Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g83 22. 12. S. 20-23
  • Der Erste Weltkrieg — Auftakt zur letzten Ära der Menschheit? (2. Teil)

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Der Erste Weltkrieg — Auftakt zur letzten Ära der Menschheit? (2. Teil)
  • Erwachet! 1983
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Belgiens Widerstand — ein Warnzeichen für Deutschland
  • Stagnierende Fronten
  • Das Blatt wendet sich
  • Der Erste Weltkrieg — Auftakt zur letzten Ära der Menschheit? (1. Teil)
    Erwachet! 1983
  • Meine Gedanken als Militärhistoriker
    Erwachet! 1993
  • Die rivalisierenden Könige auf dem Weg ins 20. Jahrhundert
    Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf!
  • Fehleinschätzungen mit fatalen Folgen
    Erwachet! 2009
Hier mehr
Erwachet! 1983
g83 22. 12. S. 20-23

Der Erste Weltkrieg — Auftakt zur letzten Ära der Menschheit? (2. Teil)

Im ersten Teil, der in der vorhergehenden Ausgabe erschienen ist, haben wir dargelegt, wie es durch das Verhalten führender Politiker der verschiedenen Staaten nach der Ermordung von Erzherzog Ferdinand zum Krieg kam. Er wurde für Europa — und bald auch für die übrige Welt — zum Auftakt einer neuen Ära. Wird es für die Menschheit die letzte sein?

„DER Krieg wird nur ein Spaziergang von einigen Wochen sein und natürlich mit unserem Sieg enden.“ Das war die Ansicht der ausrückenden deutschen Soldaten. Aber auch viele andere teilten zu jener Zeit diese Zuversicht. Durch Propaganda war die naive Öffentlichkeit davon überzeugt worden, daß der Krieg bald gewonnen sein würde. Hans Herzfeld, Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin, schreibt: „Die durch eine lange Friedenszeit verwöhnten Völker Europas sind in das ‚Armageddon‘ des Ersten Weltkrieges in einem an ekstatische Erregung grenzenden Zustand eingetreten, der heute nur zu leicht psychologisch wie sachlich unbegreiflich erscheint. Er gehört aber so sehr zu den grundlegenden Tatsachen dieses Wendepunktes der Geschichte, daß ohne das Verständnis dieser Welle von Enthusiasmus und Opferbereitschaft das geschichtliche Wesen der Katastrophe schlechthin unbegreiflich wird“ (Der Erste Weltkrieg, S. 45).

Belgiens Widerstand — ein Warnzeichen für Deutschland

Deutschland stützte seine Hoffnung auf einen raschen Sieg über Frankreich weitgehend auf seine Kriegsstrategie. Dabei handelte es sich um eine modifizierte Version des „Schlieffenplans“, und alles schien überraschend einfach zu sein. Die deutschen Streitkräfte würden durch Belgien marschieren und Frankreich von „hinten“ angreifen, wobei die Festungsanlagen an seiner Grenze umgangen würden. Wesentlich für den Erfolg dieses Planes war, daß die Deutschen den ersten Schlag führten — und zwar einen raschen. Niemand rechnete mit einem nennenswerten Widerstand der Belgier.

Für kurze Zeit tritt Albert I., König der Belgier, ins Rampenlicht der Geschichte. Deutschland fordert in einem Ultimatum den freien Durchmarsch durch Belgien. König Albert erklärt jedoch in einer Rede vor dem Kronrat: „Unsere Antwort muß ein ‚Nein‘ sein, ganz gleich, welche Folgen es hat.“ Die hastig rekrutierten belgischen Truppen leisten deshalb dem eindringenden Heer erbitterten Widerstand.

Die Propaganda sucht diesen Schlag gegen den deutschen Kampfgeist zu vertuschen. Wie sich ein älterer Deutscher erinnert, erhielten viele Angehörige deutscher Soldaten, die bei jenen Kämpfen ihr Leben lassen mußten, „ein Gedenkblatt, auf dem ein Engel abgebildet war, und darunter stand, daß der Soldat für ‚Kaiser und Vaterland‘ gestorben“ sei.

Die Deutschen besetzen das kleine Belgien. Aber durch ihren Einmarsch in das neutrale Land ziehen sie sich den Zorn der Weltöffentlichkeit zu. England will nicht untätig zusehen, wie Deutschland ein europäisches Land nach dem anderen verschluckt. Am 4. August erklärt es Deutschland den Krieg. Belgiens Widerstand ist dazu angetan, Deutschland als Warnung zu dienen. Der Krieg ist alles andere als „ein Spaziergang“.

Durch Englands Kriegserklärung hat sich der Krieg zu einem Weltkrieg ausgeweitet. Professor Dr. Gerhard Schulz, Ordinarius und Rektor des Seminars für Zeitgeschichte der Universität Tübingen, schreibt: „Bereits dadurch, daß sich die Einheit des [Britischen] Empire auch während des Krieges erhielt, wurde der Krieg zu einem Weltkrieg, in dem den Alliierten England, Frankreich und Rußland die Hilfsquellen der gesamten Welt zur Verfügung standen“ (Revolutionen und Friedensschlüsse 1917—1920, S. 16). Kurz danach verbündet sich das Osmanische Reich (jetzt Türkei) mit Deutschland, Japan mit den Alliierten, und sogar einige Staaten Mittel- und Südamerikas treten in den Krieg gegen die Mittelmächte ein. Am Ende des Krieges können nur wenige Länder von sich sagen, sie seien neutral geblieben.a

Für Erforscher der Bibel erhalten die erstaunlichen prophetischen Worte Jesu eine neue Bedeutung: „Denn Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich“ (Matthäus 24:7).

Stagnierende Fronten

Die Deutschen rücken trotz des Widerstandes der Franzosen gegen Paris vor. Doch wenige Kilometer vor der französischen Hauptstadt kommt die deutsche Kriegsmaschinerie ins Stocken. Das Fehlen der Rückwärtsverbindungen und die Unentschlossenheit der militärischen Führung geben den Alliierten Gelegenheit, ihre Truppen neu zu ordnen und zu einem vernichtenden Gegenschlag auszuholen. Durch die Marneschlacht werden die Deutschen gezwungen, einen demütigenden Rückzug anzutreten. Es gelingt ihnen aber dennoch, Schützengräben und Verschanzungen anzulegen. Das tun auch die alliierten Armeen. Die verschanzten Truppen sind jetzt durch ein tödliches Niemandsland voneinander getrennt.

Der Stellungskrieg hält monatelang an: Die Soldaten wagen sich in das Niemandsland vor, bewerfen sich gegenseitig mit Granaten und ziehen sich dann schnell wieder zurück. Blut fließt in Strömen, ohne daß die eine oder die andere Seite dem Sieg um einen einzigen Tag näher kommt. Zwischen den sporadischen Kämpfen herrscht jeweils eine spannungsgeladene Ruhe, und in dieser Zeit lauten die amtlichen Berichte: „Von der Westfront ist nichts Neues zu melden.“

Die Kämpfe werden mörderisch geführt. Im Feldpostbrief eines deutschen Soldaten heißt es: „Ich ... hatte ein Masch[inen]gewehr zu bedienen und mußte daher immer in vorderster Linie dabei sein ... wir ließen sie [die Franzosen] auf 100 m herankommen, eröffneten gleichzeitig mit unseren beiden Gewehren das Feuer, das auch infolge der großen und dicken Masse, die sie ankamen, eine gute Wirkung hatte. Wie gemäht fielen sie vor uns.“ Sinnlose Opfer! Die Schlacht um Verdun (1916) und die Sommeschlacht dauern Monate und kosten „Hunderttausende von Soldaten auf beiden Seiten das Leben“.

Die grauenvollen Waffen tragen ihren Teil zu den Schrecken des Krieges bei. Für 92 Prozent der Gefallenen wird das Maschinengewehr verantwortlich gemacht. Mit Ferngeschützen, vom Volk Dicke Berta genannt, beschießen die Deutschen Paris aus einer Entfernung von über 120 km — eine bis dahin beispiellose Reichweite. Die Soldaten werden mit dem Brummen von Flugzeugen vertraut; anfänglich dienen sie nur zur Aufklärung, später werden sie auch im Kampf eingesetzt. Die Seeleute leben in Furcht vor U-Boot-Angriffen. Und sogar Giftgas — das sich manchmal genauso verheerend auf die Angreifer auswirkt wie auf die Angegriffenen — wird in diesem Krieg eingesetzt. Professor Hans Herzfeld bezeichnet die Gasschlacht bei Ypern (1915) „als eines der mörderischsten Ereignisse des Krieges“. Sie kostet beide Seiten zusammen Verluste von über 100 000 Mann. Trotzdem wird der frustrierende Stellungskrieg an der Westfront weitergeführt.

An der Ostfront dagegen erzielen die Deutschen unter der Führung Hindenburgs und Ludendorffs gegen die schlecht gerüsteten Russen solche Siege, daß sie sich „den Ruf unbesiegbarer Halbgötter des Krieges“ erwerben. Doch im Winter 1914/15 erstarrt die Front im Osten ebenfalls. Das Ringen dauert monatelang, ohne daß eine Entscheidung fällt. Im Jahre 1917 ist immer noch unsicher, welche Seite den Krieg gewinnen wird.

Das Blatt wendet sich

Im Jahre 1917 kommt es in Rußland zu einer Revolution. Die neue bolschewistische Regierung bietet Deutschland sofort Frieden an. Das bedeutet, daß es jetzt keinen Zweifrontenkrieg mehr zu führen braucht. Diese Entwicklung vermag Deutschland jedoch nicht zu seinem Vorteil auszunutzen, weil nun ein übermächtiger Feind in den Krieg eintritt. Als 1915 der englische Passagierdampfer Lusitania torpediert wird, entsteht in den USA eine große Erbitterung gegen die Deutschen (auch eine Reihe Amerikaner fand dabei den Tod). Und im Jahre 1917 erklären die Vereinigten Staaten den Krieg. Doch ehe aus den USA Hilfe auf dem Kriegsschauplatz eintrifft, versuchen es die Deutschen verzweifelt mit einer Offensive. Die geringen Erfolge werden von enormen Verlusten überschattet. Auch die Alliierten erleiden hohe Verluste, aber jetzt werden aus den USA die Mannschaftsbestände immer wieder aufgefüllt. Die Angriffe der Deutschen enden mit einem Rückzug.

Indessen führen nicht nur militärische Verluste schließlich zur Niederlage. Die deutsche Wirtschaft ist vollständig zusammengebrochen. Die alliierte Blockade — auch das schlechte Wetter — fordert ihren Tribut, und schwere Hungersnöte sind die Folge. Ein Deutscher berichtet: „Obwohl es schon länger Lebensmittelkarten gab, wurden aber die Rationen immer kleiner.“ Im Winter 1917 gibt es für die hungernden Deutschen kaum noch etwas anderes als Steckrüben. „Kohlrübenwinter“ nennen sie ihn zynisch. Auch die Versuche, die Nahrungsmittel mit allem möglichen — von Sägemehl bis hin zu Regenwürmern — zu strecken, helfen nichts. Ein Augenzeuge berichtet: „Für Deutschland war der Hunger ein Feind, der nicht zu besiegen war ... Viele Familien hatten den Vater und auch Söhne im Krieg verloren. Und sie sahen nur noch Krankheit, Hunger und Tod vor sich.“ Etwa 300 000 Menschen sterben an Unterernährung und Krankheiten. Das Land steht vor dem Ausbruch einer Revolution.

Österreich-Ungarn ergeht es nicht besser; das Reich beginnt zu zerfallen — die zur Donaumonarchie gehörenden Länder bieten entweder Frieden an oder erklären die Unabhängigkeit. Angesichts der Kriegsmüdigkeit, des fehlenden Kriegsmaterials und der ungeheuren Truppenmassen der Alliierten bleibt den Mittelmächten keine andere Wahl, als sich zu ergeben.

Am 11. November 1918, 11 Uhr verstummen die Kanonen.

In der nächsten Ausgabe werden wir die letzte Fortsetzung dieser Artikelreihe bringen, in der die Folgen des Krieges besprochen werden und die Bemühungen, den Frieden zu sichern.

[Fußnote]

a In Europa waren es Dänemark, die Niederlande, Norwegen, Schweden, die Schweiz und Spanien, auf dem amerikanischen Kontinent Argentinien, Chile, Kolumbien, Mexiko und Venezuela, in Asien Afghanistan und Persien, in Afrika Abessinien.

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen