Weihnachtsgeschenke — Bereiten sie Freude oder Enttäuschung?
DER folgende Brief an den Weihnachtsmann ist typisch für viele Briefe, die Kinder geschrieben und den Eltern oder Lehrern überreicht haben, nachdem sie ihnen das Versprechen abgenommen hatten, die Briefe ordnungsgemäß mit der Post zum Nordpol zu schicken:
„Lieber Weihnachtsmann!
Wie geht es Dir? Mir geht es gut. Ich wünsche Dir ein schönes Weihnachtsfest. Ich hoffe, Du hast viele schöne Spielsachen, weil ich mir viele schöne Dinge wünsche. Zuerst möchte ich gern ein kleines Brüderchen. Mein Papa hat gesagt, daß Du am Nordpol keine Babys hast. Du kannst mir statt dessen einen kleinen Hund mitbringen. Ich möchte eine Schrotflinte, ein Maschinengewehr, ein Zehngangrad und ein Tonbandgerät. Oh, übrigens, Weihnachtsmann, dies wird der letzte Brief sein, den ich Dir schreibe, weil ich nächstes Jahr nicht mehr an den Weihnachtsmann glaube. Aber dieses Jahr glaube ich noch an ihn.“
Erkennst du diesen Brief wieder? Kommt er dir irgendwie bekannt vor? Klingt er möglicherweise wie einer der Briefe, die du als Kind geschrieben hast? Jedes Jahr gehen in vielen Ländern bei den Postämtern Millionen solcher Briefe ein, die von hoffnungsvollen Kindern geschrieben und an diesen legendären Geschenkelieferanten adressiert sind, den sie liebevoll „Weihnachtsmann“ nennen.
Nur wenige Kinder erwähnen in ihrem Brief das Wort „Bitte!“, und noch seltener verwenden sie den Ausdruck „Danke schön!“ Einige Briefe rühren das Herz, andere triefen förmlich vor Habgier. Je jünger das Kind, um so bescheidener die Wünsche. Je älter das Kind, desto mehr Geschenke sind erforderlich, um es zufriedenzustellen, weshalb es im darauffolgenden Jahr noch größere und ausgefallenere Geschenke erwartet.
Für jeden Lebensabschnitt des Kindes hat man Spielsachen entworfen. Es gibt Spielsachen, die lehrreich sind, die Geschicklichkeit erfordern oder zur Gewalttätigkeit anregen. Manche Spielsachen halten einer starken Belastung stand, andere gehen kaputt, wenn man sie ein paar Tage benutzt hat. Es gibt sichere Spielsachen und solche, die so gefährlich sind, daß sich die Behörden ernsthaft bemühen, sie aus dem Handel zu ziehen. Einige Spielsachen haben ein dämonisches Aussehen, so z. B. Bälle mit grotesken Gesichtern, die derart furchterregend wirken, daß sie Alpträume hervorrufen können. Dennoch waren sie der Verkaufsschlager des letzten Jahres — trotz des Widerstandes von Eltern. Vor dem Fest werden die Kinder über zwei Monate lang auf Weihnachten eingestimmt. Angeblich erfüllt die Freude des Gebens und des Nehmens die Luft.
Enttäuschung stellt sich ein
Aber leider ist die freudige Erregung nach ein paar Tagen verflogen. Das Kind hat schon keinen besonderen Spaß mehr an seinen Geschenken, ob es viele sind oder wenige. Die Wirklichkeit hat nicht den Erwartungen entsprochen. Langeweile ist die Folge. Der Glanz des Weihnachtsfestes und all die Geschenke, die es bekommen hat, waren nicht das erhoffte Allheilmittel. In einem Kommentar zu diesem Thema erklärte die Kinderpsychologin Dr. Nancy Hayes, daß es in der Weihnachtszeit „die meisten Fälle von Depressionen und Selbstmord unter Kindern gibt“. Sie erwähnte, daß viele Kinder deprimiert sind, wenn ihnen das Weihnachtsfest nicht die erwartete „Zauberlösung der Probleme“ bringt. Man stelle sich auch ihre spätere Bestürzung vor, wenn sie erfahren, daß der Weihnachtsmann nur erfunden ist und daß ihre Eltern sich die größte Mühe gegeben haben, eine Lüge aufrechtzuerhalten.
Somit wird Kindern von klein auf beigebracht, zur Weihnachtszeit um Geschenke zu bitten — sogar schriftlich — und sie dann zu erwarten. Dies trifft allerdings nicht nur auf Kinder zu. Die Freundschaft zwischen Erwachsenen wird manchmal am Wert der Geschenke gemessen, die man sich gegenseitig macht. Häufig ist das Verhältnis zum Zerreißen gespannt, weil das Geschenk, das man dem anderen gegeben hat, wertvoller ist als das, was man von ihm bekommen hat. Möglicherweise haben die Worte „Es kommt auf den Beweggrund an“ zu keiner anderen Zeit des Jahres so wenig Bedeutung.
Kreditkarten nähern sich der Grenze ihrer Kaufkraft. Das unkontrollierte Ausstellen von Schecks führt dazu, daß man das Bankkonto überzieht. „Kaufbeutezüge“ in überfüllten Geschäften strapazieren die Nerven. Beim Anblick zerrender und grapschender Käufer, die buchstäblich um ergatterte Waren kämpfen, zieht sich sogar der Tapferste zurück. Schmerzende Füße und die Qual der Wahl machen diese Winterzeremonie zu einer regelrechten Nervenmühle. All dies geht an den Weihnachtsgeschenkekäufern nicht spurlos vorüber.
Ein Verkäufer bemerkte: „Man kann beobachten, wie die Kunden hektisch bemüht sind, Geschenke einzukaufen, dabei aber ein recht griesgrämiges Gesicht machen. Die Leute schenken nicht von Herzen.“ Wundert es einen dann, daß ein Geistlicher das Weihnachtsfest als „die jährlich wiederkehrende Zeit der Depressionen und Neurosen“ bezeichnete?
Was die Enttäuschung noch verschlimmert, ist die Tatsache, daß viele aus einem Pflichtgefühl heraus und oft aus selbstsüchtigen Beweggründen Geschenke kaufen und geben. Ein Professor der Soziologie sagte: „Der Schenkende hat außer der Sorge, erraten zu müssen, was dem anderen gefallen könnte, die Sorge, ihm ein vorteilhaftes Image von sich zu vermitteln.“
Was ist der geschäftigste Tag der Weihnachtszeit? Häufig der Tag nach Weihnachten. Dann sind die Geschäfte bis zum Bersten mit Menschen gefüllt, die Geschenke bekommen haben und sie zurückgeben möchten — viele lassen sich das Geld ausbezahlen. Doch hätte man ihnen Bargeld geschenkt, wären sie über das gewöhnliche Geschenk verärgert gewesen. Somit war oftmals alles ganz umsonst: die maßlose Frustration, die Nervenanspannung, die müden Knochen, die griesgrämigen Menschenmengen, das Durchprüfen von buchstäblich Hunderten von Gegenständen, das Packen, das Einwickeln, das Binden von Schleifen. So viele Geschenke sind mit so wenig Wertschätzung entgegengenommen worden.
Für viele ist Weihnachten kein „frohes Fest“.
Schenken kann man zu jeder Zeit
Aber welch eine Freude ist es doch, wenn eine Familie zusammenkommt und sich der liebevollen Gemeinschaft erfreut! Das Überreichen von Geschenken kann auch ein Ausdruck von Herzen kommender Liebe sein. Jesus selbst ermunterte Christen, ‘sich im Geben zu üben’. Und welcher Christ oder Nichtchrist zitiert nicht des öfteren die Worte Jesu: „Beglückender ist Geben als Empfangen.“ (Lukas 6:38; Apostelgeschichte 20:35)? Sicherlich ist das Schenken nicht auf eine bestimmte Zeit im Jahr beschränkt. Doch es gibt einen triftigen Grund, weshalb das Schenken zu Weihnachten bedenklich ist.
Das eigentliche Problem in Verbindung mit Weihnachten besteht darin, daß dieses Fest auf Unwahrheit beruht. Angeblich wurde Jesus um die Weihnachtszeit geboren. Wie ist das jedoch möglich, wenn die Bibel nicht einmal sein Geburtsdatum angibt? In Wirklichkeit fällt das Weihnachtsfest in die gleiche Zeit wie die „Geburt“ der Sonne — ein Ritual der Sonnenanbetung.
In seinem Buch The Story of Christmas (Die Geschichte des Weihnachtsfestes) schreibt Michael Harrison: „Als erstes muß erwähnt werden, daß trotz der Bemühungen zahlloser Gelehrter bisher nicht nachgewiesen werden konnte, an welchem Tag ... Christus geboren wurde.“ Nur über seinen Todestag macht die Bibel genaue Angaben, und das ist der einzige Tag, der gemäß Jesu Anweisungen von seinen Nachfolgern, den wahren Christen, gefeiert werden sollte. Es überrascht demnach nicht, daß in dem Werk The New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge darüber zu lesen ist: „Es ist geschichtlich nicht nachweisbar, daß in der apostolischen oder am Anfang der nachapostolischen Zeit der Geburtstag unseres Herrn gefeiert wurde.“
Denke nun einmal unvoreingenommen über folgende Fragen nach: Würde Jesus ein Fest befürworten, durch das er angeblich geehrt wird, das aber von heidnischen Riten und Bräuchen durchsetzt ist? Würde er Feiertage gutheißen, wenn an diesen Tagen mehr Morde passieren als zu irgendeiner anderen Zeit des Jahres und sie sich durch unchristliche Trinkgelage sowie durch einen unanständigen Lebensstil auszeichnen, gegen den keiner etwas einzuwenden hat? Würde er ein Fest billigen, das dafür bekannt ist, daß es Depressionen, Neurosen und Selbstmorde verursacht? Für wahre Christen liegt die Antwort klar auf der Hand.
Statt eine bestimmte Zeit des Jahres dafür zu reservieren, andere zu beschenken, wird eine freigebige Person feststellen, daß es immer passend ist zu geben, weil es den Gebenden beglückt und den Empfänger erfreut. Geschenke in Form von Zeit, Energie, Zuneigung, Freundlichkeit, ermunternden Worten und auch materiellen Dingen, die benötigt werden, erfreuen und beglücken sowohl den Gebenden als auch den Empfänger.