Junge Leute fragen sich:
Wie kann ich meine Eltern zufriedenstellen?
WALTS Mutter meint, ihr Sohn müsse mehr Zeit für die Hausaufgaben verwenden. Walt sagt hingegen: „Ich strenge mich in der Schule an, und wenn ich nach Hause komme, erwarte ich, daß ich mich ein bißchen entspannen kann. Ich würde zum Beispiel gern ein paar Freunde besuchen. Aber sie sagt: ,Du gehst nicht aus dem Haus!‘“
„Wir möchten stolz auf dich sein!“ „Tu dein Bestes!“ „Sei erfolgreich!“ Das sind die üblichen Wünsche der Eltern. Zwar werden einige Jugendliche durch solche Worte ermutigt und angespornt, du aber ärgerst dich vielleicht darüber. Natürlich möchtest du nicht, daß deine Eltern dich ignorieren, doch manchmal empfindest du ihre ständige Aufmerksamkeit als zuviel des Guten. „Wie kann ich sie nur zufriedenstellen?“ fragst du dich.
Warum Eltern viel erwarten
Zunächst sollte man sich über eine wichtige Tatsache im klaren sein: Gute Eltern fühlen sich für ihre Kinder verantwortlich. In Sprüche 10:1 heißt es: „Ein weiser Sohn ist der, der einen Vater erfreut, und ein unvernünftiger Sohn ist der Kummer seiner Mutter.“ Daher ist der Wunsch deiner Eltern, daß etwas aus dir wird, ganz natürlich. Du bist ihr Spiegelbild. Und was noch wichtiger ist, sie sorgen sich sehr um dich. Dr. Joan Lipsitz sagt: „Die Erwartungen der Eltern beruhen oft auf dem Wunsch, ihrem Kind das zu ersparen, was sie selbst durchmachten, als sie im gleichen Alter waren.“
Wenn deine Eltern also von dir verlangen, zu Hause zu bleiben und deine Hausaufgaben zu machen, muß das nicht heißen, daß sie unvernünftig sind. Sie wissen, daß du dir, um als Erwachsener im Leben bestehen zu können, gewisse Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben mußt, Kenntnisse, die man nur durch harte Arbeit erlangen kann. Und wenn sie Christen sind, möchten sie auch, daß du, was deinen Glauben betrifft, dein Bestes gibst. (Vergleiche Epheser 4:13.) Ja, wenn deine Eltern gute Noten von dir wünschen oder verlangen, daß du christliche Zusammenkünfte besuchst, so steckt eine Menge Liebe dahinter. Ein junger Mann namens Gary drückt dies wie folgt aus: „Es ist wahr, meine Eltern steckten mir hohe Ziele. Schließlich opferten sie mir aus Liebe ihre Zeit und ihr Geld. Ich war ihr höchstes Gut.“
Zugegeben, einige Eltern gehen zu weit und setzen alles daran, daß ihr Kind eine gutbezahlte Arbeit, Prestige oder sogar Berühmtheit erlangt. Billys Eltern träumen zum Beispiel davon, daß ihr Sohn ein Spitzensportler wird. Nach der Schule drillt ihn sein Vater auf dem Basketballplatz. Billy hingegen ist nicht gerade ein Athlet.
Beachte, wie Jesus reagierte, als die Mutter zweier seiner Apostel versuchte, ihren Söhnen eine ehrenvolle Stellung in Christi Königreich zu sichern — ‘einer zu seiner Rechten und einer zu seiner Linken’. Der Wunsch, daß ihre Söhne zusammen mit Jesus anderen einmal dienten, war gut. Aber vielleicht steckte hinter ihrer Bitte nicht der richtige Beweggrund. Auf jeden Fall korrigierte Jesus jegliche Vorstellung vom ‘Ausüben von Gewalt als große Männer’, die sie und ihre Söhne sich womöglich gemacht hatten. Das Streben nach dem ersten Platz war unter Christen nicht angebracht (Matthäus 20:21-26). Ebenso ist heute dein Verhältnis zu Gott das, was wirklich zählt (1. Korinther 1:31). Ein unerbittlicher Konkurrenzkampf und das unermüdliche Streben, sich materielle Güter aufzuhäufen, sind ein nichtiges „Haschen nach Wind“ (Prediger 4:4; siehe auch Galater 5:26 und 1. Johannes 2:16).
Allerdings sind sich einige Eltern dessen nicht bewußt. Sie drängen ihre Kinder, andere zu übertreffen, selbst wenn dies manchmal sogar über deren Fähigkeiten hinausgeht. Was kann die Folge sein? Eine Autorität auf diesem Gebiet erklärt: „Zu hoch gesteckte Erwartungen der Eltern, der Lehrer und Gleichaltriger rufen wahrscheinlich mehr streßbedingte Probleme unter Jugendlichen hervor als irgendwelche anderen Ursachen.“
Glücklicherweise sind zu ehrgeizige und zu anspruchsvolle Eltern in der Minderheit. Die Anforderungen, die deine Eltern an dich stellen, sind daher wahrscheinlich nicht unzumutbar. Du kannst vieles tun — und lernen —, damit ihre Erwartungen erfüllt werden, was zu deinem Vorteil ausschlagen wird.
Lerne, dein Bestes zu geben!
„Ich war ärgerlich, frustriert und erschrocken“, erinnert sich eine sechzehnjährige Schülerin, deren Eltern von ihr verlangten, in einem Fortgeschrittenenkurs zu bleiben. „Meiner Meinung nach war ich nicht intelligent genug.“ Forderten ihre Eltern aber wirklich zuviel, als sie ihr nahelegten, sich etwas mehr Mühe zu geben? Ganz und gar nicht. Sie schloß mit guten Noten ab und betrachtet diese Erfahrung nun insgesamt als „Gewinn“ (Teen).
Junge Leute unterschätzen ihre Fähigkeiten häufig. Wenn deine Eltern dich daher ermutigen, dich auf irgendeinem Gebiet zu verbessern — zum Beispiel, was deine Noten angeht —, wird es mit Sicherheit ein Gewinn für dich sein, die Angelegenheit von ihrem Standpunkt aus zu betrachten. „Höre auf deinen Vater, der deine Geburt verursacht hat“, heißt es in Sprüche 23:22, „und verachte nicht deine Mutter, nur weil sie alt geworden ist.“ Ihre Lebenserfahrung versetzt sie in die Lage, deine Fähigkeiten realistischer einzuschätzen. Mary Susan Miller schreibt in ihrem Buch Childstress!: „Ich möchte die Tatsache betonen, daß Eltern und Lehrer Erwartungen in Kinder setzen sollten. ... Andernfalls fehlt es den Kindern an dem Selbstvertrauen, das entsteht, wenn Erwachsene an sie glauben.“
Versuche also, den vernünftigen Erwartungen deiner Eltern zu entsprechen.
Kommunikation! Kommunikation!
Was aber, wenn du das Empfinden hast, durch die Ansprüche deiner Eltern würdest du zu sehr unter Druck stehen? Oder was ist, wenn ihre Ziele deinen Wünschen entgegenstehen? Konstruktive, auf gegenseitigem Verständnis beruhende Kommunikation zu pflegen ist eine Notwendigkeit, auf die junge Leute immer wieder hinweisen, die diese Situation erfolgreich gemeistert haben. Veronika zum Beispiel sagt: „Setze dich mit deinen Eltern zusammen, wenn alle in guter Stimmung sind, und laß sie dich so sehen, wie du dich selbst siehst.“ David fügt hinzu: „Wenn ich früher angefangen hätte, darüber zu sprechen, unter welchem Druck ich stand, wäre vieles leichter gewesen, nicht nur für mich, sondern auch für meine Eltern.“
Kommunikation bedeutet, nicht nur zu sprechen, sondern auch zuzuhören. Was deine Eltern verlangen, ist dir vielleicht klar. Aber weißt du wirklich, warum sie es erwarten? Vergiß nicht: „Töricht und unverständig ist es, wenn einer Antwort gibt, ehe er recht zugehört hat“ (Sprüche 18:13, Bruns). „Kommunikation“, erklärt Tom Kennon, Dozent im Fachbereich Psychiatrie an der Universität von Kalifornien, „ist der Schlüssel. ... Es entsteht ein neues Bewußtsein auf der Seite des Jugendlichen — und ebenso auf der Seite der Eltern.“ Zwei Punkte können bei der Kommunikation hilfreich sein.
Zusammenarbeit: „Ich fand es wichtig, mich besonders im Nachgeben zu üben“, sagt Gary. Er gibt zu, daß dies „nicht immer leicht“ ist. Wie dem auch sei, die Bibel zeigt, daß es richtig ist: „Gehorcht euren Eltern! So will es Gott“ (Epheser 6:1, Die Gute Nachricht, 1968). Wenn du ihnen trotzt, entfremdest du dich nur von ihnen. Veronika, die schon zuvor erwähnt wurde, fügt hinzu, daß eine solche Zusammenarbeit „einen auf lange Sicht zu einem besseren Menschen macht“.
Respekt zeigen: Respekt kann die Beziehungen zwischen den Familiengliedern nur verbessern. Er bewirkt, daß man seine Gefühle ausdrückt, ohne jemanden zu kränken. Wenn du daher denkst, daß deine Eltern mehr verlangen, als du leisten kannst, dann lege deinen Standpunkt mit Milde und tiefem Respekt dar. (Vergleiche 1. Petrus 3:15.)
Ein christlicher Jugendlicher namens Edward hatte zum Beispiel eine Meinungsverschiedenheit mit seinen Eltern darüber, was seine Ziele für die Zukunft betraf. Wie stellte er sie in dieser heiklen Situation zufrieden? Edward sagt: „Es gelang mir, indem ich respektvoll erklärte, warum ich mich für den christlichen Dienst entschieden hatte und nicht für die Laufbahn, die sie für mich erwählt hatten. Ich erwartete großen Widerstand, besonders von meiner Mutter, doch statt dessen war die Reaktion positiv.“
Interessanterweise wurde Edward Jahre später ein Mitarbeiter in der Weltzentrale der Zeugen Jehovas. Vor kurzem schrieb seine Mutter: „Es stimmt, daß wir aus der Fassung waren, als Du Dich entschieden hattest, ... [dorthin] zu gehen. Doch wir akzeptieren Deine Entscheidung und denken, daß es wahrscheinlich das Beste für Dich ist. Du scheinst dort glücklich zu sein, und das ist die Hauptsache. Wir können Deine religiöse Denkweise zwar nicht akzeptieren, aber das sagt nichts darüber aus, ob sie richtig oder falsch ist.“
Warum nicht die Hoffnungen, die deine Eltern in dich setzen, als einen Ausdruck ihres Vertrauens zu dir betrachten, anstatt dich über ihre Forderungen zu ärgern? Zeige Respekt, wenn du mit ihnen darüber diskutierst, ob ihre oder deine Erwartungen geändert werden sollten.
[Herausgestellter Text auf Seite 15]
„Setze dich mit deinen Eltern zusammen, wenn alle in guter Stimmung sind, und laß sie dich so sehen, wie du dich selbst siehst“, empfiehlt eine Jugendliche
[Bilder auf Seite 16]
Hast du das Empfinden, daß du unter Streß stehst, weil deine Eltern dein Leben planen?