Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g83 8. 10. S. 24-27
  • Eine Barriere in der Themse

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Eine Barriere in der Themse
  • Erwachet! 1983
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Flutwellen — die eigentliche Gefahr
  • Eine bewegliche Barriere
  • Wie sie funktioniert
  • Im Ernstfall
  • „Die gute alte Themse“ — Englands einzigartiges Naturerbe
    Erwachet! 2006
  • Das Wunder der Gezeiten
    Erwachet! 1984
  • Londons Wasserversorgung — Eine neue Dimension
    Erwachet! 1996
  • Wieder im Blickpunkt: die Fundybai
    Erwachet! 1974
Hier mehr
Erwachet! 1983
g83 8. 10. S. 24-27

Eine Barriere in der Themse

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Großbritannien

HEUTE nacht können Millionen Londoner ruhiger schlafen. Bislang waren ihr Leben und ihre Häuser in Gefahr. Etwa einhundertzwanzig Quadratkilometer von London liegen tiefer als die Wasserstände der Themse bei extremem Hochwasser. Die am tiefsten liegenden Bereiche werden auf der obigen Karte durch die dunkelsten Stellen dargestellt. Eine starke Flut hätte einen Schaden von mindestens 3,5 Milliarden Pfund (14 Milliarden DM) angerichtet und einen großen Teil der Stadt lahmgelegt. Die moderne Lösung des Problems besteht in einer Barriere aus zehn Schleusentoren quer durch die Themse. Sie wurden im November 1982 in Betrieb genommen.

Die Themse war nicht immer der festgelegte Wasserweg von heute. Es gab Zeiten, wo das Gebiet von London bis zum Meer ein einziges Sumpfland war, das periodisch von hohen Fluten überschwemmt wurde. Doch je größer die Stadt wurde, um so mehr Land wurde trockengelegt und eingedeicht. Trotz allem wurden die künstlichen Dämme durch manche großen Fluten beschädigt oder überspült. Eine angelsächsische Chronik berichtet von einer schweren Flut im Jahre 1099. Später schrieb der Historiker John Stow, daß 1236 die Themse ihre Dämme überflutete und „eine große Zahl von Einwohnern dort ertrank und daß im Palace of Westminster die Leute mit Booten mitten durch den Saal ruderten“.

Solche Überflutungen wurden derart häufig — etwa jedes Jahrzehnt —, daß man sie anscheinend für unvermeidlich hielt. Jahrhundertelang war der Kampf gegen die Flut den einzelnen Grundbesitzern überlassen, die die Dämme bauten und ausbesserten, um ihr Eigentum zu schützen. Dann wurde im Jahre 1879 durch ein Gesetz die Verantwortung der Kommunalverwaltung übertragen. Dennoch nahm die Gefahr einer Überflutung zu.

Warum? In dem Magazin New Scientist wird erklärt: „Erstens sinkt London allmählich ab. Nicht nur das Lehmbett, auf dem es ruht, wird langsam zusammengepreßt, sondern im Laufe der Jahrhunderte neigt sich ganz Großbritannien, wobei die Südostspitze in einem Jahrhundert 30 cm absinkt. Zweitens werden jedes Jahr die Fluten der Nordsee höher.“ Das wird auf das Schmelzen des Polareises zurückgeführt. Drittens hat das Volumen des Seewassers, das mit den Gezeiten die Themse aufwärts und abwärts fließt, zugenommen. Durch wiederholtes Ausbaggern ist ein tieferes Flußbett geschaffen worden, in dem sie ungehinderter fließen kann. All diese Faktoren haben dazu beigetragen, daß in den vergangenen hundert Jahren im Zentrum von London der Wasserstand bei Hochwasser um etwa dreiviertel Meter zugenommen hat.

Flutwellen — die eigentliche Gefahr

Die größte Bedrohung jedoch sind Flutwellen, die durch Stürme in der Nordsee hervorgerufen werden. Bewegt sich über den Atlantik und um die Spitze Schottlands ein Tief, dann erhebt sich das Meerwasser darunter zu einem Wellenberg. Wenn dieser riesige Wellenberg durch Stürme in die trichterförmige Nordsee getrieben wird und die normale Flut verstärkt, steht London in Gefahr. Weitere Komplikationen können auftreten, wenn der Fluß aufgrund starker Regenfälle Hochwasser führt.

Das Zentrum von London wurde zum letztenmal 1928 überschwemmt. Vierzehn Menschen ertranken, eine Unmenge von Waren wurde unbrauchbar, und an Gebäuden und Installationen entstanden erhebliche Schäden. Im Jahre 1953 trat weiter flußabwärts eine noch zerstörerische Überschwemmung auf, die 300 Menschenleben kostete. Durch dieselbe Nordseewelle kamen in den Niederlanden 2 000 Menschen ums Leben. Das Zentrum von London blieb jedoch verschont, da die Dämme dort standhielten. Dann geriet die Stadt am 8. April 1982 wieder an den Rand einer Katastrophe. Von der Nordsee kam eine Welle, die mit einer Springflut zusammenfiel. Nur wenige Stunden bevor eine Katastrophe eingetreten wäre, drehte sich der Wind.

Eine bewegliche Barriere

Man brauchte etwas, was London vor Überschwemmungen schützen und doch den Fluß für die Schiffahrt freihalten würde. Es boten sich zwei Möglichkeiten. Die eine bestand darin, die Mauern und Dämme um zwei Meter zu erhöhen. Mauern haben den Vorteil, daß sie leicht instand zu halten sind und ihre Wirksamkeit kaum durch menschliches oder technisches Versagen beeinträchtigt wird. Doch eine Erhöhung der Mauern hätte das Auge gestört und die Sicht behindert. Also gab man diese Idee auf.

Die andere Möglichkeit bestand darin, eine Art Barriere quer durch den Fluß zu errichten und flußabwärts die Dämme zu erhöhen. Beim ersten Vorschlag sprach man von einem Damm mit Schleusen, die den Schiffsverkehr ermöglichen würden. Diesem Plan leisteten aber die Besitzer der Hafenanlagen schon ein Jahrhundert lang erbitterten Widerstand, da sie befürchteten, daß als Folge von schwerfälligen Schleusen der Schiffsverkehr anderswohin „vertrieben“ werden würde. Später stellte sich auch die neu entstandene Londoner Hafenverwaltung dagegen, da ein Damm die Schlammablagerung im Fluß erheblich erhöht und kostspielige Baggerarbeiten erfordert hätte. Nach ausgedehnten Diskussionen und einer Anzahl von Studien und Experimenten wurde beschlossen, eine bewegliche Barriere zu bauen, die nötigenfalls in einen Damm verwandelt werden könnte. Im August 1972 wurde durch Parlamentsbeschluß der Weg für den Baubeginn geebnet. Der „Bauplatz“ sollte bei Woolwich entstehen — etwa 13 km flußabwärts von der Tower Bridge.

Wie sie funktioniert

Einfach ausgedrückt, besteht die Barriere im wesentlichen aus drei Teilen: Tore, Schwellen und Pfeiler. Die zehn zwischen den Pfeilern angeordneten Tore durchqueren die gesamte Flußbreite von 520 Metern. Sechs davon sind, wie im Bild gezeigt, drehbar. In geöffneter Stellung schließen sie mit den im Flußbett versenkten Schwellen ebenerdig ab. Somit behindern sie nicht den Schiffsverkehr, die Gezeiten oder die Strömung des Flusses selbst. In geschlossener Stellung können sie sogar Flutwellen abfangen, die noch 1,7 Meter höher sind als die zerstörerische Welle von 1953. Vier Tore sind jeweils 61 Meter breit, so daß die passierenden Schiffe genügend Platz haben. Die Breite jedes Tores entspricht der Spannweite der Tower Bridge. Diese Stahltore sind 16 Meter hoch, was bedeutet, daß sie sich in Sperrstellung höher als ein fünfstöckiges Gebäude über das Flußbett erheben.

Die Schwellen, die es zusammen mit ihrem Ballastgewicht auf 23 000 Tonnen bringen, ruhen interessanterweise nicht auf dem weichen Flußbett. Wie die Tore werden auch sie von den Pfeilern getragen. Sie passen so exakt zwischen die Pfeiler, daß nur eine unbedeutende Wassermenge hindurchfließen kann.

Die neun Pfeiler, auf denen das enorme Gewicht der Tore und Schwellen ruht, mußten fünfzehn Meter unterhalb des Flußbettes gut in Kalkgestein, das so hart ist wie Beton, verankert werden. Oben auf den Pfeilern ist die schwere Maschinerie installiert, die die Tore bewegt. Als Schutz vor der Witterung dienen edelstahlverkleidete Gehäuse, die einem Schiffsbug ähneln und die schiffsähnliche Formgebung der Pfeiler als solche ergänzen.

Im Ernstfall

Alle wichtigen Teile der Maschinerie sind in doppelter Ausführung vorhanden, um die Möglichkeit eines Versagens zu verringern. Es gibt drei Stromquellen: das eigene Kraftwerk der Barriere und das öffentliche Netz sowohl nördlich als auch südlich des Flusses. Nichts wurde dem Zufall überlassen. In nur 30 Minuten können alle Tore geschlossen werden — im äußersten Notfall in 15 Minuten. Zweimal im Monat werden nacheinander alle Tore geschlossen, um sie auf richtige Funktion zu überprüfen.

Die Schiffe und kleineren Wasserfahrzeuge auf der Themse werden fortlaufend mit Radar überwacht, wie das bei Flugzeugen über einem Flughafen geschieht. Im Ernstfall erhalten sie eine zweistündige Vorwarnung. Dann drehen die massiven Hebebalken die Tore nach oben; sie werden verriegelt, und London ist sicher — geschützt vor der See. Das wurde zum erstenmal seit der Inbetriebnahme bewiesen, als in der Nacht vom 1. auf den 2. Februar dieses Jahres eine durch Nordseestürme verstärkte Flut London bedrohte: Die Behörden berichteten, daß „die Anlage perfekt funktionierte“.

Angesichts des Kostenaufwandes von mehr als 500 Millionen Pfund (2 Milliarden DM) erhebt sich die Frage: Lohnt sich das — vor allem weil zu erwarten ist, daß die Barriere bis zur Jahrhundertwende nur zwei- bis dreimal im Jahr gebraucht werden wird? Aber wenn die Hochwasserstände weiterhin so steigen wie in den vergangenen 200 Jahren und London immer tiefer sinkt, dann wird die Barriere häufiger gebraucht. Sie wurde für eine Lebensdauer von 100 Jahren gebaut. Ihre Unterhaltskosten sind verhältnismäßig gering, und die Baukosten kann man als eine Versicherungsprämie zum Schutz des Kapitals betrachten, die gleich zu Beginn des Versicherungsschutzes in voller Höhe bezahlt wurde. Londons Bevölkerung und die kolossalen Investitionen im privaten Bereich sowie in Industrie und Handel und die notwendigen öffentlichen Einrichtungen sind nun sicher.

Die Schleusentore in der Themse sind wirklich ein hervorragendes Beispiel dafür, wie nützlich die technischen Fähigkeiten des Menschen sind, wenn er sie für friedliche Zwecke einsetzt.

[Karte auf Seite 24]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Westminster

Lambeth

City

Southwark

Tower Hamlets

Lewisham

Newham

Barriere

Greenwich

Bexley

Barking

[Bilder auf Seite 25]

A. Schleusentor schließt in geöffneter Stellung ebenerdig mit dem Flußbett ab.

B. Schleusentor in Sperrstellung zum Schutz vor Flutwellen vom Meer.

A In geöffneter Stellung

B In Sperrstellung

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen