Junge Leute fragen sich:
Was ist daran auszusetzen, wenn man gesellig beisammen ist und etwas trinkt?
„WIR kamen immer zusammen, um ein paar Gläser Bier zu trinken“, erinnert sich Bent, ein junger Mann aus Dänemark. „Tatsächlich konnten wir uns nur amüsieren, wenn wir angeheitert waren. Der Zustand verschlimmerte sich, und wir stiegen auf stärkere Getränke um. Schließlich ging es nur noch darum, sich zu betrinken.“
Ein Einzelfall? Keineswegs! Unter Jugendlichen wird viel getrunken. Aber das ist dir sicher bekannt. Es erübrigt sich, dir reihenweise Statistiken vor Augen zu führen. Gewiß kennst du aus Informationssendungen des Fernsehens das Problem des Alkoholgenusses unter Teenagern und die Diskussion darüber, von welchem Alter an Jugendliche in der Öffentlichkeit Alkohol erwerben oder trinken dürfen.
All das mag dich zu Fragen veranlassen wie: Ist es verkehrt zu trinken? Ist es schädlich? Ist es für dich verkehrt, aber für Erwachsene angebracht? Solche Fragen und Zweifel mögen bei dir allein schon dann aufsteigen, wenn du von alkoholischen Getränken hörst. Das ist auch nicht überraschend. Selbst unter Erwachsenen herrscht große Verwirrung, was das Trinken betrifft.
Hast du zum Beispiel schon einmal gehört, daß ein Erwachsener sagte: „Es ist nicht gut für dich, so viel zu trinken“, dann aber selbst ein Glas über den Durst trank? Das entspricht der Devise: „Mach das, was ich sage, nicht das, was ich tue.“ Dann magst du auch beobachtet haben, daß im Werbefernsehen sowie in Fernsehshows und -filmen das Trinken von Alkohol als der Schlüssel zum Vergnügen dargestellt wird. Doch dieses „Vergnügen“ ist dir vielleicht bis zu einem bestimmten Alter versagt.
Warum ein solcher Widerspruch? Woher die große Verwirrung? Ganz einfach: Genießt man Alkohol in bescheidenem Maße, ist er für viele eine Quelle der Freude; wenn aber mißbraucht, verursacht er ernste Probleme. Darunter fallen tödliche Unfälle im Straßenverkehr, die auf Alkoholgenuß zurückzuführen sind, Ärger mit den Eltern, den Lehrern oder der Polizei. Die Bibel sagt nicht ohne Grund: „Der Wein ist ein Spötter, berauschendes Getränk ist ungestüm, und jeder, der davon irregeht, ist nicht weise“ (Sprüche 20:1). Daher ist es für dich so wichtig, bezüglich des Trinkens eine Entscheidung zu treffen, die von Verantwortungsbewußtsein zeugt. Zunächst ist es jedoch hilfreich, zu erfahren, warum Jugendliche trinken.
Warum trinken junge Leute überhaupt?
Um das herauszufinden, interviewte Erwachet! eine Anzahl junger Männer und Frauen, die als Teenager reichlich Alkohol getrunken hatten. Hier sind ihre Antworten:
Erwachet!: Warum hast du getrunken?
Bill: Bei mir lag das an der Gruppe, zu der ich gehörte. Es hatte eigentlich nichts damit zu tun, daß die anderen großen Druck ausgeübt hätten. Daß man trank, war einfach „in“, besonders am Wochenende.
Paul: Als ich ungefähr 14 war, war es bei mir im Grunde dasselbe wie bei Bill — anerkannt zu sein, mit meinesgleichen mitzuhalten. Aber später war es anders. Zu Hause gab es eine Menge Probleme. Daher war das Trinken eine Art Flucht.
Dennis: Ich begann mit dem Trinken in demselben Alter wie Paul — mit ungefähr 14. Mein Vater war ein starker Trinker. Bei uns gab es ständig Cocktailpartys. Während meiner Kindheit beobachtete ich, daß das Trinken zur Geselligkeit gehörte. Dann, als ich älter geworden war, geriet ich in eine wilde Clique. Gewöhnlich trank ich mit, um von den anderen anerkannt zu werden, denn sie waren diejenigen, die „Klasse“ waren.
Harry: Meine Freunde und mich packte die Neugier. Zunächst war es das Rauchen. Eigentlich hatte ich nie gerne geraucht. Mit dem Trinken war es aber etwas anders. Man konnte sich daran erfreuen. Bier war nicht so gefragt. Wir kauften meistens Wein. Es war auch eine Art Flucht. Wie bei Paul, so gab es in unserer Familie ebenfalls eine Menge Spannungen. Ich wollte aus dieser Situation herauskommen.
Mark: Mich interessierte der Sport. Ich schätze, daß ich mit dem Trinken etwa im gleichen Alter, um 15 herum, begann, und zwar zusammen mit den Kameraden aus der Basketballmannschaft. Wie ich meine, war es hauptsächlich aus Neugier. Wenn der Freitagabend kam und man sich vergnügen wollte, war es das Naheliegendste.
Joan: Ich weiß nicht, ob es bei Mädchen anders ist. Mich beeinflußte das Fernsehen über die Maßen. Ich sah, wie die Darsteller tranken. Es war so imponierend. Und wenn ich allein zu Hause war, schlich ich mich an die Hausbar und versuchte sie nachzuahmen. Damals war ich erst 11 oder 12 Jahre alt. Wenn ich zurückblicke, erscheint es mir unglaublich, daß das Fernsehen eine so große Rolle gespielt hat.
Erwachet!: Das ist sehr interessant, Joan. Es erinnert an einige Kommentare in einem Artikel mit dem Titel „The Booze Tube“ (Der trinkfeste Bildschirm), in dem Nicholas Johnson schreibt:
„Wann hast du das letzte Mal im Fernsehen beobachtet, daß jemand ein Glas Wasser trinkt? Es kommt nur selten vor. Die Trinkgewohnheiten, die das Fernsehen darstellt, sind von der Wirklichkeit weit entfernt. Vergleicht man den Genuß von Alkohol und Wasser im Fernsehen mit demjenigen im täglichen Leben, ergibt sich ein Mißverhältnis von 264 zu 1.“
Somit befremdet es niemand, wenn du sagst, das Fernsehen habe dich zum Alkoholgenuß verleitet.
Fred: Für mich sieht es so aus, als würde man hineinmanövriert — man trinkt auf die direkte oder indirekte Veranlassung anderer hin. Da gibt es zum Beispiel den Gruppenzwang. Er muß sich nicht in einer direkten Aufforderung zum Trinken äußern, sondern es ist eigentlich mehr oder weniger der Wunsch dazuzugehören. Man trinkt, weil man von den anderen darin unterstützt wird. Auch das Fernsehen trägt dazu bei. Ähnlich wie Joan erinnere ich mich daran, daß ich als Zehnjähriger, wenn ich Mineralwasser trank, die Art nachahmte, wie Frank Sinatra in einigen seiner Filme Alkohol zu trinken pflegte. Hinzu kommt der Anreiz innerhalb der Familie. Man sieht, wie Eltern und Verwandte trinken. Alles zusammen sagt einem: „Sieh nur! Es ist normal. So solltest du es auch machen.“ Und so macht man es dann auch.
Erwachet!: Viele, die sich mit diesem Problem beschäftigen, halten das Trinkverhalten der Eltern für einen der stärksten Einflüsse auf die Trinkgewohnheiten von Teenagern. Traf das auch auf irgendeinen von euch zu?
Dennis: Auf mich übte wohl das Beispiel meines Vaters einen starken Einfluß aus. Wenn bei uns gefeiert wurde und mein Vater ein paar Gläser getrunken hatte, sorgte er dafür, daß Leben in die Party kam. Als Kinder blickten wir zu ihm auf.
Paul: Ich sprach über die Flucht vor den Familienproblemen. Mein Vater ist Alkoholiker. Jetzt erkenne ich, daß der Alkoholismus der Grund für unsere ständigen Probleme war. Ich versuchte, ihnen zu entkommen. Ironischerweise war das ein Grund, warum ich mich dem Alkohol zuwandte. Ein anderer bestand darin, daß mir meine Mutter Alkohol absolut verboten hatte. Das machte ihn für mich wirklich verlockend. Da ich damals noch ziemlich jung war, fragte ich mich: „Was ist daran so geheimnisvoll, daß wir nicht darüber sprechen und Alkohol nicht anrühren dürfen?“
Joan: Meine Eltern tranken in der Regel nicht viel. Aber ich erinnere mich daran, daß mein Vater bei gesellschaftlichen Anlässen damit prahlte, wieviel er trinken könne. Ich entwickelte in etwa die gleiche Einstellung — ich dachte, ich sei einzigartig. Einmal unternahmen meine Freundinnen und ich eine Zechtour. Wir tranken stundenlang. Auf mich hatte es nicht dieselbe Wirkung wie auf die anderen. Ich erinnere mich, daß ich dachte: „Ich bin genauso wie mein Vater.“ Ich nehme an, daß sich seine Einstellung zum Alkohol tatsächlich auf mich ausgewirkt hat.
Erwachet!: Wir haben darüber gesprochen, warum junge Leute trinken. Aber warum trinken viele zuviel? Warum bis zur Trunkenheit?
Mark: Gerade aus diesem Grund haben wir getrunken — um betrunken zu werden. Auf den Geschmack kam es mir wirklich nicht an.
Erwachet!: Ihr habt also um der Wirkung willen getrunken?
Mark: Ja.
Harry: Ich würde das gleiche sagen. Es ist so, als steige man eine Leiter hinauf. Mit jedem Glas fühlt man sich beschwingter — die nächste Sprosse auf der Leiter.
Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß sich alle jungen Leute in einen Rausch versetzen möchten, wenn sie trinken. Die Gründe, warum sich Jugendliche dem Trinken zuwenden, sind verschieden. Man kann es der Neugier zuschreiben, dem Gruppenzwang, dem Beispiel von Erwachsenen oder Eltern, dem Wunsch, der Wirklichkeit zu entfliehen, sowie dem Fernsehen oder Filmen, um nur einige zu nennen. Hast du je aus einem dieser Gründe Alkohol getrunken? Könnte es irgendwelche nachteiligen Folgen haben?
Das heißt nicht, daß der Genuß von Alkohol generell zu verurteilen wäre. Es ist nichts daran auszusetzen, in bescheidenem Maße zu trinken, wenn man das gesetzliche Alter hat. Dennoch ist eines sicher: Ganz gleich, wie du über das Trinken denkst, übermäßiger Genuß ist gefährlich. Die Bibel enthält die Warnung: „Begib dich nicht unter starke Weintrinker“ (Sprüche 23:20, 21). Triff daher eine gut überlegte Entscheidung, wieviel und wann du trinken wirst. In kommenden Artikeln werden wir erörtern, wie du das tun kannst.
[Bild auf Seite 19]
Laß dich nicht von deinesgleichen, von deinen Eltern oder vom Fernsehen zum Trinken verleiten