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Erwachet! 1985
g85 8. 4. S. 24-27

Schimpansen sind faszinierend

Vom Awake!-Korrespondenten in Sierra Leone

WESTAFRIKA war für mich völlig fremd und auch das Haus, in das man mich eingeladen hatte. Ohne irgend etwas Schlimmes zu ahnen, ging ich ins Wohnzimmer und ließ mich in einen Sessel fallen. Plötzlich setzte im Flur ein wildes Treiben ein. Ohne jegliche Vorwarnung schoß wie ein Wirbelwind ein haariges Geschöpf in den Raum. Nach zwei mächtigen Sprüngen, nur einmal den Boden in der Mitte des Raums berührend, landete es dann mit voller Wucht auf meinem Schoß. Die Arme fest um meinen Hals geschlungen, saß es regungslos da — die Lippen gespitzt, sah es mich mit starrem, durchdringenden Blick an. Mir war, als hätte mich der Blitz getroffen. Aber die anderen im Raum lachten von Herzen. Auf dramatische, unvergeßliche Weise hatte sich Chippie, ein Hausschimpanse, selbst vorgestellt.

Auge in Auge mit einem der bekanntesten und begabtesten aller Tiere, war mein einziger Gedanke: „Was wird er wohl als nächstes anstellen?“ Chippie wandte sich jedoch anderen Dingen zu und ließ mich meine Fassung wiedergewinnen.

Seit dieser ersten Begegnung mit einem Affen habe ich viel über diese Tiere gelernt, zum Beispiel, daß König Salomo vor 3 000 Jahren „Affen“ — vielleicht auch Schimpansen — nach Jerusalem einführte (1. Könige 10:22). Doch erst in den letzten drei Jahrhunderten hat man damit begonnen, Primaten sorgfältig zu studieren und in Gruppen einzuordnen. Im Jahre 1738 brachte man einen Affen von Afrika nach England. Sein Name, Schimpanse oder „Nachäffer“, stammt aus einer Sprache der Eingeborenen Angolas. Den Namen behielt man bei.

Den Bestand wildlebender Tiere geplündert

Einige Schimpansen sind zwar in Gefangenschaft geboren, aber die Mehrheit wird immer noch dem Bestand wildlebender Tiere entnommen. Tausende davon sind in den vergangenen Jahrzehnten aus Äquatorialafrika ausgeführt worden. Da ausländische Märkte einen großen Bedarf an jungen Schimpansen haben, erschießt oder vergiftet man die säugenden Muttertiere und reißt ihnen die Jungen aus den Armen. Nicht nur unter Muttertieren entstehen hohe Verluste, sondern auch männliche Tiere und sogar Jungtiere werden nicht selten unbeabsichtigt erschossen. Weitere sterben beim Transport. Dr. Geza Teleki, Primatologe und Sonderberater für den Tierschutz in Sierra Leone, erklärte, daß tatsächlich auf einen Schimpansen, der wohlbehalten im Ausland ankommt, zehn andere kommen, die sterben.

Doch die Nachfrage ist groß, und die Gewinnspannen sind hoch. Westafrikanische Händler zahlen den Lieferanten am Ort nicht mehr als 30 Dollar für einen jungen Schimpansen, wohingegen die Preise in den Vereinigten Staaten oder in Japan auf 10 000 Dollar oder mehr ansteigen!

Da die Regierungen erkannt haben, wie wertvoll es ist, den verbleibenden, doch schon bedrohten Wildbestand zu erhalten, haben sie Einschränkungen und Verbote für Fang und Handel erlassen. Trotzdem steht der Schimpanse auf der immer länger werdenden Liste bedrohter Tierarten.

Schimpansen in der Welt des Menschen

Schimpansen sind für die Wissenschaft von großem Wert. Ein Schimpanse namens Ham flog vor dem Menschen in den Weltraum. Schimpansen waren auch eine Hilfe, den Astronauten den Weg zu ebnen, indem sie bei Experimenten eingesetzt wurden, in denen die psychologischen und physischen Auswirkungen untersucht werden sollten, die Schwerelosigkeit, Luftdruckabfall und extreme Temperaturschwankungen hervorrufen.

Am besten sind die Schimpansen jedoch wegen ihrer Anpassungsfähigkeit und ihres Wesens bekannt. In Gefangenschaft zeigen sich junge Schimpansen gesellig, sie sind zugänglich und ziemlich gescheit. Sie sind extrovertiert und lieben es so sehr, vor einem Publikum aufzutreten, daß einige auf dem Unterhaltungssektor zu „Superstars“ aufgestiegen sind. Ein Schimpanse mit Namen Cheetah begeisterte Millionen, wenn er sich mit seinem menschlichen Freund Tarzan durch den Dschungel schwang. In Zirkussen und auf Volksfesten lassen sich die Zuschauer nach wie vor von den Mätzchen der Schimpansen begeistern. Und was sie alles auf Teeparties in zoologischen Gärten anstellen!

Man hat auch Schimpansen dressiert, in Gaststätten zu arbeiten, wo sie Getränke eingießen und den Gast bedienen. Schimpansen können auch an einem Tisch essen und trinken, Kleider anziehen, Flure kehren und Geschirr abwaschen. Ferner sind schon Bilder verkauft worden, die von „begabten“ Schimpansen gemalt wurden. Sie fahren Fahrrad und Motorrad.

Man sollte daraus aber nicht schließen, der Schimpanse sei fast ein Mensch. Wie viele andere Tiere läßt er sich von seiner Umwelt beeinflussen. Er ist imstande, zu beobachten, daß gewisse Handlungen zu gewissen Ergebnissen führen. Durch Übung kann ihm beigebracht werden, daß eine bestimmte Folge von Bewegungsabläufen stets zu gewissen Ergebnissen führt. Somit ist er in der Lage, viele Routineabläufe zu erlernen. Aber er kann nicht wie ein Mensch überlegen. Es ist ihm nicht möglich, Funktionsprinzipien zu erfassen und sie dann in anderen Bereichen anzuwenden. Nach moralischen Grundsätzen vermag er sich schon ganz und gar nicht auszurichten.

Die erstaunlichen Meisterleistungen werden von Jungtieren vollbracht, die gewöhnlich nicht älter als zehn Jahre sind. Erreichen Schimpansen in der Gefangenschaft jedoch das Erwachsenenalter, werden sie bissig, verschlossen — und gefährlich. Was soll man mit ihnen während der verbleibenden 30 oder mehr Jahre ihres Lebens anfangen? Der Raum in zoologischen Gärten ist begrenzt. Die Rückführung in die Wildnis ist mit vielen Problemen verbunden. Daher geben Fachleute manchmal den schlechten Rat: „Schläfert sie ein.“

Der Mensch in der Welt der Schimpansen

Ausgedehnte Studien über die Reaktion von Schimpansen, die in menschlicher Umgebung lebten, haben zu umfangreichen Kenntnissen ihrer Veranlagung und Begabung geführt. Nichtsdestoweniger ist die menschliche Umgebung für den Schimpansen genausowenig natürlich wie der Aufenthalt eines Menschen unter Schimpansen. Forscher sind sich daher bewußt, daß ein völliges Verständnis der Schimpansen nur durch Studien in ihrer natürlichen Umgebung erlangt werden kann.

Der erste Versuch in dieser Richtung erfolgte möglicherweise gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der Zoologe R. L. Garner begann seine Forschungen mit einem sehr großen Käfig; nur daß der Käfig nicht für Affen bestimmt war, die er erforschen wollte. Er war für ihn selbst bestimmt. Von diesem sicheren Ort aus beobachtete er die Tiere in der Umgebung. Die Ergebnisse seiner Studien waren zwar begrenzt, doch es handelte sich nichtsdestoweniger um einen echten Versuch, Menschenaffen in ihrer natürlichen Umgebung zu studieren.

Abgesehen von einer anderen kurzen Studie, die im Jahre 1930 durchgeführt worden war, setzten weitere Forschungen nicht vor dem Jahre 1960 ein. Dr. Jane Goodall, eine Forscherin, die im Westen von Tansania arbeitete, setzte sich nicht in einen Käfig. Sie beabsichtigte, an die Schimpansen heranzukommen und sie aus der Nähe zu beobachten, ja von ihnen akzeptiert zu werden. Das war allerdings nicht leicht. Zunächst flohen die Schimpansen, als sie sie sahen, aber ihre Geduld und ihre Beharrlichkeit wurden belohnt, und nach einem Jahr konnte sie sich unter ihnen aufhalten.

In den folgenden zwei Jahrzehnten fand Dr. Goodall viel über das Verhalten der Schimpansen sowie über deren soziale und familiäre Struktur heraus. Das Verhalten der Schimpansen untereinander ist ebenfalls verblüffend. Wenn sie eine gewisse Zeit voneinander getrennt gewesen sind, schütteln sie sich gelegentlich die Hand und küssen sich. Sie pflegen auch gegenseitig ihr Fell, indem sie Kletten und Zecken entfernen. Leider sind die Beziehungen unter den Schimpansen aber nicht immer so uneigennützig. Manchmal töten sie ihre Artgenossen und fressen sie auf.

In einem Interview, das Dr. Goodall kürzlich der Zeitschrift WWF News (World Wildlife Fund) gab, sagte sie, ihr habe das Studium der Schimpansen vielleicht mehr als alles andere geholfen, zu verstehen, wie sehr wir uns von ihnen unterscheiden. Als man sie bat, dies näher zu erläutern, sagte sie: „Menschen bekunden untereinander mehr Zuneigung. Unter den Schimpansen beobachtet man zwar Zuneigung zwischen einer Mutter und einem Jungen, aber sonst gibt es sie selten. Sympathie ist ein sehr, sehr menschliches Merkmal.“ Obwohl sie und ihre Mitarbeiter schon 22 Jahre mit Schimpansen zu tun haben, lernen sie immer noch hinzu.

Wo immer man Schimpansen begegnet, ob in der Umgebung des Menschen oder in ihrem eigenen Lebensraum, stellt man fest, daß sie ohne Zweifel wahrlich bemerkenswerte Tiere sind — etwas, woran man niemanden erinnern muß, auf dessen Schoß jemals ein Schimpanse gelandet ist.

[Herausgestellter Text auf Seite 26]

Der Schimpanse kann viele Routineabläufe erlernen, aber er kann nicht wie ein Mensch überlegen

[Herausgestellter Text auf Seite 26]

Das Studium der Schimpansen hat mir vielleicht mehr als alles andere geholfen, zu verstehen, wie sehr wir uns von ihnen unterscheiden (Dr. J. Goodall)

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