, Lungenentzündung, Hirnhautentzündung und viele andere Krankheiten angewandt. „Die Entdeckung des Penizillins gehört zu den dramatischsten Ereignissen in der Geschichte der Medizin“, heißt es in dem Werk Black’s Medical Dictionary, das die Entdeckung des Penizillins der Einführung der Anästhesie und der antiseptischen Mittel gleichsetzt.
Im 19. Jahrhundert war Tuberkulose die Haupttodesursache. Die bekannten Komponisten Chopin und Paganini sowie der britische Politiker Cecil Rhodes und viele andere berühmte Leute hatten Tuberkulose. Im Jahre 1906 entwickelten die beiden Franzosen Calmette und Guérin einen Impfstoff gegen diese Krankheit. Und 1944 entdeckte man das Streptomyzin. Mit diesen und anderen Tuberkulostatika wurde die Tuberkulose in den entwickelten Ländern sozusagen besiegt.
In der „armen Welt“ und sogar in einigen Entwicklungsländern dagegen ist sie immer noch weit verbreitet. In Südafrika zum Beispiel gibt es jährlich im Durchschnitt 45 000 neue Fälle. Tausende sterben an dieser Krankheit. Es existieren wirksame Impfstoffe gegen Masern, Polio und Diphtherie sowie gegen andere Kinderkrankheiten, dennoch sterben in den Entwicklungsländern jedes Jahr Millionen Kinder an diesen Krankheiten.
In manchen westlichen Ländern nehmen andere Krankheiten in alarmierendem Maße überhand. Etwa 70 Prozent ihrer Bevölkerung sterben jetzt an Herz- und Kreislauferkrankungen sowie an Krebs.
Viele, die sich eine schwere Krankheit zuziehen, mögen nicht daran sterben, aber dadurch zu Behinderten werden. Im Jahre 1981 sagte der frühere UN-Generalsekretär Kurt Waldheim warnend, daß die derzeitige Zahl von 400 Millionen Behinderten in aller Welt weiter ansteigen und im Jahr 2000 etwa 500 Millionen betragen könne. Bedeutet das, daß die Medizin trotz all ihrer erstaunlichen Entdeckungen und Fortschritte den Kampf gegen die Krankheit verliert? Was zeigen die heutigen Tatsachen?