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Erwachet! 1987
g87 22. 12. S. 3-5

Risse im Gebäude

Von unserem Korrespondenten in Frankreich

DIE mächtigen Türme der Kathedrale Notre-Dame in Paris schienen an jenem besonderen Tag zu symbolisieren, wie gefestigt die traditionelle katholische Kirche ist. Über den großen Vorplatz des im 12. Jahrhundert errichteten Gebäudes zog zum Gedenken an Mariä Himmelfahrt eine feierliche Prozession.

Befremdend war jedoch, daß sich am selben Tag, dem 15. August 1986, nur ein paar hundert Meter von der Seine-Insel entfernt, vor der katholischen Kirche Saint-Nicolas-du-Chardonnet eine Gegenprozession bildete. Auf ihrem Weg durch das Quartier Latin schlossen sich ihr mehrere tausend Katholiken an, weit mehr, als der offiziellen Feier vor der Kathedrale Notre-Dame beiwohnten. Beide Prozessionen waren von katholischen Priestern organisiert worden, und beide fanden zu Ehren Mariens statt. Warum feierte man dasselbe katholische Fest mit zwei konkurrierenden Prozessionen?

Dieser Vorfall veranschaulicht treffend, daß die katholische Kirche von heute von Rissen durchzogen ist. Sie breiten sich in alle Richtungen aus, durchziehen das gesamte Mauerwerk und lassen es von links nach rechts und von oben bis unten auseinanderbrechen.

Progressisten gegen Traditionalisten

Auf der Linken sind die progressiven oder liberalen Katholiken. Viele von ihnen liebäugeln mit der Befreiungstheologie, die ihren Ursprung in Lateinamerika hat. Wörter wie Ökumenismus, Sozialismus und selbst Kommunismus sind ihnen alles andere als fremd. Aber nicht alle Katholiken sind für die Befreiungstheologie, selbst nicht in Lateinamerika. In Brasilien zum Beispiel ist die katholische Geistlichkeit in Progressisten und Traditionalisten aufgespalten.

Bei den traditionalistischen Katholiken handelt es sich vorwiegend um Konservative des rechten Flügels. Sie glauben, das Zweite Vatikanische Konzil habe Reformen Tür und Tor geöffnet, die den traditionellen Katholizismus verraten würden. Sie beharren darauf, die Messe in lateinischer Sprache zu halten, und lehnen jede Verbrüderung mit Protestanten oder politischen Linken ab.

Die Katholiken, die der Hauptströmung angehören, sind zwar am zahlreichsten, aber nicht mehr notwendigerweise am eifrigsten. Sowohl die Progressisten als auch die Traditionalisten meinen, daß der Katholizismus der Mitte an Leben einbüße, die einen, weil zuwenig, die anderen, weil zuviel reformiert werde. Zahlreichen Progressisten gehen die Reformen nicht weit genug, und ihrer Meinung nach tritt die Kirche zu zaghaft zugunsten der Armen ein. Die Traditionalisten sind davon überzeugt, daß sich der nachkonziliare Katholizismus aus dem Dasein reformiert.

Beide Richtungen sind auf allen Ebenen von weiteren Rissen durchzogen. Die Katholiken sind in Glaubens- und Sittensfragen gespalten. Glaubensansichten wie die katholischen Dogmen vom Höllenfeuer und vom Fegefeuer, von der Erbsünde und sogar von der Dreieinigkeit sind in der katholischen Kirche nicht mehr unanfechtbar. Gemäß einer neueren Umfrage, die in Frankreich, der „ältesten Tochter der Kirche“, durchgeführt wurde, äußerten 71 Prozent der befragten französischen Katholiken Zweifel über ein Weiterleben nach dem Tod, 58 Prozent leugneten die Existenz der Hölle, 54 Prozent glaubten nicht mehr, daß es ein Fegefeuer gibt, und 34 Prozent lehnten die Dreieinigkeit ab.

Natürlich hat die katholische Kirche weltweit zahllose Mitglieder, die fanatisch an diesen Dogmen festhalten. Aber das beweist nur, wie gespalten die Katholiken in Glaubensangelegenheiten sind.

„Die Kardinalfrage ... ist der Gehorsam gegenüber Rom“

Auf moralischem Gebiet sind die Katholiken tief gespalten, und zwar was voreheliche Beziehungen, Ehebruch und Homosexualität angeht. Viele aufrichtige Katholiken sind bestürzt über die nachgiebige Haltung von Angehörigen ihrer Kirche, zu denen auch Geistliche und sogar gewisse katholische Gelehrte gehören. Katholiken mit einer guten Moral tröstet es vielleicht, daß der Papst entschieden gegen die sexuelle Unmoral eintritt. Unterstreicht das aber nicht nur die beunruhigende Tatsache, daß die Autorität des Papstes in bezug auf solche Angelegenheiten von immer mehr Katholiken in Frage gestellt wird?

Die Londoner Zeitung Observer schrieb kürzlich: „Spannungen zwischen dem Papst und einem Großteil der Gläubigen äußern sich in sehr publik gewordenen Unstimmigkeiten über die Abtreibung, die künstliche Geburtenkontrolle, die Zulassung von Frauen zum Priesteramt und die Teilnahme von geschiedenen Katholiken an der Kommunion. Die Kardinalfrage hinter allem ist der Gehorsam gegenüber Rom.“

Bischof James Malone, früherer Vorsitzender der US-amerikanischen Bischofskonferenz, warnte vor „einer wachsenden gefährlichen Abneigung von Elementen der Kirche in den Vereinigten Staaten gegen den Heiligen Stuhl“. Er sprach von „Uneinigkeit“, „Spaltung“ und „fortschreitender Entfremdung“.

Die traditionalistischen Katholiken befinden sich dagegen in offenem Aufruhr gegen den Papst, weil er nach ihrer Meinung nicht streng genug durchgreift. An der Spitze dieser Revolte steht ein französischer Erzbischof. Er hat eine Bewegung ins Leben gerufen, die, wie der nächste Artikel zeigen wird, die katholische Kirche noch tiefer gespalten hat.

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