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Erwachet! 1985
g85 22. 11. S. 4-8

Die Technik — Wie sie uns beeinflußt

IN Goethes Ballade Der Zauberlehrling kam der Lehrling auf den Gedanken, sich mit Hilfe der unheimlichen Macht seines Meisters die Arbeit zu erleichtern. Er befahl einem Besen, für ihn Wasser heranzuschleppen. Doch er wußte nicht, wie er seiner Herr werden sollte, daher mußte er zusehen, wie der gehorsame, aber geistlose Diener so viel Wasser ins Haus beförderte, daß alles überschwemmt war. Natürlich ging die Geschichte glücklich aus — der Meister kam zu Hilfe.

Wie der Besen des Lehrlings, so ist die Technik im allgemeinen ein machtvolles Werkzeug. Sie bietet die Möglichkeit, mehr zu leisten, die Arbeit zu erleichtern und vielleicht sogar angenehmer zu gestalten. Hat man die Technik aber nicht unter Kontrolle oder wird sie mißbraucht, dann kann auch sie eine verheerende, ja verhängnisvolle Macht entfalten.

Ein treffendes Beispiel ist das Auto. Ohne Frage hat es der Gesellschaft im allgemeinen viele Vorteile und großen Nutzen gebracht. Doch wer könnte die Nachteile leugnen, wie Luftverschmutzung und Lärmbelästigung sowie Tote und Verletzte bei Unfällen? Somit gereicht uns diese technische Neuerung nur zum Teil zum Segen.

Doch der Einfluß der Technik reicht viel weiter. Unsere moderne Welt ist von der Technik so sehr durchdrungen, daß diese nicht nur unsere Arbeit und unser Leben verändert, sondern auch unsere Wertvorstellungen, uns selbst und die Gesellschaft als Ganzes. Hier erhebt sich die Frage: Haben wir die Technik weise eingesetzt, das heißt zu unserem Segen, oder beherrscht die Technik unser Leben zu unserem Schaden?

Ohne Zweifel haben heute die meisten auf diese oder jene Weise aus dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt Nutzen gezogen. Sowohl in den Industrieländern als auch in den Entwicklungsländern hat die Technologie in fast allen Lebensbereichen zu zahlreichen materiellen Vorteilen geführt. Allem voran hat der Einsatz von Maschinen, Düngemitteln, Pestiziden und verbessertem Saatgut die Nahrungsmittelversorgung für einen großen Teil der Weltbevölkerung verbessert. Aufgrund der Fortschritte in der Medizin erfreuen sich viele einer besseren Gesundheit, und die Lebenserwartung ist gestiegen. Auto und Flugzeug haben es vielen Menschen ermöglicht, die Welt zu bereisen, und durch die Entwicklungen in der Elektronik und im Computerwesen sowie durch den Einsatz von Satelliten kann man verhältnismäßig einfach weltweit Kontakte pflegen. Dem einzelnen hat die Technik sehr viel mühsame Arbeit abgenommen — auf der Arbeitsstelle und zu Hause.

In den technisch fortgeschrittenen Ländern spricht man gern von der „guten alten Zeit“. Trotzdem wären nur wenige bereit, auf die zahlreichen zeit- und arbeitssparenden Hilfsmittel zu verzichten, da sie inzwischen eine Selbstverständlichkeit geworden sind und man sich im Alltag daran gewöhnt hat. Die Technik ist tatsächlich ein nützlicher Knecht geworden, denn wie jemand einmal sagte, ermöglicht sie es dem Durchschnittsbürger, heute so zu leben, „wie es sich früher nicht einmal Könige leisten konnten“.

Alles in allem ist die Lage dennoch nicht rosig. „Die massiv vorangetriebene Technisierung der Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten hat zwar einen immensen Nutzen mit sich gebracht“, schrieb Colin Norman, Wissenschaftler am Worldwatch Institute, „doch die Beweise mehren sich, daß gewisse technische Entwicklungen viele dringende Gesellschafts- und Umweltprobleme eher verschlimmert als gelöst haben.“

Da wäre zuerst der Einfluß der Technik auf die Umwelt. Der frühere US-Innenminister, Stewart Udall, prägte den Begriff „lautlose Krise“ und beschrieb die Lage in seinem Land wie folgt:

„Unsere Nation ist führend in der Welt, was Wohlstand und Macht betrifft, sie ist aber auch führend in der Degeneration der Heimat des Menschen. Wir haben die meisten Autos und die schlimmsten Schrotthalden. Wir sind das mobilste Volk auf der Erde und stehen am häufigsten in Staus. Wir erzeugen die meiste Energie und atmen die schlechteste Luft. Unsere Fabriken produzieren mehr als andere, und unsere Flüsse sind die schmutzigsten von allen. Wir haben das reichhaltigste Warenangebot und die häßlichsten Reklametafeln.“

Somit wird den Behörden und der Öffentlichkeit allmählich bewußt, welch hohen Preis wir für das schnelle technologische Wachstum bezahlen, das wir so bereitwillig willkommen heißen. Die Regierungen könnten zwar weitere Umweltschäden verhüten, wenn sie einfach gegen die Verschmutzer vorgingen. Aber Industrie und Handel verschaffen den Menschen Arbeit, den Gemeinden Wohlstand und den Regierungen Einkünfte. Das trifft besonders auf die Entwicklungsländer zu. Daher argumentiert man, der materielle Nutzen der Technologie wiege die Einbuße an sauberer Luft, sauberem Wasser und sauberem Boden wieder auf.

Die Technologie, so versichert man, werde früher oder später mit Lösungen für diese Probleme aufwarten. In Wahrheit ist das technologische Know-how bereits vorhanden, so daß man die Schädigung aufhalten oder sogar rückgängig machen könnte. Das würde allerdings Geld kosten, und zwar nicht wenig. Zum Beispiel würde die Beseitigung der 786 Giftmüllhalden, die die amerikanische Regierung als gefährdend eingestuft hat, Mittel in Höhe von 7,5 bis 10 Milliarden Dollar verschlingen — eine Summe, die niemand aufbringen will.

Der Einfluß der Technologie auf die Qualität der Arbeit und den Beschäftigungsstand ist von jeher ein Diskussionsthema. Schon immer hat man befürchtet, die Einführung neuer Maschinen werde die Menschen arbeitslos machen. Zu Beginn der industriellen Revolution fühlten sich die Textilarbeiter in Nottingham (England) so bedroht, daß sie bei den berüchtigten Aufständen der Ludditen (1811/12) Hunderte neuer Maschinen zerstörten.

Der Siegeszug der industriellen Revolution läßt einem all diese Aktionen heute lächerlich erscheinen. Doch die Einführung der computerisierten Automation und der Büro- und Industrieroboter löst in gewissen Bereichen Ängste aus. Einige lenken von solchen Ängsten jedoch mit dem Hinweis ab, die Computertechnologie schaffe neue Arbeitsplätze — hochqualifizierte technische Tätigkeiten, wie zum Beispiel das Entwerfen, das Bedienen und das Programmieren von Computern —, für die die freigestellten Beschäftigten nach einer Umschulung wieder benötigt würden. Andere verweisen auf bedrohlich hohe Arbeitslosenziffern in weltweiten Statistiken und behaupten, die Spitzentechnologie habe die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt.

Nach neueren Forschungen an der Stanford-Universität führen „technische Neuerungen nicht nur zu Entlassungen, sondern auch zu einem verhältnismäßig geringen Bedarf an Arbeitskräften in der Industrie“. Die Forscher weisen darauf hin, daß man oft beeindruckt ist, wenn man von den vielen neuentstandenen Berufszweigen in der Computerindustrie hört. In Wirklichkeit ist das aber nur ein Bruchteil des gesamten Arbeitsmarktes. Nach Schätzungen des Büros für Arbeitsstatistik wurden zum Beispiel von 1972 bis 1982 in den USA über 600 000 hochtechnisierte Arbeitsplätze geschaffen. Das waren jedoch nur ungefähr 5 Prozent der Gesamtzunahme an Arbeitsplätzen in diesem Zeitraum. Mit anderen Worten: Im Durchschnitt bot der Arbeitsmarkt lediglich einem von zwanzig einen Arbeitsplatz in hochtechnisierten Industrien.

Für manche ist das Versagen der Technologie, die Arbeit erwartungsgemäß anspruchsvoller zu gestalten, weit enttäuschender als deren Unfähigkeit, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die meisten stellen sich einen hochtechnisierten Arbeitsplatz als in gewissem Grade anspruchsvoll vor. Ein Arbeitsexperte beobachtete hingegen, daß zwar einige der Arbeitsplätze „anspruchsvoll und herausfordernd“, die meisten aber „unglaublich anspruchslos und stumpfsinnig sind“. Anstatt mühsame Arbeiten zu beseitigen, sind die Arbeitsplätze in hochtechnisierten Industriebereichen meist monoton; sie werden weitgehend überwacht und erfordern wenig technisches Können. Im Unterschied zu den herkömmlichen Arbeitsplätzen, an deren Stelle sie getreten sind, werden sie oft unterdurchschnittlich bezahlt.

Am meisten fragen wir uns vielleicht nach dem Einfluß der Technik auf den Menschen selbst. Allgemein klagt man, die Massenproduktionstechniken und die computerisierte Automation minderten den Wert der Individualität, des Urteilsvermögens und der Berufserfahrung des Beschäftigten. Diese Ansicht vertritt Karen Nussbaum, Direktorin einer Arbeitervereinigung, die ins Feld führt, daß um der Produktivität willen „die Arbeitsplätze überwacht und immer mehr aufgegliedert werden — das heißt, die Beschäftigten bewältigen einen immer kleineren Bruchteil der Gesamtaufgabe. Der Mensch wird wie ein Zusatzgerät eingesetzt. Das ist entwürdigend.“

Daraus erwächst ein Gefühl der Entfremdung, oder man erkennt den Sinn der Arbeit nicht und vermißt das Erfolgserlebnis. Vielen fällt es schwer, ein echtes Interesse an ihrer Arbeit zu entwickeln, wenn sie tagaus, tagein in einem großen Betrieb arbeiten und immer die gleiche Kleinarbeit verrichten. Selten bekommen sie das Endprodukt ihrer Tätigkeit zu Gesicht, und sie sind, abgesehen von ihrem Gehalt, auch nicht am Gewinn beteiligt. Infolgedessen entsteht nach Meinung von Murray Turoff, Professor am Technischen Institut in New Jersey, „eine Generation von Beschäftigten, denen die Betriebsverbundenheit fehlt und die im allgemeinen gleichgültig sind“.

Selbst wer nicht im technischen Bereich beschäftigt ist, wird von der Technik beeinflußt. Die Technik ist in so zahlreiche Bereiche des Alltagslebens vorgedrungen — Haushalt, Verkehr, Unterhaltung usw. —, daß viele es wahrscheinlich schwierig fänden, in einer weniger technisierten Gesellschaft zu leben. Jacques Ellul bemerkt in seinem Buch La Technique, daß „das Denken des modernen Menschen durch und durch von technischen Wertvorstellungen bestimmt ist und seine Zielvorstellungen nur in technisch erreichbarem Fortschritt und Glück bestehen“. Nach Ansicht der zuvor zitierten Professorin M. E. Clark haben wir „dadurch, daß wir die Technik mit offenen Armen aufgenommen haben, ein sehr kurzlebiges System akzeptiert: eine hedonistische Gesellschaft, die nicht an die Zukunft denkt“.

Über die gegenwärtige Gefahr einer Vernichtung der gesamten Menschheit ist schon viel gesagt worden. Ein Großteil der Gefahr geht aber unleugbar zu Lasten der Technologie, die furchteinflößende Kriegswaffen hervorgebracht hat — angefangen von Pfeil und Bogen bis hin zur Laser-Weltraumwaffe. Ein Musterbeispiel war zweifellos die Entwicklung der ersten Atombombe in nur drei Jahren, von Juni 1942 bis Juli 1945.

Was hat uns aber diese beispiellose technologische Meisterleistung beschert? Sie setzte einen Rüstungswettlauf in Gang, der eine besondere Situation geschaffen hat. Man bezeichnet sie als MAD — Mutual Assured Destruction (gegenseitig gesicherte Zerstörung). Vielleicht noch besorgniserregender ist die Tatsache, daß mehr und mehr Nationen das technische Wissen erhalten, das ihnen die Herstellung von Kernwaffen ermöglicht.

„Offensichtlich ist in den vergangenen Jahrzehnten etwas falsch gelaufen“, bemerkte der bekannte Wissenschaftler und Umweltschützer René Dubos. „Mehr Gewalt über die Natur schafft keinen inneren Frieden und keine Sicherheit; wirtschaftlicher Wohlstand macht die Menschen weder wohlhabender noch glücklicher; technische Neuerungen schaffen wiederum Probleme, die fortlaufend die Entwicklung neuer Gegentechnologien erfordern.“ Er fügte hinzu: „Es drängt sich das Gefühl auf, daß die Wissenschaftler bisher nicht gelernt haben, ihre Aufmerksamkeit den betrüblichen Aspekten der modernen Welt zu schenken, die ihren Ursprung in der technischen Wissenschaft haben.“

Somit können wir nicht wie der Zauberlehrling in der Ballade den „Meister“ — Wissenschaftler und Technologen — zu Hilfe rufen. In diesem Fall kommt der „Meister“ selbst nicht gegen die Flut der Probleme an, die der kurzsichtige Mißbrauch der Technik ausgelöst hat. Selbstverständlich braucht man jetzt nicht dringend mehr Technologie, sondern eine Regierung oder eine Supermacht, die den Menschen rettet, indem sie alle entzweienden Elemente beseitigt.

Von einer solchen Regierung ist in der Bibel die Rede: „Der Gott des Himmels [wird] ein Königreich aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. Und das Königreich selbst wird an kein anderes Volk übergehen. Es wird alle diese Königreiche [die heutigen] zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und selbst wird es für unabsehbare Zeiten bestehen“ (Daniel 2:44). Dieses Königreich ist nichts anderes als das messianische Königreich Gottes in den Händen Jesu Christi.

Unter der friedevollen Herrschaft des Königreiches Gottes werden Projekte verwirklicht werden, von denen die heutigen Technologen nur träumen können. Ausgetrockneter Boden und Wüsten werden fruchtbar werden. Für alle wird es lohnende und sinnvolle Arbeit geben. Blinde, Lahme, Taube und Stumme werden von ihren Behinderungen geheilt werden. Und selbst der Tod wird besiegt werden. (Siehe Jesaja 35:1, 5-7; 65:21-23.)

[Herausgestellter Text auf Seite 6]

„Der Mensch wird wie ein Zusatzgerät eingesetzt. Das ist entwürdigend.“

[Herausgestellter Text auf Seite 8]

„Offensichtlich ist in den vergangenen Jahrzehnten etwas falsch gelaufen“

[Bilder auf Seite 5]

Wiegt der materielle Nutzen den Preis auf, den wir bezahlen müssen — saubere Luft, sauberes Wasser, sauberer Boden und unsere Gesundheit?

[Bildnachweis]

Fotos: WHO

[Bild auf Seite 7]

Die meisten hochtechnisierten Arbeitsplätze sind „unglaublich anspruchslos und stumpfsinnig“

[Bild auf Seite 8]

Wissenschaftler haben die Probleme nicht lösen können, die ihre Technologie hervorgerufen hat. Wer wird sie lösen?

[Bildnachweis]

Foto: US Air Force

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