Was du hörst, kann dir schaden
„ÄRZTE behaupten, daß Lärm die Ursache für jede dritte Neurose sei. ... Übermäßiger Lärm auf der Straße (oder auch im Haus) ist für 80 % der Kopfschmerzen und 52 % der Gedächtnisprobleme verantwortlich. ... Der ‚341. Eiffelturm-Selbstmörder‘ war das Opfer eines Nervenzusammenbruchs, der durch das Radio der Nachbarn hervorgerufen worden war.“ So berichtet die Zeitschrift Perspectives de La Presse in Montreal (Kanada).
Folgende Feststellungen mögen dich aufrütteln.
Gehör: Eine Untersuchung, die an 70 Zwanzig- bis Dreißigjährigen, die in Diskotheken arbeiten, durchgeführt wurde, hat ergeben, daß ein Drittel von ihnen Gehörverluste im oberen Frequenzbereich erlitten hat. Normalerweise tritt ein solcher Gehörverlust in dieser Altersgruppe bei weniger als einem Prozent auf. Eine Überprüfung von 40 Feuerwehrleuten, die 10 Jahre oder länger im Beruf stehen, hat ergeben, daß bei 30 von ihnen das Hörvermögen auffallend vermindert ist. Schuld daran sind die Sirenen. Nach einer vorsichtigen Schätzung leiden bereits 16 Millionen Amerikaner unter lärmbedingten Gehörschäden, und weiteren Millionen wird es ebenso ergehen.
Schule und Beruf: Tausend Schüler der zweiten bis sechsten Klasse, die eine Schule in der Nähe einer Bahnlinie besuchten, wurden über einen Zeitraum von sechs Jahren beobachtet. Kinder, deren Klassenräume den Bahngleisen am nächsten waren, wiesen eine merkliche Beeinträchtigung der Lesefähigkeit auf. Das Problem verschwand, als man sich bemühte, den Lärm herabzusetzen, und die Klassenräume Akustikdecken erhielten. Ein in Büroräumen durchgeführtes Experiment ergab, daß bei einer Herabsetzung des Lärms Tippfehler um 29 Prozent verringert wurden und die Produktivität um 9 Prozent anstieg.
Blutdruck: In Berlin bat ein Arzt die Arbeiter in einer Flaschenfabrik, eine Woche mit und eine Woche ohne Gehörschutz zu arbeiten. Was war das Ergebnis? Als die Arbeiter keinen Gehörschutz trugen, erhöhte sich ihr Blutdruck. Nach den Worten des Arztes „kann durch andauernd starken Lärm nicht nur der Blutdruck ansteigen, sondern sogar eine Schädigung des Herzens verursacht werden“.
Schlaf: Selbst wenn der Lärm nicht so laut ist, daß man davon aufwacht, mag er einem doch die nötige Ruhe rauben. Messungen der Gehirnströme haben ergeben, daß Lärm nicht nur den Schlaf und die Traumphasen stört, sondern daß er einen auch in eine Art „Scheintod“ versetzt.
Ungeborenes Leben: Bei einer dreijährigen Studie in Verbindung mit 225 000 Geburten im näheren Umkreis des stark frequentierten internationalen Flughafens von Los Angeles kam man zu dem Ergebnis, daß die Häufigkeit von Geburtsfehlern im Vergleich zu Geburten im übrigen Umland deutlich höher lag. Zu den Geburtsfehlern zählten Gaumenspalten, Hasenscharten, Rückgratveränderungen, fehlendes Gehirn und Schwachsinn. Einige Neugeborene hatten mehr als zehn Finger oder Zehen. Ähnliches wird aus der Umgebung des Londoner Flughafens Heathrow berichtet, wo es eine hohe Rate von Totgeburten gibt, aber auch aus der Umgebung des Flughafens von Osaka (Japan), wo viele Neugeborene ein zu niedriges Gewicht haben. Ist all das bloßer Zufall?
Neben ernsthaften Auswirkungen auf den Körper stellen sich anscheinend mangelnde Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ein, größere Anfälligkeit für Familienprobleme, und auch erhöhte Reizbarkeit und Nervosität sind die Folge.
Wie sollte man sich verhalten?
Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, zu denken, man könne sich an den Lärm gewöhnen. Das Problem besteht darin, daß es im allgemeinen zu spät ist, wenn irgendwelche Schäden erkannt werden. Ein bekannter New Yorker Gehörspezialist sagte: „Du magst den Lärm überhören, dein Gehörorgan jedoch nicht.“
Um sich zu schützen, muß man sich sowohl der Intensität als auch der Dauer des Lärms bewußt sein, dem man ausgesetzt ist. Je lauter das Geräusch ist, desto schneller stellt sich eine Schädigung ein. Die Lautstärke wird in Dezibeln gemessen. Wie Untersuchungen anzeigen, ist eine Lärmbelastung von 75 Dezibel über eine Zeitspanne von täglich acht Stunden, was dem Lärmpegel an einer belebten Straßenkreuzung entspricht, ungefähr die obere Grenze dessen, was man, ohne bleibende Schäden zu erleiden, ertragen kann.
In vielen Ländern liegt die gesetzliche Höchstgrenze für den Lärmpegel am Arbeitsplatz bei 90 Dezibel im Tagesdurchschnitt. Bei dieser Lautstärke kann man in einem Abstand von einer Armlänge nur verstanden werden, wenn man laut schreit. Falls man an einem solchen Platz arbeitet, sollte man in Betracht ziehen, einen Gehörschutz oder Ohrpfropfen zu verwenden, da sich die Verhältnisse wahrscheinlich nicht bessern werden.
Ist die eigene Wohnung ein Ort der Ruhe, nachdem man den ganzen Tag an einem lauten Platz gearbeitet hat? Man kann zwar wenig tun, um den Lärm von außerhalb zu vermindern, aber man kann viel von sich fernhalten. Eine Hilfe, den Lärm auf ein erträgliches Maß herabzusetzen, ist es, alle Fugen, Schlitze, Öffnungen und Löcher sowie Türen und Fenster abzudichten oder auch Doppelglasfenster einzubauen. Eine Klimaanlage mag es einem ermöglichen, die Fenster im Sommer geschlossen zu halten, wenn der Lärm seinen Höhepunkt erreicht; allerdings verursacht eine durchschnittliche Klimaanlage einen Lärmpegel von 50 Dezibel oder darüber. Teppiche, Polstermöbel, entsprechende Vorhänge und Wandverkleidungen oder Dekorationen sind ebenfalls eine Hilfe, den eindringenden Lärm zu schlucken.
Der meiste Lärm entsteht zwar in der Wohnung selbst, aber ein wenig Überlegung und Achtsamkeit tragen viel dazu bei, ihn zu dämmen. Zum Beispiel ist gewöhnlich die Küche mit all ihren Geräten und glatten reflektierenden Oberflächen der lauteste Raum in der Wohnung. Eine Hilfe, den Lärmpegel zu senken, sind waschbare Teppiche, Akustikdecken und mit Stoff bespannte Wände.
Bei vielen Geräten, die heute auf dem Markt sind, ist angegeben, wieviel Lärm sie verursachen. Beim Einkauf sollte man darauf achten und Vergleiche anstellen.
Eventuelle Lärmquellen sind das Fernsehgerät und die Stereoanlage. Man sollte im Sinn behalten, daß das, was für die eigenen Ohren angenehm klingt, für andere einfach nur Lärm sein mag — ein unerwünschtes Geräusch. Hier liegt die Lösung des Problems offensichtlich darin, den Lautstärkeregler herunterzudrehen. Man kann die Musik auch auf seine eigenen vier Wände beschränken, indem man die Lautsprecher auf eine Kork- oder Synthesekautschukunterlage stellt und sie nicht an Wände stellt, die an die Nachbarwohnung grenzen.
Nicht zu vergessen sind die Geräusche, die von Menschen verursacht werden — laute Unterhaltungen, Geschrei der Kinder, das Zuschlagen von Türen usw. Probleme auf diesem Gebiet können durch Achtsamkeit gelöst werden.
Deine Anstrengungen zur Verminderung von Lärm sind nicht nur deiner Gesundheit zuträglich, sondern zeigen auch deine Wertschätzung für die bewundernswerte Gabe unseres Schöpfers, das Gehör.
„Das hörende Ohr und das sehende Auge — Jehova selbst hat sie ja beide gemacht“ (Sprüche 20:12).
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VERGLEICH DER LAUTSTÄRKE VON LÄRMQUELLEN
Lärmpegel werden in Dezibeln gemessen. Die kleinste von Menschen wahrnehmbare Lautstärkeänderung beträgt drei Dezibel, was einer Verdoppelung der Schallstärke entspricht. Bei den angegebenen Zahlen handelt es sich um Durchschnittswerte.
Quelle Dezibel
Düsenflugzeug beim Start 150
Preßlufthammer 130
Donner 120
Diskothek oder Rockband 115
Motorrad beim Beschleunigen 110
Elektrisches Rührgerät 95
Staubsauger 85
Auto 70
Normale Unterhaltung 60
„Ruhiges“ Zimmer 40
Aufnahmestudio 30
Flüstern 20
Hörschwelle 0