Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g85 8. 3. S. 16-20
  • Meine Gitarre, meine Musik und mein Gott

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Meine Gitarre, meine Musik und mein Gott
  • Erwachet! 1985
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Die Nervenprobe
  • Der Moment der Wahrheit
  • Wie ich Konzertgitarrist wurde
  • Spiritismus kann mir keine Befriedigung geben
  • Harmonie in der Bibel?
  • Ein neuer Wertmaßstab
  • Meine Musik und meine Anbetung
  • Die Gitarre — Was man hineinsteckt, das kommt auch heraus
    Erwachet! 1991
  • Ich lebte für die Musik
    Erwachet! 1985
  • Ein Musiker findet wahre Harmonie
    Erwachet! 1988
  • Sollte ich zu Rockkonzerten gehen?
    Erwachet! 1995
Hier mehr
Erwachet! 1985
g85 8. 3. S. 16-20

Meine Gitarre, meine Musik und mein Gott

DER 30. Oktober 1963 war ein besonderer Tag für mich. Um 19.30 Uhr sollte ich bei einem zweistündigen Programm mit klassischer Musik im größten Theater von Montevideo als Gitarrensolist auftreten. Dieses Ereignis war überall bekanntgemacht worden, und es wurde vom Rundfunk in ganz Uruguay übertragen.

Der Gedanke, einer so großen und anspruchsvollen Zuhörerschaft gegenübertreten zu müssen, ließ mich an jenem Morgen bereits mit einer großen nervlichen Anspannung erwachen. Als sich die Stunden viel langsamer als sonst hinzuziehen schienen, verstärkte sich diese nervöse Spannung zusehends. Ich wußte aber, daß ich, sobald ich vor der Zuhörerschaft stehen würde, die völlige Kontrolle über meine Nerven brauchen würde, um mich ganz und gar auf die schwierigen Griffe konzentrieren zu können. Viele voraussichtliche Konzertmusiker haben darin versagt; sie wurden Opfer ihrer eigenen Nerven. Es ist manchmal sogar zu einer Gedächtnisstörung oder zu leichten Fällen von Amnesie gekommen. Außerdem ist die Konzertgitarre ein sehr undankbares Instrument. Sie verrät einen sofort. Der kleinste Irrtum bei der Wiedergabe zarter Töne wird selbst von unerfahrenen Ohren sofort bemerkt.

Die Nervenprobe

Gegen 18.30 Uhr treffen die ersten Zuhörer ein. Im Publikum befinden sich unter anderem Berufsmusiker, viele, die sich für Gitarrenmusik begeistern, Musikprofessoren und Lehrer, Musikstudenten und Fans. Alle haben eines gemein: den Wunsch, sich an einem schönen Konzert zu erfreuen. Natürlich erwarten sie auch ein hohes Maß an musikalischem Können. Es ist erfreulich, daß es immer noch so viele Menschen gibt, die sanfte, melodische Harmonien statt greller, mißtönender Rockmusik lieben.

Jetzt ist es 19.20 Uhr. Plötzlich klopft jemand an die Tür der Garderobe und erinnert mich, daß ich in fünf Minuten auf der Bühne erscheinen müsse. Das war die erste von drei Erinnerungen. Die nächste erfolgt drei Minuten und die dritte eine Minute bevor sich der Vorhang hebt. Warum dieser Countdown, der so sehr an den Nerven zehrt? Nun, da verschiedene Radiostationen das Konzert über ein Rundfunknetz in den größten Teil des Landes übertragen, muß logischerweise das Signal „Auf Sendung“ ganz genau mit der tatsächlichen Anfangszeit übereinstimmen.

Noch eine Minute! Jetzt hat sich eine enorme nervliche Spannung aufgebaut. Die Lichter im Hauptteil des Zuschauerraums erlöschen. Jetzt ist nur noch die Bühne hell erleuchtet. Ich höre jemand meinen Namen rufen und sagen: „Sie können jetzt auf die Bühne gehen.“

Das ist der entscheidende Moment. Mein Herz klopft so heftig, als wollte es aus meiner Brust springen. Schnell gehe ich hinter dem geschlossenen Vorhang zur Mitte der Bühne. Der Vorhang hebt sich, ich trete vor, und wie üblich empfängt mich das Publikum mit einem herzlichen Applaus. Das gibt mir die Möglichkeit, die nervliche Anspannung ein wenig abzubauen. Dadurch wird es auch leichter, den Kontakt zum Publikum herzustellen.

Der Moment der Wahrheit

Bevor ich beginne, prüfe ich noch einmal schnell, ob das Instrument exakt gestimmt ist. Langsam beginne ich mit dem ersten Stück. Während der ersten Takte sind meine Hände noch sehr zittrig. Nach und nach werden sie ruhiger, und ich habe sie allmählich wieder völlig unter Kontrolle. Die Töne werden schärfer, klarer, sauberer und genauer. Beim Übergang zum zweiten Stück sind das unsichere Gefühl und das Zittern fast völlig verschwunden.

Ich fühle, daß ich die kurzen Passagen und die vielen zarten Töne besser spiele und daß sich die Dynamik und auch die allgemeine Klangfülle merklich gebessert haben. In völligem Schweigen scheint die aufmerksame Zuhörerschaft bestrebt zu sein, sich keine Note entgehen zu lassen. Ihr begeisterter Schlußapplaus versichert mir, daß ich die Prüfung bestanden habe.

Es scheint, daß der Beifall und die Hochrufe meine Bemühungen krönen sollen. Was war es, das mich dazu drängte, immer wieder aufzutreten? Waren es der frenetische Beifall und die Autogrammjäger, die mich dazu bewogen, die Prozedur so oft zu wiederholen? Könnte es nicht auch mit Egoismus und Eitelkeit zusammenhängen?

Wie ich Konzertgitarrist wurde

Schon als Kind schien mich eine unsichtbare Kraft gepackt zu haben. Ich hatte den inneren Drang, Musiker zu werden. Bereits im Alter von fünf Jahren wurde meine musikalische Begabung offensichtlich. Ich wollte immer nur Gitarre spielen. Meine Eltern maßen dem allerdings nicht viel Bedeutung bei. Sie dachten, es sei nur eine Laune oder eine vorübergehende Vorliebe. Es vergingen fünf Jahre, bis sie mich ernst nahmen. Mit 10 Jahren erhielt ich den ersten Gitarrenunterricht.

Als 15jähriger hatte ich meine ersten öffentlichen Auftritte. Den ersten Wettbewerb gewann ich dann 1959, als ich bei einer jährlichen Show, die von einer internationalen belgischen Organisation veranstaltet wurde, den ersten Platz belegte. Im Jahre 1961 erreichte ich bei einem Musikwettbewerb, der von den drei größten Musikschulen Uruguays organisiert worden war, wiederum den ersten Platz. Immer häufiger hatte ich jetzt öffentliche Auftritte.

Zusammen mit einem Pianisten reiste ich 1964 in die Vereinigten Staaten. Wir gaben in Washington (D. C.) eine ganze Serie von Konzerten. Ich kehrte 1965 nach Hause zurück und arbeitete weiter an meiner Karriere als Musiker. Regelmäßig trat ich in den Sendungen der verschiedenen Radio- und Fernsehstationen auf. Ich wurde recht bekannt, und so ziemlich überall in Uruguay erkannte man mich auf der Straße.

Spiritismus kann mir keine Befriedigung geben

Schon vor dieser Zeit praktizierte ich eine spiritistische Religion. Ich diente sogar als Medium und als Heiler. Ich hatte aber das größte Interesse und den ernsten Wunsch, Gott besser kennenzulernen. Als ich aus der Geisterwelt sich völlig widersprechende „Mitteilungen“ erhielt, kamen mir ernste Zweifel, und mein Glaube an den Spiritismus wurde untergraben. Das Chaos, das während spiritistischer Sitzungen herrschte, ließ mir klar werden, daß der wahre Gott solche Praktiken nicht gutheißen kann. Daher hörte ich auf, mich mit Spiritismus zu befassen, gab aber die Suche nach der Wahrheit nicht auf.

Im Jahre 1965 wurde mir angeboten, eine Tournee durch Europa zu machen. Ich sollte in vielen größeren Städten auftreten, was ich mir schon immer gewünscht hatte. Zu jener Zeit pflegte ich eine enge Freundschaft mit einem Gitarrenlehrer. Diese Freundschaft führte zu großen Veränderungen in meiner Karriere und in meinem Verhältnis zum Schöpfer des Menschen.

Harmonie in der Bibel?

Meine Vorstellungen über Gott und die Bibel waren völlig verworren. Als mich aber jener befreundete Gitarrenlehrer besuchte, änderte sich das. Wir machten es uns zur Gewohnheit, uns regelmäßig zu treffen, um zu musizieren und über aktuelle Ereignisse zu plaudern. Zu den Themen, über die wir sprachen, gehörten auch Religion und Politik. Obwohl er Atheist war, hatte er sich entschlossen, die Bibel zu studieren. Er hatte daher einem wöchentlichen Heimbibelstudium mit zwei jungen Missionaren der Zeugen Jehovas zugestimmt. Da er mein großes Interesse, mehr über Gott zu lernen, kannte, lud er mich ein, daran teilzunehmen. Freudig nahm ich seine Einladung an.

Wir studierten die Broschüre „Diese gute Botschaft vom Königreich“. Ich hatte allerdings so viele Fragen, daß wir nur sehr wenig Fortschritte beim Betrachten der Broschüre machten. Dennoch erkannte ich sofort, daß es die Wahrheit war, nach der ich gesucht hatte. Die unharmonischen, verwirrenden Lehren der falschen Religion wurden durch die logische, harmonische Wahrheit ersetzt. In meinen Ohren klang es wie Musik. Wie sehr ich mich doch darüber freute, etwas über Jehova zu lernen, zu erkennen, wodurch Bosheit verursacht worden ist und daß die Lösung der Probleme der Menschheit allein durch Gottes Königreich kommen wird! Mich schauderte, als ich erkannte, in welcher Gefahr ich war, als ich in der Vergangenheit als Medium mit den Dämonen zusammengearbeitet hatte (5. Mose 18:9-13; Jesaja 8:19).

Gerade als ich mit Jehovas Zeugen zu studieren begann, nahm Myriam, meine Verlobte, ein Studium mit Adventisten auf. Wenn wir uns besuchten, tauschten wir stets die Gedanken aus, die wir gerade gelernt hatten. Sie war überrascht, wieviel mehr ich über Themen wie die Dreieinigkeit, die Hölle, die Auferstehung, das Königreich und über andere Themen lernte. Alles, was sie in derselben Zeit gelernt hatte, war, „den Sabbat zu halten“. Ich hatte erkannt, daß das Sabbatgesetz ausschließlich den Israeliten und niemand sonst gegeben worden war (Psalm 147:19, 20). Es hatte seinen Zweck erfüllt und mit dem Tod Jesu geendet (Epheser 2:14-16; Kolosser 2:16, 17). Ich half Myriam, diesen Gedanken zu verstehen, und sie entschloß sich, die Adventisten zu verlassen und ein Studium mit den Zeugen zu beginnen.

Im Jahre 1967 heirateten wir, und 1970 symbolisierten wir beide unsere Hingabe an Jehova durch die Wassertaufe. Traurigerweise setzte mein Freund, durch dessen Hilfe ich zur Wahrheit geführt worden war, sein Studium nicht fort.

Ein neuer Wertmaßstab

Als Zeuge Jehovas lernte ich einen ganz neuen Wertmaßstab kennen. Soweit es mir in meiner Unvollkommenheit möglich war, begann ich, die Dinge so zu sehen, wie Jehova sie sieht. Das veranlaßte mich, meine Lebensziele zu überdenken und wichtige Veränderungen vorzunehmen. Ich betrachtete meine Karriere als Musiker im Lichte meines neu erworbenen Verhältnisses zu Jehova. Ich dachte darüber nach, wieviel Zeit ich für die Vorbereitung auf Konzerte, für Reisen und für meine vielen öffentlichen Auftritte aufwenden mußte. Könnte ich so meiner völligen Hingabe an meinen Schöpfer entsprechend leben?

Meine Zukunft als Konzertgitarrist war sehr vielversprechend. Aber jetzt war etwas eingetreten, was alles änderte. Die großartigen Aussichten verblaßten nun zur Bedeutungslosigkeit und verloren ihre Wichtigkeit, als ich Jesu Worte betrachtete: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen.“ Ich überlegte, was für meine Zuhörer wichtiger wäre — einem Gitarrenkonzert zu lauschen oder die gute Botschaft vom Königreich zu hören. Melodien zu spielen, die Jehova preisen und ihren Zuhörern Leben vermitteln können, ist für alle weit lohnender. Mit meiner Gitarre kann ich für den Augenblick die Stimmung heben und Freude bringen, aber was ich jetzt aus Gottes Wort zu sagen und zu lehren habe, kann dauerhafte Segnungen mit sich bringen (Matthäus 28:19, 20).

Mein biblisch geschultes Gewissen drängte mich, eine wichtige Entscheidung zu treffen. Ich entschied, daß es für mich besser wäre, meine Karriere als Konzertgitarrist zu beenden. Ich bedauere es nicht, daß ich meine Verträge, wozu auch die Tournee durch Europa gehörte, rückgängig machte. Ich sah ein, daß es verkehrt wäre zu sagen: „Ich will dir schon dienen, Jehova, aber laß mich doch zuerst all diese anderen Dinge tun, die ich gern tun möchte, und wenn ich mit allem fertig bin, dann werde ich zurückkommen und dir treu sein“ (Lukas 9:57-62).

Wie erwartet, brachte mir diese Entscheidung heftige Kritik ein. Die meisten meiner Verwandten und Freunde und auch wichtige Persönlichkeiten aus der Musikwelt meinten, ich sei geistig verwirrt. Sie merkten überhaupt nicht, daß mein Sinn im Vergleich zu seinem früheren Zustand eher in Ordnung gebracht wurde. Sie kamen zu dem verkehrten Schluß, daß meine neue Religion mich davon abhalten würde, weiterhin Konzerte zu geben. Es war schwer, ihnen klarzumachen, daß es meine persönliche Entscheidung war. Mein Gewissen drängte mich dazu, mich mit dem weit wichtigeren Predigen und mit anderen christlichen Tätigkeiten zu beschäftigen. Es wäre mir während einer Konzerttournee praktisch unmöglich gewesen, christliche Zusammenkünfte zu besuchen und mich am Predigtdienst zu beteiligen.

Meine Musik und meine Anbetung

Das, was ich als Christ seit meiner Hingabe an Jehova an Freude und Befriedigung empfunden habe, hat all das weit übertroffen, was ich je während der Zeit erfahren habe, als Konzerte noch alles für mich bedeuteten. Es war für mich eine echte Freude und ein Vorrecht, vielen zu helfen, den wunderbaren Klang der Wahrheit kennenzulernen, der weit länger andauert als der Klang von Musik. Außer dem Predigen in den Wohnungen von interessierten Personen und von der Bühne haben mich viele Pflichten als Ältester in der Christenversammlung beschäftigt gehalten. Dadurch ist mein Leben mit lohnender Tätigkeit ausgefüllt worden. Mein Leben hat sich völlig geändert. Die Musik hat in meinem Leben jetzt den richtigen Platz erhalten, da ich nun ‘zuerst nach dem Königreich trachte’ (Matthäus 6:33).

Wie konnten wir aber unseren Lebensunterhalt nach Abbruch meiner Karriere als Konzertgitarrist bestreiten? Einige Jahre lang war ich Professor an einer Fakultät der Kunsthochschule. Im Jahre 1977 wurde ich anläßlich eines internationalen Gitarrenwettbewerbs in Pôrto Alegre (Brasilien) in die fünfköpfige Jury gewählt. Damals unterrichtete ich auch Klassen am dortigen Internationalen Musikseminar.

Im Jahre 1980 zogen wir nach Spanien, wo ich heute privaten Gitarrenunterricht gebe. Auf diese Weise hilft meine Gitarre meiner Frau und mir, unseren Dienst für Jehova weiter durchzuführen. Von Zeit zu Zeit musiziere ich zum Lobpreis Jehovas, indem ich auf den christlichen Kongressen im Orchester mitspiele. Selbstverständlich kann ich meine Finger auch dann auf meiner zehnsaitigen Gitarre lockern, wenn ich mit anderen Christen gesellig beisammen bin, und meine Freunde scheinen das sehr zu genießen.

Im neuen System der Dinge, das Gott bald herbeiführen wird, wird man mehr Zeit haben, um natürliche Fähigkeiten und Talente zum wahren Genuß und zur Freude Gottes und der Menschen zu entwickeln. Die körperliche und geistige Vollkommenheit und natürlich das ewige Leben werden es uns erlauben, Ziele und Leistungen zu erreichen, die wir heute weder begreifen noch uns vorstellen können. In der neuen Ordnung wird die Musik dazu dienen, den Schöpfer zu preisen, und nicht, den Musiker oder den Komponisten zu verehren.

Ich teile die Gefühle des Psalmisten und Komponisten David, der sagte: „Jubelt, o ihr Gerechten, Jehovas wegen. Von seiten der Rechtschaffenen ist Lobpreis geziemend. Saget Jehova Dank auf der Harfe; auf einem Instrument von zehn Saiten spielt ihm Melodien. Singet ihm ein neues Lied; tut euer Bestes beim Saitenspiel mit Jubelschall“ (Psalm 33:1-3). Ich versuche sowohl im Predigtdienst als auch beim Spielen meiner zehnsaitigen Gitarre mein Bestes zum Preise Jehovas zu tun. (Erzählt von Herman Pizzanelli.)

[Bilder auf Seite 18, 19]

Früher trat ich häufig im Fernsehen auf ... ... Heute spiele ich für meine Freunde

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen