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  • Der König der Arktis
  • Erwachet! 1984
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Erwachet! 1984
g84 8. 9. S. 16-18

Der König der Arktis

DU SIEHST mich nicht. Ich weiß das, weil du ohne das geringste Anzeichen von Angst zur Eisscholle herüberschaust. Du bist ganz in den Anblick der Landschaft versunken und machst nicht die geringsten Anstalten wegzurennen, was du jedoch tun würdest, wenn du wüßtest, daß ich hier bin. Da ich bis zu 40 Kilometer in der Stunde zurücklegen kann, wäre ich in Sekundenschnelle bei dir.

Vielleicht würdest du mich sehen, wenn ich meine Pranke wegzöge, hinter der ich meine schwarze Nase versteckt habe. Aber ich will dir keine Angst einjagen. Außerdem habe ich gerade gespeist und finde es deshalb vernünftiger, jetzt zu ruhen. Das tun wir Bären oft nach den Mahlzeiten.

Soll ich dir inzwischen einiges über mich erzählen? Das mag dazu beitragen, daß du dieses Gebiet der Erde nachher mit anderen Augen betrachtest. Ich bin für die Polarzone so charakteristisch, daß man von mir sagt, ich sei „das Symbol der Arktis“.

Unsere Familie

Du hast sicher schon gemerkt, daß ich ein Eisbär bin, weil ich vorhin „wir Bären“ gesagt habe. Weiter südlich wohnen Vettern von mir, die ein dunkleres Fell haben als ich. Allerdings kommen einige Mitglieder meiner Familie — die Grislybären und die Schwarzbären — ebenfalls nördlich des Polarkreises vor.

Wir Eisbären unterscheiden uns in mancher Hinsicht von den übrigen Bären. Vergleiche nur einmal unseren Hals oder unseren Kopf mit dem unserer Vettern. Bei uns ist der Hals länger und der Kopf schmaler als bei ihnen. Außerdem verbringen wir im Gegensatz zu ihnen wenig Zeit auf dem festen Land. Im Meer dagegen sind wir in unserem Element. (Vielleicht haben uns die Wissenschaftler deshalb den Namen Ursus maritimus gegeben.) Gezwungenermaßen ernähren wir uns auch anders als unsere Vettern. Wir sind nämlich vorwiegend Fleischfresser.

Bekanntlich ist unser Pelz gelblichweiß. Deswegen hast du mich nicht gleich gesehen. Ich wiege über 500 Kilogramm. Das ist das Durchschnittsgewicht eines ausgewachsenen Eisbären. Einige meiner „großen“ Onkel wiegen jedoch über 700 Kilogramm und sind etwa 3,4 Meter lang. Im Durchschnitt beträgt die Körperlänge von uns Männchen etwa 2,5 Meter. Die Weibchen sind kleiner.

Unser Wohngebiet

Wir Eisbären sind über das ganze Nordpolarmeer verbreitet. Bis in die Antarktis sind wir allerdings nicht vorgedrungen, aber schließlich kommen ja die Pinguine auch nicht zu uns in die Arktis. Wie viele andere „internationale Tiere“, so ziehen auch wir im Nordpolargebiet umher, ohne uns um Landesgrenzen zu kümmern. Manche Eisbären werden auf russischem Boden geboren, zum Beispiel auf der Insel Nowaja Semlja, und wandern dann nach Svalbard, einer zu Norwegen gehörenden Inselgruppe. Hier in Kanada wandern im Winter Angehörige meiner Familie südwärts bis zum Sankt-Lorenz-Golf und der Gaspé Peninsula. Im Sommer halten wir uns allerdings weiter nördlich auf. Einer meiner Verwandten kann sich erinnern, das amerikanische Atomunterseeboot Skate gesehen zu haben, als es vor einigen Jahren am Nordpol auftauchte.

Was meinst du, warum wir wandern? Nun, wir müssen Nahrung suchen. Wir wandern nicht ziellos umher, sondern die Jahreszeiten im Polargebiet bestimmen unseren Wanderweg. Die Eisgrenze verschiebt sich von Jahreszeit zu Jahreszeit.

Ihr Menschen mögt eure Meister im Langstreckenschwimmen bewundern, einzelne von uns Eisbären hat man jedoch schon 60 und mehr Kilometer von der Küste entfernt angetroffen. Wie bewältigen wir solche Strecken? Wir rudern mit unseren starken Vorderpranken und gelangen so von einer Eisscholle zur andern. Diesen Schwimmstil wenden nur wir Eisbären an.

Anpassung an unser Wohngebiet

Schau dir meine Füße genau an. Die Haare auf den Fußsohlen geben mir auf dem Eis einen festen Halt. Nützlich bei der Nahrungssuche ist auch unser ausgezeichneter Geruchssinn. Wir können aus einer Entfernung von mehr als 3 Kilometern riechen, wenn ihr Menschen Robbenspeck verbrennt. Von allen Bären besitzen wir auch die besten Augen. Das entschädigt uns für das verhältnismäßig schlechte Gehör. Und hast du gewußt, daß wir ein membranartiges drittes Lid haben, das unser Auge vor windgepeitschten Schneeflocken und vor Schneeblindheit schützt? Wir brauchen keine Sonnenbrille.

Im Wasser fühlen wir uns in unserem Element, denn wir werden von unserem Körperfett und unserem dicken, ölgetränkten Pelz getragen. Beides ist aber auch eine gute Isolation zum Schutz vor der eisigen Kälte des Wassers und der Luft. Unsere Pelzhaare sollen sogar ultraviolettes Licht zur Oberfläche unserer Haut leiten. Das trägt ebenfalls dazu bei, daß wir nicht frieren.

Unser Orientierungssinn ist bei den Wanderungen mit der Eisdrift rund um das Polargebiet von großem Nutzen. Wie gut unser Orientierungssinn funktioniert, zeigt die Tatsache, daß einige von uns, die man Hunderte von Kilometern vom Müllplatz in Churchill Town (Nordkanada) weggebracht hatte, bald wieder zurück waren. Normalerweise suchen wir unser Futter jedoch nicht auf Müllplätzen, sondern gehen den ganzen Winter über auf Jagd.

Familienleben

Wir paaren uns im Frühjahr oder im Frühsommer, und zwar zum erstenmal, wenn wir drei oder vier Jahre alt sind. Nach der Paarung trennt sich der Bär von der Bärin und geht wieder auf Futtersuche. Im Winter ziehen sich die Weibchen in Schneehöhlen zurück. Es gibt Gegenden, in denen bis 200 trächtige Bärinnen jeweils je eine Höhle beziehen. Die Jungen, meist zwei, kommen gewöhnlich im Dezember oder Januar zur Welt. Sie sind noch blind und nicht viel größer als ein Meerschweinchen. Das ist ein kleiner Anfang für ein Tier, das im Laufe seines Lebens über eine halbe Tonne schwer werden kann. Aber wir wachsen sehr schnell.

Ich entsinne mich noch gut, wie es in der Höhle war — wir merkten dort nichts von der eisigen Kälte, die draußen herrschte, denn wir wurden durch das Bauchhaar unserer Mutter gewärmt, und außerdem war die Luft in der Höhle, die stets etwas höher liegt als der Eingang, warm. In dieser Zeit haben wir nur gefuttert, so daß wir schnell größer wurden. Ich kann mich noch deutlich an den nußartigen Geschmack der warmen und nahrhaften Milch meiner Mutter erinnern. Einfach köstlich! Aber dieses Leben dauerte nur ungefähr bis März. Dann brach Mutter durch das Dach unserer Schneehöhle und kletterte nach draußen. Meine Schwester und ich waren überglücklich. Zu der Zeit wogen wir schon etwas mehr als 10 Kilogramm.

Nun fing Mutter an, uns zu unterrichten. Sobald wir uns an das Licht gewöhnt hatten, führte sie uns ins Wasser, und wir konnten sofort schwimmen, ohne es erst lernen zu müssen. Die Eskimos Alaskas haben uns den treffenden Namen ah tik tok gegeben, was „diejenigen, die ins Meer gehen“ bedeutet. Wenn wir vom Schwimmen müde waren, hielten wir uns einfach an Mamas Schwanz fest und wurden von ihr geschleppt. Die Bärenmütter bereiten ihre Jungen etwa zwei Jahre lang auf das Leben in der Arktis vor. Wenn wir selbständig sind, verlassen wir unsere Mutter, bereit, eine eigene Familie zu gründen.

Wir Eisbären haben eine sehr schöne Heimat — eine märchenhafte Eis- und Schneelandschaft, ein unendliches Meer und zerklüftete Küsten. Wenn wir uns freuen, tun wir das manchmal durch ein herzhaftes Brüllen kund. In dieser Umgebung werden wir mehr als 30 Jahre alt, doch wir haben gehört, daß einige von uns, die in euren zoologischen Gärten gelebt haben, 40 Jahre alt geworden sind.

Ich glaube, ich habe jetzt lange genug geruht. Ich hoffe, daß es dir bei mir gefallen hat. Bestimmt kannst du dir nun ein besseres Bild davon machen, wie Tiere sogar in dem unwirtlichen Polargebiet überleben können. Und solltest du einen zoologischen Garten aufsuchen und einen Eisbären beobachten, dann laß dich nicht täuschen. Das Leben eines Eisbären in der Arktis ist weit interessanter. Vielleicht sehen wir uns wieder, wenn du das nächste Mal in die Arktis kommst.

[Bild auf Seite 18]

In einer Schneehöhle wie diese bin ich geboren

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