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  • Sie nannten mich „Giganten-Killer“
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Erwachet! 1983
g83 8. 9. S. 16-19

Sie nannten mich „Giganten-Killer“

ES WAR im Frühjahr 1965. Ich stand Taiho, einem der berühmtesten Sumo-Meister, im Ring gegenüber. Die rituellen Handlungen — den Mund mit Wasser ausspülen und Salz (Symbol der Reinheit) an der Kampfstätte verstreuen — waren durchgeführt. Auch die vier Minuten, in denen wir uns gegenseitig maßen, waren vorbei. Wir standen uns wieder Auge in Auge gegenüber. Der Schiedsrichter öffnete den Fächer — das Zeichen zum Angriff. Wir mußten kämpfen. Und wie wir kämpften! Zum sechsten Mal besiegte ich den großen Taiho! Dieser Kampf trug mir den Spitznamen „Giganten-Killer“ ein. Für mich, einen Sumotori (japanischer Sumo-Ringer), bedeutete das sehr viel.

Sumo ist keine olympische Sportart. Außerhalb Japans ist Sumo kaum bekannt. In Japan jedoch ist es ein Nationalsport. Aber vielleicht möchtest du wissen, worauf es bei diesem Sport ankommt. Bei der japanischen Form des Ringens sucht ein Kämpfer den anderen durch bestimmte Griffe zu Boden zu werfen oder aus dem Ring zu drängen.

Sumo — ein altjapanischer Sport

Sumo ist ein ganz alter Sport, der in Japan mindestens seit dem ersten Jahrhundert v. u. Z. bekannt ist. Auf dem asiatischen Festland mag er sogar schon vor jener Zeit ausgeübt worden sein. Seit Jahrhunderten besteht zwischen dem Sumo und dem Schintoismus eine enge Beziehung. Das Schintoritual schließt zum Beispiel das Gebet um eine gute Reisernte ein. In der Heianzeit (794—1185 u. Z.) ergötzte sich der kaiserliche Hof an Sumo-Kämpfen, und so wurde Sumo zum Sport der Kaiser. Als im 12. Jahrhundert die Militäraristokratie die Macht übernahm, erhielt Sumo eine ebenso große Bedeutung wie das Bogenschießen und die Fechtkunst, und für Krieger wurde die Ausbildung ein Muß. Allmählich entwickelte sich Sumo zu dem Berufssport, der es heute ist. Seit der Tokugawazeit (1603—1868) hat sich Sumo als Zuschauersport durchgesetzt.

Warum ich ein Sumo-Ringkämpfer wurde

Mit 12 Jahren war ich bereits 1,75 m groß und konnte mit Leichtigkeit zwei Reissäcke von je 60 Kilogramm hochheben. Wegen meiner Größe und meiner Kraft setzten meine Eltern große Erwartungen in mich, und sie hätten es gern gesehen, wenn ich Bauer geworden wäre und unseren Hof übernommen hätte. Als Halbwüchsiger betrachtete ich meine Körpergröße als nachteilig für einen Bauern, der sich den ganzen Tag auf dem Feld bücken muß. Für mich war das sehr anstrengend.

Jemand hätte sagen können, ich sei der geborene Sumotori, weil ich auf Hokkaido, der nördlichsten der vier japanischen Hauptinseln, aufgewachsen bin. Gewöhnlich liegt dort von November bis April Schnee, und die Jungen, die kräftige Hüften haben, da sie viel durch Schnee stapfen mußten, sollen sich für diesen Sport besonders gut eignen. Gegen den Willen meiner Eltern entschied ich mich für eine Sumo-Karriere.

Wie es in einem Sumo-„Stall“ zugeht

Sumo-Lehrlinge werden in sogenannten Ställen (Ausbildungslagern) ausgebildet. In meinem „Stall“ begann der Tag um 3 Uhr früh. Das harte Training fing mit Gymnastik an, und später folgten Sumo-Kämpfe zwischen den Angehörigen unserer Gruppe. Das Leben im Ausbildungslager ist hierarchisch organisiert, und die Rangordnung spielt eine wichtige Rolle. Wir „Neuen“ mußten für die älteren Ringer putzen und kochen. Die Ranghöchsten durften zuerst essen und morgens zuletzt aufstehen.

Das Training dauerte bis Mittag, dann gab es die erste Mahlzeit — die natürlich auch entsprechend der Rangordnung eingenommen wurde. Aber was für eine Mahlzeit! Chanko-nabe ist die Speise der Sumo-Ringkämpfer: ein dicker, kräftiger Eintopf mit Fleisch oder Fisch, Möhren, Zwiebeln, Sojabohnenquark, Sojasoße und Zucker. Dazu aßen wir viel Reis und tranken Unmengen Bier.

Das Schläfchen, das auf dieses Festessen folgt, spielt eine wichtige Rolle bei der Erreichung des Ziels eines Sumo-Kämpfers — an Gewicht und Kraft zuzunehmen, um bei den Wettkämpfen zu siegen. Der Erfolg eines Sumo-Kämpfers hängt davon ab, wieviel und wie schnell er an Gewicht und an Kraft zunimmt. Für wie wichtig man die körperliche Beschaffenheit hält, zeigt die Tatsache, daß ein Anwärter auf eine Sumo-Karriere ein dem Alter entsprechendes bestimmtes Gewicht und eine bestimmte Größe haben muß. Es erfordert auch viel Beharrlichkeit, die Sumo-Leiter zu erklettern. Der junge Sumo-Ringer erhält jedes Jahr bei sechs 15tägigen Turnieren Gelegenheit, sein Können zu beweisen.

Der Sumo-Ring — nicht quadratisch

In der Mitte der riesigen Sumo-Halle befindet sich ein ca. 60 cm hoher, 5,5 m breiter und ebenso langer Lehmberg. Weil die Zone, in der gekämpft wird, rund ist, gleicht die Kampfstätte viel eher einem Ring als die beim Ringen in westlichen Ländern übliche Kampfstätte. Die Kampfstätte, dohyō genannt, ist nicht von Seilen umgeben. Ein Ring aus mit Erde gefüllten Reissäcken, der einen Durchmesser von 4,6 m hat, ist in den mit Sand bedeckten Lehmboden eingelassen. Der Sand ist nützlich in einem Ringkampf, bei dem ein Urteil schwer zu fällen ist. Wieso? Weil man aufgrund der Spuren den Sieger ermitteln kann.

Salz und Wasser für den Reinigungsritus stehen bereit. Den Kampfplatz überspannt das von der Hallendecke herabhängende Dach eines Schintoschreins, und Glücksbringer sind unter dem Ring vergraben. Anwesend ist auch der stets wachsame Schiedsrichter im traditionellen Kimono des Samurai mit einer schwarzen Kopfbedeckung schintoistischen Ursprungs.

Der Aufmarsch der besten Sumotori bietet ein buntes Bild. Sie tragen die kunstvoll bestickten langen Schürzen, die vier Kilogramm und mehr wiegen. Die Ringkämpfer stellen sich im Kreis auf und klatschen in die Hände. Kurz danach beginnen die Kämpfe. An jedem Tag des Turniers treten vor den Hauptkämpfern der Reihe nach die Ringer der unteren Stufen auf. Nur die Großmeister behalten ihren Rang, während sich bei den anderen, je nachdem, wie oft sie gewonnen und verloren haben, der Rang für das nächste Turnier ändern kann.

Wer gewinnt?

Beim Sumo-Ringkampf spielt die Geisteshaltung eine ebenso große Rolle wie das Körperliche und die Kampftechnik. Ein Spruch verrät die Einstellung der Kämpfenden treffend: „Fang mit einer Verneigung an, und höre mit einer Verneigung auf.“ Wenn der Sumotori den Ring betritt, verbeugt er sich gegen die Ringmitte. Steht der Sieger fest, erfolgt wiederum eine Verbeugung.

Jeder Kämpfer trägt ein torimawashi, das heißt ein etwa 11 Meter langes Seidentuch. Es wird der Länge nach sechsmal gefaltet, um die Hüften gewickelt, zwischen den Beinen hochgezogen und auf dem Rücken kunstvoll verknotet.

Sumo-Kämpfer können über 140 kg wiegen. Wie Lokomotiven prallen sie beim tachi-ai, der ersten körperlichen Berührung, aufeinander. Der Zusammenprall kann gewaltig sein. Nun sucht sich jeder Kämpfer am Lendenschurz des Gegners festzukrallen, um ihn zu Fall zu bringen. Gleichzeitig aber sind beide darauf bedacht, sich den anderen vom Leib zu halten. Keine leichte Sache! Weil es mir oft gelang, meine Gegner aus dem Ring zu heben, wurde ich „Kran“ genannt.

Wann ist jemand besiegt? Wenn der Ringer mit einem Körperteil den Boden im Ring oder außerhalb des Ringes berührt. (Natürlich dürfen die Fußsohlen den Kampfboden im Ring berühren, nicht aber außerhalb.) Der Sieger streckt dem Besiegten die Hand entgegen und hilft ihm auf. Sie sind immer noch Freunde.

In den 16 Jahren, in denen ich aktiver Sumo-Kämpfer war, habe ich nie beobachtet, daß jemand eine Art Karateschläge austeilte oder andere unethische Methoden anwandte. So etwas wäre, gelinde gesagt, äußerst unhöflich.

Die Sumo-Kämpfer der höchsten Stufe sind große Meister. Ich hatte es bis sekiwake, zwei Stufen niedriger, gebracht, als ich Taiho besiegte. Im Jahre 1969 nahm ich aus gesundheitlichen Gründen meinen Abschied vom aktiven Ringen, blieb aber als Juror und Ausbilder im Beruf. Es war eine gutbezahlte Lebensstellung.

Die Bibel oder Sumo und Schinto?

Wegen meiner Tätigkeit in Verbindung mit den Sumo-Turnieren war ich jedes Jahr sechs Monate nicht zu Hause. Im Jahre 1974 sprach eines Tages eine Zeugin Jehovas an meiner Wohnungstür vor. Ich nahm ohne weiteres ein Traktat entgegen und gab es meiner Frau. Dann fuhr ich zu einem Turnier auf der Insel Kiuschu. Während ich fort war, kam die Zeugin wieder und stellte fest, daß meine Frau Hochachtung vor der Bibel hatte. Als ich sechs Wochen später nach Hause kam, studierte meine Frau eifrig die Bibel. Da ich antireligiös eingestellt war, verhielt ich mich der Sache gegenüber ablehnend.

Trotzdem lud die Zeugin Jehovas, die mit meiner Frau studierte, unsere Familie immer wieder ein, ihre Familie zu besuchen. Ich dachte, sie suchten lediglich Gemeinschaft mit „dem Sumo-Kämpfer“. Daß sie an mir als Mensch interessiert sein könnten, war mir unbegreiflich. Als meine Frau mich mit Tränen in den Augen flehentlich bat, doch mitzukommen, gab ich nach — allerdings widerwillig. In der Familie dieser Zeugen Jehovas herrschte eine liebevolle und wohltuende Atmosphäre. Aber obschon sich meine Frau im August 1975 taufen ließ, dachte ich selbst nie daran, auch den Weg der Wahrheit zu gehen.

Im Jahre 1976 erhielt ich eines Tages den Besuch eines Zeugen Jehovas. Ich bemühte mich nicht, mit ihm ein Gespräch zu führen, aber dann sagte ich plötzlich: „Bruder, würdest du mit mir die Bibel studieren?“ Ich weiß nicht, was mich dazu bewog — es kam ganz spontan. Wir begannen zu studieren, und ich machte einige Fortschritte, aber die Prüfungen ließen nicht lange auf sich warten.

In der Welt der Sumotori wird erwartet, daß man sich immer anpaßt. Wenn unterwegs, bat ich jeweils in der Stadt, wo wir uns aufhielten, ob ich freihaben könnte, um die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas zu besuchen. Um eine solche Erlaubnis zu bitten war ungewöhnlich, und ich wurde stets ausgelacht. Doch überall in Japan, wo ich mit den Brüdern zusammentraf, erlebte ich die Liebe und die Einheit der Zeugen Jehovas.

Nun hatte ich den Wunsch, ein Christ zu werden, aber gleichzeitig wollte ich auch im Sumo-Verband bleiben, um ein gesichertes Einkommen zu haben. Als ich dann mehr über Jehovas Willen kennenlernte, erkannte ich, daß das unmöglich war. Es stimmt zwar, daß Jakob mit einem Engel rang (1. Mose 32:24-29), doch ich mußte berücksichtigen, daß zwischen der falschen Religion und Sumo eine enge Beziehung besteht. Sumo wurde anfänglich in Tempeln ausgeübt, und immer noch sind viele religiöse Zeremonien und Riten mit dem japanischen Ringkampf verbunden. Obgleich ein Sumo-Kämpfer selten an die religiösen Aspekte dieses Sportes denkt, lassen sich der Schintoismus und Sumo nicht voneinander trennen.

Deshalb beschloß ich im Januar 1977, aus dem Sumo-Verband auszutreten. Im gleichen Jahr ließ ich mich taufen, und seit einiger Zeit diene ich in der Versammlung als Dienstamtgehilfe. Ich habe gelernt, mit den vorhandenen Dingen zufrieden zu sein; deshalb gelingt es mir, mit Reinigungsarbeiten meine fünfköpfige Familie zu ernähren.

Zwar bin ich kein Sumo-Ringkämpfer mehr, dennoch könnte man sagen, daß ich immer noch ein „Giganten-Killer“ bin. Die „Giganten“ sind die Lehren und die abergläubischen Vorstellungen der falschen Religion. Diesen Traditionen rücke ich mit dem Schwert des Geistes, dem Wort Gottes, der Bibel, zu Leibe (Epheser 6:17). Jetzt diene ich meinem Schöpfer als allgemeiner Pionierprediger, indem ich monatlich 90 Stunden für diesen Dienst aufwende. Worin besteht er? Im Verkündigen der guten Botschaft von Gottes Königreich (Matthäus 24:14). Möchtest du auch ein solcher „Giganten-Killer“ werden? Das ist dir im Verein mit Jehovas Zeugen möglich. (Von Kiyoshi Myobudani erzählt.)

[Bild auf Seite 17]

Ex-Sumo-Ringkämpfer Myobudani in Aktion

[Bild auf Seite 19]

Jetzt ist er ein christlicher Prediger

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