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Erwachet! 1984
g84 8. 12. S. 17-19

Der drollige Pfeifexperte der Alpen

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Frankreich

„SCHAUEN Sie mal zu den Felsen hinüber!“

Unser Führer bleibt stehen und deutet auf ein Tierchen, das in etwa 100 m Entfernung „Männchen“ macht.

„Das ist ein Alpenmurmeltiera“, erläutert er. „Sobald wir näher kommen, wird es Alarm schlagen, indem es einen schrillen Pfiff ausstößt, worauf seine Artgenossen blitzschnell in ihre Höhlen verschwinden.“ Das Tierchen, von dem der Führer gesprochen hat, sitzt auf einem Stein und beobachtet aufmerksam die Umgebung.

Kaum haben wir uns wieder in Bewegung gesetzt, sagt Hans leise: „Hören Sie die Pfiffe? Das wachhabende Murmeli warnt die Kolonie. Es hat uns entdeckt!“ Eiligst schlüpft es in eines der Löcher.

Ein Bergvölkchen

„Jetzt, wo man uns entdeckt hat“, fährt Hans fort, „können wir uns ja auch ein bißchen hinsetzen, und ich kann Ihnen einiges über diese reizenden Tierchen erzählen. Sie gehören zu den Nagern und sind mit den Eichhörnchen verwandt, haben aber keinen so buschigen Schwanz. Von den europäischen Nagetieren ist nur der Biber größer als das Murmeli. Es wiegt durchschnittlich etwa 6 kg, und seine Körperlänge beträgt 63 bis 75 cm.“

„Gibt es die Murmeltiere außer in den Alpen noch anderswo?“ fragt Jacqueline.

„Ja, aber im allgemeinen nur in Höhen von 1 200 bis 3 200 m. Im Französischen und im Schweizer Jura sowie in gewissen Gebieten Österreichs kommen sie allerdings auch schon in einer Höhe von 800 m vor; ihre eigentliche Heimat sind jedoch die Alpen und die Karpaten. Die Kolonien am Feldberg (Schwarzwald), im Jura, in der Auvergne und auf der französischen Seite der Pyrenäen sind durch künstliche Besiedlung entstanden. Ich spreche von den Alpenmurmeltieren. Es gibt nämlich noch andere Arten, z. B. das Steppenmurmeltier, dessen Verbreitungsgebiet sich von Osteuropa bis ins östliche Sibirien erstreckt, und das sogenannte ‚Woodchuck‘ oder Waldmurmeltier, das in den Wäldern Nordamerikas beheimatet ist.“

„Eins kommt wieder heraus!“ Wir verhalten uns mäuschenstill. Tatsächlich verläßt eines der Murmeli vorsichtig die Höhle und zeigt sich in seiner ganzen Größe. Wir stehen so nahe, daß wir die Farbe seines Pelzes erkennen können. Die Oberseite ist braunschwarz, die Unterseite rötlichgelb. Wir sehen die kurzen Ohren, und jetzt, wo es sich uns zuwendet, bemerken wir auch die großen vorstehenden Augen, zwei Nagezähne und die gespaltene Oberlippe.

„Murmeltiere haben ein sehr gutes Gehör“, flüstert Hans, „noch bemerkenswerter aber sind ihre Augen. Sie haben ein Gesichtsfeld von 300 Grad und können auch, ohne den Kopf zu bewegen, sehen, was über ihnen ist, von wo ihr Erzfeind, der Steinadler, herabstößt.“

„Haben sie außer dem Steinadler noch andere Feinde?“

„Ja, ein weiterer Feind ist der Fuchs. Und wegen des ‚Mankeischmalzes‘, wie das Fett der Murmeltiere genannt wird, sowie wegen des Pelzes stellt ihnen auch der Mensch nach. Doch in den meisten Ländern ist die Jagdzeit kurz, und den Jägern ist es verboten, Fallen zu stellen oder die Tiere auszugraben.“

„Wie verteidigen sich die Murmeltiere?“ fragt Jacqueline mitleidig.

„Im Notfall leisten sie erbitterten Widerstand und beißen ihren Feind“, berichtet Hans. „Allerdings ziehen sie es vor, sich durch Flucht in Sicherheit zu bringen; deshalb entfernen sie sich auch nie weit von ihren Höhlen.“

Jetzt verstehen wir, warum eines der Tiere immer Wache schieben muß, und wir erinnern uns an das aufrecht stehende Murmeli, das wir bei unserer Ankunft gesehen haben.

Hans fügt indessen hinzu: „Die Murmeli sitzen aber auch gern aufrecht, wenn sie an etwas knabbern. Sie ernähren sich hauptsächlich von zarten Gräsern und Kräutern. In Naturschutzgebieten, wo das Jagen verboten ist und die Tiere an Besucher gewöhnt sind, würden sie uns sogar aus der Hand fressen.“

Das Schlafzimmer

Während wir weitergehen, fällt mir auf, daß die Steinhalde einem Stück Schweizer Käse gleicht, und ich erkundige mich nach dem Grund.

Der Führer entgegnet: „Das ist für eine Murmeltierkolonie charakteristisch. Die Tiere haben starke Grabkrallen, mit denen sie nicht nur kurze Fluchtröhren, sondern auch Sommer- und Winterwohnungen graben.“

Ich unterbreche Hans mit der Frage: „Warum zweierlei Baue?“

„Weil sich die Murmeltiere nur im Sommer in dieser Höhe aufhalten. Im Herbst wandern sie bergab und graben in tieferen Lagen ihre Winterwohnung. In Talsiedlungen oder im Gebiet der Hochalmen können Winter- und Sommerquartiere jedoch nahe beieinander liegen. Der Sommerbau ist etwa 10 m lang, und die Gänge sind an mehreren Stellen zu Kammern verbreitert. Die Gänge, die mehr oder weniger parallel zur Erdoberfläche verlaufen, liegen 50 bis 90 cm tief. In einem dieser Gänge wirft das Murmeltierweibchen nach einer Tragzeit von 33 bis 35 Tagen zwei bis vier Junge.

Die Winterwohnung dagegen ist ein tiefbautechnisches Meisterwerk. Der Hauptgang hat einen Durchmesser von 15 cm; er kann 10 m lang sein und mehrere Meter tief in die Erde hineinführen. Er endet in einer großen Höhle — dem Schlafzimmer.“

„Haben sie tatsächlich ein Schlafzimmer?“ fragt Jacqueline verblüfft.

„Ja, und zwar ein ziemlich großes. In vielen Fällen ist es über einen Meter breit und mit Heu und Laub gut ausgepolstert. Sie legen auch kurze Gänge an, die blind enden. Diese dienen ihnen als Toilette. Und bevor die Tiere ihren Winterschlaf beginnen, verstopfen sie den Höhleneingang mit Erde.“

Der lange Schlaf

„Doch das Bemerkenswerteste an den Murmeltieren ist ihr langer, tiefer Winterschlaf“, fährt Hans fort. „Sie ziehen sich ungefähr Ende September in ihre Winterwohnung zurück und wachen erst im April oder noch später wieder auf. Vielleicht sehen wir gerade ein Murmeli, das Heu in die Höhle trägt, um damit das Schlafzimmer auszupolstern. Interessant ist auch, daß sich diese Tierchen vor dem Winterschlaf gründlich entleeren, indem sie eine Zeitlang fasten.“

„Bedeutet das, daß sie dann ungestört schlafen können?“

„Ja. Sobald die Öffnung des Baues sorgfältig verstopft ist, rollen sich die Tiere zusammen und fallen in einen todähnlichen Schlaf. Die Zahl ihrer Atemzüge beträgt dann nicht mehr wie gewöhnlich 25 bis 30 pro Minute, sondern nur noch vier. Der Puls sinkt von rund 90 Schlägen in der Minute auf etwa 10, so daß das Blut viel langsamer kreist.“

„Besteht da keine Gefahr, daß das Blut stockt?“

„Anscheinend wird durch einen speziellen Mechanismus Heparin, eine die Blutgerinnung hemmende Substanz, freigesetzt. Dieser Vorgang ist allerdings noch nicht richtig erforscht. Die Körpertemperatur sinkt auf etwa vier Grad Celsius, ohne daß die Tiere Schaden nehmen.“

„Was passiert, wenn ihre Körpertemperatur noch tiefer sinkt?“ will Jacqueline wissen.

„Ein Vorgang, der bisher ebenfalls noch unerforscht ist, bewirkt, daß das Tier aufwacht, worauf die Körpertemperatur sofort ansteigt. Die Murmeltiere wachen auch alle drei bis vier Wochen auf, um Harn zu entleeren. Nachher setzen sie ihren Schlaf fort. Man vermutet, daß in das Blut abgegebenes Adrenalin den Anstieg der Körpertemperatur bewirkt.“

Jacqueline wundert sich, wie die Tiere unter solchen Umständen überleben können: „Wovon ernähren sie sich denn in dieser Zeit?“

Lachend entgegnet Hans: „Von Murmeltiertorte!“, fügt aber dann erklärend hinzu: „Sie zehren nämlich vom eigenen Fett und verlieren 25 bis 50 Prozent des Gewichts, das sie vor dem Winterschlaf hatten.“

Die Zeit des Aufwachens

„Werden die Murmeltiere im Mai durch das wärmere Wetter aus dem Schlaf geweckt?“

„Vermutlich nicht, denn in dieser Zeit ist es manchmal noch sehr kalt. Doch aus einem unbekannten Grund steigt die Körpertemperatur der Tiere an, was rasch zum Erwachen führt. Nun geht die Futtersuche wieder los, auch wenn es bedeuten mag, daß sie sich den Weg ins Freie durch den Schnee graben müssen.“

Wir konnten nicht anders, als den Worten des Psalmisten zuzustimmen: „Wie viele sind deiner Werke, o Jehova! Sie alle hast du in Weisheit gemacht“ (Psalm 104:24). Alles, was wir über das Alpenmurmeltier erfahren haben, zeigt, wie weise Gott ist, und es spornt uns an, ihn, unseren großen Schöpfer, der alles vollkommen gemacht hat, zu lobpreisen.

[Fußnote]

a Der Volksmund nennt es auch Murmeli, Munk oder Murmentli.

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