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Erwachet! 1985
g85 8. 11. S. 26-27

Als die Erde bebte, reagierten sie

Von unserem Korrespondenten in Chile

DIE Erde bebte immer heftiger. Wir liefen zur Tür unseres Zimmers. Diejenigen, die sich in der Küche aufhielten, versuchten, die Schranktüren zuzuhalten, während eine Etage über uns Bücher, Flaschen, Zimmerpflanzen, Geschirr und Marmeladengläser krachend auf den Boden fielen. Wir fragten uns, wie lange das Beben wohl anhalten werde.

Natürlich haben wir nicht auf die Uhr gesehen, aber in den Zeitungen stand am nächsten Tag, das Beben habe zwei Minuten gedauert. Man mag zwar denken, zwei Minuten seien keine sehr lange Zeit, doch ich kann versichern, daß man überrascht ist, wie lang sie einem erscheinen, wenn der Boden unter den Füßen schwankt.

Es war genau 19.47 Uhr, als am Sonntag, dem 3. März 1985, hier in Santiago (Chile) die Erde zu beben begann. Wir ruhten uns gerade in unserem Zimmer im Zweigbüro der Wachtturm-Gesellschaft etwas aus. Andere Mitarbeiter tranken in der Küche eine Tasse Tee.

Durch das Erdbeben fiel für mehrere Stunden der Strom aus. Deshalb holten wir Taschenlampen, Kerzen und Transistorradios hervor. Der Rundfunk brachte in den Nachrichten, daß die Küstengebiete und die älteren Stadtteile von Santiago schwer betroffen seien. „Wie es wohl unseren Glaubensbrüdern dort gehen mag?“ fragten wir uns. Wir konnten keine telefonische Verbindung mit ihnen bekommen — die Leitungen waren überlastet und in den betreffenden Gebieten zudem unterbrochen. Der erste Anruf erreichte uns von der Baustelle unseres neuen Zweigbüros. Wie erleichtert wir waren, als wir erfuhren, daß alles in Ordnung war und daß das neue Fabrikgebäude standgehalten hatte! Nur eine einzige Ziegelwand, die am Morgen desselben Tages im Bürobereich gemauert worden war, war eingestürzt.

In der folgenden Nacht haben nur wenige von uns ruhig geschlafen. Wir waren gerade eingeschlafen, als ein Beben unsere Betten erschütterte und uns aufweckte. Am nächsten Morgen berichteten die Zeitungen über den Schaden und brachten Bilder von den Verwüstungen, die das Erdbeben angerichtet hatte, das eine Stärke von 7,7 auf der Richter-Skala erreicht hatte. Ganze Städte waren ohne Wasser und Strom. Brücken waren zerstört. Mehr als 140 Menschen hatten ihr Leben verloren, und schätzungsweise 150 000 waren obdachlos. Der Sachschaden belief sich umgerechnet auf ungefähr 1,8 Milliarden Dollar. Ja sogar an der Atlantikküste, im 1 350 Kilometer entfernten Buenos Aires (Argentinien), war das Erdbeben zu spüren gewesen. An den 3. März 1985 wird man sich hier noch lange erinnern.

Schnelle Hilfe benötigt

Unverzüglich trafen wir Vorkehrungen, verschiedene Mitarbeiter unseres Zweigbüros in Orte wie Machalí, Melipilla, Rengo, San Antonio, Valparaíso und Viña del Mar zu senden. Warum? Um zu erfahren, wie es unseren Glaubensbrüdern ging und was sie am dringendsten benötigten.

Überall bot sich ein Bild der Verwüstung. Zwar waren die größten Schäden an den älteren Lehmhäusern entstanden, aber auch einige moderne Gebäude waren in Mitleidenschaft gezogen worden, wie zum Beispiel das achtstöckige Apartmenthaus in Reñaca, das so sehr erschüttert worden war, daß es sich neigte wie der Schiefe Turm von Pisa. Es war abbruchreif.

Und wie war es unseren christlichen Brüdern ergangen? Hunderte von ihnen hatten zwar ihr Haus und ihre bewegliche Habe verloren, aber wir freuten uns sehr, zu erfahren, daß keiner der etwa 16 000 Zeugen Jehovas in dem betroffenen Gebiet ums Leben gekommen war oder Verletzungen erlitten hatte. Die Versammlungen der Zeugen Jehovas in Santiago wie auch die im entfernten Punta Arenas und Iquique riefen an und fragten, wie sie helfen könnten. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und innerhalb von Stunden trafen Nahrungsmittel, Kleidung, Decken und andere Hilfsgüter ein. Schon bald waren unsere beiden Lastwagen, die insgesamt 5 Tonnen transportieren konnten, beladen und unterwegs. Als sie spät am Abend zurückkehrten, waren so viele Spenden eingegangen, daß eine weitere Fahrt geplant werden konnte. Und so ging es nahezu zwei Wochen weiter.

Am zweiten Wochenende nach dem Erdbeben fuhren 110 freiwillige Helfer aus den nahe gelegenen Versammlungen und von der Baustelle des neuen Zweigbüros in einige der am schlimmsten betroffenen Städte und errichteten 24 Baracken aus vorgefertigten Teilen. Bis zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Berichts hatten wir 69 dieser Holzhäuser gebaut, und wir hoffen, noch weitere aufstellen zu können, bevor die schweren Regenfälle einsetzen.

Eine Versammlung schrieb uns, daß die praktische Hilfe und das Errichten der Unterkünfte ein sichtbarer Beweis dafür seien, daß wir wirklich eine Bruderschaft sind. „¡Los hermanos se pasaron!“ („Die Brüder übertrafen sich selbst!“) Auf ergreifende Weise wurden wir daran erinnert, daß wir eine internationale Bruderschaft sind, denn in den Tagen und Wochen nach dem Erdbeben riefen Zeugen aus Argentinien, Italien, den USA und der Bundesrepublik Deutschland an und erkundigten sich nach dem Wohlergehen ihrer Glaubensbrüder hier in Chile. Den Anrufen folgten großzügige Spenden, mit deren Hilfe die Bedürfnisse unserer „Familie“ befriedigt werden sollten.

Eine Zeit der Selbstprüfung

Die Schreie „Erdbeben! Erdbeben!“ und die Zerstörungen haben viele Menschen veranlaßt, über ihr Verhältnis zu Gott nachzudenken. So wurden unmittelbar nach dem Erdbeben hier in Chile viele unserer Königreichssäle von Nachbarn aufgesucht, die dort Schutz zu finden hofften. Ein Zeuge in Melipilla, der in seiner Nachbarschaft gut bekannt ist, erhielt an diesem Abend viel Besuch. Nach jedem Nachbeben suchten mehr und mehr Nachbarn bei ihm im Haus Schutz. Er schlug im Hinterhof ein Zelt auf und verbrachte dort viele Stunden bis in die Nacht hinein damit, über die Worte Jesu zu sprechen, daß es in den letzten Tagen „an einem Ort nach dem anderen Erdbeben“ geben werde (Markus 13:3-8).

In Viña del Mar hatte ein Mann das Bibelstudium abgebrochen und beteuert, er werde nie wieder in den Königreichssaal kommen. Wo war er aber in jener Nacht nach dem Erdbeben anzutreffen? Im Königreichssaal! Er und seine Angehörigen wurden willkommen geheißen und erhielten auch Unterkunft. Die Gastfreundschaft, die man ihm und seiner Familie erwies, beeindruckte ihn so sehr, daß er sich entschloß, wieder mit dem Bibelstudium zu beginnen.

Manche unserer Brüder sind nur knapp dem Tod entronnen. Ein Bruder aus der Versammlung Vicuña Rozas zum Beispiel, der gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden war, mußte noch das Bett hüten. An dem betreffenden Abend waren seine Frau und seine Tochter zur Zusammenkunft gegangen, so daß er allein zu Hause war. Nur wenige Minuten vor dem Erdbeben entschloß er sich, alle Kräfte zusammenzunehmen und aufzustehen, um seine Frau und seine Tochter bei ihrer Rückkehr mit einem Tee zu überraschen. Er ging in die Küche, und gerade als er das Wasser aufsetzte, begann das Beben. Als er in sein Zimmer zurückkehrte, war sein Bett unter den Trümmern einer 3 Meter hohen Wand begraben. Wie dankbar war er doch, daß ihm der Gedanke gekommen war, in die Küche zu gehen und Tee zu kochen!

Es war sehr glaubensstärkend, die Reaktion unserer Glaubensbrüder zu beobachten, die optimistisch blieben, obwohl sie ihre gesamte Habe verloren hatten. Viele sagten: „Unsere Häuser sind zerstört, aber nicht unser Glaube!“

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