Ist es vernünftig, an eine Reinkarnation zu glauben?
UNTER der Einwirkung von LSD trieb es einen jungen Mann aus Edmonton (Kanada) jeweils zu einem Spiegel. „Nachdem ich viele Minuten lang in meine Pupillen gestarrt hatte, stellten sich Halluzinationen ein, und ich sah Szenen, die ich für Erlebnisse aus meinem früheren Leben hielt. Bei einer Gelegenheit sah ich mich als blutrünstigen Kriegsherrn ..., der für den Tod Tausender von Menschen verantwortlich war. Einmal, als ich im Spiegel wieder eine solch schlechte Person sah, hörte ich eine Stimme sagen: ,Für diese bösen Taten wirst du büßen müssen!‘“
Nicht nur Drogen haben Menschen zu dem Glauben veranlaßt, es gebe eine Reinkarnation. Zum Beispiel gibt es Leute, die zum erstenmal irgendwohin kommen und dann das Empfinden haben, diese Umgebung zu kennen. Daraus schließen sie, daß sie schon einmal gelebt haben. Andere berichten über ähnliche Empfindungen, wenn sie mit Personen zusammenkommen, die ihnen völlig fremd sind. Auch die Hypnose spielt eine Rolle. „Mehrere gegenwärtig praktizierende Psychiater glauben neuerdings an eine Reinkarnation, weil sich einige ihrer Patienten in der Hypnose an Dinge erinnerten, die vor ihrer Geburt passiert sind“, schrieb R. Stemman in dem Buch Spirits and Spirit World (Geister und Geisterwelt). Auf der gleichen Lehre ist der Hinduismus und der Buddhismus aufgebaut, Religionen, die zusammen über eine halbe Milliarde Anhänger haben.
Die Lehre von der Reinkarnation spielt in Asien schon lange eine wichtige Rolle, doch in neuerer Zeit ist sie auch im Westen ein vieldiskutiertes Thema geworden. Sie lieferte den Stoff für Bücher und Filme. In den Vereinigten Staaten wurde vor kurzem der Robert-Wise-Film Audrey Rose gezeigt — eine Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers. Er handelt von tiefbetrübten Eltern, die glauben gemacht wurden, ihre geliebte Tochter sei die Reinkarnation des verstorbenen Kindes eines anderen Mannes.
„Nach dem Tod eines Menschen wird dessen Seele in einem anderen Leib wiedergeboren“, sagen die Anhänger des Reinkarnationsglaubens. Woher stammt er, und welche Folgen hat er für die Menschen? Sollte man ihn auch annehmen?
Woher stammt er?
Der Glaube, daß die Seele eines Menschen nach dessen Tod in einen anderen Leib eingeht, ist weit verbreitet und schon uralt. Zum Beispiel glauben die Venda, ein Bantuvolk in Südafrika, daran, aber auch die Eingeborenen Australiens, die Araukaner, ein Indianervolk in Südamerika, und viele andere Völker.
Vor mehr als 2 000 Jahren glaubten die Griechen und die in Westeuropa lebenden Kelten daran. In Indien wurde er von den Brahmanen (Priesterkaste) gelehrt. „Viele Fachleute sind der Meinung, daß die Brahmanen im Osten und die keltischen Druiden im Westen restliche Seitenzweige einer alten indoeuropäischen Priesterschaft waren“, heißt es in der Encyclopœdia Britannica.
Eine solche Priesterschaft existierte in Babylon, das zentral gelegen war zwischen Indien, Westeuropa und Griechenland. Ist die Reinkarnationslehre in Babylon entstanden? Nun, zur babylonischen Religion gehörte die alljährliche Trauer um den toten Helden Tammuz oder Dumuzi, der als Gott verehrt wurde. „Die Könige, die ihn verkörperten“, schrieb der Religionswissenschaftler Professor Mircea Eliade, „feierten jedes Jahr die Wiedergeburt der Natur. ... Tammuz verschwindet und taucht sechs Monate später wieder auf. Dieser Wechsel — periodische Gegenwart und Abwesenheit des Gottes — gab Anlaß zu den ,Mysterien‘ bezüglich der Erlösung des Menschen, seines Geschicks nach dem Tod. ... Schließlich konnte jeder Mensch hoffen, in den Genuß dieses Vorzugs zu kommen.“
Wie wirkt er sich auf die Menschen aus?
Kann der Reinkarnationsglaube Eltern verwirren und ihnen Leid zufügen, wie es in dem Roman Audrey Rose dargestellt wird? In Indien hat Dr. Vinoda Murthy Fälle untersucht, bei denen es sich um eine „Wiedergeburt“ gehandelt haben soll. Ein Fall betraf ein Kind, das Nacht für Nacht weinte und sagte, es gehöre anderswohin. Schließlich brachte man es in ein fernes Dorf, wo es ein Haus als sein Elternhaus und das darin wohnende Ehepaar als seine Eltern bezeichnete. „Die Sache“, schrieb der wissenschaftliche Schriftsteller Radhakrishna Rao, „hatte ein trauriges Nachspiel, denn zwei Elternpaare kämpften verbissen um dieses Kind.“
Mit dem Glauben an eine Reinkarnation ist auch die Auffassung verbunden, daß jemand, der im gegenwärtigen Leben Unglück habe, für etwas bestraft werde, was er in früheren Leben verbrochen habe. Dieser Glaubenssatz wird als „Karma“ bezeichnet. Wer daran glaubt, tut niemandem etwas zuleide. Fördert dieser Glaube jedoch den Wunsch, Gutes zu tun? Eine Antwort erhalten wir, wenn wir die Stellung der Brahmanen betrachten, die die oberste Kaste eines Kastensystems bilden, das Millionen als Last und als bedrückend empfinden. Auch denke man an die buddhistischen Mönche, die sich zurückziehen, um in der Abgeschiedenheit zu leben. „Wenn ein Mensch auf die Welt gekommen ist, um böse Taten, die er in einem früheren Leben begangen hat, wiedergutzumachen, haben wir dann das Recht, einzugreifen und etwas gegen die Anordnungen Gottes zu unternehmen?“ heißt es in dem Werk Man, Myth and Magic—An Illustrated Encyclopedia of the Supernatural.
Personen, die ihre „früheren Leben“ erforschen wollten, gerieten dadurch unter den Einfluß gefährlicher übermenschlicher Mächte. „Die Geister verfolgten mich“, schrieb der eingangs erwähnte Mann. „Manchmal bat ich flehentlich, sterben zu dürfen und nie mehr geboren zu werden ... Schließlich versuchte ich mehrmals, mir das Leben zu nehmen.“
Was lehrt die Bibel?
Die Bibel lehrt nicht, daß sich beim Tod des Menschen etwas Unsichtbares vom Körper trennt und als jemand anders wiedergeboren wird. Die Seele ist der Mensch selbst. Zum Beispiel kann man in der Bibel lesen, daß der Mensch nach seiner Erschaffung „Seele“ genannt wurde. Als Adam starb, hörte jene „Seele“ auf zu existieren, so wie Gott gesagt hatte: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst, denn aus ihm wurdest du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren.“ Auch aus anderen Stellen der Bibel geht hervor, daß die menschliche „Seele“ stirbt (1. Mose 2:7; 3:19; Josua 10:32; Hesekiel 18:4; Jakobus 5:20; Offenbarung 16:3).
Wenn es nichts gibt, was den Tod des menschlichen Körpers überdauert, wie kann man dann die Phänomene erklären, die mit dem Glauben an eine Reinkarnation verbunden sind? Die Bibel zeigt, daß Dämonen — Engel, die untreu wurden — dafür verantwortlich sind (1. Timotheus 4:1). Was die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod betrifft, so kannst du überzeugt sein, daß der Schöpfer fähig ist, „diejenigen ..., die würdig erachtet worden sind, ... die Auferstehung von den Toten zu erlangen“, aufzuerwecken. Jesus sagte mit Bestimmtheit: „Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden“ (Lukas 20:35; Johannes 5:28, 29).
Dieser Aufschluß aus Gottes Wort hat Millionen Menschen, auch dem aus Edmonton stammenden Kanadier, der früher so verzweifelt war, Trost und Erleichterung gebracht. Ein Inder und früherer Anhänger des Hinduismus formulierte es wie folgt: „Nach der Lehre von der Reinkarnation kehrt der Mensch in das gegenwärtige System zurück, wo die Menschen krank werden und sterben. Aber die Auferstehung wird stattfinden, wenn Jehova Gott durch seine Königreichsregierung das gegenwärtige verderbte System beseitigt haben wird. Dann wird es Krankheit, Trauer, ja sogar den Tod nicht mehr geben“ (Offenbarung 21:3, 4).
[Bild auf Seite 24]
Es gibt Personen, die manchmal das Gefühl haben, nicht das erstemal zu leben.
[Bild auf Seite 25]
Ewiger Kreislauf der Wiedergeburt nach dem Gesetz des Karmas